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Was vom Storytelling übrigblieb: Marvel und Co.

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneWas vom Storytelling übrigblieb:
Marvel und Co.

Vor zwei, drei Jahren geisterte der Begriff des Storytellings durch das deutsche Internet. Ein Begriff, der durchaus nicht neu war und der durchaus auch nicht neu ist, denn Geschichten wurden schon immer erzählt und Geschichten als Betriebssystem für unser Leben ist auch kein so neuer Gedanke. Zumal auch schon Henry Jenkins, einer der Großen Narratologen, den Begriff schon 2007 in seinem Blog prägte und definiert.


Ich zitiere:

"Transmedia storytelling represents a process where integral elements of a fiction get dispersed systematically across multiple delivery channels for the purpose of creating a unified and coordinated entertainment experience."

Die Betonung liegt auf "eine Geschichte, mehrere Kanäle". Aber auf einmal hielt Storytelling und die Theorie des Transmedialen Storytellings Einzug in die deutsche Werbewelt und wie das immer so ist - siehe Content Marketing vor kurzem - alle bedeutenden Männer und Frauen der Welt stürzten sich darauf.

Momentan ist das Transmediale Erzählen wieder etwas in den Hintergrund geraten, was vielleicht damit zu tun hat, dass das Erzählen von Geschichten an sich zwar einfach erscheinen mag, das Gestalten eines Kosmos von Transmedialen Inhalten, in denen die Geschichten in mehreren Formaten einen Geschichtenkosmos überspannen, allerdings keine Kleinigkeit ist. Die Werbung hat es nicht geschafft neben dem eigentlichen Spot noch spannende Welten in einem anderen Format zu erschaffen - es gibt keine Kampagne, in denen eine Geschichte wirklich als Spot und von anderer Seite gesehen als Plakat oder als Broschüre oder Anzeige nochmal erzählt wird, wenn überhaupt dann wird das Plakat als Verlängerung des Spots an sich gesehen - und die Werbung an sich braucht es auch eigentlich nicht. Das Marketing allerdings als solches hat die Chance des transmedialen Erzählens zwar gesehen und ebenfalls wie das Content Marketing als Instrument begriffen. Die Durchführung ist im Marketing aber nach der großen Welle auch nicht mehr da. Zudem ist transmediales Erzählen auch eher, wie Jenkins es auch betont, keine Frage einer Heldenreise oder eines Plots, es ist eher die Erfahrung eines Kosmosses, eines Eintauchens in eine Welt, die mäandern kann.

Was allerdings nicht heißt, dass das crossmediale Erzählen per se verschwunden ist. Es heißt momentan nur "Movie Universe" oder "Dark Universe" oder "Extended Universe". Wohlgemerkt: Es ist crossmedial. Der Inhalt des Universums wird nur in einem Format erzählt und wenngleich sich dieses Format auch überschneiden mag, es bleibt in einem Format. Marvels Filmuniversum ist daher nicht transmedial, es ist allenfalls crossmedial. Es sind Filme, die jeweils entweder eine eigene Geschichte erzählen oder aufeinander aufbauen. Die Techniken der Rückblende, der Seitenblende - siehe LOST - oder auch des Vorgriffes finden in diesem einen Medium statt. Marvel bietet sich für eine crossmediale Erzählung natürlich an, weil die Charaktere bekannt sind, in diversen Medien schon stattfanden und eine lange Geschichte haben. Richtig crossmedial zur Zeit: DCs "Injustice" - jedenfalls gibts neben dem Computerspiel auch noch die Comics dazu, die den Kosmos des Paralleluniversums um neue Aspekte erweitern. Spannend wäre es jetzt, wenn wirklich eine Geschichte im Filmformat, im Comic, in den Sozialen Medien erzählt werden würde - mit jeweils einer anderen Sichtweise. Also "Rashomon"-artig. Wobei ich mich frage, warum die Vorlage bisher nicht so umgesetzt wurde, sie bietet sich natürlich auf dem Silbertablett an.

Crossmediales Erzählen erlebt also momentan dank des Erfolgs von Marvel eine Renaissance - transmediales Erzählen könnte folgen. Sofern die geschickten Erzähler da sind, die die Geschichte interessant machen und einen spannenden Kosmos auf die Beine stellen können. Vielleicht klappts ja noch mit "American Gods".

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