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SAGA 7: Michael Moorcock II - Runenstab und Silberhand

S.A.G.A.S.A.G.A. Folge 7: Michael Moorcocks Multiversum (II)
Runenstab und Silberhand

Die amerikanischen Fantasy-Autoren Lin Carter, L. Sprague de Camp und John Jakes gründeten in den 1960er Jahren eine lockere Autorenvereinigung unter dem Namen „Swordsmen and Sorcerers' Guild of America“ (SAGA). Als weitere Mitglieder kamen bald Poul Anderson, Fritz Leiber, Michael Moorcock, Andre Norton und Jack Vance dazu. Die auf Deutsch erschienenen Fantasywerke dieser Autorengruppe werden in der vorliegenden Artikelserie vorgestellt.

In der vorherigen Folge wurde der Autor Michael Moorcock sowie der Zyklus um Elric von Melniboné, seines berühmtesten Helden, sowie der Ende der Zeit-Zyklus vorgestellt.

SAGADie vierbändige Geschichte des Runenstabs ist der erste Abschnitt der insgesamt siebenbändigen Serie um Dorian Hawkmoon. Sie spielt in einem Eurasien der fernen Zukunft, wo nach einem verheerenden Krieg während des Tragischen Jahrtausends nur noch bruchstückhafte Erinnerungen an die Vergangenheit vorhanden sind. Die Namen vieler Landschaften und Städte sind für einen Europäer des 21. Jahrhunderts zwar verfremdet, aber leicht wiederzuerkennen. Es gibt noch eine Reihe von Relikten der alten Technik, die den Menschen aufgrund ihres fehlenden Verständnisses als Zauberei vorkommen. Das Imperium von Ganbretanien, das unter der Herrschaft des unsterblichen Imperators Huon steht, dringt mit seinen maskierten Soldaten in die letzten freien Gebiete des Kontinents vor. Baron Meliadus, einer der Vertrauten Huons, wird in die Kamarg ausgesandt, um den dortigen Lordprotektor Graf Brass als Verbündeten für das Reich zu gewinnen. Meliadus gerät mit den Bewohnern von Burg Brass in Streit, darunter auch mit Bowgentle, dem Ratgeber des Grafen, und vergreift sich beinahe an Yisselda, der hübschen Tochter von Brass. Daraufhin wird er ohne Verzug hinausgeworfen und schwört blutige Vergeltung.

Zurück in Londra, wählt Meliadus als Instrument für seine Rache Dorian Hawkmoon aus, den jungen Herzog von Köln, dessen Heimat jüngst von den Tiermasken tragenden Truppen Granbretaniens überrannt worden ist. Der grausame Meliadus hatte selbst Dorians Vater den Bauch aufgeschlitzt und den jungen Thronerben gefangen nach Londra geführt. Hawkmoon wird ein schwarzes Juwel in die Stirn gesetzt, durch das die Granbretanier alles beobachten können, was um ihn passiert, und mit dem sie ihm aus der Ferne auch das Lebenslicht ausblasen können, falls er nicht ihren Befehlen gehorcht. Hawkmoon soll Yisselda entführen. Er reist in die Kamarg und wird als Flüchtling herzlich aufgenommen. Brass erkennt, dass Dorian in der Gewalt des schwarzen Juwels ist, und schafft es mit seiner Zauberkraft, dessen Funktion vorläufig zu blockieren. Als das Heer Granbretaniens mit geballter Macht die Kamarg angreift, erleidet es eine ungewohnte Niederlage, an der Dorian federführend beteiligt ist. Dorian muss aber noch eine große Reise auf sich nehmen. Denn Brass konnte die Macht des Juwels nur für eine Zeit neutralisieren, aber im fernen Persien lebt der Zauberer Malagigi, der Dorian helfen kann. Auf der Reise nach Persien gewinnt Hawkmoon mit Oladahn, einem seltsamen kleinen Mann, dessen ganzer Körper von kurzem rötlichen Haar bedeckt ist, einen treuen Freund und Gefährten. Und er hat mehrere Begegnungen mit einem Ritter in Schwarz und Gold, welcher Hawkmoon erklärt, dass sie beide der gleichen Macht dienen – dem Runenstab. Nach erfolgreicher Mission, wobei auch die Heimatstadt des Zauberers von angreifenden Granbretaniern befreit wird, beschließt Hawkmoon, sich das Juwel in der Stirn nicht entfernen zu lassen, sondern als Ritter des schwarzen Juwels den Kampf gegen Granbretanien weiterzuführen.

SAGABei der Rückreise nach Europa verschlägt es Hawkmann, den Feind des Dunklen Imperiums, zuerst in die Ruinenstadt Soryandum, die von Geistmenschen bewohnt wird. Dorian rettet die seltsamen Bewohner vor angreifenden Granbretaniern. Als Dank schenken sie ihm eine Maschine, welche ganze Gebiete der Erde in eine andere Raumzeitdimension versetzen kann. Mit Huillam D'Averc gewinnt Dorian einen ritterlichen Freund und Verbündeten dazu, der vorher im Auftrag des Dunklen Imperiums Sizilien erobert hat, aber sich auf die Seite Dorians stellt, nachdem ihm dieser das Leben rettet. Nach der Abwehr eines Angriffes durch wahnsinnige Seeleute auf dem Schwarzen Meer bricht Dorian mit Unterstützung des Ritters in Schwarz und Gold die Macht des Wahnsinnigen Gottes und befreit Yisselda, die entführt worden war, aus seinen Klauen. Dorian nimmt das Amulett an sich, welches den Gott zum Wahnsinn gebracht hatte. Es verleiht Dorian als seinem rechtmäßigem Träger übermenschliche Kraft. Zurückgekehrt in die Kamarg, versetzen die Gefährten die Stadt Aigues-Mortes samt der Burg Brass vor den vorstoßenden Horden Granbretaniens mit der Raumzeitmaschine der Geistmenschen in eine Parallelwelt, sodass die Angreifer ins Leere vorstoßen. Dorian freit Yisselda, doch er wird bald auf die Erde zurückkehren und gegen die Granbretanier kämpfen müssen.

