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Eine Frage an ... Dietmar Kuegler: Was war das ›Massaker von Baxter Springs‹?

Eine Frage an Dietmar KueglerWas war das ›Massaker von Baxter Springs‹?

Dietmar Kuegler erinnert auf Facebook immer wieder an bestimmte Daten und Ereignisse der amerikanischen Geschichte. Diese mehr oder weniger kurzen Vignetten sind interessant und ausgesprochen informativ und auf jeden Fall lesenswert.

In Absprache mit Dietmar Kuegler werden wir diese Beiträge im Zauberspiegel übernehmen.

Dietmar KueglerDietmar Kuegler: Am 6. Oktober 1863, vor 154 Jahren, fand eine der brutalsten Gräueltaten des Amerikanischen Bürgerkrieges statt, die als „Massaker von Baxter Springs“ in die Geschichte eingegangen ist. Trotzdem gehört dieser Vorfall zu den eher weniger bekannten Ereignissen des Civil War, weil er sich fernab der großen Schlachtfelder zugetragen hat.

Im Spätherbst 1863 durchstreifte der berüchtigte konföderierte Guerilla-Führer William Clark Quantrill mit etwa 400 Gefolgsleuten den Süden von Kansas auf dem Weg nach Texas, um dort den Winter zu verbringen. In der Nähe des kleinen Unionspostens Fort Baxter, auch gelegentlich „Fort Blair“ genannt, stoppten sie einen militärischen Wagentransport und töteten die beiden Kutscher. Danach beschloss Quantrill, den kleinen, primitiven, kaum befestigten Außenposten anzugreifen. Er teilte seine Truppe, um die Attacke von zwei Seiten zu führen. Ein Kommando stieß auf dem Weg nach Fort Baxter auf eine Patrouille aus vorwiegend schwarzen Unionssoldaten. Die Quantrill-Reiter griffen sofort an. Die Patrouille flüchtete zum Fort. Damit war das erhoffte Überraschungsmoment für den Angriff vergeben. Die kleine Besatzung des Postens setzte sich erbittert zur Wehr. Der Kommandant von Fort Baxter, First Lieutenant James Burton Pond, organisierte entschlossen und überlegt eine erfolgreiche Verteidigung seiner Garnison, die aus lediglich 25 Kavalleristen und ca. 70 Infanteristen der 2nd Kansas Colored Infantry, ehemaligen Sklaven, bestand.

Pond führte selbst mehrere Angriffe gegen die Guerillas und feuerte persönlich dreimal die einzige Kanone des Postens ab. Dafür wurde ihm später die „Medal of Honor“ verliehen, die höchste Tapferkeitsauszeichnung der Unions-Armee. In der Verleihungsurkunde hieß es u.a.:

“Für außerordentliches Heldentum am 6. Oktober 1863, während er mit Kompanie C, 3. Wisconsin-Kavallerie, bei Baxter Springs, Kansas, in einen Kampf geriet. … First Lieutenant Pond wurde überrascht und mehrfach von einer vielfach überlegenen Guerilla-Truppe angegriffen. Tapfer sammelte er seine Männer und vertrieb den Feind nach schwerem Kampf außerhalb des Forts.“

Die Quantrill-Truppe war gezwungen, sich zurückzuziehen. Bei ihrem Abzug stießen die zornigen Guerillas auf Major General James G. Blunt, der mit einer Eskorte von Fort Scott in Kansas nach Fort Smith (Arkansas) unterwegs war.

Die Guerillas waren den Unionssoldaten um fast das Vierfache überlegen -.und sie trugen größtenteils erbeutete blaue Uniformen, so dass Blunts Kommando sie zunächst für Kameraden hielt und völlig überrumpelt wurde. Blunt ließ, als er die Reiter herankommen sah, seine Kapelle sogar Salut spielen - im nächsten Moment krachte eine Gewehrsalve. Quantrill überrannte die Unionstruppe und machte sie gnadenlos nieder. General Blunt und einige wenige Männer konnten entkommen. 103 Unionssoldaten wurden ermordet, teilweise sogar, nachdem sie sich bereits ergeben hatten. Dass hier kaum von einem militärischen Kampf gesprochen werden konnte belegt die Tatsache, dass sehr viele Unionssoldaten mit Kopfschüssen getötet wurden. Zeugenaussagen zufolge, lagen einige dabei verwundet und hilflos am Boden.

Zu den Toten gehörte der Sohn des Unionsgenerals Samuel R. Curtis, Major Henry Curtis, der als Leiter der Militärkapelle fungierte. Das prominenteste Opfer war vermutlich Johnny Fry, der erste Pony-Express-Reiter, der als Zivilangestellter der Armee anwesend war.

Heute würde diese Tat zweifellos als Kriegsverbrechen bezeichnet werden.

Nach dem Massaker diskutierte die Führung der Quantrill-Truppe einen erneuten Angriff auf das Fort, aber Quantrill entschied, mit seinen Männern weiter nach Texas zu reiten.

Fort Baxter wurde Ende 1863 geräumt; die kleine Besatzung wurde nach Fort Scott verlegt. Heute befindet sich in der Nähe, wo sich das grauenvolle Ereignis abgespielt hat, die kleine Stadt Baxter Springs. Unweit des Ortes stehen Erinnerungstafeln und Denkmäler, und auf dem Nationalfriedhof in der Prärie wird der Opfer Quantrills gedacht.

Meine Bilder zeigen Gedenktafeln an die Ereignisse, Generalmajor James Blunt, First Lieutenant James B. Pond und W. C. Quantrill, sowie den Nationalfriedhof bei Baxter Springs, wo die Opfer von Quantrill bestattet sind und eine künstlerische Darstellung des Angriffs auf das kleine Fort.

Dietmar Kuegler gibt viermal im Jahr das »Magazin für Amerikanistik« heraus. Bezug: amerikanistik(at)web.de

Das Magazin für Amerikanistik, Dezember 2017
Die kommende Ausgabe

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