50 Jahre James Bond: DIE BOND-ROMANE - DER SPION, DER MICH LIEBTE
Der Spion, der mich liebte
Denn es ist James Bond 007 – der Mann, von dem sie hofft, gerettet zu werden; der Spion, von dem sie hofft, geliebt zu werden.
Nach FEUERBALL erschien am 16. April 1962 mit DER SPION, DER MICH LIEBTE der neunte James Bond-Roman aus der Feder von Ian Fleming, der einen etwas ungewöhnlichen 'Aufbau' präsentiert.
Zum einen ist der Roman in der Ich-Form verfasst, in der Vivienne Michel als Erzählerin und Protagonistin fungiert. Zum anderen taucht James Bond erst im letzten Drittel des Romans auf. So verkommt 007 im neunten James Bond-Roman eher zu einer Nebenfigur, der 'nur' dazu dient, Vivienne Michel vor zwei Killern zu retten.
Dieses unausgegorene Konzept funktioniert aber in keiner Weise und wirkt sich sehr negativ auf den ganzen Roman aus.
Grund hierfür ist aber auch die völlig unglaubwürdige Handlung und die nervige und bisweilen unsympathische Protagonistin, die durch ihr unselbstständiges und verkorkstes Leben ständig in ein Fettnäpfchen nach dem anderen tritt. So landet Vivienne Michel schließlich in einem Motel, wo zwei Killer auftauchen, die die unliebsame Zeugin, die zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort war, für immer zum Schweigen bringen wollen.
Und da taucht James Bond 'endlich' bzw. plötzlich im Roman auf und rettet die Frau vor den Bösewichten. Da kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, als hätte man mit DER SPION, DER MICH LIEBTE eine Kopie einer schlecht geschriebenen Abenteuer-Romanze vor sich, in der der edle Ritter die holde Maid vor den gar garstigen Übeltätern rettet.
Also von James Bond-Feeling ist in dem Roman nichts zu spüren. Da hat Ian Fleming mit DER SPION, DER MICH LIEBTE nun wirklich kein Highlight geschaffen, der nicht ohne Grund als dessen schlechtester James Bond-Roman bezeichnet wird.
Kommentare
Man(n) wird sehen,ich bin gerade erst mit dem dritten Band durch.
Ob Fleming 62 überhaupt eine signifikante weibliche Leserschaft hatte? Wäre interessant zu wissen. Bond hat ja wohl erst richtig abgehoben, nachdem JFK ihn gelobt hat; vielleicht haben ihn da die Leserinnen entdeckt. Spionageromane waren eigentlich immer eine Männerdomäne.
"Spy" ist so ein schönes Beispiel, dass ein Autor, der sich eine Fangemeinde erschrieben hat, der Dumme ist, wenn er es wagt, sein Rezept mal zu variieren. Dann prügeln alle nur auf ihn ein. Ich finde es mutig von Fleming, nach 10 Büchern ein Experiment zu wagen, vermutlich weil ihn das ewig Gleiche zu langweilen anfing. Aber so etwas wird dem Autor nun einmal nicht gedankt. Fleming hat seine Lektion ja auch danach gelernt.