Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Der »kleine« Perry - Rausgeschrieben: Julian Tifflor

1 Der »kleine« Perry
Rausgeschrieben: Julian Tifflor

Nein, es ist nicht Perrys edelstes,  persönlichstes Teil gemeint im Kontakt mit Sichu...auch nicht einer seiner Söhne...ebenso wenig ein NEO-Retro über Perrys Teeniezeit, um neue Kundenschichten zu erschließen...

Wir wollen hingegen über Julian Tifflor plaudern...wie er aus der Serie herausgeschrieben wurde...


… weil die Autoren nichts mehr mit ihm anfangen konnten/wollten wie mit so vielen Figuren...

Julian Tifflor taucht als Raumkadett der ersten Stunde  schon früh in der Serie auf, in den dreißiger Bänden gegen die Springer...er arbeitet sich hoch bis zum Solarmarschall mit Zelldusche und später auch Zellaktivator, gehört also zunächst zu den „nützlichen“ Personen, die, das große Sterben zwischen Band 149 und Band 150 überleben und  weiterleben dürfen...sowohl serienintern als auch metaeben expokratisch gesehen (Scheer, dann Voltz, dann Feldhoff, Anton später Vandemaan und Montillon). Tifflor agiert vielfältig als Vertreter von Rhodan, wird öfter auch als persönlich ähnlich, also körperlich und charakterartig similiar beschrieben, der „kleine“ Rhodan also. Dennoch wird mitunter versucht, ihn als eigenständig aufzubauen. Es gibt mindestens zwei frühe Planetenromane als Taschenbuch, (Kurt Mahr), in denen Tifflor mitunter überzeugend, aber immerhin spannend, agiert.(Die Fremden aus dem Mikronebel, das Parachron-Attentat).  In den Heften der Serie kommt er als Führungsperson vor...meist führt er Flotten...oder hält gluckend  die Heimatstellung wie Bull, wenn Perry wieder ins Abenteuer ausbüchsen muss, weil ihn die große Fernweh-Drangwäsche befällt.

Schon im Parachron-Parallelweltband  gibt es Universen, in denen er Perry in den Rücken fällt oder ihn gar beseitigt und ein Diktatoren-Terrorregime aufzieht. Dass sei „unserem“ Tiff allerdings nicht angekreidet, doch wirft diese Darstellung bereits die Emanzipierung voraus, der er als der kleinere Hauptheld wohl nötig hatte. Erst lässt er sich von den „ewigen“ Kriegern zum Ushanipad ausbilden, das ihn später in so manchen Schilderungen der Handlung mit seinen verschiedenen Stufen überzeugend darstellt.Dann muss er aber den Langen Marsch antreten, der Millionenjahrewanderer (das klingt fast wie ein  bekannter Sekundärband zur SF...) hebt sich notgedrungen nach seiner Rückkehr ab von den Normalmenschen. Er ist kaum noch zugänglich, nicht mehr verstehbar und als Person wohl auch für die Autoren nicht mehr handelbar...weswegen er in einen Atopischen Richter umgewandelt wird, damit man ihn wohl endgültig aus der Handlung herauschreiben kann...da sei Thez davor...denn Tiff war eigentlich immer eine erfrischend geschilderte Person, der auch eigenständig so agieren konnte, dass er nicht den „großen“ Perry in den Schatten stellte.Immerhin war Solarmarschall Freyt einst aus diesem Grunde herausgeschrieben worden, weil er Perry zu ähnlich geschildert war...zwei davon interferierten zu stark im frühen Serienkanon und waren daher nicht nötig...

Tifflor, Julian wurde also endgültig in einen atopischen Richter umgewandelt, in den fernen Jenzeitigen Landen treibt er sich herum...trotz Scherung  der Universen durch den Thez-Barbier kann er allerdings wie ein deus-ex-machinae auch ungewollt oder unerhofft wieder einmal aus dem Nichts auftauchen, eine kurze Handlung erledigen (z.B. die Galaxis retten...) und wieder dreihundert Hefte (oder dreitausend?) im Nichts verschwinden...eine weitere, von den Expokraten abgelegte Figur wie Saedelaere, die anscheinend mit gewissen, ausgeprägten Dauercharakteren nicht zurechtzukommen scheinen...(Tekener...).

