Parrish, Michael J./ Urban, Lars: Tattoo - Torn Band 28

Cover: Torn Bd. 28 - TattooTattoo
Torn Band 28
Von Lars Urban
Nach einer Story von Michael J. Parrish
Exposéredaktion: Christian Montillon
255 Seiten; 14,95 €
Zaubermond Verlag
 
Roman ist exklusiv beim Verlag erhältlich

»Tattoo« ist der nunmehr 28ste Teil der Torn-Hardcover-Reihe und der zweite Roman, den Neu-Autor Lars Urban verfasst hat. Nach dem ordentlichen Einstand war ich gespannt, wie er sich bei seinem zweiten Ausflug in den Kosmos der Wanderer des Lichts schlagen würde.

Ich wurde nicht enttäuscht. »Tattoo« zeigt deutlich, dass sich Urban gut in den Serienkosmos eingearbeitet hat. Das Buch ist spannend, abwechslungsreich und spürbar stärker als der Vorgänger, der selbst nicht zu verachten ist.
 
»Tattoo« knüpft unmittelbar an die Geschehnisse von »Nach dem Cho'gra« an. Wir erinnern uns: Die Festung am Rande der Zeit – oder das, was nach der Erschütterung des Numquam noch davon übrig ist – stürzte auf den Planeten Ceyffar. Unmittelbar nach dem verheerenden Unglück wurden die Wanderer von Grah'tak attackiert. Verblüfft mussten die Kämpfer des Lichts zur Kenntnis nehmen, dass die Dämonen den Absturz der Festung einer mysteriösen Prophezeiung sie Dank schon seit vielen Jahrhunderten erwartet hatten.

Um zu verhindern, dass die Horden des Subdämoniums weiteres Unheil mit der „Ewigen Prophezeiung“ anrichten, sind Torn und seine Waffenbrüder fest entschlossen, das geheimnisumwitterte Objekt an sich zu bringen und seine Bedeutung zu entschlüsseln. Eine zentrale Rolle in diesem Zusammenhang spielt der Wanderer Tattoo: Dessen Körperkunst scheint eine exakte Kopie der prophetischen Schrift darzustellen. Doch wie soll das überhaupt möglich sein?

In »Tattoo« gewähren Serienerfinder Michael J. Parrish, Exposéredakteur Christian Montillon und Autor Lars Urban dem Leser einen Blick in die Vergangenheit des ungestümen Wanderers mit dem Ganzkörpertattoo – und schreiben zugleich die dramatischen Ereignisse fort, die nach der Zerstörung des Cho'gra ihren Lauf genommen haben!

Wie aus dieser kurzen Inhaltszusammenfassung bereits ersichtlich wurde, fährt der 28ste Torn-Roman zweigleisig. Auf der einen Seite erzählt Urban vom Versuch der Wanderer, das Geheimnis hinter der „Ewigen Prophezeiung“ zu lösen und die Grah'tak auf Ceyffar zu besiegen. Die dabei anfallenden Missionen der Wanderer sind äußerst facettenreich. Urban lässt dem Leser kaum Zeit zum Luftholen, schon schickt er seine Protagonisten an den nächsten Schauplatz, wo sie vor völlig neue Herausforderungen gestellt werden.

Dabei geht der Autor, meinem Gefühl nach zumindest, ein wenig härter zur Sache, als es noch im Vorgängerband der Fall gewesen ist. »Tattoo« ist düsterer und brutaler als Band 27, wenn auch deutlich gemäßigter als die Werke von Christian Montillon. Der Geschichte tut die flottere, handfestere Gangart in jedem Falle gut. Dem ein oder anderen Leser mögen die zwischenmenschlichen Momente ein wenig zu kurz kommen; insbesondere der den Serientitel gebende Held bleibt diesmal etwas blass. Torn-Fans werden die abwechslungsreichen Missionen und deren fesselnde Umsetzung aber in jedem Fall zu schätzen wissen.

Ein wenig zwiespältiger fällt das Urteil hinsichtlich des zweiten Erzählstrangs um die Vorgeschichte von Tattoo aus. Diese ist in Ich-Form und im Präsenz geschrieben, was im ersten Moment stutzig macht. Urban versteht sich aber auch auf diese beiden Stile. Normalerweise bin ich kein Freund von in der Gegenwartsform geschriebenen Geschichten. Diesmal hatte ich aber keine Probleme damit, mich mit der Erzählweise des Autors anzufreunden.

Was meinen Eindruck ein wenig getrübt hat, ist nicht die Umsetzung der Handlung. Es ist vielmehr die Geschichte an sich, die nur mäßig zu gefallen weiß. Die Beschreibung der Jugenderlebnisse von Tattoo (bis hin zu dem Moment, als er seine Körperbemalung erhält) lässt sich zwar gut lesen, trieft aber in weiten Teilen nur so vor Klischees. Allen voran ist da die durch und durch vorhersehbare und mir Brachialgewalt herbeigeführte Liebesgeschichte zwischen dem zukünftigen Wanderer und einer jungen Halbchinesin zu nennen.

Aber auch sonst wirkt die Geschichte reichlich konventionell. Der jugendliche Tattoo ist ein angehender Held, wie man ihn aus Dutzenden anderer Geschichten kennt: rechtschaffen, mit problematischem Background ausgestattet und genau dann, wenn sein Leben gerade angenehmer werden könnte, wird er ohne Chance auf Gegenwehr in eine neue Existenz geworfen. Torn-Altleser werden sich an die Art und Weise erinnert fühlen, wie der Soldat Isaac Torn aus seinem Leben gerissen und zu einem Schicksal als Wanderer gezwungen wurde. Eine etwas originellere Vergangenheit hätte man Tattoo durchaus angedeihen lassen können.

Immerhin: Handwerklich ist das Ganze gut gemacht. Urban versteht es perfekt, den Schauplatz der Storyline, das Shanghai des 19. Jahrhunderts, atmosphärisch dicht aufleben zu lassen. Das sowie die äußerst interessante Gestalt eines mysteriösen Fremden, der Tattoos Schicksal in nicht zu unterschätzender Weise bestimmt, versöhnen einen mehr oder weniger mit der allzu simpel konstruierten Handlung.

Mit Ausnahme des angesprochenen storytechnischen Defizits in der Tattoo-Handlungsebene ist Urbans neuer Torn-Roman ein sehr gelungenes Buch geworden, das mich insbesondere hinsichtlich der vielfältigen, immer wieder unterschiedlichen Szenarien begeistert hat. Torn-Fans werden an dem Buch viel Freude haben.

Sollte noch jemand Zweifel haben, ob Lars Urban eine gute Ergänzung im Team der Serienautoren ist: »Tattoo« dürfte diesen Bedenken ein Ende setzen.

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