SAGAAuf der Jagd vor den Toren der Stadt entdeckt Dorian einen Fremden mit einer Maske. Dieser stellt sich als Spion des Imperiums heraus, welcher sich mittels eines magischen Ringes in die Welt versetzten konnte, in der sich Burg Brass jetzt befindet. Dorian nimmt ihm den Ring ab und reist zusammen mit Huillam nach Londra, um die Lage dort auszukundschaften und Mygan von Llandar zu finden, der die magischen Ringe hergestellt hat. Sie tarnen sich als Botschafter des weit im Osten liegenden Reiches Asiakommunista. Flana, die Kusine des Reichskönigs und seine einzige lebende Verwandte, enttarnt die beiden, unterstützt sie aber, weil sie sich in Huillam verliebt hat. Sie stellt ihnen einen Ornithopter zur Verfügung, mit dem sie das Ödland von Yel anfliegen, wo Mygan wohnt. Als sie endlich Mygan treffen, wird dieser von den angreifenden Soldaten Meliadus' tödlich verwundet. Er übergibt den beiden aber noch seine Ringe und beauftragt sie, die Stadt Narleen zu suchen, wo sich das Schwert der Morgenröte befindet. Anschließend sollen sie im Norden die Stadt Snark und den Runenstab aufsuchen, denn auch Mygan ist ein Diener des Runenstabs. Im fernen Land Amarehk, wohin sie durch die Kraft der magischen Ringe transportiert werden, erreichen die beiden Freunde schließlich Narleen, wo das geheimnisvolle Schwert von Piraten als Gott verehrt wird. Sie werden von den Piraten gefangen und vom Ritter an Schwarz und Gold befreit, der wie einige Male vorher als Retter in der Not auftaucht. Dorian nimmt das Schwert und ruft nach Aufforderung des Ritters die Legion der Morgenröte herbei. Diese Soldaten, die wie Geister erscheinen und aus einer anderen Zeit zu stammen scheinen, machen mit den Piraten kurzen Prozess. Der Ritter fordert Dorian erneut auf, sich nach Snark zum Runenstab zu begeben, aber Dorian hat andere Pläne, denn er will zurück nach Burg Brass zu seiner geliebten Yisselda.

SAGADeswegen sticht er in See mit Ziel Europa, wird daber von geflügelten Reptilien angegriffen und zu einer Insel abgedrängt. Dort erwartet die Gefährten Orland Fank, ein eigenartiger Mann, der sich als Bruder des Ritters in Schwarz und Gold zu erkennen gibt. Er gibt ihnen ein Boot, denn die Reparatur des beschädigten Schiffes würde lange dauern, und versichert ihnen, dass die Freunde auf Burg Brass in Sicherheit sind. Mit dem Boot erreichen Dorian und Huillam die Küste Amarehks, wo Snark liegt, die Stadt der glühenden Schatten. Sie werden von einem Kind mit Namen Jehamia(h) Cohna(h)lias (vergleichbar wie bei Elrics Cousin Y(y)rkoon wurde der zugegebenermaßen schwierige Name in den deutschen Terra Fantasy-Bänden nicht einheitlich geschrieben!) empfangen, welches sie in die Halle des Runenstabs führt. Truppen aus Granbretanien dringen ein und versuchen, den Runenstab an sich zu reißen und Jehamiah als Geisel zu verwendet. Jehamiah verschwindet im Runenstab, denn er ist eine Manifestation dessen Geists. Dorian beschwört die Legion der Morgenröte herbei, welche die Granbretanier nach erbittertem Kampf vernichtet. Im Kampf kommt allerdings der Ritter in Schwarz und Gold um. Dorian nimmt den Runenstab an sich und schifft sich mit den Gefährten Richtung Europa ein.

In der Zwischenzeit hat es Meliadus in Londra geschafft, durch die magischen Künste seines Schwagers Taragorm die Maschine zerstören lassen, welche Burg Brass in der anderen Dimension hält, worauf sie auf die Erde zurückfällt. Gleichzeitig zettelt er einen Aufstand gegen König Huon an. Er ermordet diesen und lässt Flana zur neuen Herrscherin ausrufen, an deren Seite er über das Reich herrschen will. Als der totgeglaubte Hawkmoon auf Burg Brass eintrifft, fasst der alte Graf wieder Lebensmut. Zu sechst machen sie sich mit Yisselda, die ein Kind erwartet, zum Endkampf Richtung Londra auf. Baron Kalan gelingt es, Hawkmoons Juwel in der Stirn zu reaktivieren, was diesen fast hilflos macht, bevor er sich aus seinem Bann befreien und die Legion der Morgenröte zu Hilfe rufen kann. Diese besiegt die durch den Bürgerkrieg geschwächten Truppen Granbretaniens. Im grausamen Kampf kommen Graf Brass, Oladahn, Huillam und Bowgentle ums Leben. Die um Huillam trauernde Flana übernimmt die Herrschaft über Granbretanien und verspricht, dass die Zeit der Gewaltherrschaft für allemal vorbei ist. Orland Fank nimmt den Runenstab, das Amulett und das Schwert der Morgenröte an sich. Er verspricht Hawkmoon, dass er sie wieder bekommmen wird, sollten sie jemals wieder benötigt werden. Dorian lässt das Juwel aus seiner Stirn entfernen und kehrt mit Yisselda in die Kamarg zurück, um das Land wiederaufzubauen.

