Kneifel, Hans - Insel der Winde

Insel der WindeInsel der Winde
Zweiter Band des Kreta-Zyklus
von Hans Kneifel
Historisch-phantastischer Roman
Originalausgabe, 312 Seiten
Erkrath 2009
FanPro 71020, 1. Auflage
ISBN 978-3-89064-195-9

Fantasy Productions Verlags- und Medienvertriebs GmbH

Solide Fortsetzung
So muss das sein: Gleich auf den ersten Seiten von „Insel der Winde“ klatschen dem Leser die vom Wind aufgepeitschten Wellen des Mittelmeers ins Gesicht, dass kaum Zeit zum Luftholen bleibt. Auf dem „Großen Grünen“ irgendwo zwischen der ägyptischen Küste und der Insel Kreta kämpfen die Besatzungen von drei Schiffen des Pharao Amenemhet um ihr Leben, und der Leser japst einige Seiten lang mit den erschöpften Ruderern und wringt sich die salzige Gischt aus dem Lendenschurz. Dann scheint wieder die Sonne, und das Ziel ist erreicht.


Der zweite Band des so genannten „Kreta-Zyklus“ in der Reihe der als „Atlan X“ wiederbelebten Zeitabenteuer des unsterblichen Arkoniden aus dem Perry-Rhodan-Universum hält, was der erste Roman „Lotse im Sandmeer“ zumindest auf den letzten 30 Seiten versprochen hat: keinen verhaltenen Aufguss eines veralteten Romans, sondern ein überaus frisches, geschmeidig und lesenswert formuliertes Abenteuergarn aus der Zeit 2000 Jahre vor Chr., als das ägyptische Herrscherhaus erste zarte Handelskontakte mit Kreta knüpfen will, um die Zivilisation beider Seiten voranzubringen. Eine solide Fortsetzung des ersten Bandes mithin.

Die Verbindung hat natürlich Atlan angebahnt, dem an einem solchen Fortschritt auch gelegen ist, weil er irgendwann ja richtig nach Hause fahren und nicht nur wieder für Jahrtausende in seiner unterseeischen Rettungskuppel verschwinden will. Der alte Arkoniden-Admiral hat sogar mit der dunkelhäutigen Thot K’aima aus dem Süden Ägyptens den Kretern eine attraktive Agentin ins Nest gelegt, die als Quellnymphe mit wundersamen Auftritten von sich reden macht. Dabei wird sie von allerlei Arkon-Technik (Stichwort: Tarnkappe bzw. Deflektorschirm) und Atlans treuen Roboter Rico unterstützt.

Die ägyptischen Schiffsbesatzungen, die schließlich auf Kreta landen, finden mit Hilfe der Nymphe schnell Kontakt zum örtlichen Herrscher, dem Minos, einem Stier von Kerl, dem bei all seinem Bemühen, endlich einen männlichen Thronfolger zu zeugen, glücklicherweise auch noch das Wohl seiner Untertanen am Herzen liegt. Und: Der Minos möchte – nicht ganz uneigennützig – von der überlegenen Schiffbautechnik der Ägypter profitieren, um sich eine eigene hochseetüchtige Flotte aufzubauen.

Kneifels Kenntnisse als Segler und der antiken Geschichte kommen dem Roman lesbar zugute. Die Legende vom Labyrinth von Knossos führt er auf einen am Ende recht profanen Kern zurück – quasi ein Casting für den nächsten Minos von Kreta, seinerzeit auch Kefti geheißen. Es findet allerdings erst statt, nachdem die ägyptischen Seefahrer ihre Geschenke und Schiffsbaukenntnisse mit den kretischen Gastgebern ausgetauscht haben und – mit zahlreichen Setzlingen für Olivenbäume an Bord – die Heimreise antreten, begleitet von den Tränen zahlreicher verlassener Kreterinnen.

Noch während der Schiffbau-Diskussionen hat Atlan einen bemerkenswerten Zeitgenossen namens Daidaloos kennen gelernt, einen unermüdlichen Erfinder und Tüftler, dessen Sohn Ikaros viel später ein tragisches Ende nehmen sollte. Diesen „Daniel Düsentrieb“, einen Flüchtling vom mykenischen (griechischen) Festland, stattet Atlan mit einiger mechanischer und metallischer Arkon-Technik aus. Die setzt im Verlauf des Romans ironischerweise auch aus oder ist nicht greifbar – was den Arkoniden immer mal wieder in Panik versetzt. Immerhin verliert er dieses Mal nicht den Zellaktivator.

Die „Insel der Winde“ erweist sich am Ende als Insel der Erdbeben. Im Verlauf eines solchen katastrophalen Ereignisses bricht der Palast des Minos zusammen. Das folgende Chaos nutzen clevere Menschenjäger, die mit einem Schiff angelandet sind, um vor allem Frauen zu verschleppen, unter ihnen die Lebensgefährtin des Daidaloos und – noch viel schlimmer – die aktuelle Partnerin von Atlan. Der Arkonide heftet sich mit einem speziellen Schiffsneubau ans Heck der Entführer. Für Atlan ist klar: „Die Jagd begann. Was meine Absicht betraf, würde sie kurz sein, erfolgreich und gnadenlos.“
Darauf werden sich also wohl die Leser des dritten Bandes des „Kreta-Zyklus“ mit dem Titel „Das schwarze Schiff“ freuen können.

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