Meyer, Kai: Die Wellenläufer-Trilogie (Die Wellenläufer/Die Muschelmagier/Die Wasserweber)

Meyer, Kai: Die Wellenläufer-Trilogie (Die Wellenläufer/Die Muschelmagier/Die Wasserweber)Die Wellenläufer/Die Muschelmagier/Die Wasserweber
Die Wellenläufer-Trilogie
von Kai Meyer
erhältlich im Bertelsmann Buchclub
erschienen: Winter 2008 (Trilogie komplett); 2003/2004 (Originalausgaben)
1174 Seiten, 20,00 €
(Bestellnummer 101020)

Bertelsmann Buchclub


Über einen Mangel an talentierten Fantasyautoren kann man sich im deutschsprachigen Raum wirklich nicht beklagen. Doch selbst im Feld dieser erstklassigen Schriftsteller gibt es einen, dessen Werke die seiner Mitstreiter noch um ein gutes Stück übertreffen.

Die Rede ist natürlich von Kai Meyer, dem gegenwärtig wohl einfallsreichsten und phantasievollsten Autor in Sachen Fantasy. Meyers Romane gehören fast durchweg zum Besten, was man zur Zeit auf dem Buchmarkt erwerben kann.


Wenn nun eines seiner Projekte seine anderen Werke noch in den Schatten stellt, dann muss dieses Projekt schon etwas ganz besonderes sein. Die Reihe, auf die ich hier anspiele, ist die »Wellenläufer«-Trilogie, deren drei Bücher vielleicht das Beste sind, was Meyer jemals geschrieben hat. Und das will bei dem fantastischen Portfolio des Autors wirklich etwas heißen...

Die junge Jolly verfügt eine besondere Gabe. Sie ist ein Wellenläuferin, im Sprachgebrauch „Quappe“ genannt, was heißt, dass sie über das Wasser laufen kann. Ihr Ziehvater, der Piratenkapitän Bannon, nutzt Jolly und ihre Fähigkeit, um erfolgreich auf Beutefang zu gehen. Der letzte Raubzug allerdings wird ein furchtbares Desaster. Das Schiff, das die Freibeuter kapern, erweist sich nämlich als Falle, der die Besatzung von Bannons Schiff, der Mageren Maddy, zum Opfer fällt. Die schwer verletzte Jolly ist die Einzige, die dem Hinterhalt entgeht.

Mehr tot als lebendig wird die Wellenläuferin auf einer einsamen Insel angespült, wo sich der junge Munk und seine Eltern ihrer annehmen. Im Laufe ihrer Genesung macht Jolly eine verblüffende Entdeckung: Munk ist ebenfalls eine Quappe!

Noch ahnt keiner der beiden, welches Schicksal ihnen bevorsteht: Der Mahlstrom, ein gigantischer Wasserstrudel und zugleich ein Tor in eine fremde, dunkle Welt, hat sich geöffnet. Sollte es dem Schrecken aus der fremden Dimension gelingen, in die Welt von Jolly und Munk einzudringen, würde das den Untergang ihrer Heimat bedeuten. Alten Prophezeiungen zufolge ist es nur Wellenläufern möglich, den Strudel zwischen den Welten zu schließen – und die beiden Jugendlichen sind die Letzten ihrer Art! Das wissen aber auch die Schergen des Mahlstroms, die alles in ihrer Macht stehende tun, um die beiden Quappen aufzuspüren und zu töten...

Kai Meyers Romane haben mir ja schon so manche schlaflose Nacht bereitet, weil ich sie einfach nicht mehr aus der Hand legen konnte. Mit »Die Wellenläufer«, »Die Muschelmagier« und »Die Wasserweber«, den drei Romanen der »Wellenläufer«-Saga, hat er nun aber den Vogel abgeschossen, wie man so schön sagt. Fantastische, mitreißend, bewegend, opulent, außergewöhnlich, genial... All diese Adjektive treffen auf die Trilogie zu, und doch beschreiben sie die ungeheure Faszination, die die Reihe ausübt, nicht einmal ansatzweise.

Das wohl herausragendste Element der Saga ist der schier unglaubliche Einfallsreichtum, den Meyer bei der Erschaffung seiner Welt an den Tag legt. Geisterbeschwörer und Klabauter, Pirateninseln und schwimmende Korallstädte, gewaltige Seeschlachten und irrwitzige Abenteuer, schon diese Aspekte hätten genügt, um ein packendes Setting abzugeben. Doch sie sind nur die Spitze des Eisbergs. Meyer hat einen einmaligen Mix aus Abenteuer-, Fantasy- und Piratengeschichte erschaffen, der mit jedem Kapitel neue Überraschungen bereithält, die den Leser zum Staunen bringen und ihn mit ständig wachsender Begeisterung weiterlesen lassen.

Fast könnte man über die Begeisterung für das Setting die Protagonisten und die Story der Trilogie vergessen. Was man aber keinesfalls tun sollte, denn auch in dieser Hinsicht erweist sich die »Wellenläufer«-Trilogie als überragendes Stück Fantasyliteratur.

Die Charaktere sind, wie man es von Meyer gewohnt ist, durchweg gut ausgearbeitet und originell konstruiert. Besonders die ungewöhnlichen Nebenfiguren wie der Hexhermetische Holzwurm oder der Piratenkapitän Tyrone, der eine Armee von Kannibalen anführt, zeigen erneut, wie vielseitig Meyers Figurenensembles stets sind und wie viel Wert der Autor auf die Ausgestaltung seiner Protagonisten legt.

Storymäßig weiß die Saga durch so manch unerwartete Wendung, eine gute Portion Action und eine ordentliche Dosis (zwischenmenschlicher) Dramatik zu überzeugen.

Doch, wie schon erwähnt, nichts geht über das einmalige Setting, das der Geschichte zugrunde liegt. Es ist unfassbar, mit welcher Intensität es Meyer gelingt, seiner Welt leben einzuhauchen. Nicht selten vergisst man seine Umgebung vollkommen und fühlt sich, als wäre man unmittelbar in die Handlung hineingezogen worden. Meyers fantastischer Schreibstil tut sein übriges, um die Lektüre der Reihe zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen.

Die »Wellenläufer«-Saga hat nur einen Nachteil: Sie ist viel zu kurz! Viel zu schnell hat man das Ende der Reihe erreicht, von der man gerne noch so viel mehr gelesen hätte...

Die »Wellenläufer«-Trilogie ist eine der faszinierendsten, aufregendsten und genialsten Fantasyreihen, die ich kenne. Abseits ausgetretener Pfade erschafft Meyer eine einzigartige Geschichte, die beweist: Mitreißende Fantasy braucht kein mittelalterliches Setting oder Elben und Orks, um zu begeistern.

Meyers Saga um die Quappen Jolly und Munk ist eines jener Werke, das man bedenkenlos jedem empfehlen kann, der lesen gelernt hat. Die brillante Fantasysaga weiß in jeder Hinsicht zu überzeugen. Fans der »Fluch der Karibik«-Filmreihe sollten auf alle Fälle zugreifen, doch auch alle anderen, die auch nur das geringste Interesse an guten Geschichten haben, sollten sich die dreibändige Saga unbedingt einmal anschauen. Bessere Unterhaltung findet man so schnell nicht wieder.

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