SAGADie vier Runenstab-Bücher bieten ein recht interessantes Setting, leiden aber an einer extremen Schwarzweiß-Charakterisierung der handelnden Personen und schnellem Perspektivenwechsel mit häufigen Kampfszenen. Sie sind deshalb als Jugendwerke des Autors einzuordnen, in denen sein Potenzial noch nicht ganz zur Entfaltung kommt. Einzig die skurrile Figur des Huillam D'Averc stellt einen bunten Tupfer dar. Hawkmoon ist im Vergleich mit seinen Kollegen Elric, Corum und Erekosë, die alle düstere bzw. tragische Gestalten sind, als der konventionellste, positive Held zu sehen, allerdings (vielleicht gerade deshalb?) mit der geringsten emotionalen Tiefe. Die kriegerischen Horden der maskentragenden Granbretanier erinnern in ihrer rücksichtslosen Grausamkeit an Nazischergen. Bemerkenswert dabei ist, dass die Bösen aus Großbritannien stammen und der Held ein Deutscher ist, und das bei einem britischen Autor! Wenn man Moorcock kennt, weiß man, dass er der deutschen Kultur positiv gegenübersteht. Die Romane waren eines der Schwergewichte in der Terra Fantasy-Taschenbuchreihe des Pabel Verlages. Aufgrund der Umfangsbeschränkung von 144 bzw. 160 Seiten mussten sie etwas gekürzt werden, was Moorcock überhaupt nicht gefiel. In der 2. Auflage der Reihe mussten deswegen die vier Titelbilder mit der Aufschrift „Gekürzte Ausgabe“ ergänzt werden, ein einmaliger Vorgang bei Pabel-Reihen. Die späteren Neuausgaben aller sieben Hawkmoon-Bände im Bastei Verlag in zwei Bänden als Der Herzog von Köln und Der Weg nach Tanelorn bzw. in einem Band als Der Runenstab waren dann ungekürzt. Hawkmoon wurde hier als Falkenmond eingedeutscht.

SAGADie an die Runenstab-Romane anschließenden drei Bände der Chroniken der Burg Brass verknüpfen das Hawkmoon-Universum mit dem Multiversum und der Geschichte um den Ewigen Helden auf der Suche nach der Stadt Tanelorn. Fünf Jahre nach der Schlacht von Londra ist eine Zeit des Friedens angebrochen. Dorian und Yisselda haben mittlerweile zwei Kinder und leben als Landedelleute auf Burg Brass. Da wird die Ruhe jäh gestört, denn vor der Stadt taucht ein Mann auf, der Graf Brass gleicht und Hawkmoon und Yisselda als Verräter beschuldigt. Dorian reitet hinaus und stellt fest, dass der Mann tatsächlich Brass ist, aber zwanzig Jahre jünger als zur Zeit seines Todes und mit fehlenden oder falschen Erinnerungen, wie wenn sein Geist manipuliert wäre. Bei seiner Verfolgung gerät Hawkmoon mit seinem Pferd in einen Sumpf, aus dem ihn seine nachgeeilten Getreuen herausholen. Er sucht Brass von neuem und entdeckt, dass dieser mittlerweile von Bowgentle, D'Averc und Oladahn begleitet wird, die ebenfalls fehlende Erinnerungen aufweisen und jünger erscheinen, als sie es bei ihrem Tod in der Schlacht von Londra waren. Es erscheint eine Pyramide, die transparent wird. Der Körper des Barons Kalan taucht darin auf, welcher einst Hawkmoon das Juwel in die Stern gesetzt hatte. Kalan ist der Schlacht von Londra entkommen und versucht, zusammen mit dem ebenfalls noch am Leben befindlichen Lord Taragorm als Rächer des Dunklen Imperiums durch Manipulationen mit der Zeit und den Dimensionen das böse Reich von Granbretanien wiedererstehen zu lassen. Kalan befiehlt Brass, Hawkmoon zu töten, aber dieser kann ihn und die anderen drei davon überzeugen, dass er kein Verräter ist und ihre Erinnerungen manipuliert sind. Zusammen reisen sie nach Osten, um von den Geistwesen von Soryandom Hilfe zu erhalten, die Hawkmoon einst die Maschine zur Versetzung von Aigues-Mortes in eine andere Welt überlassen hatten. Bei Angriffen durch die Pyramide Kalans muss Dorian schmerzvoll den erneuten Verlust von Oladahn und Huillam hinnehmen. Die Geistwesen unter ihrem Führer Rinal statten die Freunde mit einer magischen Kugel aus, mit der sie in Verfolgung der Pyramide Londra erreichen. Dort gelingt es Hawkmoon, Taragorm zu töten, aber der Zeitwind erfasst ihn und reißt ihn zurück in die Vergangenheit zur Schlacht von Londra, wo er zwar Brass vor dem Tod rettet, aber dann erneut durch Zeit und Raum gewirbelt wird und mit seinem Pferd die Szene im Sumpf vor der Stadt Aigues-Mortes wiedererlebt. Er wird erneut gerettet, dieses Mal von Graf Brass. Aber wo ist Yisselda, wo seine Kinder Manfred und Yarmila? Hawkmoon ist in einem alternativen Zeitstrom gelandet, in dem Yisselda bei der Schlacht von Londra statt Brass ums Leben gekommen ist.

Hawkmoon fühlte eine entsetzliche Leere in sich. Er bemühte sich, sich an etwas zu erinnern, das er erst vor kurzem gesagt hatte. Ich würde alles dafür geben, wenn Graf Brass wieder lebte.

Zitiert aus: Michael Moorcock: Rächer des Dunklen Imperiums. Rastatt 1978, Terra Fantasy 51

Dorian brütet vor sich hin und trauert der verlorenen Yisselda nach. Die Erinnerungen an die Kinder schwinden immer mehr und viele Leute glauben, dass er wegen des Verlustes seiner Frau den Verstand verloren hat. Als Katinka van Bak, die Regentin von Ukrania und frühere Kampfgefährtin von Graf Brass, in der Burg erscheint und um Hilfe gegen eine marodierende Armee bittet, die ihre Heimat erobert hat, schöpft Hawkmoon Hoffnung. Denn in der Armee sind seltsame Gestalten, darunter Nichtmenschen, aber auch Leute, die so aussehen wie Menschen, die Katinka als tot gewähnt hatte. Ist das eine Armee von Sklaven der Granbretanier, kann er seine verlorene Yisselda darin finden? Hawkmoon bricht mit Katinka in Richtung Bulgarberge auf. Auf dem Weg schließt sich ein schlanker Mann an, der sich als Jhari-a-Conel vorstellt, Hawkmoon irgendwie an Oladahn erinnert und behauptet, dass er sich im Multiversum verirrt hat. Er spricht Dorian mit „Held“ an und fragt ihn, ob er sich an andere Inkarnationen wie Corum oder Urlik erinnert. Hawkmoon durchzuckt es heiß, denn er hatte von diesem Jhari bereits geträumt. Die drei reisen weiter, bis sie an einen Tunnel kommen. Hawkmoon zögert, diesen zu betreten, wird aber von den Gefährten dazu gedrängt. Drinnen erhält er einen Schlag gegen den Kopf und verliert das Bewusstsein.

