Anderson, Kevin J.: Das Imperium (Die Saga der Sieben Sonnen 1)

CoverDas Imperium – Die Saga der Sieben Sonnen 1 (Hidden Empire)
von Kevin J. Anderson
aus dem Amerikanischen von Andreas Brandhorst
Heyne Taschenbuch
erschienen: 2006 (Deutschland), 2002 (USA)
542 Seiten, 8.95 €
ISBN: 978-3-453-52181-0
Heyne Verlag (Random House)

Das Weltall im Jahr 2427: Die Menschheit erlebt ein blühendes Zeitalter. Mit Hilfe der Ildiraner, eines alten, mächtigen Volkes, das zugleich die einzige intelligente Spezies im Kosmos ist, der Menschen je begegnete, gelang die Eroberung des Weltraums. Menschliche Kolonien finden sich auf Dutzenden bewohnbarer Welten, der Handel blüht, die Zeiten sind weitestgehend friedlich.

Doch 2427 wird sich alles ändern. Die Archäologen Margaret und Louis Colicos machen eine folgenschwere Entdeckung, nach der nichts mehr so ist wie zuvor.

Vor vielen Jahrtausenden existierte mit den insektenartigen Klikiss eine intelligente Spezies, deren Kultur sich im gesamten Spiralarm der Milchstraße ausgebreitet hatte. Doch dann, von einem Tag auf den anderen, verschwanden die Außerirdischen. Zurück blieben nur noch einige wenige Artefakte, die auf die Größe und die Macht der Insektoiden schließen lassen.

In einer Klikisskolonie stoßen Margaret und Louis auf eine Apparatur, mit deren Hilfe Gasriesen in kleine Sonnen verwandelt werden können. Ein mächtiger Gegenstand, den man dazu verwenden kann, neuen Lebensraum für die wachsende Menschheit zu schaffen, der Militärs aber auch wegen seiner potentiellen Verwendung als Waffe interessiert.

Der Planet Oncier wird dazu auserkoren, als Testobjekt zu fungieren. Der Versuch ist erfolgreich – und ruft Mächte auf den Plan, die das Ende der Menschheit bedeuten könnten...

Das Imperium ist der Auftaktband zu Kevin J. Andersons Reihe Die Saga der Sieben Sonnen. Dies ist der Name der ildiranischen Geschichtssammlung, die Jahrtausende historischer Ereignisse in sich vereint und eines der zentralen Elemente des Romans ist.

Was lässt sich nun zum Roman sagen?

Nach den ersten 50 Seiten wollte ich das Buch eigentlich schon wieder weglegen. Bei allen guten Ideen, die der Autor zu Papier brachte, gelang es ihm nur ansatzweise mich zu fesseln und seine Personen glaubhaft und sympathisch zu schildern. Aber ich wollte dem Roman noch eine Chance lassen und habe weitergelesen. Diese Entscheidung habe ich nicht bereut, denn nach rund 150 Seiten bin ich endlich mit den Geschehnissen und den Protagonisten warm geworden und konnte den ersten Band der Serie langsam aber sicher genießen.

Nein, ein absolut einzigartiges Meisterwerk, so wie es einige Zitate auf der Rückseite des Covers versprechen, ist der Roman sicher nicht. Da wäre zunächst einmal die schiere Unmenge an einzelnen Protagonisten zu nennen, die auftauchen. Ich bin ja eigentlich ein Freund eines großen Charakterstammes (nicht umsonst lese ich eigentlich nichts lieber als High Fantasy), aber Anderson übertreibt es etwas. Es fällt dem Leser daher nicht immer leicht, die Übersicht zwischen den verschiedenen Handlungssträngen zu behalten. Man braucht schon einige Zeit, um sich an die Masse von Personen zu gewöhnen und die einzelnen Charaktere problemlos auseinanderhalten zu können. Ein weitaus größeres Problem als die Übersichtlichkeit ist allerdings der allzu knappe Raum, den der Autor seinen Protagonisten einräumt. Zu viele Handlungselemente werden gerafft, Personen bekommen kaum Zeit, zu agieren, zu denken und sich so dem Leser besser darzustellen. Hier wurde Potenzial verschenkt, denn vielfach bleiben die Akteure dem Leser schlicht und einfach fremd.

Überhaupt ist das so eine Sache mit dem Zusammenfassen der Story. Anderson hat so viel zu erzählen, dass man manchmal das Gefühl hat, er komme gar nicht nach mit dem Schreiben. So manche Handlung wird nur angerissen, Entwicklungen in ein oder zwei Sätzen abgehandelt, obwohl sie eine ausführlichere Betrachtung verdient hätten. Zwischen den verschiedenen Kapiteln kommt es oft vor, dass viele Tage und Wochen ausgelassen und nur zu Beginn des jeweils neuen Kapitels kurz zusammengefasst werden. Bei knapp 530 Seiten und 115 (!) Kapiteln ist das einiges, was da wegfällt.

Doch nichtsdestotrotz ist Das Imperium ein spannender und interessanter Roman geworden – wenn man sich einmal reingelesen hat. Anderson schafft es, sein Werk ohne eine allzu strenge Zeichnung zwischen Schwarz und Weiß, zwischen Gut und Böse aufzubauen. Jedes Ereignis, jede Person, alles hat gute und schlechte Seiten. Dadurch entwirft der Autor faszinierende Bilder unterschiedlicher Gesellschaften und der Leser kann sich nie sicher sein, was denn nun als nächstes passieren wird und wie bestimmte Charaktere handeln werden.

Die Handlung des Buches ist es schließlich auch, was seine große Stärke ausmacht. Anderson verbindet politische Intrigen, militärische Aktionen, anrührende Liebesgeschichten und nicht zu vergessen SF in Reinkultur zu einem großen, stimmungsvollen Ganzen. Die durch das menschliche Experiment in Gang gesetzten Folgen sind packend und sorgen schnell dafür, dass man das Buch trotz des Mangels an echten Sympathieträgern immer weiter lesen möchte.

Das Imperium ist der nicht immer rundherum gelungene Auftakt zu einer Space Opera, die einige Spannung für zukünftige Bände verspricht. Man braucht einige Zeit, um mit dem Roman warm zu werden, und nicht alle Handlungsstränge können restlos überzeugen, aber alles in allem hat man hier ein gutes Buch vorliegen, das den ein oder anderen Blick sicher wert ist. Fans klassischer Space Opera sollte auf alle Fälle zugreifen, und auch alle Liebhaber der High Fantasy werden durchaus ihre Freude an dem Roman haben.

Wenn es dem Autor jetzt noch gelingt, in den zukünftigen Bänden die genannten Schwächen auszumerzen, dann steht einem echten SF-Highlight nicht mehr im Weg.

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