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Das dynamische Duo oder das Psycho-Team

1 Das dynamische Duo ...
... oder das Psycho-Team

Nein, gemeint sind nicht die Fledermaus und der andere Co-Flattermann... auch nicht Tekener und Kennon im Rhodan-Kontext.

Wir sprechen heute über Perry und Atlan ...

... und wie sie im Laufe der Serie auseinanderdividiert wurden ...


In der Frühe der Serie ist natürlich Bull der Partner von Rhodan, ganz nach der klassischen Methode von Holmes und Watson, von Don Quichotte und Sancho Pansa...der geniale Handlungsträger und der etwas gemütlichere Nebenpartner, auf den man bauen kann, der als guter Kamerad auch ein verlässlicher Freund ist...aber eben doch nur auf einer kumpelhaften Basis...nicht wirklich intellektuell und edel ebenbürtig.

Diese Ebene des Winnetou neben dem Old Shatterhand der SF erreicht eben erst Atlan. Tritt er in Band 50 das erstemal auf, verstehen sich die Beiden noch nicht so gut...kabbeln sie sich wie Robin Hood mit seinen Freunden Tuck und Little John...auf dem Höllenplaneten und in dem Venus-Museum. Auch wird Atlan erst einmal historisch rückblickend erzählt...Atlantisabenteuer...na ja...doch mausert sich der Arkonide schon bald zu einer markanten Persönlichkeit neben dem Perry...bereits in den siebziger und achtziger Bänden...spätestens dann, als er Imperator Gonozal VIII wird, ist er Perry als Großadinquisitor endlich ebenbürtig...sind die Beiden nun auf Arkon, werden gemeinsam von den neuauftretenden Akonen geärgert, gekidnappt usw.

Jedenfalls agieren die beiden Partner wieder gemeinsam...das kommt der Serie erzähltechnisch zugute. (Übrigens sind sie beide durchaus intensiv hetero orientiert...eventuelle herbeigedichtete homoerotische Beziehungen sind hier also auch in den noch verkrampfteren 60er Jahren interpretationstechnisch  völlig fehl am Platz...). Auch nach dem Abtreten des großen Arkoniden vom Königsposten des Gos Tussan und der Übernahme des Lordadmiraltitels der USO nach Band 150 arbeiten beide eng zusammen.Im MdI-Zyklus und im M-87-Zyklus werden die fernen und fernsten Abenteuer gemeinsam erlebt. Bei den Cappins tritt Atlan zugunsten des Hervortretens von Ovaron als Perrys zeitweiligem, gleichberechtigten Partner etwas in den Hintergrund...im Schwarmzyklus agiert Atlan vorwiegend taktisch, weniger strategisch...das bleibt dem Perry überlassen...in Einsatzkommandos...aber in enger Zusammenarbeit mit Perry immerhin...der Gehirnzyklus ist notgedrungen auf Rhodan zugeschnitten, Atlan kommt hier nur kurz vor...doch schon im Konzilszyklus muss Perry einen Dreh finden, um die Pseudoermordung des Arkoniden vor den Laren geheimzuhalten...später tritt Entfremdung ein...wie immer bei Voltz...Perry wird für 120 Jahre in den ach so fernen Mahlstrom verschlagen, Atlan kratzt die Reste der Menschheit im NEI zusammen...ein erneuter Kontakt birgt Konflikte...die enge Zusammenarbeit der frühen Jahre scheint geschwächt oder ganz unterbunden. Zunehmend verschwimmt die Konturierung des Arkoniden, die Charakterschilderung im Kontrast zum Perry nimmt ab...

