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Die 60er - Die Filme: The Train (Der Zug)

Die 60erDie 60er
The Train - Der Zug

Paris, August 1944: Während sich die alliierten Armeen der Stadt nähern, lässt der kunstbessesene deutsche Oberst von Waldheim eine riesige Sammlung gestohlener französischer Gemälde in einen Zug Richtung Berlin verladen.

Bei dem Versuch, den Kunstraub des Besatzungsoffiziers zu vereiteln, wird ein allseits beliebter Eisenbahner getötet. 

Der ZugDoch nun setzt Bahninspektor Labiche, ein Mitglied der Resistance, alles daran, den Zug zu stoppen - koste es, was es wolle...

Nach "SIEBEN TAGE IM MAI" flog der Schauspieler Burt Lancaster im Sommer 1963 nach Frankreich, um dort mit den Dreharbeiten zum Film "DER ZUG" zu beginnen.

Zwar sollte Arthur Penn die Regie in diesem Kriegsdrama übernehmen, doch nach drei Tagen setzten Burt Lancaster und der Produzent Jules Bricken durch, dass Penn entlassen wurde, und durch den Regisseur John Frankenheimer ersetzt wurde, mit dem Lancaster bereits die beiden Filme "DER GEFANGENE VON ALCATRAZ" (1962) und "SIEBEN TAGE IM MAI" (1964) gedreht hatte.

Die 'gute' Zusammenarbeit zwischen Burt Lancaster und John Frankenheimer überrascht etwas, denn der Regisseur Frankenheimer hatte geschworen, nach "DER GEFANGENE VON ALCATRAZ" nie mehr einen Film mit dem Schauspieler zu drehen, da es während der Dreharbeiten zu "DER GEFANGENE VON ALCATRAZ" zu Auseinandersetzungen zwischen dem Regisseur Frankenheimer und dem Schauspieler Lancaster gekommen war.

"John und Burt waren in eine hitzige Auseinandersetzung darüber geraten, wie eine Szene gedreht werden sollte. Schließlich gab John dem Kameramann seine Anweisungen.
'Was machen Sie da?', wollte Burt wissen.
'Die Kamera nimmt von hier aus auf', erklärte John.
Burt hob Frankenheimer hoch, trug ihn quer durch das Atelier und setzte ihn wieder ab. 'Von hier aus wird gedreht!'" (1)

Aus diesem Grund wollte John Frankenheimer auch nicht die Regie in dem Thriller "SIEBEN TAGE IM MAI" übernehmen, da Burt Lancaster eine der Hauptrollen im Film übernommen hatte.

Doch Kirk Douglas, der neben Burt Lancaster nicht nur eine weitere Hauptrolle in dem Filme spielte, sondern auch der Produzent des Films war, da seine Produktionsfirma Bryna Productions den Film produzierte, konnte Frankenheimer dann doch noch dazu überreden, die Regie in "SIEBEN TAGE IM MAI" zu übernehmen.

"John, ich verspreche Ihnen, dass sie derlei Probleme mit Burt während der Dreharbeiten zu Sieben Tage im Mai nicht bekommen werden.
Ich war der Boss, und ich kannte Burt. Ich hatte schon mit ihm gearbeitet...und John hatte keine Schwierigkeiten mit Burt. Er hatte Schwierigkeiten mit Ava Gardner." (2)

Der Grund für den Rausschmiss des Regisseurs Arthur Penn war, dass Burt Lancaster mehr Action-Szenen in den Film haben wollte, um ihn dadurch kommerziell erfolgreicher zu gestalten. Penn war dagegen, da im Film andere Akzente setzen wollte.

Ähnliche Auseinandersetzten hatte es auch während der Dreharbeiten zum Western "DENEN MAN NICHT VERGIBT" gegeben, wobei sich Burt Lancaster allerdings gegenüber dem Regisseur John Huston nicht hatte durchsetzen können.  

Der ZugNach dem Weggang des Regisseurs Penns wurden die Dreharbeiten zum Film "DER ZUG" gestoppt, damit das Drehbuch umgeschrieben werden konnte, das John Frankenheimer radikal änderte, so dass nur noch die Grundidee des ursprünglichen Drehbuchs erhalten blieb.
Das führte dazu, dass die Produktionskosten des Film um das doppelte (von drei auf sechs Millionen US-Dollar) anstiegen.

In dem Kriegsdrama "DER ZUG" gibt der Schauspieler Burt Lancaster eine intensive und grandiose Darstellung des französischen Bahninspektors und Résistance-Kämpfers Labiche ab, die sich sehen lassen.
Labiche setzt alles daran, nachdem mehrere Freunde und Mitkämpfer von ihm von den deutschen Soldaten getötet werden, den Zug mit den wertvollen Gemälden zu stoppen, damit dieser nicht nach Deutschland gelangt.

Aber auch die übrigen Darsteller des Films können sich sehen lassen. Paul Scofield als Oberst von Waldheim, der über Leichen geht, um die wertvollen Gemälde nach Deutschland zu bringen, Jeanne Moreau als Christine, Michael Simon als Lokführer „Papa“ Boule sowie Wolfgang Preiss als Major Herren und Richard Münch als General von Lubitz.

In dem von John Frankenheimer perfekt und abwechslungsreichen Kriegsdrama "DER ZUG", kommt trotz der Laufzeit von über 130 Minuten keine Langeweile auf, da es dem Regisseur gelingt, insbesondere auch durch das intensive Spiel der Darsteller des Films, die Spannung von Anfang bis Ende zu halten, so dass im gesamten Film keine Langeweile aufkommt.

Und so kann sich am Ende dieses hochspannenden Kriegsdramas jeder selbst die Frage beantworten, ob die 'Rettung" von Kunstwerken ein einziges Menschenleben wert ist.