SAGAAls er wieder erwacht, erinnert er sich schattenhaft an andere Existenzen. Er war Erekosë, Corum, Urlik, Elric, John Daker, Hawkmoon, nein, er ist Hawkmoon! Nein, er ist Ilian, Der Held von Garathorm! Der Held? Er befindet sich im Körper von Ilian, einer Frau! Katinka und Jhari stehen vor ihm/ihr und erklären ihr, dass sie die Herrscherin dieses Landes ist und die Vagabundenarmee Ymrils bekämpfen muss, die Land und Leute schändet. Ymril vom Gelben Horn, der Usurpator, ist ein Anhänger des Chaoslords Arioch und hat Baron Kalan als seinen Verbündeten gewonnen, der hier gestrandet ist und an seiner Dimensionsreisemaschine arbeitet. Zusammen mit Katinka und Jhari macht sich Ilian, die sich nur mehr schemenhaft an ihre Existenz als Hawkmoon erinnern kann, auf den Weg. Sie finden Verbündete für den Befreiungskampf und dringen in die Stadt Virinthorm ein. Ilian befreit eine Frau, die ihr seltsam bekannt vorkommt. Es ist Yisselda von Brass. Ilian bekommt Kopfweh, als der Name Hawkmoon fällt, weiß aber nicht warum. Die Verbündeten besiegen die Armee Ymrils. Ilian tötet Kalan, der glaubt, nur von Hawkmoon getötet werden zu können, aber nicht weiß, dass dessen Seele in Ilians Körper steckt. Mit seinem Tod schließt sich der Riss im Multiversum, und die Feinde, die aus anderen Welten stammen, verschwinden im Nichts. Ilian kehrt mit Jhari, der zur Tode verwundeten Katinka und Yisselda zum Tunnel zurück, wo der Körper Hawkmoons leblos liegt. Seine Seele kehrt in seinen Körper zurück. Yisselda ist überglücklich, fragt ihn, wie es den Kindern geht und wundert sich, dass sie keine Antwort bekommt.

SAGADorian und Yisselda sind nach Burg Brass zurückgekehrt und grübeln mit dem Grafen über die Kinder, die ihnen im Zeitstrom verlorengegangen sind und über ihre widersprüchlichen Erinnerungen. Da taucht Orland Fank, der Diener (oder Vater?) des Runenstabs, auf, und gibt ihnen den Hinweis, dass sich die Kinder in der Stadt Tanelorn befinden. Das Paar bricht Richtung England auf, weil sie sich von den Wissenschaftlern Flanas Hinweise erhoffen. Auf der silbernen Brücke, die das Festland mit der britannischen Insel verbindet, wird Hawkmoon in eine andere Dimension geschleudert. Jhari-a-Cornel, der Begleiter des Ewigen Helden, rettet ihn aus dem Meer. Zusammen mit Kriegern aus unterschiedlichen Realitäten besteigen sie ein Schiff, das von einem blinden Kapitän und einem stummen Steuermann geführt wird, seinen Zwillingsbruder. Drei weitere Männer erscheinen: Corum, Erekosë und Elric. Sie alle sind wie Hawkmoon Der Ewige Held bzw. unterschiedliche Inkarnationen von ihm. Der blinde Kapitän erklärt ihnen, dass die Konjunktion der Millionen Sphären bevorsteht. Das Gleichgewicht der Kräfte von Gut und Böse ist in Gefahr, denn es sind Agak und Gagak in diese Ebene eingedrungen, zwei Zauberer aus einer anderen Realität, die dem Universum die Energie entziehen und alles Leben vernichten können. Nur die Vereinigung der vier Helden zu einem Vierwesen kann die Zauberer vernichten.

Sein Körper hatte sich verwandelt. Er schwebte über dem Teich.

Das Rudiment Hawkmoons konnte es sehen, ehe auch es sich dem Hauptwesen anschloß.

An jeder Seite des Kopfes war, ein Gesicht, und jedes dieser Gesichter gehörte zu einem seiner Gefährten. Die Augen waren ernst und erschreckend, sie bewegten sich nicht. Es hatte acht Arme, die sich nicht regten. Es kauerte auf acht Beinen über dem Teich, und seine Rüstung überschnitt sich, und die verschiedenen Farben verschwammen ineinander, und doch war alles irgendwie scharf getrennt.

Zitiert aus: Michael Moorcock: Der Ewige Held. Rastatt 1979, Terra Fantasy 58

Die Szene kennen wir auch aus der Sicht Elrics in Die See des Schicksals. Die Vier, die Eins sind, töten mit ihrem monströsen Schwert die Zauberer. Dann taucht endlich die Stadt Tanelorn auf, das ewige Zentrum des Multiversums, wo Jehamiah Cohnalias und der Runenstab die Helden erwarten. Ein Amphitheater steht vor ihnen, in dem eine riesige Anzahl von Statuen aufgestellt sind, alles Inkarnationen des Ewigen Helden. Doch eine letzte Aufgabe wartet noch auf sie, welche die endgültige Freiheit bringen soll. Denn eine schwarze Gestalt, der Seelenfresser, bedroht sie. Der Dämon wird von Dorian als der Geist von Elrics schwarzem Schwert Sturmbringer erkannt. Er wurde am Anfang des Kreislaufs von Schmieden gemacht, um dem Chaos zu dienen, während der Runenstab dem Gleichgewicht zugeordnet wurde. Als Jhari ihm das Schwarze Juwel zeigt, das Hawkmoon einst in der Stirm getragen hat, giert er danach, denn es kann ihm die Macht zurückgeben, die er während des Krieges zwischen den Göttern verlor, und ihm die Herrschaft über die gesamte Menschheit sichern. Da ergreift Erekosë das Schwarze Schwert und zerstört mit ihm die Waagschalen des Kosmischen Gleichgewichts, Hawkmoon zerschmettert mit dem Runenstab des Schwarze Juwel. Erekosë haucht sein Leben aus, der Dämon vergeht, denn sein Leben war an das des Schwarzen Juwels gebunden. Die magischen Elemente sind nicht mehr. Die Konjunktion der Millionen Sphären geht dem Ende entgegen, das Multiversum beginnt einen neuen Zyklus, frei von aller kosmischen Gerichtsbarkeit. Dorian findet Huillam, Bowgentle und Oladahn wieder, die aus dem Limbus zurückgekehrt sind und kann seine Kinder umarmen, die sich nur an wenig erinnern.

