Marcus Sedgwick - Weisse Krähe (Hörbuch)

Marcus Sedgwick - Weisse Krähe (Hörbuch)Weisse Krähe
von Marcus Sedgwick

Als Rebecca in den Küstenort Winterfold kommt, ahnt sie nicht, was sich dort vor einem Jahrhundert abgespielt hat. Sie weiß nichts über die Experimente des damaligen Dorfpfarrers, die mehrere Menschen das Leben kosteten und nur der Beantwortung einer Frage dienten: Was erwartet uns im Jenseits? Erst durch die rätselhafte Ferelith erfährt Rebecca von der düsteren Vergangenheit des Ortes. Ob auch Ferelith insgeheim das Rätsel des Todes lösen möchte? Eine moderne Gothic Mystery, die unter die Haut geht – gelesen von Maria Koschny, Anna Thalbach und Wolfgang Condrus.
 
Ich muss gestehen, meine Erwartungen an das Hörbuch wurden zunächst etwas enttäuscht. Nach dem Studium der Inhaltsangabe hatte ich auf eine spannende Geschichte, vielleicht eine Art Mystery-Thriller gehofft - dem war dann allerdings leider nicht so. Mystery ja, Thriller nein. Dennoch konnte das Hörbuch nach der ersten gehörten CD doch noch einigermassen überzeugen.

WEISSE KRÄHE ist sehr emotional und gefühlvoll erzählt, was mich doch sehr überrascht hat.  Hinter einer solchen Erzählweise hätte ich doch eher eine Frau als Autorin vermutet - zumal der Roman tatsächlich wohl eher etwas für das weibliche Geschlecht ist.

Leider zieht sich die Geschichte zu Beginn wie Kaugummi. Erst im weiteren Verlauf der Handlung wird es spannender, da man nicht wirklich nachvollziehen kann, was das seltsame Mädchen Ferelith nun wirklich mit ihrer neuen Freundin Rebecca vorhat, die ihren Sommer quasi gezwungenermassen in Winterfold verbringt. Fest steht, dass Ferelith ein sehr einsames Mädchen ist, das sich stets mit der Frage beschäftigt, was nach dem Tod mit der Seele eines Menschen passiert, das über Himmel und Hölle philosophiert - und das für sein zartes Alter eine sehr alte Seele zu haben scheint. Nichtsdestotrotz schaudert einem bei der Vorstellung eines solchen Kindes, das man im Normalfall wohl in eine psychiatrische Klinik einweisen lassen würde. Ferelith ist für mich der interessantere Charakter, denn Rebecca, die zwar gerade auch keine wirklich gute Zeit durchlebt, bewegen schlichtweg meist nur die typischen Teenagerprobleme. Zwar spielt auch die Beziehung zu ihrem Vater, einem Polizisten, eine große Rolle in der Geschichte, doch ist Fereliths Vergangenheit, die erst nach und nach eröffnet wird, deutlich berührender.

Ebenfalls sehr interessant sind die 200 Jahre alten Tagebucheinträge eines Priesters, der in Winterfold gelebt, und dort gemeinsam mit einem fragwürdigen Arzt schreckliche "Experimente" an Menschen durchgeführt hat. Auch bei den beiden Männern dreht sich alles um die Frage nach der Existenz von Himmel und Hölle und auf ihrem Weg zur Antwort müssen einige Dorfbewohner ihr Leben lassen.

Persönlich hätte ich mir mehr von diesen Tagebucheinträgen gewünscht, vielleicht sogar ein ganzes Buch. Das wäre dann tatsächlich eine Geschichte nach meinem Geschmack gewesen, aber da es in WEISSE KRÄHE eben um Ferelith und Rebecca geht, kann ich damit leben, dass Ferelith um diesen Mythos und die Tagebücher weiss - und man kann sich ausmalen, was das Mädchen unter Umständen zu tun bereit ist.

Die Umsetzung des Hörbuchs im Allgemeinen ist gut gelungen. Besonders die stets triste, düstere Atmosphäre, die Traurigkeit, die über allem schwebt, hinterlässt beim Zuhören ein Gefühl von Schwere. Doch sind es nicht nur die Erlebnisse der beiden Mädchen, die dieses Gefühl auslösen, auch die Schauplätze selbst wirken sehr unheimlich. Zum einen das fast menschenleere Dorf Winterfold, das scheinbar seinem nahenden Untergang entgegensieht, weil sich Meer und Wind Jahr für Jahr immer mehr Land zurückholen, zum anderen das alte Herrenhaus, in dem einst die schrecklichen Geschnisse stattfanden - und die detaillierte Beschreibung des versteckten "Opferraums" bringen das Kopfkino in Fahrt.

Die Sprecher, drei an der Zahl, denn das Hörbuch wird aus 3 Sichtweisen erzählt, machen gute Arbeit - auch wenn ich mich persönlich an Anna Thalbach etwas satt gehört habe. Das schmälert aber natürlich keineswegs die Leistung.

Gesamteindruck: Alles in allem eine "interessante" Geschichte mit religiösen und philosophischen Ansätzen, etwas Spannung und guter Atmosphäre. Mein Fall ist es nicht unbedingt, dennoch kann ich nichts wirklich Negatives an Marcus Sedgwicks WEISSE KRÄHE finden.



Marcus Sedgwick - Weisse Krähe
Inszenierte Lesung

Originaltitel: White Crow

Sprecher
: Maria Koschny, Anna Thalbach, Wolfgang Condrus
Regie: Kai Lüftner
Übersetzt von: Renate Weitbrecht
Laufzeit: 205 Minuten, 3 CDs
ISBN: 978-3-86231-163-7
Erschienen: Februar 2012
Der Audio Verlag
 

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