Weniger ist hier mehr: Ich hatte schon vor gefühlten zwei Zyklen vorgeschlagen, Tifflor zu reanimieren, indem man seinen Millionenjahregang löscht, dazu bedürfte es nur einer technisch modifizierten Messinghaube, mit etwas pseudowissenschaftlichem Hyper-Castor-Schnickschnack versehen...diese, meines Erachtens „Chance“ ihn für die normale Handlung wiederzugewinnen, wurde vertan...dafür wurde er ja transzendental erhoben als Atopenrichter, der nun weit über der Begriffsvorstellung eines Perry Rhodan oder seiner LFT steht, da er ja  das ganze Universum überblickt...wie langweilig...und gottähnlich.

Aber dieses Bild wirft bereits Kurt Mahr in seinem Taschenbuch „Das Parachron-Attentat“ auf, in dem er die verschiedenen Welten-Abzweigungen nach dem Bohm-Everett-Wheeler-Modell der Quantentheorie-Interpretation der vielen Verzweigungsuniversen beschreibt. Bereits hier erfährt Tifflor mehr über den Multikosmos als der Schmalspurperry, der zwar auch bereits meherere Universen kennenlernte, aber gegen die vielen des Tiff, die dieser durchwankte, bis er wieder (annähernd)  zuhause war, doch nur wirklich wenige (Tarkan, Druuf, Accalaurie etc.). Das Druuf-Universum kannte Tifflor natürlich auch...hier spielte er eine entescheidende Rolle, den Krieg zwischen dem arkonidischen Robotregenten und den Druuf zu forcieren...außerdem klaute er den Druuf das erste Lineartriebwerk...ohne Tiff also keine FANTASY in Band 100...und wie dankte man es ihm fast 3000 Bände später...auf dass der Mensch Gott werde...zumindest die naheste Ähnlichkeit, die ein menschenähnliches Wesen erzielen kann...

Kann Tifflor nun noch gerettet werden für die Perryhandlung? Nur durch eine stark retrograde Amnesie und eine Löschung des Atopenstatus...falls das überhaupt geht...und warum sollte er das wollen...wieder eintauchen in die Niederungen des Daseins, aus denen es ja so herrlich herausgebracht hat...er betrat also das Paradies...und fand, dass es nichtig war...weil kausal vorherbestimmt...diese Figur ist also wohl der Perryhandlung erzähltechnisch fast endgültig entzogen worden...es sei denn, ein mutiger Autor findet sich, der die Geschichte des Atopischen Richters Julian Tifflor noch einmal neu schreibt...oder ihn zumindest irgendwo und irgendwann spannde Abenteuer erzählen läßt, die selbst einen Atopen vor Probleme stellen...

© 2017 by H. Döring

Kommentare  

#1 Peter Glasmacher 2017-02-28 11:30
Wenns denn den jüngerem Publikum entgegenkommt und 'Umsatz! Perzente!' , um mal mit Kneifel zu sprechen, bringt.
Aber genau dies darf mit den vergangenen Schlachtfesten, aus welchen Grund diese auch immer begangen wurden. Ob nun österreichischer Blutdurst oder die ( durchaus für mich subjektiv plUsible) rheinische ( Essen ist Rheinland!) Überzeugung , dass man dem Volk keine zu grosse Komplexität zutrauen darf. Ich konnte die letzten Jahrzehnte sehr gut als Leser damit leben.

Ja, es wurden im er wieder Protagonisten aus der Serie geschrieben. Bei Saedalere war der Prozess langweilig, bei Tifflor unnötig und unnötig lang. Bei Tekener absolut inakzeptabel. Völlig inakzeptabel. Weil allen Respekt für lang gewachsene Figuren vermissend.

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.