Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Die Vampire und Dirk - Der Vampir-Horror Roman: Das vertauschte Gehirn

Dirk und die VampireDer Vampir-Horror-Roman
Das vertauschte Gehirn

Der Vampir-Horror-Roman ist eine Legende des Heftromans. Ich bin leider erst nach Einstellung der Reihe auf die Serie gestoßen und habe in den achtziger Jahren jede Menge davon gelesen.

Dreißig Jahre später wiederhole ich das Experiment Vampir-Horror-Roman lesen nochmals. Ob es immer noch gefällt?


Das vertauschte GehirnDas vertauschte Gehirn
von Peter T. Lawrence

Vampir Horror-Roman Nr. 33
August 1973 / DM 1,-

Pabel Verlag
 In seiner Laufbahn als Gefängniswärter hat Crowly schon viel gesehen, aber dass Insassen plötzlich auf dem Flur stehen und wenige Sekunden später wieder auf ihrer Pritsche sitzen, ist  eindeutig etwas Neues. Aufgeregt stürmt er in das Büro seines Vorgesetzten um den Fall zu melden. Gemeinsam suchen sie die Zelle von John Morgan auf, der am anderen Tag hingerichtet werden soll. Alles scheint normal zu sein, doch bei näherer Betrachtung entdecken die zwei Schließer, dass Morgan völlig durchnässt ist und eine Menge Lehm an den Schuhen hat. Er muss draußen gewesen sein. Dann tötet er die beiden Wärter - den einen mit einer Pistole und den anderen mit purer Gedankenkraft.

Morgan hat tatsächlich seine Zelle verlassen, auch wenn ihm noch nicht so recht klar war, wie das passieren konnte. Unschuldig wie Neuschnee ist er in diese Geschichte gestolpert, die ihm am Ende sogar ein Todesurteil eingebracht hat. Alles fing damit an, dass er sich in seine hübsche Nachbarin verliebt hat, die in der Wohnung nebenan wohnte. Da er sich selber für einen hässlichen Vogel gehalten hat, ging er eines Tages zu einem Schönheitschirurgen um sich wenigstens das Gesicht neu gestalten zu lassen. Dr.Lundi, ein kleiner Mann mit Klumpfuss, war DER Experte auf dem Gebiet und wollte alles über ihn und seine Nachbarin wissen. Die Sache hatte noch einen kleinen Harken, denn Elisabeth war schon an einen recht ansehnlichen Adonis vergeben. Trotzdem wollte er sein Glück bei ihr versuchen und Dr. Lundi versprach ihm ein ähnliches Aussehen, vom Typ her, wie das von Mike Holbers, dem Freund von Elisabeth.

Nach geglückter Operation wunderte sich John Morgan etwas, denn nicht nur sein verbundener Schädel fühlt sich anders an, sondern sein ganzer Körper schien muskulöser zu sein. Nach ein paar Tagen kamen die Verbände ab und Lundi gestand ihm, dass er jetzt den Körper von Mike Holbers durch die Gegend trägt. Der Dr. hatte kurzerhand nur sein Gehirn verpflanzt und den Rest von ihm auf Halde gelegt. Kein schlechter Tausch, aber eigentlich wollte Morgan seinen schmächtigen Körper behalten und stellte Lundi zur Rede. Dieser lachte nur kalt und machte sich noch lustig über seinen „Patienten“. Sollte Morgan zur Polizei gehen, würde ihm sowieso keiner glauben und außerdem hatte er ja noch seine Leiche. Er würde es so drehen, dass er als sein eigener Mörder dasteht. Der Dr. war ein Satan. Der einzige Vorteil für John Morgen war, dass mit der Operation auch eine unerklärlich Gedankenkraft auf ihn übergegangen ist. Auf die war auch der Doc scharf, und versuchte deshalb ihn auf seine Seite zu bringen. John lehnte ab.

Als er sich wieder in seinen eigenen vier Wänden befand, rief er Elisabeth an, die reichlich sauer auf ihren Ex-Freund war. Erst haut er mit einer anderen ab und dann ruft er an, als wenn nichts gewesen wäre. John Morgan schaltete sofort und zeigte gespielte Reue, aber alles betteln half nichts. Elisabeth legte einfach auf und Morgen/Holbers schwor dem Doktor jetzt tödliche Rache, aber zuerst wollte er noch seine Leiche aus dem Keller von Lundis Haus holen. Dann sieht er schockiert, wie Lundi Elisabeths Wohnung verlässt.

Mit Taschenlampe und Messer bewaffnet stand er schließlich, nachdem er einige Zeit in der Herbstkälte das Haus beobachtet hat, in den Praxisräumen und suchte den Weg nach unten. In einem dunklen Gang hörte er plötzlich seltsame Stimmen die kichernd flüsterten: „John Morgan kommt,“ dann berührte ihn eine eiskalte Hand. Mit einem Aufzug gelangte er in den Keller wo die nächste Überraschung schon auf ihn wartete. Zuerst sah er nur ihren Körper, aber als sie näher kam konnte er die grausamen Details erkennen. Sie hatte keine Lippen mehr und ihre Augen waren kaum zu sehen, so tief lagen sie in ihren Höhlen. Aber sie meinte es gut mit ihm, oder doch nicht. „Er wird dich töten John“, flüsterte sie und nahm ihn bei der Hand. Lundi kam tatsächlich, aber vorher biss ihm das Biest an seiner Seite kräftig in den Hals. Dann ergab er sich.