Der Roman erhielt in der deutschen Erstausgabe den Titel Der Ewige Held (in den Neuausgaben auf Die Suche nach Tanelorn umbenannt). Das kann zu Verwirrung führen, denn der erste Erekosë-Roman, der einige Jahre später erschien, heißt im englischen Original The Eternal Champion und wurde in der deutschen Ausgabe allerdings mit Die ewige Schlacht betitelt.

S.A.G.A.Die dritte der großen Manifestationen des Ewigen Helden nach Elric und Hawkmoon ist Corum Jhalen Irsei. Er wird auch Der scharlachrote Prinz genannt, denn er trägt einen scharlachroten Namensmantel. Als Erbe von Burg Erorn gehört er dem Volk der hochentwickelten menschenähnlichen Vadhagh an, welches sich vor Jahrhunderten einen vernichtenden Krieg mit den Nhadragh lieferte. Als der Prinz aufbricht, eine Burg von Verwandten zu besuchen, entdeckt er eine Armee von Mabden, einem Menschenvolk, das bisher von den Vadhagh als kaum über Tieren stehend betrachtet wurde. Er findet dann die Burg zerstört, ihre Bewohner geschändet, verstümmelt und umgebracht und findet heraus, dass die Mabden die Mörder waren. Corum eilt nach Hause und findet auch seine Heimatburg zerstört und seine ganzen Angehörigen ermordet vor. Von den Mabden gefangengenommen muss Corum erfahren, dass er der Letzte seines Volkes ist, denn die Mabden haben in ihrem Hass auf die überheblichen zauberischen Vadhagh alle ausgerottet und die Letzten der Nhadragh versklavt. Glandyth-a-Krae, der Befehlshaber der Mabden, foltert Corum und sticht ihm dabei ein Auge aus und schlägt ihm eine Hand ab. Mit letzter Energie versetzt sich der Gemarterte mit seinen Geisteskräften an einen anderen Ort.

Andere Mabden nehmen Corum auf und pflegen ihn gesund. Corum erkennt, dass nicht alle Mabden Bestien sind und verliebt sich in die Markgräfin Rhalina, ihre Herrscherin. Doch einige Monate später werden sie von jener Schar Mabden angegriffen, welche die Vadhagh-Burgen zerstört hatten, denn ihnen war zu Ohren gekommen, dass hier ein Vadhagh beherbergt wird. In letzter Not ruft Rhalina mit Zauberei ein Geisterschiff mit ihrem verstorbenen Mann und seiner Mannschaft herbei, worauf die Angreifer in Panik fliehen. Rhalina muss aber als Preis für die Unterstützung mit den Geistern gehen. Da erscheint der Zauberer Prinz Shool, der für Rhalina die Geister herbeigerufen hat, und befreit sie, wenn Corum für ihn eine Aufgabe erfüllt. Er soll das Herz des Schwertritters stehlen. Dafür erhält Corum wieder Hand und Auge, allerdings nicht mehr seine eigenen. Es sind die sechsfingrige Hand von Kwll und das Auge von Rhynn, welches in alle fünfzehn Ebenen sehen kann und dämonische Hilfe aus der Unterwelt herbeirufen kann, weswegen Corum es meistens mit einer Augenklappe abdeckt. Die juwelenartigen Körperteile gehörten früher zwei göttlichen Brüdern, die seit langem verschwunden sind. Corum dringt tatsächlich ins Flammenland bis zum Palast des Schwertritters vor. Dieser ist Herzog Arioch, Lord des Chaos und Herrscher von fünf der fünfzehn Ebenen, aus denen er den Lord Arkyn von der Ordnung vertrieb. Arioch ist für die Ausrottung der Vadhagh verantwortlich, denn sie waren ein Volk Arkyns. Die Hand von Kwll, welche ihr Eigenleben führt, zerquetscht Ariochs Herz, welches von seinem Körper getrennt in einem eigenen Raum liegt. Arioch löst sich in Luft auf, belegt Corum aber noch mit dem Fluch der Schwertherrscher. Die Waagschalen des Kosmischen Gleichgewichts auf den Ebenen der Sterblichen, die sich Richtung Chaos geneigt hatten, pendeln sich wieder etwas in Richtung Ordnung ein. Corum wird von den kosmischen Kräften die Bürde auferlegt, das Gleichgewicht wiederherzustellen, koste es ihn auch das Leben.

S.A.G.A.Der scharlachrote Prinz nimmt sein friedvolles Leben mit Rhalina wieder auf. Da klopft ein Wanderer mit einem breitkrempigen Hut und einer geflügelten Katze auf der Schulter an die Tür ihrer Burg,. Er stellt sich als Jhari-a-Conel, vor, Wanderer zwischen den Dimensionen und Begleiter des Ewigen Helden, als welchen er Corum anspricht. Er erkennt, dass sich Corum im Unterschied zu ihm nicht an seine anderen Existenzen im Multiversum erinnern kann. Die Gefährten verlassen die Burg, denn die Kräfte des Chaos sammeln sich zum Gegenschlag und stellen ein riesiges Heer unter dem Barbarenkönig Lyr-a-Brode auf. Lord Arkyn hat sich zwar wieder manifestiert, er ist aber noch zu schwach, um selbst eingreifen zu können. Aber er öffnet den Gefährten ein Tor zur Ebene, wo Xiambarg residiert, Die Königin des Chaos, denn dort können sie in der Stadt in der Pyramide Hilfe finden. Die Freunde durchschreiten das Tor und erreichen eine alptraumhafte Ebene, wo das Chaos regiert. Corum verspürt tiefe Befriedigung, als sie die Stadt finden und sehen, dass die Bewohner Vadhagh sind, denn es handelt sich um eine ihrer legendären Himmelsstädte und ihre Bewohner verteidigen sich bisher erfolgreich gegen die Chaosherrscherin. Mit einem Himmelsschiff kehren die Gefährten zurück in ihre Ebene. Das Barbarenheer wurde durch eine Armee von Chaoskreaturen verstärkt, deren Anführer Prinz Gaynor der Verdammte ist. Corum besiegt Gaynor im Kampf, indem die Hand Kwlls ihm das Visier seines Helmes aufreißt. Das Gesicht, das die Züge vieler verschiedenen Inkarnationen annimmt, verwest und die Gestalt des Prinzen verschwindet, verdammt dazu, irgendwo anders im Multiversum weiterhin dem Chaos zu dienen. Mit einer Waffe der Himmelsmenschen tötet Corum den Barbarenkönig und seine Garde. Da erscheint Xiombarg in rasender Wut. Aber damit hat sie das kosmische Gleichgewicht verletzt, denn sie hätte sich nicht selbst auf diese Ebene begeben dürfen. Das Schwert, Zeichen ihrer Macht, wird ihr aus der Hand gerissen und sie vergeht.