Natürlich darf Atlan auch weiterhin existieren, auch führen...natürlich auch Flotten...doch Lordadmiral der USO, eine markante Einsatzposition, ist schon lange ein anderer...und die unendliche Ferne hinter den Materiequellen und die Spoodiewolke bei den Kranen usw....all das hat Atlan doch der Heimat und den dortigen Personen irgendwie entfremdet...dazu die Ritteraura. So agieren die beiden Haupthelden zunehmend getrennt...auch hier erzähltechnisch sicher spannend geschildert...doch fehlt etwas die  psychologisch geschickt geschilderte Reibung im ewigen Diskussionskommentar zwischen Rhodan und Atlan der frühen Jahre, die immer gern gelesen ward und die beiden Charaktere dabei um so besser herauskonturierte, Atlan als ewiger Mahner, als Nörgler...aber auch als der Mann im Hintergrund, der notfalls alle Einsatzkommandos herausschlägt...agieren sie gegen die Frequenzmonarchen noch gemeinsam...sind beide im aktuellen Zyklus völlig vereinsamt...das „getrennt marschieren, vereint schlagen“ kann aber zumindest auch hier gelingen, wenn das „Schlagen“ als Zupacken im gemeinsamen Interesse verstanden wird...ob nun in der Milchstraße oder im jenzeitigen Thez-Wunderland...aber die lokalen Neuautoren sind nicht so gut im Umgang mit Atlan...können ihn nicht wirklich figurieren, konturieren, außerdem ist er, der lange nicht in der Handlung der letzten dreihundert Bände drin war, erst nach langen Forderungen der Leser mühsam als ES-Hüter wieder hineingeschrieben worden...doch jetzt erneut entsorgt oder langreichweitig geparkt in den jenzeitigen Fernlanden des Wunderüberwesens Thez...Atlan fehlt in der Handlung. Dabei kommen wir gleich zur Kritik, dass einige der neueren Autoren (oder Expokraten?)  offensichtlich ihre Probleme haben mit durchkonturierten, psychologisch ausgefeilten, gut entwickelten Dauer-Charakteren, diese neben Perry gleichberechtigt in eine komplexe  Handlung zu stellen...Gucky zählt da nicht, auch nicht die Sterblichen wie Sichu & Co.

Eigentlich möchten wir also Atlan und Perry wieder gemeinsam auf einem Fernraumschiff haben...der eine mahnend und vorsichtig, immer nach Absicherung fragend...der andere forsch, frech vorneweg, immer alles wagend...so waren und sind sie eigentlich auch eine gute Ergänzung ihrer Charaktere und so beschrieben war die Serie immer bereichert, wenn ihre Wortgefechte des „Flottenadmirals“ und des „Barbaren“ endlich in eine Entscheidung zur Handlung mündeten...

© 2017 by H. Döring

Kommentare  

#1 Peter Glasmacher 2017-03-07 10:01
Höre ich da leise Kritik an den Exposeeautoren?
Ich bin ja nun nicht der direkte harte. Aber m.E. ist es so, dass man es derzeit mit Akribie schafft, selbst die geduldigsten und schmerzerprobtesten Leser zu vergrällen.
Atlan ist ein Sympton. Im Moment will, kann oder soll man keine komplexen Dinge entwerfen. Es sei denn sie sind so schwurbelig, dass es völlig egal ist, ob es in Perry Rhodan oder in 'Das Vermächtnis der Elfentrolle verbaut wird. Austausch von Namen muss genügen.
Da sind gewachsene Charaktere von Übel. Die passen meist nicht ganz.
#2 M.Karpinski 2017-03-08 19:08
Muss Deinem Artikel zustimmen, ohne Atlan fehlt der Serie für mich ein wichtiges Element. Und die Wortgefechte zwischen den Beiden vermisse ich schon lange. Aber wie Du schon schreibst, die neuen Autoren scheinen Probleme mit dem Hauptfiguren der Serie zu haben. Woran das liegt wüsste zu gerne. Weil man eigene Figuren haben möchte? Aber die sind bisher auch alle extrem blass geblieben. Vielleicht weil man PR als Hauptperson komplett in den Mittelpunkt rücken will und ein Atlan oder sogar ein Bully dabei stören würde? Ist nur leider so das PR immer eine der am wenigsten interessanten Figuren der Serie für mich war.
Und praktisch allein im Mittelpunkt stehend funtioniert er als Hauptperson gar nicht.
#3 AARN MUNRO 2017-03-09 09:15
@M. Karpinski: Stimme wiederum Dir zu: Perry allein im Fokus wirkt nicht. Er wird erst durch die Interaktion mit seinen Mitarbeitern wie Atlan, Bull etc. stärker herauskonturiert, weil die Kontraste, auch in Dialogform, dies besser verdeutlichen. Gucky allein, wie aktuell, genügt da nicht. Perry monomanisch als alleinige, zentrale Handlungsfigur ist ein wenig dünn gewählt. Er hatte Stärke durch Dialoge mit Atlan und auch Bull. Diese Mehrpersonenumgebungen mit stark chatakterisierten Mitstreitern ließ auch seinen Charakter stärker erscheinen. Im Augenblick wirken die Nebenfiguren zu blass und Perry so, als stünde er allein im Vakuum.

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