Benommen wachte Morgen in seinem eigenen Bett auf und glaubte an einen Alptraum. Ein Blick in das Spiegelbild von Holbers sagte ihm etwas anderes. Dann klopfte es an der Tür und zwei Herren von der Polizei hielten ihm einen Durchsuchungsbefehl unter die Nase. In der Küche fanden sie schließlich seine eigene Leiche in der Kühltruhe. Natürlich versuchte er alles zu erklären und erzählte den Beamten von Lundi und der Gehirnverpflanzung und wie er bei Kälte in sein Haus eingedrungen ist. Bei Kälte? Draußen spielten die Kinder in der Sonne. Es war Hochsommer.

Über ein halbes Jahr saß er im Bau, bis das Todesurteil verkündet wurde. Er dachte nur noch an Rache und wünschte sich aus der Zelle, wobei er von Crowly, dem Wärter, gesehen wird. Bei seinem zweiten Versuch stand er plötzlich vor Elisabeths Haus und begegnet seiner ehemaligen Hülle mit dem Gehirn von Mike Holbers. Der gibt sich als seinen Zwillingsbruder aus, doch John ahnt, dass er ein weiteres Opfer von Lundi vor sich hatte. Seltsamerweise ist ihm Elisbeth jetzt wieder wohl gesonnen und Holbers überredete ihn, mit zu Lundi zu kommen. John willigte ein und schließlich stehen die zwei im Büro vom Doktor. Der versuchte jetzt via Gedankenkontrolle zugriff auf Morgan zu bekommen und erzählt ihm nebenbei, dass er Seelen in tote Körper bannen kann. Ein Kostprobe folgte prompt und der Geist von McDoonly, einem mehrfachen Mörder, verletzte John mit einem Messer. Da blieb nur noch die Flucht und wieder wünschte er sich in sichere Gefilde.

John Morgan lief müde durch die Straßen und überlegte, wo er untertauchen könnte. Ein Hotel bot sich an und durch Teleportation ist ein leerstehendes Zimmer nun belegt. Wegen Geldmangel musste er diesen Trick anwenden. Am Morgen möchte dann eine hübsche Frau in das Zimmer einziehen und erwischte ihn. Seltsamerweise ist sie ihm gegenüber nicht abgeneigt und so verbringen sie die Nacht zusammen. Es ist Liebe auf den ersten Blick, doch dann entpuppte sich seine neue Geliebte als Geschöpf von Lundi. Ein Biss in seinen Hals reicht ihm als Beweis. Nachdem er das Biest getötet hatte, stürmte er am verblüfften Portier vorbei auf die Straße. Sein nächstes Ziel war die Waffenkammer von Scotland Yard, wo er sich mit Munition und einer Maschinenpistole eindeckt. Er will jetzt zu Angriff übergehen und dem Doktor eine Falle stellen. Mittlerweile hat er auch erkannt, dass Lundi seiner Spur folgen kann, sobald er seine besondere Kraft anwendet. Mit Lebensmitteln und neuer Kleidung bezieht er eine Gruft auf dem Zentralfriedhof von London.

Dr. Lundi hingegen nordete seinen neuen Lakaien Holbers auf die nächsten Aufgaben ein. Er zeigte ihm den Keller, wo er allerhand Experimente in Käfigen aufbewahrt. Halb zerfallene und verfaulte Körper mit einem kranken Geist, eine Bluthexe und ein ehemals unschuldig geköpfter Rächer werden besonders hervorgehoben, gehören zu Lundis Armee. Das Versteck von Morgan hatte dieser schon ausfindig gemacht und bei Dunkelheit soll es ihm an den Kragen gehen.

Mittlerweile hat es sich Morgan in der kleinen Grabstätte gemütlich gemacht und steht am Fensterchen, dass auf den Hauptweg hinaus zeigt. Ein Schatten, der sich von Grabstein zu Grabstein schleicht, macht ihm sorgen. Dann kommen sie. Als hätten sich alle Tore der Hölle auf einmal geöffnet, laufen oder kriechen die widerlichen Kreaturen nun auf die kleine Gruft zu. Die MP war genau das richtige gegen diese Brut und er verschoss mehrere Magazine bis sich nichts mehr regte.

Gegen Morgen hört er einen Schrei. Eine Frau hatte das Gemetzel entdeckt und im Nu kamen ihr ein paar Männer zur Hilfe. John muss sein Versteck verlassen und wählt die Wohnung von Elisabeth als nächstes Ziel. Als sie nach Hause kommt und John entdeckt, ist sie zuerst erschrocken, aber schließlich hört sie sich seine Geschichte an und glaubt ihm am Ende. Sie schmieden einen Plan, wie sie Lundi fertigmachen können. Elisabeth soll zu Lundi gehen, die zwei kennen sich ja bereits wie John weiß, und ihn auf den Friedhof locken. Doch sie war gar nicht seine Geliebte sondern die Tochter vom Doktor. Natürlich erzählte sie ihrem Vater vom Plan und jetzt sollte es Morgan an den Kragen gehen. Vorher musste er noch ihren Geist in Sicherheit bringen und einen anderen, den vom Massenmörder McDoonley, in Elisabeths Körper pflanzen.

