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Barcamps oder es geht auch ohne Programm

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... oder es geht auch ohne Programm

Über die Gründe warum das Barcamp-Format - natürlich hat die Wikipedia da einen Artikel über die Entstehung des Begriffes dazu, wer auch sonst - in den letzten Jahren Deutschland erobert hat, lässt sich gut und gerne nachdenken. Vielleicht kommt man dann auch auf den Grund warum sich das Format bisher nicht so im SF-Fandom verankert hat - jedenfalls gibts keine SF-Barcamps hierzulande die mir bekannt sind. Aber stellen wir erstmal das Schockierendste fest wenn es um Barcamps geht: Es - gibt - kein - Programm.


Wirklich nicht. Gibt es nicht. Es gibt vorab keinen Zeitplan, keine Panels, keine Sessions - das gibt es alles nicht vorab. Gut, es gibt vielleicht schon einige Vorschläge, die vorab eingesammelt werden und einige Mischformen plädieren dafür wenigstens eine Keynote oder etwas Ähnliches vorab zu haben aber in der Regel gilt: Es gibt vorab kein Programm. Es gibt zwar ein Thema, ein Motto, ein Dach für das Ganze, aber es gibt kein Programm. Schockierend, oder? Das verlangt nämlich von den Teilnehmern, dass sie vorab die Tickets kaufen ohne zu wissen was sie letztendlich erwartet. Für eher traditionell veranlagte Konferenzeteilnehmer kann das schon ein Hindernis sein, aber ein Barcamp ist auch keine Konferenz in dem Sinne. Ein Barcamp ist auch kein oder keine Con. Ein Barcamp ist eine Unkonferenz. Deswegen gibts auch vorab in der Regel kein Programm, bei einigen Barcamps noch nicht mal vorab eine Einsammlung von Vorschlägen für Panels.

Und das funktioniert? Da kommen Leute aus allen Himmelsrichtungen des Landes zusammen, kennen nur das Thema und dennoch gibts dann einen funktionierenden Ablaufplan für den Tag? Das geht doch gar nicht!

Doch, geht es schon. Denn der Plan für den Tag wir am Veranstaltungstag selbst festgelegt. Das heißt, es gibt eine Vorstellungsrunde zu Beginn und dann wird von den Organisatoren gefragt ob irgendjemand ein Thema hat, das er vorstellen möchte. Eine Session. Da kann von einem vorab mit Powerpoint geplanten Vortrag bis hin zu einer offenen Diskussionsrunde alles dabei sein. Bei den Barcamps bei denen ich dabei war gab es sowohl eine Bastelstunde zum Thema des Social Media Managers, eine Scharade zum Thema Webseiten oder auch die konkrete Hilfestellung zu eine Projekt - so etwa welche Tools sich für Wordpress einsetzen lassen. Das Format an sich ist ziemlich offen. Sobald ein Themenvorschlag gemacht worden ist, wird darüber abgestimmt und falls genügend Stimmen zusammen kommen findet die Session statt. Basisdemokratischer geht es nicht.

Der Veranstalter sorgt also eigentlich nur für einen passenden Raum, meistens gibts Sponsoren für Getränke und Essen. Traditionell gibts dann noch eine Abschluss-Session in der Kritik und Anregungen für das Barcamps verlautbart werden können. Das könnte man ungefähr mit der Closing bei einer, einem Con gleichsetzen, ist aber dann doch etwas anders.

Ich mag Barcamps. Ich mag auch Konferenzen. Barcamps sind allerdings zum Austausch von Wissen für ein Fachgebiet besser geeignet als große Konferenzen. Das Erstaunlich ist: Das Format funktioniert tatsächlich für Themen, von denen man nicht annehmen sollte dass die für sowas geeignet wären. Callcenter-Barcamps? Gibts nächstes Jahr dreimal in Deutschland. Ein Barcamps für Hochschulen? Ein Barcamp für Inklusion? Eines für Kirchengemeinden? Gibts alles. Da bei Barcamps jeder eigentlich Teilnehmer ist und eine sehr offene Diskussionskultur entsteht ist das Format für das Austausch von Wissen wirklich perfekt geeignet. Was auch der Buchhandel erkannt hat - so gibts in Frankfurt regelmäßig das Buchcamp.

Warum das bisher in der Science-Fiction, die eigentlich eine Reihe von interessanten Themen zu verhandeln hat - mich wundert es, dass bei der Innovative Citizen Bewegung mit den 3D-Druckern, den Arduino-Programmierern und den Denkansätzen des Bürgers, der vom Konsumenten zum Prosumenten werden kann es keine Schnittmengen zu geben scheint obwohl es die natürlich gibt wenn man in den Bereich von Utopien oder Techniken reinschaut - jedenfalls - warum es kein SF-Barcamp gibt in Deutschland ist eine Frage, die ich mir zwar dauernd stelle, die ich mir aber auch nicht beantworten kann. Vielleicht ist es so, dass das Format der, des Cons besser dafür geeignet ist Vorträge rüberzubringen. Vielleicht ist die Vorstellung dessen, was man weiß besser in einem Konferenz-Format aufgehoben - allerdings habe ich bei Barcamps selbst schon Projekte oder Themen in Form von Vorträgen vorgestellt und war bei etlichen dabei. Oder es liegt einfach daran, dass die Vorteile eines solchen Formats nur dann offensichtlich sind wenn an einmal an eine Barcamp teilgenommen hat. Wie dem auch sei: Es gibt im nächsten Jahr genügend Gelegenheiten Barcamps zu besuchen. Vielleicht am Besten eines, das sich nicht direkt in der Komfortzone befindet.

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2014-12-19 09:55
Was bitteschön ist ein Barcamp?

Noch nie gehört den Begriff. Ich weiß, Kontext ist was für Weicheier und Google dein Freund, aber manchmal wäre er doch hilfreich ;-)
#2 Harantor 2014-12-19 13:21
Der Artikel ist um einen Link ergänzt.

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