Zum Ende des Artikels aber noch ein paar Worte zu der FSK-Freigabe des Films. "DER ZUG" ist erst ab 18 Jahren freigeben, was, wenn man sich den Film angeschaut hat, keinen Sinn macht.

Zumal jeder Film ab 16 Jahren, den ich kenne, nicht nur weit brutaler inszeniert wurde sondern darin auch Dutzende, wenn nicht gar hunderte von Menschen umgebracht, erschossen, in die Luft gesprengt, vergiftet werden.

So erinnere ich mich zum Beispiel an eine Szene aus dem Kriegsfilm "Die Wildgänse kommen" (ab 16 Jahren freigegeben), in dem dutzende von schlafenden Soldaten mit Zyanid getötet werden; in "Olympus Has Fallen" (ebenfalls ab 16 freigeben) werden Scharen von Secret-Service-Agenten, Polizisten, Sicherheitsleute, Zivilisten niedergemäht, in die Luft gesprengt oder in den Kopf geschossen; in dem Western "100 Gewehre" (ab 16 freigegeben) wird bei einem Angriff auf eine Zug neben vielen anderen Angreifern und Soldaten, auch ein Kind erschossen; und selbst in den Bond-Filmen "Casino Royale", "Ein Quantum Trost", "Skyfall" und "Spectre", die alle ab 12 Jahren freigeben sind, geht es heftiger zur Sache, als in dem Film "DER ZUG". Und solche Beispiele ließen sich beliebig fortsetzen.

Also aus welchen Gründen wurde der Film "DER ZUG" von der FSK erst ab 18 Jahren freigeben?

Aus dem Buch "Filme 1962 bis 1964" aus dem Jahr 1965, indem alle Filme der Jahre 1962 bis 1964 aufgelistet sind, unter anderem auch mit ihrer Laufzeit und ihrer FSK, ist zu entnehmen, dass der Kinofilme "DER ZUG", der am 6. November 1964 in die westdeutschen Kinos startete, und eine Laufzeit von 132 Minuten hatte, ab 16 Jahren freigegeben war.

Bei "dailymotion" gibt es eine deutsche Version des Films, die knapp 128 Minuten lang ist. Vermutlich die Fernsehversion des Films "DER ZUG".

Auf der Seite imdb ist der Film mit einer Laufzeit von 133 Minuten angegeben.

Der ZugSo ist zu vermuten, dass es von dem Film "DER ZUG" anscheinend verschiedene Versionen, mit unterschiedlicher Lauflängen, gibt.

Herr Paersch vom Filmconfect Home Entertainment GmbH antwortete auf meine Frage, warum denn der Film von der FSK erst ab 18 freigegeben wurde, obwohl der Film, als er 1964 in die Kinos kam, schon ab 16 Jahren freigegen wurde, folgendes:

"Der Film wurde von uns noch einmal in einer ungeschnittenen Fassung neu aufgelegt und hat deswegen, anders als bei der Kinoveröffentlichung damals, eine Altersfreigabe ab 18 erhalten."

Auch diese Aussage macht nicht viel Sinn, weil selbst in der anscheinend ungeschnittenen Fassung des Films keine Szene enthalten ist, die meines Erachtens eine FSK ab 18 Jahren rechtfertigt.

Zumal wir auch von einem Film sprechen, der aus dem Jahr 1964 stammt. Und ich kenne persönlich keinen Film, der zwischen 1960 und 1965 gedreht wurde, dessen Handlung heutzutage eine FSK-Freigabe ab 18 Jahren rechtfertigen würde.

Doch diese bisweilen recht merkwürdige FSK-Freigabe-Praxis ist mir schon des Öfteren aufgefallen. Denn nicht selten habe ich mir nicht nur die Fragen gestellt, nach welchen Kriterien die einzelnen FSK-Freigaben mancher Filme überhaupt zustande gekommen sind, sondern auch warum mancher Film schon ab 12 Jahren freigeben wurde, obwohl er eher eine Freigabe ab 16 Jahren verdient hätte. Und umgekehrt.

Ist die ungeschnittene Version des Films "DER ZUG" also nur deshalb erst ab 18 Jahren freigegeben worden, weil darin deutsche Soldaten Geiseln erschießen? Und das in Szenen, die nur wenige Sekunden dauern? Oder ein Sechzehnjähriger von einem deutschen Offizier vom Dach geschossen wird?

Was allerdings nicht sein kann, da alle diese Szenen auch in der 128minütigen Version (also in der gekürzten Version) des Films enthalten sind, die bei Dailymotion zu sehen ist.

Zumal ich auch keine Unterschiede zwischen der "ungeschnittenen Fassung" des Labels Filmconfect und der "Dailymotion-Fassung" feststellen konnte. 

Ich werde die Themen "FSK" und "FSK-Freigabe" an dieser Stelle nicht weiter behandeln, sondern sie in einem separaten Artikel noch einem im speziellen aufnehmen. Aber dazu muss ich noch einiges an Recherchearbeiten leisten. Das dauert aber seine Zeit. Bis dahin...

Der ZugDer Zug
(The Train)
USA/Frankreich 1964

Regie: John Frankenheimer
Musik: Maurice Jarre

Darsteller
Burt Lancaster als Paul Labiche
Paul Scofield als Oberst von Waldheim
Jeanne Moreau als Christine
Michel Simon als Lokführer „Papa“ Boule
Wolfgang Preiss als Major Herren
Suzanne Flon als Mademoiselle Villard
Richard Münch als General von Lubitz

FSK: Ab 18 Jahren
Laufzeit: 133 Minuten

Label: Filmconfect Home Entertainment GmbH
Veröffentlichungstermin: 11. November 2016

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© by Ingo Löchel

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