Heitz, Markus: Blutportale

Heitz, Markus - BlutportaleBlutportale
von Markus Heitz
Knaur Broschur
erschienen: Winter 2008
666 Seiten, 14.95 €
ISBN: 978-3426663394

DroemerKnaur

Saskia Lange, Eigentümerin und Chefköchin des beliebten Hamburger Restaurants Bon Goût, hat ein gefährliches Hobby: Sie ist Mitglied der union des lames, eines verschwiegenen Zirkels der besten Fechter der Welt, die regelmäßig in aller Abgeschiedenheit spektakuläre Duelle austragen. Davon abgesehen führt Saskia aber ein recht unaufregendes Leben.

Will Gul, Florist und Anhänger der hinduistischen Glaubenslehre, hat einen ebenso angenehmen wie lukrativen Nebenjob. Im Auftrag eines zurückgezogen lebenden Millionärs soll er dessen luxuriöses Anwesen hüten. Toller Nebeneffekt dieses Jobs: Er darf auch in der Villa wohnen.

Saskia und Will, zwei junge Menschen, die lediglich eine lockere Geschäftsbeziehung miteinander verbindet. Bis zu jenem verhängnisvollen Abend, an dem Saskia eine Party in Wills Heim besucht – und eine Gruppe Fanatiker in eine geheime Kammer eindringt und ein lange verborgenes Artefakt entwendet.

Damit beginnt für Will und Saskia ein unvorstellbarer Albtraum. Nicht genug, dass die Party in einem Blutbad endet. Mit Hilfe des gestohlenen Artefakts soll ein Blutportal geöffnet werden, um einem Grauen erregenden Dämon Zugang in diese Welt zu gewähren...

Da ist er also, der lange erwartete nächste Roman aus dem Bereich „Dunkle Spannung“ von (Dark) Fantasy-Großmeister Markus Heitz. Nachdem er sich ausführlich Werwölfen und Vampiren befasst hat, entzieht sich Heitz diesmal jeglicher Beschränkung und entwirft eine actionreiches Horrorszenario, in dem altbekannte Wesen genauso vorkommen wie neue, teilweise noch unmenschlichere Bestien.

Eines vorweg: »Blutportale« ist ein eigenständiger Roman, den man mühelos ohne die Kenntnis der vorangegangenen Horrorromane des Autors lesen kann. Da die Handlung aber gespickt ist mit Anspielungen auf diverse Elemente aus »Ritus«, »Sanctum« und »Kinder des Judas«, schadet es nicht, sich diese Romane im Vorfeld schon mal zu Gemüte zu führen.

Was kann man nun zu »Blutportale« sagen? Schlecht ist der Roman bestimmt nicht, oh nein. Der ganz große Wurf ist Heitz hiermit aber auch nicht gelungen. Das Buch hat so manchen eklatanten Schwachpunkt, doch ebenso ist es reich an starken Momenten, die eine Lektüre auf alle Fälle wert machen.

Bevor diese Rezension jetzt in ein wildes Durcheinander aus „Einerseits...andererseits“-Aussagen ausartet: Am übersichtlichsten dürfte es sein, wenn ich der Reihe nach vorgehe. Beginnen möchte ich dabei mit


Den Schwächen des Romans

  • »Blutportale« ist handlungsmäßig deutlich überfrachtet. Auf 666 Seiten (Zufall...?) komprimiert Heitz hier eine Handlung, die so manches Mal deutlich mehr Raum gebraucht hätte, um sich voll zu entfalten. Viele Szenen rasen am Leser vorüber und sind zu Ende, noch bevor sie richtig angefangen haben. Vielleicht wäre es ratsam gewesen, wenn Heitz sein neustes Werk wie seine Werwolfsaga angegangen wäre und ein längeres Manuskript verfasst hätte, das man dann auf zwei Bücher hätte aufteilen können.