Chaos kehrt zurück in das Land Corums. Der Mabden-Graf Glandyth-a-Krae hat mit Unterstützung S.A.G.A. eines Nhadhragh-Zaubers eine Geistesseuche herbeigerufen, welche die friedlichen Bewohner in reißende Bestien verwandelt, die sich gegenseitig umbringen. Auch Corum und seine Gefährten werden befallen, können aber durch einen Zaubertrank die Wirkung neutralisieren. Glandyth will seinen Feind Corum endgültig vernichten und beschwört den Chaosdämon Yrkoon, der einst ein Mensch war (kennen wir ihn nicht aus der Elric-Saga?). Der Dämon ruft eine Heerschar fliegender Reptilien herbei, welche das Land und seine Bewohner angreift. Die Gefährten versuchen, Hilfe durch Lord Arkyn zu bekommen. Dieser ist aber durch die Chaosmächte so geschwächt, dass er ihnen nur den Rat geben kann, in Tanelorn Hilfe zu suchen. Die Gefährten fliehen mit ihrem Himmelsschiff auf der Flucht vor den Chaosbestien und landen auf einer Ebene des Chaos, wo sie in höchster Gefahr sind. Sie erblicken eine Stadt, die angegriffen wird. Der Anführer der Angreifer ist ein Albino, der von ähnlicher elfenähnlicher Rasse wie Corum ist. Jhari sagt Corum, dass dies Elric sei, wie Corum einer der Inkarnationen des Ewigen Helden. Sie sehen auch Erekosë, eine der weiteren Inkarnationen. Auf der Flucht vor einem Chaosherzog, der seine Burg aus dem Blut von ihm geschlachteten Wesen aufgebaut hat, stürzt das Himmelsschiff ab. Sie verlieren Rhalina und sind landen in einer Ebene, die Corums eigener gleicht. Sie beobachten einen von Menschen bejubelten Reiter mit einer Hand und einem Auge durch eine Stadt reiten. Es ist ein anderes Ich Corums. Jhari erklärt Corum, dass das Kosmische Gleichgewicht in höchster Gefahr ist, denn niemals dürften zwei Corums in der gleichen Ebene existieren. Der Zeitreisende Bholoriag nimmt die beiden auf seinem Zeitschiff mit. Sie erfahren dass es einen Turm gibt, der zwischen den Ebenen und Zeiten reist und sie zurückbringen kann. Er wird aber vom bösen Zauberer Voilodion Ghadnasdiak bewohnt, der nur durch die Drei, die Eins sind, besiegt werden Kann. Corum soll Elric zu Hilfe rufen, wenn er in Gefahr ist. Als der Turm erscheint, schafft es Corum nicht einzudringen, aber Jhari wird gefangen. Der Prinz beschwört Elric, welcher tatsächlich erscheint. Dann stößt ein schwarzhäutiger Krieger zu ihnen. Er ist Erekosë, jene Inkarnation des Ewigen Helden, die sich im Unterschied zu Corum und Elric an ihre anderen Existenzen erinnern kann und von diesen Erinnerungen gequält wird. Alle drei haben eine Mission, auf der sie Tanelorn finden wollen. Sie haken sich unter, worauf ihre vereinten Kräfte enorm anwachsen. Sie besiegen den Zauberer, dessen Turm zerbricht, und befreien Jhari. Dieser hat in den Verlassenschaften des Zauberers den Runenstab gefunden, der Corum und Jhari den Weg nach Tanelorn weist. Elric und Erekosë gehen ihrer Wege, denn ihr Tanelorn ist ein anderes. Die Episode mit dem Zauberer und den Drei, die Eins sind, findet sich fast wortgleich auch im vierten Elric-Band Der verzauberte Turm.

In Tanelorn finden die beiden Gefährten eine riesige Statue eines vierarmigen Gottes, dem eine Hand fehlt. Es ist Kwll, der zum Leben erwacht und Corum Hilfe verspricht, wenn er die Hand und das Auge freiwillig hergibt. Das Auge gehört seinem Bruder Rhynn. Die beiden Götter hatten sich einst im Streit die Verstümmelungen gegenseitig zugefügt. Wenn ihre Körperteile zurückgewinnen, bekommen sie ihre ganze Macht wieder zurück. Im Unterschied zu den Lords der Ordnung und des Chaos sind sie nicht dem Kosmischen Gleichgewicht unterworfen. Kwll dringt mit den Gefährten zum Chaoslord Mabelrode vor, dem Schwertkönig, der Rhalina in seiner Gewalt hält, und macht ihm und seinen Untertanen ein Ende. Die Gefährten fallen auf Corums Ebene zurück, wo sie von Glandyth und seinen Barbaren angegriffen werden. Aber Corum besiegt Glandyth und rächt damit endlich seine Familie. Der Gott Rhyll, der von Corum sein Auge zurückbekommen hat, erklärt ihm, dass die Chaosgötter nicht mehr sind, denn er und sein Bruder erschlugen sie alle. Allerdings erschlugen sie auch die Götter der Ordnung, damit ist Das Ende der Götter gekommen. Nun sind die Sterblichen auf allen fünfzehn Ebenen frei von ihnen und für sich selbst verantwortlich. Jhari verlässt Corum, den er ist nur für Welten geschaffen, in denen es Götter gibt. Aber Götter können auch neu geschaffen werden ...

