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Aufkleber gegen Amazon: Wirklich nötig?

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneAufkleber gegen Amazon:
Wirklich nötig?

Dunkle Wolken ziehen am Himmel der Buchbranche kurz vor der Buchmesse dieses Jahr auf. Nicht, dass damit nicht hätte rechnen können, aber vermutlich hat man in der Branche selbst gedacht, dass ziehe an einem vorüber. Wird es aber nicht, denn Amazon hat die Flatrate für eBooks jetzt auch in Deutschland gestartet.

Für 9,99 im Monat kann man sich aus einem reichhaltigem Sortiment bedienen.


Nun ist Amazon nicht der erste und einzige Anbieter von Flatrates für eBooks, aber sicherlich werden es Alternativen schwer haben. Es sei denn die Macher vom Tolino ziehen demnächst mal nach. Und ob man Amazon nun mag oder nicht: Die Firma macht es ihren Nutzern halt wieder etwas bequemer als die Onleihe der öffentlichen Bibliothek. Vermutlich wird man bei Amazon sogar - schockierend - die Möglichkeit haben dass mehrere Nutzer ein Buch zeitgleich ausleihen können! Im Gegensatz zur Onleihe.

Da sich das Flatrate-Modell schon seit mehreren Monaten ankündigte - vor allem seit es in den USA startete war es nun absehbar, dass Amazon damit auch nach Deutschland kommt - fragt sich was die Buchbranche an innovativen Konzepten zu bieten hat. Einige davon wird man bestimmt auf der Buchmesse in Frankfurt dieser Tage zu sehen bekommen, ein Konzept hingegen erregt momentan die Gemüter: Die Essener Buchhandlung Proust hat Aufkleber hergestellt, auf denen klar zu lesen ist: Dieses Buch ist nicht bei Amazon gekauft worden. Die Reaktionen der Fachmagazine sind wie zu erwarten positiv, die Reaktionen der sogenannten Netzgemeinde eher nicht so toll. Ich frage mich wiederum: Wer in aller Welt verschandelt denn bitte seine Bücher nach dem Kauf derart, dass er noch Aufkleber draufpackt um kundzutun er habe nicht bei Amazon gekauft? Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man diese Aufkleber auf Küchengeräte, Rasierer, Elektrozubehör oder ähnliches draufpappt, die man im lokalen Handel erworben hat. 

Falls jemand jetzt mutmaßt, ich würde meine Bücher generell nur bei Amazon bestellen - nein, tue ich nicht. Mein Buchhändler um die Ecke liefert auch kostenfrei per Post und auf Rechnung. Das ist jetzt also nicht der Punkt der mich persönlich an solchen Aktionen nervt. Der Buchhändler um die Ecke möge lange leben! Aber jedes Mal wenn so was wie "Achtung Buch" oder diese Aufkleber gestartet werden frage ich mich: Ist das nicht irgendwie das falsche Ende des Angriffs? Bei Aufklebern kann ich das noch als "och, wie süss" abhaken - und natürlich ist das geschickt wenn man Homepage und Facebookseite auf die Aufkleber draufpappt, das ist exakt gutes Marketing - aber während es in Köln Ansätze gibt, dass Bücher auch nach Ladenöffnungszeiten abgeholt werden können - und man damit das bietet, was Amazon auch den Kunden bietet, es nennt sich Service - sind diese kurzfristigen Aufkleber und diese Kampagnen ja eher nur an die gerichtet, die schon eh in Buchläden kaufen. Ich glaube nicht, dass ein überzeugter Besteller von Amazon sich dazu verleiten lässt ein Buch in einer Buchhandlung zu kaufen nur weil er den Aufkleber gesehen hat. Ebenso wie es natürlich keinen großen Sinn hat groß für "Achtung Buch" innerhalb der Buchhandlung zu werben. Weil die Leute, die die Botschaft vom Buch erreichen soll schon längst genau vor Ort sind.

So nett und niedlich Aufkleber auch sind, ob sie was bewirken können ist fraglich. Momentan gönne ich Proust in Essen den Wirbel, aber auf längere Sicht gesehen braucht der Buchhandel vor Ort neue Konzepte. Er braucht etwas, was er dem Internet entgegensetzen kann. Schauen wir mal ob die Frankfurter Buchmesse dieser Tage da innovative und gute Konzepte zu bieten hat. Es wäre zu hoffen.

Kommentare  

#1 G. Walt 2014-10-10 08:24
Leider schaffe ich es selten ein Buch zu lesen, noch dazu innerhalb eines Monats. Mir fehlt da die Ruhe.
#2 Kerstin 2014-10-10 09:36
Zitat:

"... aber auf längere Sicht gesehen braucht der Buchhandel vor Ort neue Konzepte. Er braucht etwas, was er dem Internet entgegensetzen kann."

