JEAN MARAIS

(1913 -1998)
Nachdem Marais bei der Aufnahmeprüfung des Konservatoriums gescheitert war, besuchte er die Schauspielkurse von Charles Dullin und bezahlte diese durch seine Tätigkeit als Statist in Dullins Theater.
1933 gab Marais in ETIENNE sein Filmdebüt. Es folgten Filme wie DANS LES RUES (1933), LE SCANDALELE BONHEUR (1934), "LES HOMMES NOUVEAUX (1936). (1934),
1937 führte die Begegnung mit dem knapp 25 Jahre älteren Jean Cocteau zu einer Wendung in Jean Marais Karriere. Marais spielte Malcolm in MACBETH und wurde von Jean Cocteau für die Erstaufführung von LES CHEVALIERS DE LA TABLE RONDE (Die Ritter der Tafelrunde) engagiert.
Ein Jahr später feierte er mit dem Stück DIE SCHRECKLICHEN ELTERN auf der Bühne des Theatre des Ambassadeurs in Paris seinen ersten großen Triumph.
Die Freundschaft und Liebe zwischen dem Dichter und seinem Mimen, die in jenen Jahren begann, dauerte ein Vierteljahrhundert, bis Jean Cocteau am 11. Oktober 1963 verstarb.
1942 heiratete der Schauspieler Mila Parely von der er sich aber 1944 wieder scheiden ließ.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges gelang Marais mit Filmen wie LA BELLE ET LA BETE (Die Schöne und die Bestie, 1946), der am 8. April 1947 seine Premiere in Deutschland hatte, ein Comeback.
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Es folgten die Filme RUY BLAS, DER GELIEBTE DER KÖNIGIN (1948), DER DOPPELADLER (1948) oder DAS GEHEIMNIS VON MAYERLING (1950) oder ORPHEE (Orphee, 1950)
Vielleicht waren meine besten Filmrollen die in Orphee und in La Belle et la Bete. Aber das zu beurteilen, muss ich dem Publikum überlassen (2)
Nach Filmen wie RENDEZVOUS IN PARIS (1950), MÄNNER OHNE TRÄNEN (1953), IM SCHLAFSAAL DER GROßEN MÄDCHEN (1953) oder VERSAILLES KÖNIGE UND FRAUEN (1954), gab Jeans Marais im Mai 1954 mit dem Cocteau - Stück DIE HÖLLENMACHINE (La Machine Infernale) einige Gastspiele in Deutschland.
Ich bin begierig, das deutsche Publikum kennen zu lernen. Die Liebe der Deutschen zum Theater und zur Kunst ist mir bekannt.Es freut mich immer wieder festzustellen, dass meine Filme auch in Deutschland erfolgreich laufen. (3)
Jean Cocteau verarbeitet in seinem Drama DIE HÖLLENMASCHINE, das am 10. April 1934 im Théâtre Louis Jouvet in Paris uraufgeführt wurde, in freier Weise den antiken Ödipus-Stoff. Die Höllenmaschine ist die von den Göttern gewollte Katastrophe, der Ödipus nicht entrinnen kann.
Als junger Mensch befragt Ödipus das Delphische Orakel. Der Gott spricht: »Du wirst den Vater ermorden und die Mutter heiraten.« Deshalb glaubt er, er müsse Polybius und Merope meiden. Die Angst vor Vatermord und Inzest treiben ihn ins Verhängnis.
Bei seinem Herumziehen begegnet er eines Tages am Kreuzweg der Straßen von Delphi und Aulis einem Gefährt. Ein Pferd stößt ihn. Es entsteht Streit, ein Diener bedroht ihn; er wehrt sich durch einen Hieb mit dem Stock. Der Schlag verfehlt sein Ziel, und er hat den Herrn erschlagen.
Der tote Greis ist Laius, König von Theben. Der Vatermord ist geschehen. Das Gefolge fürchtet, in einen Hinterhalt geraten zu sein, und sucht das Weite. Ödipus ahnt nichts, er zieht weiter. Außerdem ist er jung, ein Schwärmer, bald hat er den Zwischenfall vergessen.
Als er einmal irgendwo rastet, erzählt man ihm von der Plage der Sphinx. Die Sphinx, »die geflügelte Jungfrau«, »die singende Hündin«, wütet unter der Jugend von Theben. Das Ungeheuer gibt ein Rätsel auf und tötet alle, die es nicht lösen können. Die Königin Jokaste, die Witwe des Laius, verspricht ihre Hand und ihre Krone dem Sieger über die Sphinx.
Doch es geschieht, dass der junge Ödipus als Sieger in Theben einzieht und die Königin zum Weib nimmt. Die Blutschande ist begangen.
Damit die Götter sich so recht amüsieren, muß ihr Opfer von sehr hoch herabstürzen. Jahre vergehen, voller Glück. Zwei Söhne, zwei Töchter machen die scheußliche Heirat noch ärger. Das Volk liebt seinen König. Aber das Unheil bricht los. Die Götter erheben Anklage gegen einen unbekannten Täter, daß er das Land beflecke, und verlangen seine Verfolgung. Unablässig nachforschend und wie berauscht von dem drohenden Unheil, gelangt Ödipus an das Ende der Sackgasse. Die Falle schließt sich. Alles wird klar. Jokaste erhängt sich an ihrer roten Schärpe. Mit der goldenen Brosche der erhängten Frau sticht sich Ödipus die Augen aus.
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1955 gewann Marais seinen ersten BAMBI. 1956 und 1957 folgten zwei weitere BAMBIS.
