Somers, Jeff: The Electric Church

Somers, Jeff: The Electric ChurchThe Electric Church
von Jeff Somers
Orbit Science Fiction
erschienen: 2007 (USA)
365 Seiten, ca. 9,00 €
ISBN: 978-0-316-02172-2

Orbit

Die Welt war nie ein Paradies, doch seit der „Unifizierung“ gleicht sie einem Albtraum. Es gibt so gut wie keine Jobs mehr, die Kriminalitätsrate ist geradezu explodiert, und was die Polizei angeht, so sind die meisten Cops brutaler und gefährlicher als diejenigen, die sie eigentlich jagen sollten.

In dieser Welt lebt Avery Cates. Cates ist alles andere als ein Heiliger; wenn der Preis und das Ziel stimmen, ist er gut und gerne bereit, einen Mord zu begehen. Sein Dasein ist kein Zuckerschlecken, doch irgendwie ist es ihm bislang gelungen, sich über Wasser zu halten und außerhalb des Radars der Cops zu bleiben. Dann jedoch kommt Cates der Elektrischen Kirche in die Quere.

Die Elektrische Kirche. Die fünftgrößte und am schnellsten wachsende Religionsgemeinschaft der Erde. Ihre Mitglieder sind unsterbliche Cyborgs, doch ein Beitritt bedeutet eigentlich Tod: Neuen Mitgliedern wird das Gehirn entfernt und in einen androiden Körper verpflanzt.

Die Mittel und Methoden der Kirche sind radikal. Als sich Avery der Organisation widersetzt, macht sie ihm das Leben zur Hölle. Mit einem Mal wird der Killer von der ganzen Welt gejagt. Ob schießwütige Cops oder Cyborg-Mönche, jeder will ihn tot sehen. Doch Avery ist noch nicht bereit zu sterben. Bald befindet er sich im Zentrum einer mörderischen Mission, die ihm das Genick brechen oder aber sein Überleben sichern könnte.

Das große Sterben kann beginnen...

Die Inhaltszusammenfassung dürfte es klar gemacht haben, zur Sicherheit sage ich es aber in aller Deutlichkeit: »The Electric Church« ist ein SF-Thriller, dessen Kauf man sich gut überlegen sollte. Jeff Somers' Roman ist alles andere als eine kurzweilige Lektüre für jedermann.

Oh, versteht mich nicht falsch. »The Electric Church« lässt sich gut lesen und ist stellenweise enorm witzig. Doch bevor man zugreift, sollte man sich folgende Punkte durch den Kopf gehen lassen und sich erst dann entscheiden, ob dieses Werk wirklich etwas für einen ist:

  • »The Electric Church« ist brutal. Somers' Thriller ist reich an Gewalteinlagen. An allen Ecken und Enden wird gestorben, wird jemand verstümmelt oder in einen Cyborg-Mönch verwandelt. Für zarte Gemüter ist das Buch absolut ungeeignet.
  • »The Electric Church« ist düster. Optimismus sucht man in dem Roman vergeblich. Das Setting der Geschichte ist kalt und trist, jeder Schauplatz gleicht einem Trümmerfeld. Wer nicht bereit ist, sich auf eine Welt einzulassen, in der jede Hoffnung fahren gelassen wurde, der sollte die Finger von dem Buch lassen.
  • Humor gibt es in »The Electric Church« eine Menge, doch es ist Galgenhumor und solcher von der allerschwärzesten Sorte. Feine Ironie oder Slapstick sucht man vergeblich; bissige Bemerkungen und makabere Floskeln findet man hingegen zuhauf.
  • Die Sprache von »The Electric Church« ist alles andere als jugendfrei. In fast jedem Satz sind explizite Kraftausdrücke vorhanden, häufig sogar mehr als eines. Wen es stört, wenn allzu viel geflucht wird, der ist hier an der vollkommen falschen Adresse.
  • Die Charaktere, die Somers erschaffen hat, sind samt und sonders niederträchtige Mistkerle (um es mal harmlos auszudrücken). Keine Frage, der Cast ist äußerst originell, und die einzelnen Figuren sind exzellent charakterisiert. Wer allerdings sympathische oder moralisch zumindest nicht vollkommen verdorbene Protagonisten benötigt, um einen Roman auch nur halbwegs zu genießen, dem kann ich nur raten: Mach einen großen Bogen um dieses Buch!

Nein, »The Electric Church« ist mit Sicherheit nicht für jeden Leser geeignet. Wer allerdings auf finstere, ungewöhnliche SF-Thriller steht, dem hat Somers' Werk einiges zu bieten: einen außergewöhnlichen Plot, den schon erwähnten erstklassigen Cast, eine rasante Inszenierung, reichlich Action und jede Menge irrwitzig-finstere Handlungsstränge. Freunde abgefahrener, brutaler und düsterer SF kommen also voll auf ihre Kosten. Wer unkonventionelle Storys à la »Matrix« mag und sich vorstellen kann, dass ihm eine solche erzählt in Form einer düsteren SF-Variante von Scott Lynchs »Die Lügen des Locke Lamora« gefallen könnte, der sollte dem Buch mehr als nur einen Blick gönnen.

»The Electric Church« ist der Auftaktband zu einer Reihe von Romanen um Avery Cates. In den USA erscheint in Kürze der dritte Band, während im deutschsprachigen Raum noch nicht einmal der hier vorgestellte erste Teil erschienen ist. Möchte man Averys Überlebenskampf dennoch verfolgen, so bleibt einem bislang nichts anderes übrig, als zur englischsprachigen Originalfassung zu greifen. Man kann nur hoffen, dass sich das bald ändert und ein deutschsprachiger Verlag auf diese ausgefallene Serie aufmerksam wird.

Kommentare  

#1 Gabriel Adams 2009-05-20 08:32
Kurzes Update:
Wie es scheint, bringt Bastei-Lübbe den Roman Anfang 2010 in deutscher Übersetzung heraus.

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