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Ratlos steh' ich vor dem Tor ... alles so schön bunt hier ... die aktuellen dreihundert Bände...

1 Ratlos steh' ich vor dem Tor ...
... alles so schön bunt hier ... die aktuellen dreihundert Bände ...

... des nicht endenwollenden Endloszyklus.

Was bleibt uns eigentlich nun übrig  von den Zyklen seit Band 2700, die ja so verzahnt aneinanderhängen oder ineinander verschlungen sind und der Folge der Reise in die Jenseitigen Lande. Gilt nun mit dem  Vorwurf des Weltenbrandes  jetzt eine Anschuldigung, die (noch) nicht bewiesen wurde...


... so hat der letzte, noch nicht beendete Riesenzyklus durch seine unbeantworteten Überlappungen viele Fragen -  aber wenige Antworten hinterlassen. Was im Gedächtnis des Lesers (meine Wenigkeit) bleibt: der Tod von Ronald Tekener, das Fernparken vom umgepolten Bully und Icho Tolot und der seltsame Werdegang von Gaumarol da Bostich, der zuerst verstümmelt wurde und dann mutierte in einen Quasi-Halbhaluter. Auch Atlan ist noch verschollen in Weitfortistan...weil er durch die heutigen Autoren in seiner Charakterisierung nicht mehr adäquat beschrieben werden kann? Weil die Autoren/innen Probleme mit seinem Werdegang/seiner Persönlichkeit haben? Wollen/können die Autoren keine Gruppe gleichwertiger Wesen mehr darstellen?

Auch die Tiuphoren – Episode des Kurzzyklus hat die vorhandenen Fragen vom Vorzyklus  nicht wirklich ausführlich beantwortet, eher neue aufgeworfen...aber gut ist: Jenzeitige Scherung, wie ein Alptraum, weg iss' und vergessen...hundert Hefte überflüssig wie ein Neuroversum... und eine ganze Galaxie im Katoraum...auch weg... der Band 2900 ist auch kein wirklich neuer Anfang...alles geht weiter, vom Techno-Mahdi, der ja vielleicht endlich auftauchen soll, über den Adauresten bis zum vor 300 Bänden vorgeahnten Weltenbrand.

Haben die Autoren/Expokrateure vielleicht gemerkt, dass der Zyklus von 2700 nicht wirklich stimmig war und der Kurzzyklus von 2875 -2899 nicht wirklich thematisch die Tiuphoren-Massenmörder entsprechend sozialisiert hat?! Für die Handlung um die chaotarchische Solo-Superintelligenz aus Maschinenträumen war er auch ein wenig kurz. Wieder einmal Stoff für fünfzig nicht auserzählte Bände.

Schade, viele Handlungsstränge wurden einfach nicht fertig erzählt. Und nun schon wieder ein neuer Stapel von neuen Fragen mit dem neuen Zyklus ab Band 2900 hingeworfen, der zwar inhaltlich neue Themen bieten mag, formal aber beim alten Thema bleibt: Verzahnung im Riesenzyklus. Keine wirklich abgeschlossenen Enden. Statt dessen ein Überschwappen von Randthemen in Hunderter-zu Hunderterreihe. Wie war das noch mit der Gefahr des Weltenbrandes? Ach ja, vor dreihundert Bänden erwähnt...der Adaurest...muss ich das Thema mal aus dem Keller holen...oder vom Dachboden...hängen schon Spinnweben dran, ts, ts, ts. Vorsichtig pusten, dann abbürsten...schon lange eingestaubt...die Verschnörkelung mit rückgreifenden Altthemen nimmt rasant zu. Können wir (=ihr=die Expokrateure) nicht einmal!!! einen wirklich schönen Schnitt zu einem Doppelnullband machen und GANZ! neu anfangen...mit einem wirklich neuen Zyklus, der keine Altthemen hineinschleppt.

Auch (Achtung: Unwort) früher war das ja möglich!. Ein klarer neuer Anfang mit neuen Themen ohne allzuviel retrograde Vernetzung mit gefühlten Uraltbegriffen, die mehrere hundert Hefte her sind. (Maghan, Weltenbrand...). Was bleibt? Der Berg kreißt...gebiert eine Maus namens Thez, der, sich zeitspleißend schmollend verzieht, nachdem Atlan und die Galaktiker jahrelang Mühen mit seinen onryonischen Atopen hatten...Tifflor wurde endgültig weg operiert...hier hatte die Expokratur wieder einmal eine Gelegenheit verpasst, eine gute Figur besser auszuerzählen, anstatt ihn auf einen ewigen Sockel zu stellen als ewigen Richter...als konkrte lebendige, erzählnahe Figur in Perrys Nähe oder in der MS würde er serientechnisch besser herüberkommen.Immerhin: Der Versuch, der Zwiebelschale zu entkommen, die seit Voltz drohend über allem hängt, mag vielleicht gelingen.

