Dan Shockers Larry Brent (4) Gargoyle

Larry Brent -4- GargoyleGargoyle
Dan Shockers Larry Brent
von Susanne Wilhelm

Grauenhafte Nachrichten für die PSA aus Frankreich: Kinder werden von fliegenden Kreaturen aus Wohnhäusern geraubt. Der Klappentext verrät es schon: Hier wird verstärkt auf den Beschützerinstinkt der Leser und Leserinnen gesetzt.

Welche Mutter würde nicht ähnlich reagieren wie Louise Beaumont, die, als sie einen lauten Knall aus dem Kinderzimmer und gleich darauf das Weinen ihres kleinen Sohnes hört, sich einem geflügelten Monster gegenübersieht, das gerade ihr Kind rauben will?

Obwohl sie sich todesmutig dem Monster entgegenwirft, kann sie den Kindsraub dennoch nicht verhindern.


Es haben sich mittlerweile viele Autoren an Larry Brent versucht. Einige habe ich gelesen. Es waren Namen dabei wie Walter Appel, Antje Ippensen, Dennis Ehrhardt und Christian Montillon. Mich konnten sie nicht immer überzeugen, da es den meisten nicht gelang, den Charme der Larry Brent-Geschichten einzufangen, der einst so typisch für sie gewesen war. Ich habe sicher keine Dan Shocker-Kopie erwartet. Ich wollte schon moderne und anders geartete Abenteuer des alten Helden lesen, aber ich wollte auch einen Wiedererkennungswert. Den haben bisher die wenigsten Autoren hinbekommen. Christian Montillon hat einen guten Mittelweg gefunden, um in Dan Shocker-Manier die Figuren mit Leben zu füllen. Auch der Wallon-Beitrag las sich sehr schön.

Susanne Wilhelm hat es leider nicht geschafft, mich zu überzeugen. Sie macht zwar keine groben Fehler im Figurenaufbau, und auch ansonsten liest sich ihr Text zumeist flüssig und spannend, doch die Figuren sind mir allesamt zu farblos und charakterlos. Es fehlt mir da die Tiefe. Der Charme einzelner Akteure wird schmerzlich vermisst. Früher hat man die Figuren näher kennenlernen dürfen, insbesondere bei Dan Shocker, um mal im Larry Brent-Universum zu bleiben. Man fieberte mit ihnen mit, und man liebte auch ihre kleinen Eigenarten. Diese Eigenarten gehen in Susanne Wilhelms Beitrag fast völlig verloren. Sie verliert sich allzu oft und auch sehr schnell in wörtlicher Rede, so dass man den Eindruck bekommt, ein Drehbuch oder eine Theaterinszenierung zu lesen. Oft werden Szenen begonnen, in denen Larry den Raum des Polizeiinspektors betritt und gleich darauf setzt der Dialog der Figuren ein. Ich vermisse hier ein wenig Beschreibung der Figuren. Ein paar Eigenarten, die mich mit den Helden und seinen Gegenparts vertraut machen. Auch Örtlichkeiten könnten besser beschrieben werden, ohne den Leser zu langweilen. So entstehen Bilder im Kopf beim Lesen. Und genau das fehlt mir hier ein wenig.

Vielleicht lag die Schwäche aber im Exposé. Eventuell hat die Autorin es nicht geschafft, die geballte Handlung auf den vorgegebenen Skriptseiten unterzubringen, so dass weite Teile des Buches unfreiwillig steril wirken und daher die Atmosphäre fehlt ...

Die Handlung selbst ist spannend, und das Thema passt sehr gut in den Larry Brent-Kosmos. Die Gargoyle sind dabei eine wirklich gute Horror-Idee, die auch von Dan Shocker selbst hätte stammen können. Der alte Witz der Hauptfiguren Larry Brent und Iwan Kunaritschew ist auch gegeben, so dass man als Larry Brent-Fan sicher auch Wiedererkennungsmerkmale entdecken kann. Was den viel diskutierten Serien-Überbau angeht, so hält sich Frau Wilhelm damit erfreulicherweise etwas zurück. Sie erwähnt zwar die Vorkommnisse der vorherigen Bände, macht sie aber nicht weiter zum Thema. Ich bin auch kein Freund davon, dass es nun plötzlich einen X-RAY-2 gibt. Aber der Larry Brent des 21. Jahrhunderts muss wohl ein anderer sein. Ich für meinen Teil hätte mir gewünscht, man würde Larry in seiner alten Zeit agieren lassen. Abenteuer, die bisher nicht geschrieben wurden - sozusagen.

Das Format ist sehr erfreulich. Eine kleine handliche Hardcover-Ausgabe. Wenn die alten Larry-Brent-Abenteuer einmal einzeln in dieser Form erscheinen würden, dann würde ich sofort zugreifen.

Fazit: Kein rundherum gelungener Roman, aber ein unterhaltsames Larry Brent-Abenteuer.


Daten zum Buch

Redaktion: Jörg Kaegelmann
Autorin: Susanne Wilhelm
basierend auf Figuren von Dan Shocker
Titelbild: Rudolf Sieber-Lonati
Gestaltung: Mark Freier, München
Illustrationen: Ralph Kretschmann
Hardcover mit Schutzumschlag, ca. 160 Seiten
ISBN: 978-3-89840-292-7
BLITZ-Verlag 2011

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