S.A.G.A.Einsam sind die Tage auf Burg Erorn für den langlebigen Vadhagh, denn Rhalina und alle Gefährten sind gestorben, die mit Corum die Zeit des Kampfes zwischen Ordnung und Chaos erlebt haben. Er ist zur Legende geworden, mehr sogar, denn es gibt bereits Tempel, in denen er selbst als Gott verehrt wird. Corum hat eine Prothese konstruiert, die wie seine natürliche Hand mit silbernem Handschuh aussieht und genauso gut funktioniert, aber sein Auge kann ihm niemand ersetzen, deswegen trägt er eine von Rhalina gestickte Augenklappe. Da erreichen ihn in seinem Geist verzweifelte Hilferufe von den Menschen aus Rhalinas Volk aus einer künftigen Zeit, in der dämonische Gottheiten, die Fhoi Myore, Das kalte Reich eines ewigen Winters herbeigerufen haben. Corum reitet los. Die Beschwörung zieht ihn tausend Jahre in die Zukunft zu den Hilferufenden, die plötzlich den legendären Halbgott vor sich sehen. Die Fhoi Myore sind sieben Riesen und greifen mit ihrer Meute von blutgierigen Hunden die Menschen an. Diese bitten Corum, den Speer Bryoniak zurückzubringen. Mit ihm kann der Schwarze Bulle von Crinanass gezähmt werden, damit das Land wieder grün wird. Eine Seherin warnt Corum, dass ihn ein Bruder erschlagen wird, und er soll auch die Harfe und die Schönheit fürchten. Der Prinz zuckt die Achseln, denn er hat keinen Bruder, doch die Harfe hatte er bereits gehört. Auf der Suche nach dem Speer erreicht Corum die Insel Hy-Breasail und findet dort im Zauberer Goffanon einen Verbündeten, der aus dem mit den Vadhagh verwandten Volk der Sidhi stammt. Goffanon überlässt Corum den Speer, welchen er selber geschmiedet hat. Nach seiner Rückkehr auf das Festland hilft der Speer Corum im Kampf, denn er kehrt nach dem Wurf in seine Hand zurück und lässt die angreifenden Eismonstren in Dampf aufgehen. Der herbeigerufene Bulle von Crinanass vernichtet das Heer der Fhoi Myore und tötet einen der sieben Dämonen. Dann ist aber sein Schicksal erfüllt, und Corum tut, was er verlangt. Er stößt den Speer in das Herz des Bullen, und sein Blut wäscht das Land vom kalten Reich frei. Medheb, die Tochter König Mannachs, der ihn zu Hilfe gerufen hatte, wird die neue Gefährtin des Prinzen mit der silbernen Hand.

Die Dämonen, die aus dem Limbus zwischen den Welten kommen, sind aber noch nicht endgültig besiegt. Und, der Hochkönig Amergin aus dem Mabdenvolk muss unbedingt aus ihrer Hand befreit werden, denn dann würden sich alle noch übriggebliebene Stämme vereinen und gemeinsam gegen sie kämpfen. Corum nimmt diese Aufgabe auf sich:

Nicht einmal sah Corum zurück, nicht einmal spürte er Bedauern über seinen Abschied. Kein Schmerz und keine Furcht und kein Widerwille gegen seinen Auftrag erfüllten ihn diesmal. Er wußte, daß er sein Schicksal erfüllte, daß er ein großes Ideal repräsentierte, und diesmal war er damit zufrieden.

Solche Zufriedenheit war ein seltsames Gefühl, dachte Corum, für einen, derzum ewigen Kampf verurteilt war. Vielleicht wurde er dafür, daß er diesmal nicht gegen sein Geschick ankämpfte und sich ihm willig unterwarf, mit diesem tiefen Frieden der Seele belohnt. Er begann sich zu fragen, ob er seinen inneren Frieden nur finden konnte, wenn er sein Schicksal akzeptierte. Das wäre ein seltsames Paradox – Frieden im ewigen Kampf zu finden.

Zitiert aus: Michael Moorcock: Der gefangene König. Bergisch Gladbach 1979, Bastei Fantasy 20006

S.A.G.A.Der Prinz reitet gegen die Hunde des Kerenos, die von seinem alten Feind Prinz Gaynor dem Verdammten angeführt werden. Aber ein alter Freund kommt ihm zu Hilfe – Jhari, der den Weg zu ihm gefunden hat. Der gefangene König, welcher sich aber unter dem Zauber der Fhoi Myore für ein Schaf hält, wird von Corum befreit, der mit einem unsichtbar machenden Mantel ausgestattet ist. Jhari beschwört seinen Geist und erfährt, dass ihn nur die Macht der goldenen Eiche und des silbernen Bockes, zweier magischer Artefakte, retten können. Bei Cremms Hügel, der nichts anderes ist als die Ruinen von Corums Burg, fällt die Entscheidung. Die durch eine Beschwörung mit der Eiche und dem Bock herbeigerufene Eichfrau aus dem Volk der Sidhi hebt die Verzauberung von Amergin auf. Doch Corum hört wieder das Lied der Harfe, und fürchtet den Dagdagh, der seine Bestimmung sein wird.