1955 mimte Jean Marais einer seiner berühmtesten Rollen, die des Edmond Dantes in in DER GRAF VON MONTE CHRISTO.
Unser neuer Graf von Monte Christo, der als Farbfilm auf Eastman Color entsteht, wird sich getreu an Alexandre Dumas halten. Ganz bewusst haben wir hier nichts geändert.
Natürlich sind wir bestrebt, den abenteuerlichen Stoff psychologisch zu vertiefen, die menschlichen Spannungen zu verdichten und dem romantischen Geschehen alles das zu geben, was nun einmal zur modernen Filmromantik gehört: Geheimnis, Glanz, Herz und den Sieg des Guten. (5)
Sein halbes Leben sitzt Edmond Dantès wegen angeblichen Hochverrats unschuldig im Kerker des berüchtigten Felsengefängnisses Chateau d'If.
Als sein Zellennachbar, der alte Abbé Faria, stirbt, lässt sich Edmond in dessen Leichensack ins Meer werfen. Von nun an nennt er sich Graf von Monte Christo und geht ans große Aufräumen. Er nimmt sich vor, seine Feinde mit ihren eigenen Mitteln zu ruinieren...
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Danach folgen Filme u. a. die Filme DES KÖNIGS BESTER MANN (La tour, prends garde!,1957), JEDER TAG BIRGT EIN GEHEIMNIS (Chaque jour a son secret, 1958),
als Henri de Lagardère in RITTER DER NACHT (Le Bossu, 1959)
Zuerst war er ja etwas zurückhaltend, als ihm das blonde Ding aus Deutschland als Partnerin vorgesetzt wurde, aber das legte sich bald, und er wurde der reizendste und aufmerksamste Kollege, den man sich nur wünschen kann. (7)
Herzog Nevers soll eine Cousine des Königs heiraten, ist aber heimlich schon lange vermählt. Er flieht, wird aber von einem Verfolger ermordet. Dieser heiratet Nevers ahnungslose Frau (Sabina Sesselmann).
Seine Tochter Aurora (auch Sabine Sesselmann) wächst bei Nevers Freund Henri de Lagardere (Jean Marais) verborgen zu einer Schönheit heran.
Packender Abenteuerfilm. (8)
und DIE PRINZESSIN VON CLEVE (La Princesse de Clèves, 1960).
Anfang der 1960er Jahre war der Schauspieler vorwiegend in Abenteuerfilmen wie LE MIRACLE DES LOUPS (Im Zeichen der Lilie (1961), LES MYSTERES DE PARIS (Der Graf mit der eisernen Maske, 1962) oder LE MASQUE DE FER (Die eiserne Maske (1962) zu sehen.
1964 mimte Jean Marais in FANTOMAS (1964) eine Doppelrolle. Zum einen mimte er den Journalisten Fandor, zum anderen den Superverbrecher Fantomas.
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Der Film war ein so großer Erfolgt, dass noch zwei FANTOMAS - Fortsetzungen gedreht wurden, wieder mit Marais als Fantomas und Fandor.
FANTOMAS GEGEN INTERPOL (1965)
Auch der zweite der drei "Fantomas"-Filme von André Hunebelle bietet einen für die Entstehungszeit temporeichen Mix aus Krimi-Spannung, Action und Humor.
Wie schon im ersten Teil läuft am Ende alles auf eine gigantische Verfolgungsjagd hinaus. Die Spezialeffekte sind nach heutigen Maßstäben schauerlich, doch ihren Reiz beziehen die Fantomas-Filme auch aus dem naiven Charme, der sich aus ihrer vollkommenen Künstlichkeit ergibt. (10)
sowie FANTOMAS GEGEN SCOTLAND YARD/FANTOMAS BEDROHT DIE WELT (1967).
Zudem mimte er den Agenten STANISLAS in den beiden Filmen GEHEIMAGENT S. SCHLÄGT ZU (1963) und RENDEZVOUS DER KILLER (1965) und den SIMON TEMPLAR in DER LORD MIT DER MP (1966).
1970 stand er in dem Fantasy Film ESELSHAUS ein einziges Mal mit Catherine Deneuve vor der Kamera.
Nach dem Tod der Königin hält der König nur eine einzige Frau für würdig, seine neue Gemahlin zu werden: die eigene Tochter.
Doch die hört auf den Rat der Fee Lilas, von einer solchen Bindung abzusehen, und flieht. Um unerkannt zu bleiben, versteckt sie sich unter einer Eselshaut. Doch ein junger Prinz macht sich auf die Suche nach ihr.
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In den 1970er und 1980er Jahren war Jean Marais vorwiegend fürs Fernsehen tätig, so u. a. in den TV Filmen VAINCRE A OLYMPIE (1977), LES PARENTS TERRIBLES (1980), CHER MENTEUR (1982) oder die Titelrolle in dem TV - Erfolg CAGLIOSTRO (1973).
1993 spielte Jean Marais zum 30. Todesjahr von Cocteau dessen Stück LES MONSTRES SACRES" im Bouffes Parisiens in Paris auf. An Marais` Seite: Michele Morgan, ebenfalls eine Legende des französischen Theaters und Films.
Drei Jahre später war der Schauspieler in STEALING BEAUTY (Gefühl und Verführung, 1996) in seiner letzten Filmrolle zu sehen.
Jean Marais verstarb am 8. November 1998 in Cannes, Alpes Maritimes, Frankreich.
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© by Ingo Löchel