  • Weiterhin ist der Thriller häufig zu oberflächlich. Die auftauchenden Figuren, allen voran die Hauptpersonen, verfügen über wenig echte Tiefe. Dass sie im Verlauf der actiongeladenen Handlung wenig Gefühle zeigen und auch die blutigsten und entsetzlichsten Geschehnisse viel zu häufig ohne viel Federlesens hinnehmen, verstärkt diesen Eindruck noch. Auf den ein oder anderen Leser mag dieses Verhalten cool wirken; mir allerdings war es so vollkommen unmöglich, echtes Interesse für die Charaktere aufzubringen. Um die Handlung voranzutreiben, sind sie gut genug, für mehr dann aber auch nicht.
   
Teile des Romans, die die Leserschaft (IMHO) spalten werden

  • »Blutportale« ist schnell und actionreich. Es wird jede Menge geschossen, gefochten, geflucht, so gut wie nie gibt es einen ruhigen Moment, um Atem zu holen. Wer auf Actionhorror in Reinkultur steht, der wird seine helle Freude an Heitz' neustem Werk haben, wer dagegen auf einen atmosphärisch dichten Horrorroman hofft, erlebt eine herbe Enttäuschung. Anders als z.B. Wolfgang Hohlbein hält sich Heitz nicht mit mysteriösen Umschreibungen unerklärlicher Phänomene auf; er sagt, was er meint und was es zu sehen gibt, und zwar in aller Deutlichkeit. Die Story ist daher sehr direkt, rasant und gnadenlos und beweist, dass sich kaum jemand so gut wie Markus Heitz auf blutige Action im Horrorgewand versteht.

  • Zusätzlich ist anzumerken, dass der Autor, anders als bei seinen vorherigen Horrorromanen, auf eine explizite Zweiteilung der Story in einen historischen und einen in der Gegenwart angesiedelten Plot verzichtet. Es gibt zwar einige wenige Szenen, die in vergangenen Zeiten spielen, doch im Großen und Ganzen ist das Buch in der Gegenwart verankert. So mancher Leser, dem gerade die Vergangenheits-Episoden gut gefallen haben, wird diese vermissen. Ich gehöre allerdings zu denjenigen, die mit den im Jetzt spielenden Sequenzen immer mehr anfangen konnten als mit diesen „Rückblenden“, weshalb ich den neuen Aufbau sehr begrüße.

Die Stärken des Romans
  • »Blutportale« ist wirklich gnadenlos. Man hat das Gefühl, Heitz schreckt vor nichts zurück. Sein Werk ist brutal und macht auch vor regelrechten Massakern und dem Tod einer Vielzahl Unbeteiligter durch die Hand der eigentlich auf der guten Seite stehenden Hauptfiguren nicht halt. Das ist auch für Horrorliteratur ungewöhnlich und weiß daher (und nicht zuletzt auch durch Heitz Umgang mit Gewalt, die zwar immer beschrieben wird, aber nie zum Selbstläufer verkommt) zu beeindrucken.

  • Am Wichtigsten jedoch: »Blutportale« macht einfach Spaß. Der Roman lässt sich flüssig lesen, und man hat Mühe, ihn vor dem Ende wieder aus der Hand zu legen. Ähnlich wie in »Kinder des Judas« hat Heitz wieder eine Menge Elemente eingebaut, die mir eigentlich nicht besonders zusagen. Trotzdem ist es ihm erneut mühelos gelungen, mich in seinen Bann zu ziehen, so dass ich im Nachhinein nur sagen kann: Die Lektüre hat sich auf alle Fälle gelohnt.

»Blutportale« ist mit Sicherheit nicht Heitz' bestes Werk. An seinen unmittelbaren Vorgänger, den Vampiractioner »Kinder des Judas«, kommt es niemals wirklich heran. Trotzdem bietet der Roman eine spannendes Lesevergnügen und versteht es, enorm kurzweilig zu unterhalten. Mag sein, dass das Buch nicht für jedermann gleichermaßen geeignet ist (siehe die Anmerkungen zu den Teilen, die die Leserschaft spalten werden, weiter oben). Wer den Stil von Markus Heitz allerdings mag und auf Horror steht, der blutig, laut und reichlich actionlastig daherkommt, der liegt mit »Blutportale« goldrichtig.

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