Wahre Worte! Was bisher so an Anstrengungen besteht, um Kunden in den Laden zu kriegen, wirkt hilflos und teilweise sogar abschreckend.
#3 Andreas Decker 2014-10-10 09:57
Als wäre das etwas wirklich Neues. Prime Kunden konnten ohnehin schon ein E-Book im Monat ausleihen, und zwar egal welches. Jetzt muss man dafür bezahlen, und hat erst mal eine begrenzte Auswahl, die bei ausländischen Büchern noch begrenzter ist. Eine echte Verbesserung.

Holt man sich einen Bibliotheksausweis, zahlt man 20 Euro im Jahr. Bei Amazon zahlt man für die gleiche Leistung 120.

Ist ein Schnäppchen. :roll: Wer da nicht rechnet, ist es selbst schuld. Es gibt nun mal kein kostenloses Mittagessen.

Viel ärgerlicher als Kunde, weil man sich da mal wieder verarscht vorkommt, ist Amazon Instant Video. Da locken sie einen mit der Prime-Mitgliedschaft, zig aktuelle Serien zum Nulltarif ansehen zu können. Hat man gerade eine Staffelbox für die meist üblichen überzogenen deutschen Preise gekauft, kann man sich das jetzt umsonst ansehen. Dagegen dürften potenzielle Einbußen beim Buchverkauf durch die Flatrate ein Fliegenschiss sein. (Okay, ewig wird der Nulltarif auch nicht dauern, aber sieht man sich alle Staffeln Breaking Bad an, hat man die Prime-Mitgliedschaft schon wieder raus.)

Solche Aufkleber-Aktionen sind albern. Das erobert die verbrannte Erde auch nicht zurück, die Unternehmungen wie Thalia und Weltbild hinterlassen haben, weil sie so viele selbstständige Fachunternehmen ins Aus gedrängt haben.

Also mal wieder viel Lärm um nichts.
#4 Jonas Hoffmann 2014-10-10 12:58
Die Discounter haben den Tante Emma Laden verdrängt und nun verdrängt das Internet alles was keine verderbliche Ware verkauft (auf lange Sicht gesehen). Das wird sich m.E. nicht verhindern lassen. Warum auch? Mal davon ab welches Geschäftsgebaren Amazon bei seinen Mitarbeitern an den Tag legt, letztlich ist dort auch ein Arbeitsplatz von einem Menschen besetzt, genau wie in der Buchhandlung.
#5 G. Walt 2014-10-10 17:54
Die Prime-Mitgliedschaft ist auch noch für Besteller interessant, die sich dadurch Portokosten sparen. Aber die Filme, die da zur Auswahl stehen sind ein Witz. Ich meine, wenn das Angebot wenigtens umfangreich wäre auch an alten Filmen. Und mit den US-Serien kann man mich ohnehin jagen...
#6 Andreas Decker 2014-10-11 11:25
zitiere G. Walt:
Aber die Filme, die da zur Auswahl stehen sind ein Witz. Ich meine, wenn das Angebot wenigtens umfangreich wäre auch an alten Filmen. Und mit den US-Serien kann man mich ohnehin jagen...


Toll ist das noch nicht. Wenigstens haben sie die 18er Frage geklärt. Man kann sich freischalten lassen.

Vielleicht schreibt ja mal einer einen Artikel über die Ära der Videothek, die keine 40 Jahre gedauert hat.
#7 G. Walt 2014-10-11 14:54
Noch gibt es ja Videotheken. Einige der Internetmuffel mögen daran wohl noch Freude haben. Laut Wiki gab es die erste Videothek im klassischen Sinne 1979.
#8 Mainstream 2014-10-13 00:16
Liebe Leute,
lasst uns diesen Diskussionen endlich das Gebaren von Amazon gegenüber seiner Arbeiter endlich außen vor. Ich war beruflich bei Audi, da können sich die Arbeiter von Amazon doch noch glücklich schätzen. Ich selbst bin bei einer öffentlich rechtlichen Anstalt beschäftigt. Da darf ich nur sagen, was bei Amazon arbeitstechnsich abgeht, ist am Arbeitsmarkt vollkommen normal.
Also bitte, bitte die Arbeitsbedingungen bei dieser Diskussion unbedingt raus halten. Denn Amazon ist kein Engel, aber das sind alle anderen Großfirmen noch weniger.
#9 Harantor 2014-10-13 00:17
@Mainstraem: I second the motion ...
#10 Peter Emmerich 2014-10-13 14:37
Es gibt einen Unterschied zwischen der Prime-Ausleihe und der Flatrate von Kindle-Unlimited:

Bei der Prime-Ausleihe hat der Verlag die Möglichkeit, beim Einstellen des eBooks via KDP, die Ausleihe des Buches zu erlauben - unabhängig davon, ob das eBook noch auf einer anderen Plattform (z.B. beam-ebooks.de) angeboten wird!

Bei der Amazon Flatrate werden nur die eBooks angeboten, die EXCLUSIV über Amazon vertrieben werden - also am Amazon KDP-SELECT-Programm teilnehmen. Dies ist beispielsweise der Grund, dass unsere Hugh-Walker-Reihe nicht bei "Kindle-Unlimited" gelistet wird (also nur für Prime-Kunden auszuleihen ist).

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