Die schleichende Demontage von altbekannten Führungsfiguren setzt sich aber fort, ohne wirklich für guten, überzeugenden, schillernden Ersatz zu sorgen. Wo bleiben die wirklich guten, bemerkenswerten Charaktere, an die man sich auch noch nach achthundert Bänden erinnert? Möge die sprachliche Erzählstruktur heutzutage auch ausschweifender sein, als damals, so fehlt doch die klare Konturierung von Charakterköpfen, von bleibenden Figuren, alles verschwimmt so oberflächlich, gleitet so dahin wie eine abgeleckte Bräkerfigur aus der Bildhauerei. Das Eckige, Kantige fehlt der Serie, sie wurde erzähltechnisch zu stromlinienförmig, zu sehr Einheitsbrei. Wo sind die Figuren, die im Gedächtnis bleiben, die Charakterschädel. Das kann auch ein Monkey nicht allein herausreißen.Immerhin zeigt sich die aktuelle Handlung: Nun ist der „Wanderer“; vulgo die SI ES verschwunden, schon greifen grapschende intergalaktische Hände ihre Krallen nach der verwaisten MB aus...mal sehen, was daraus wird...inhaltlich wie erzähltechnisch...aber bitte schnörkelt nicht herum und konturiert klare Charaktere heraus, an die man sich auch noch nach fünfhundert Bänden erinnert.Schwimmt nicht so an der Oberfläche herum, kratzt nicht nur die Beschreibungen an von Personen, von Persönlichkeiten , bringt mir lebendige Wesen! Figuren, an die ich mich auch noch nach fünfhundert Bänden locker erinnere, weil sie klare, scharfe Personen sind und gut ausdifferenzierte Charaktere besitzen. Manchmal ist weniger mehr. Anstatt in sehr gutem Stil geschwurbelt und verschnörkelt dahinzuschreiben, konturiere man einen Charakter einmal mit wenigen, klaren, geradlinigen einfachen Sätzen heraus. Das bleibt im Gedächtnis.Dazu mehr Außenhandlung, weniger Reflektionen des Zweifels, des Zweiflers. Zuviele Innenansichten lähmen die Geschichte, bieten zu viele, retardierte Momente, die einem Erzählfluss nicht gut tun.Ich will wissen, was Perry tut, wie er handelt, nicht, wie er gerade drauf ist.

Als kritischer Leser beurteile ich immer so: "Würdest Du diesen Zyklus auch zehn Jahre später noch einmal lesen?" Die letzte, wirklich positive Antwort konnte ich mir mit dem Frequenzmonarchenthema bringen. Seitdem gibt es viele gute einzelne Hefte, gute Teilerzählstränge, aber der ganze Zyklus wirkt weder in Fragmenten noch simultan aufreizend genug, ihn noch einmal durchzuarbeiten.Mal sehen, wie ich in zehn Jahren darüber denke.

© 2017 by H. Döring

Kommentare  

#1 M. Karpinski 2017-03-28 23:59
Ich muss zugeben, mir macht das Lesen von PR z.Z. nur wenig Spaß. Wirkten die beiden vorhergehenden Zyklen zumindest noch, trotzt aller Probleme im Bereich Storytelling, bunt und abwechslungsreich, so war der Sternengruft-Zyklus in meinen Augen, einfach nur noch schlecht.
Mit der Auflösung der Tiuphorenhandlung muss ich Dir recht geben, das hat mich auch sehr enttäuscht.

Aber woran liegt es? Der Schreibstil der heutigen Autoren ist nicht schlechter, teilweise sogar besser als der ihrer Vorgänger. Für mich liegt das Problem, abgesehen vom chaotischen Storytelling, bei dem immer neue Fragen aufgeworfen werden aber nur ganz selten welche beantwortet, vor allem daran wieviel man von der Substanz der Serie in den letzten Paar Jahren abgebaut hat. Die derzeitigen Verantwortlichen scheinen alles was ihnen an der Serie nicht gefällt, vor allem (aber nicht nur) im Bereich Hauptpersonen rauszuschreiben. Allerdings ohne einen Ersatz dafür zu bringen. Merkwürdig finde ich auch das man am Ende dieses Zyklus mit Attilar Lecore und
Pey Ceyan ausgerechnet die beiden Hauptfiguren entsorgte die noch am ehesten Potential zu haben schienen. Dafür wird Perry Rhodan jetzt wohl dauerhaft von Ehefrau und Enkelin begleitet. Wenn die nur nicht so total persönlichkeitslos wären...
Und Perry selbst? Den erkenne ich nicht mehr wieder. Klar, die Serie ist immer mit der Zeit gegangen und so hat auch Perry Rhodan sich mit dem Zeitgeschmack verändert. Aber trotzdem blieben einige seiner grundlegenden Charakterzüge erhalten. Seit Band 2600 scheint er aber eine komplett andere Person zu sein, eine die ich nicht gerade sympatisch finde.

Am neuen Genesis-Zyklus ist lustig das man, obwohl man sich ja gerade von dieser Phase der Serie gerne distanziert und betont daß sowas heute nicht mehr laufen würde, man trotzdem mit der Lemurer Terrakotta Armee wieder auf die Scheer Era zurück greift und auch die Situation in 2901- allein in fremder Galaxis - an die Zeit zwischen 200 und 499 erinnert. Wobei ich mich sowieso schon lange frage wer eigentlich die ganzen Silberbände kauft wenn diese Era nur was für Altfans ist? Ganz ohne Nostalgie geht es wie es scheint doch nicht.
Nur leider wirkt die xte Neuauflage der alten Muster längst nicht mehr so gut wie früher.
Ob es vielleicht daran liegt das es nichts bringt ein paar Äußerlichkeiten zu kopieren wenn das was den eigentlichen Kern ausmachte fehlt?
Warum man aber nicht mal was tatsächlich Neues probiert, wenn man die Serie moderniesieren will, ist mir ein Rätsel.

Aber solange die Verkaufszahlen stabil bleiben wird man vermutlich nichts ändern, und letztlich zeigt das ja auch das es genug Leser gibt die mit der aktuellen Richtung der Serie vermutlich zufrieden sind.
#2 Des Romero 2017-04-01 06:15
Was für ein Schock!

Für 0,5 Sekunden hatte ich vergessen, dass heute der 1. April ist.
Exakt in diesem Zeitraum erschien der Hinweis mit der Paywall.

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