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Wenn Methoden sich wiederholen: Presse, Trump, Jefferson

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneWenn Methoden sich wiederholen:
Presse, Trump, Jefferson

Etwas mehr als 100 Tage haben gezeigt: Der Mann ist einfach unberechenbar. Er scheut sich nicht Fakten hinauszuposaunen, die so nicht stimmen, er ist beleidigend, rachsüchtig, hält sich für einen der besten Präsidenten der Zeit und überhaupt: Überall verleumden ihn seine Feinde. Besonders die Mainstreammedien und die unabhängigen Meinungsmacher hat er im Visier. Abgesehen von seinen Spezialfeinden.


Thomas Jefferson war schon ein sehr übler Zeitgenosse.

Sprechen wir ein großes Wort gelassen aus: Trump steht dem Benehmen der ersten Präsidenten nun in nichts nach. Im Gegenteil, er könnte durchaus eine Wiedergeburt von John Adams sein, der als Vizepräsident unter Washington diente und nicht gerade eine glücklichen Figur als Präsident machte. Launisch, zornig, unkontrollierbar, wandelbar - es ist tatsächlich nicht das erste Mal, dass wir einen Präsidenten an der Spitze haben, der wie Trump handelt. Wir könnten erleichtert zurücksinken und meinen, okay, wenn John Adams die Union damals nicht auseinandergetrieben hat, dann wird Trump hoffentlich auch nicht so schlimm sein. Wobei - das bleibt erstmal noch abzuwarten, vermutlich wird Trump mit seinem Hü-Hott-Verfahren die Weltpolitik in arge Bedrängnis bringen.

Beide Präsidenten haben übrigens etwas gemeinsam: Sie nutzen die Medien so, wie sie es für richtig halten. Wobei Trump bisher noch nicht so weit gegangen ist, wirklich ein eigenes Nachrichten-Netzwerk aufzubauen, aber er hatte es defintiv ja schon mal vor. Jefferson etwa hat nicht gezögert, eine eigene Zeitung zu gründen um seinen politischen Gegnern an den Karren zu fahren, allerdings waren Hamilton und die Föderalisten nicht unbedingt zimperlicher. Zeitungen waren zu Beginn der amerikanischen Geschichte auch eher nicht dazu dar, unbedingt kurze Nachrichtenmeldungen zu bringen. Nein: Man las sie wegen der langen und in Serie gehenden Kolumnen bzw. Kommentare zu diversen Themen. Und wirft man einen Blick in diese frühen Zeitungen so ist klar: Das, was wir als Journalistenkodex kennen, das ist definitiv erst später in der Geschichte der USA verankert worden. Da wird gegeifert, unflätige Gerüchte werden über das Gegenüber ausgestreut, intime Details werden veröffentlich und mit sehr harten Bandagen gekämpft. Es gab sogar einen New-Yorker-Pamphlet-Krieg, der um 1800 stattfand und bei dem es dann wirklich ziemlich, ziemlich mies wurde.

Allerdings würde Trump heutzutage vermutlich keine Zeitung gründen, die explizit seine politische Meinung vertritt. Denn mit FOX-NEWS hat ja er schon einen Sender, der dem Großteil des amerikanischem Publikums genau die Themen serviert, die Trump umtreibt und die er in den Fokus haben möchte. Sicherlich sind die Redenschreiber von Trump auch in der Lage längere Schriftstücke mit vernünftigen Sätzen zu formulieren - Hamilton war übrigens lange Zeit Redenschreiber für Washington, insofern ist das auch für Amerika nichts Neues. Wobei ich zweifle, ob ein Band der gesammelten Reden Trumps wirklich mehr als 40 Seiten... Vermutlich wird Trump später auch keine Bibliothek, sondern wirklich noch einen Fernsehsender gründen, um dann zu erklären, wie wunderbar doch seine Regierung war. John Adams, der zweite Präsident der USA, könnte ihm da als Vorbild dienen, der hat sich später wunderbar selbst verklärt.

Die Rolle des Journalismus hat sich definitiv gewandelt: Dienten Zeitungen den Gründungsvätern noch als Hauspostille, in der Politiker selbst unter Pseudonymen Kolumnen schrieben, soll der Journalismus heute kritisch, parteiübergreifend und nicht tendenziell berichten. Was der Journalismus auch immer noch tut - die New York Times, NPR und andere halten gegen das Potential von FOX an. Heutzutage allerdings brauchen Politiker keine Zeitungen mehr, sondern sie wenden sich mit Twitter und Facebook direkt ans Volk und versuchen ihre Agenden in die Köpfe der Menschen zu bekommen. Deswegen vielleicht auch ist der Journalismus heute weitaus mehr gefordert als jemals zuvor. Einerseits um die Meinungsmacher kritisch zu beleuchten, andererseits auch kämpft der Journalismus im Zeitalter von Trump und FOX um seine Glaubwürdigkeit. Die ersten 100 Tage von Trump haben gezeigt: Gute Politik kann man von diesem Präsidenten nicht erwarten und wenn Trump Journalisten als "Macher von Fake News" bezeichnet, die alle nicht in seinem Sinne berichten, dann brauchen wir eine lebendige, präsente und aufmerksame Presse. Oder zumindest jemanden wie den eloquenten Hamilton. 

Kommentare  

#1 Des Romero 2017-05-15 09:30
Zitat:
Die ersten 100 Tage von Trump haben gezeigt: Gute Politik kann man von diesem Präsidenten nicht erwarten (...)
Was ist denn gute Politik? Wenn man eine solche Behauptung aufstellt, sollte man zumindest begründen können, welche Fehler Trump denn nun genau gemacht hat. Der "Fake-News"-Vorwurf kann da sicher nicht entscheidend sein.
Ich bin kein Fan von ihm, aber er ist nach Kennedy wieder ein Präsident, der die Verständigung mit Russland sucht. Und das ist in unser aller Interesse, um den neuen Kalten Krieg nicht in die heiße Phase zu treiben.
Natürlich setzt sich Trump mit dieser Haltung zwischen zwei Stühle, denn er legt sich an mit dem industriell-militärischen Komplex, dem Frieden schon immer zuwider war. Sein Angriff auf einen strategisch unbedeutenden syrischen Flughafen kann daher nur als Kompromiss bezeichnet werden und ist mit größter Wahrscheinlichkeit in Absprache mit dem russischen Militär erfolgt. Denn dieses hätte unter normalen Umständen niemals zugelassen, dass Dutzende Tomahawk-Raketen ihr Ziel in Syrien erreichen. Das russische S300-Abwehrsystem ist äußerst effektiv.
Sollte Trump demnach seinen Kurs der Verständigung beibehalten und sogar forcieren, dürfte es wenig überraschen, wenn auch er plötzlich und unerwartet das Opfer eines "verrückten Einzeltäters" werden würde, der auch schon das Leben des einzig vernunftbegabten Präsidenten der USA 1963 ausgelöscht hat.
Die Verschlussakten im "Fall Kennedy" werden erst im Jahre 2032 freigegeben – also zu einem Zeitpunkt, da keiner der Beteiligten mehr am Leben ist.

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