S.A.G.A.Die Mabden brechen zur finalen Schlacht gegen die Fhoi Myore auf. Ihr Heerführer ist der Prinz mit der silbenen Hand, an seiner Seite sind der Sidhischmied Goffanon, der für Corum ein neues Schwert geschmiedet hat, und und ein weiterer der letzten überlebenden Sidhi, der Jüngling Ilbrec. Gegen den Rat Goffanons versuchen Corum und Ilbrec auf der Insel Ynys Scaith magische Hilfe zu erlangen, denn sonst scheint der Feldzug aussichtslos zu sein. Ynys Scath ist von den Malibann bewohnt, mächtigen Wesen aus einer anderen Ebene. Ihr König Sactric schließt mit den Freunden den Handel gegen die Frostgötter unter der Bedingung ab, dass er den Kopf seiner Schwester Terhali zurückbekommt, die einst von Gofannon besiegt worden war. Corum kehrt zu den Mabden zurück, die ihn für einen Verräter halten, denn ein vom Zauberer Calatin erschaffener Doppelgänger von ihm ficht auf der Seite der Fhoi Myore. Doch Corum gelingt es, mit Hilfe des magischen Sattels Laegaires Das gelbe Streitross herbeizurufen, das nur von einem geritten werden kann, der reinen Herzens ist, und damit seine Unschuld beweisen. Der Zauber der Malibann reißt die Frostgötter hinweg. Im letzten Kampf muss Corum noch gegen seinen eigenen Doppelgänger antreten, der von Corums silberner Hand stirbt, die das Schwert Verräter führt. Doch auch Corums Ende ist gekommen, denn er wird durch die Hand Medhebs tödlich verwundet, die sich von ihm abgewandt hat und den verräterischen Harfenklängen des Dagdagh, welcher der Geist der Harfe ist, erlegen ist. Noch im Sterben wirft sich Corum auf ihn, doch Corums eigene silberne Hand, die von Medheb manipuliert worden ist, stößt ihm das Schwert ins Herz. Damit ist die Welt von aller Zauberei und allen Halbgöttern frei geworden.

Die beiden Trilogien der Corum-Serie sind auch als Der Prinz mit dem scharlachroten Mantel und Der Prinz mit der silbernen Hand sowie Die Schwerter-Trilogie und Die Corum-Chroniken bekannt. In den zweiten drei Bänden sind wesentlich deutlicher als in der ersten Trilogie eine Reihe von Elementen zu finden, die aus der keltischen Mythologie entnommen sind. Manchmal glaubt man, dass man sich eher im Mabinogion befindet als in Moorcocks Multiversum. Bemerkenswert ist auch, dass die Serien der drei wichtigsten Fantasy-Helden Moorcocks Elric, Hawkmoon und Corum auf Deutsch in drei verschiedenen Verlagen erschienen, und das innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums (Hawkmoon 1975 – 1978 bei Pabels Terry Fantasy, Corum 1978 – 1979 bei Bastei, Elric 1979 – 1982 bei Heyne). Das war ein Festival für Moorcock-Freunde. Mit dem Ende der Zeit-Zyklus, der 1983 – 1984 komplett bei Ullstein erschien, kam noch ein vierter Verlag dazu. Die deutschen Ausgaben von Der Held von Garathorm in Terra Fantasy sowie die Erekosë-Romane in Bastei Fantasy sind mit Titelbildern des Künstlers Michael Whelan geziert, welche Elric mit Sturmbringer zeigen. Lieber hätte ich sie auf Elric-Romanen gesehen. Das ist leider ein Beweis dafür, dass deutsche Verlage Titelgrafiken – ob gute oder weniger gute – oft wahllos für Geschichten verwendeten, mit denen sie nichts zu tun hatten. Bei diesen beiden Beispielen wurden die Grafiken immerhin für Inkarnationen des Ewigen Helden verwendet, wenngleich nicht für die richtige.

In der nächsten Folge wird Erekosë vorgestellt, jene Inkarnation des Ewigen Helden, die sich an ihre anderen Existenzen erinnern kann, sowie die von Bek-Familie und weitere Fantasywerke Moorcocks.

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Übersicht aller Artikel:

14.09.2017: Lin Carter: Fantasy für Erwachsene?!
28.09.2017: L. Sprague de Camp: Mit spitzer Feder und Klinge
12.10.2017: John Jakes: Auf der Suche nach Khurdisan
26.10.2017: Poul Anderson: Der letzte Wikinger
09.11.2017: Fritz Leiber: Zwei Halunken im Nirgendwann
23.11.2017: Michael Moorcock (I): Der bleiche Prinz und das Schwarze Schwert
30.11.2017: Michael Moorcock (II): Runenstab und Silberhand
07.12.2017: Michael Moorcock (III): Ewige Helden, Marskrieger und Albions Königin
21.12.2017: Andre Norton: Herrin der Hexenwelt
04.01.2018: Jack Vance (I): Die sterbende Erde
11.01.2018: Jack Vance (II): Die Älteren Inseln
25.01.2018: Roger Zelazny (I): Ambers Schatten und der Oberst aus der Hölle
01.02.2018: Roger Zelazny (II): Wechselbalg und Götterwelten

 

Kommentare  

#1 Heiko Langhans 2017-11-30 07:21
Sehr schöner Artikel. Hut ab.

Interessant auch, dass Corum in "Das gelbe Streitroß" und "Der ewige Held/Die Suche nach Tanelorn" auf jeweils unterschiedliche Art stirbt. Also zwei Corums? Im Moorcockschen Multiversum durchaus möglich ... 8)
#2 Andreas Decker 2017-11-30 12:03
Eine tolle Zusammenfassung. So viel Arbeit! Respekt.


Der erste Hawkmoon-Zyklus ist m.E. immer noch lesbarer als Elric. Aber vielleicht liegt es auch an der Weltenschöpfung. Das ist immer noch faszinierend, weil es wiedererkennbar ist. Oder weil Hawkmoon nicht so sehr zur Selbstparodie einlädt wie Elric. Ohne Hawkmoon hätte es vermutlich auch kein Warhammer gegeben. Moorcocks Einfluss auf diese Literatur ist schon gewaltig.

Den Corum habe ich schon ewig nicht mehr gelesen. Der lohnt vielleicht auch mal wieder einen Besuch.

Die Beliebigkeit der Titelbildvergabe hat schon seltsame Blüten geschlagen. :-) Elric und Hawkmoon auf den Kane-Romanen von Wagner mutet heute auch ziemlich seltsam an.
#3 Heiko Langhans 2017-11-30 12:44
Trivia: Corum Jhaelen Irsei ist ein Anagramm für Jeremiah Cornelius ...
#4 Ringo Hienstorfer 2017-11-30 16:42
Vielen Dank für diesen ausgezeichneten Artikel. Den ersten Hawkmoon-Zyklus habe ich letzten Monat gelesen, deshalb ist es für mich besonders aktuell. :-)

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