John wartete wieder in der Gruft, von wo er das Denkmal gegenüber beobachten konnte, auf Lundi. Hierhin sollte Elisabeth ihn locken, wenn der Doktor den Köder geschluckt hat. Angeblich würde Morgan sich ergeben und unterordnen. Doch stattdessen kam Elisabeth in die kleine Gruft und erzählte, dass der Doc nicht auf die Falle hereingefallen ist. Plötzlich zieht sie ein Messer und ein heißer Kampf entbrennt, den am Ende John Morgan gewinnt. Die Hülle von Elisabeth ist komplett ruiniert und der Doktor, der in sicherer Entfernung wartet, tritt jetzt in Erscheinung.  Mächtig sauer ob seiner erneuten Niederlage geht er jetzt aufs Ganze und lässt kurzerhand den ganzen Friedhof auferstehen. Ein Meer von Toten schwappt jetzt über das kleine Häuschen und wieder rattert die MP. Ein Berg von Gerippen und Leichen türmte sich vor dem Eingang auf und es kamen immer mehr. Als er kein Magazin mehr hatte, und die toten Hände ihn schon berührten, teleportierte er sich einfach nur an einen anderen Ort, der zufällig in seinen Gedanken hing.

Als er die Stimme von Crowly hörte wusste er, dass er wieder im Gefängnis war. Die Zeit scheint nicht vergangen zu sein, außer für ihn. Der Wärter bekam einen Riesenschreck als er ihn sah, denn in der Zelle saß ein uralter Mann. Der letzte Sprung hat wohl alle Kraft aus seinem Körper gesaugt und ihn rapide altern lassen. So einen Mann konnte man nicht mehr hinrichten, dass hätte dem Ansehen des ganzen Empires geschadet.

Mehrere Pflegeheime wollten sich, die Geschichte war mittlerweile in den Medien gelandet, um ihn kümmern, doch er wählte die Hilfe eines Arztes, der sich ebenfalls beworben hat. Natürlich sitzt Lundi schließlich im Wagenfond neben ihm. Ein vertrauliches Gespräch zwischen Vater und Tochter entsteht, denn der Geist von Elisabeth steckt jetzt in Morgans altem Körper. Die Familie war wieder vereint und zum Dank massierte sie ihrem Vater, den sie jetzt zärtlich Luzifer nannte, noch den schmerzenden Fuß, der jetzt wie ein Tierhuf aussah...

Dirk und sein SenfMein Senf
Beim lesen von Heftromanen habe ich manchmal den Wunsch, dass am Ende ruhig noch ein paar Seiten kommen könnten. Unverhofft kommt oft, sagt man ja und genau das traf, im positiven Sinne, auf den Roman von Peter T. Lawrence zu. Und wiedermal steh ich wie ein Ochs vorm Berg, denn von Lawrence sind mir, außer den Heften bei den Vampiren, keine weiteren Romane bekannt. Ob es sich um ein Pseudonym handelt oder ob der Schreiber wirklich so hieß, ließ sich von mir auch nicht eruieren. Bin für jeden Hinweis dankbar. Was ich aber mit Sicherheit sagen kann ist, dass die Wundertüte Vampir-Horror Roman mal wieder einen richtigen „HAU-DRAUF“ ausgespuckt hat. Nach dem eher ruhigeren Erzählstil von Bruss ging diesmal  richtig die Post ab und in weniger als zwei Stunden war ich auf Seite 65, wobei ich mich ein wenig wegen der Leseprobe „Schwarze Perlen“ betrogen fühlte. Ganze vier Seiten waren dadurch verloren.

 Wie so oft ging es um einen genialen Wissenschaftler/Arzt, der sich seine eigenen Regeln und Gesetze im Umgang mit Patienten macht. Nur dass es diesmal kein Mensch war, sondern Luzifer persönlich! Etwas seltsam war  die sentimentale Ader die er offensichtlich hatte, denn er zog Elisabeth nach dem Tod ihrer Mutter, die im Kindbett gestorben war, als seine eigene Tochter groß. Luzifer hatte damals in einem Krankenhaus als Stationsarzt gearbeitet. Da hat der Teufel wohl noch Frontarbeit geleistet und die Seelen persönlich eingesammelt. Mal was anderes. Lange wurde der Leser aufs Glatteis geführt und ich wäre nie darauf gekommen, dass die zwei Vater und Zieh-Tochter sind. Unverhofft...

Das war eine der Wendungen in der Geschichte, aber die Überraschung am Ende des Romans, als Lundi (Luzi) plötzlich der Leibhaftige war, hatte schon was von Schlusspointe und bitterböser Ironie. Das war fast wie das Ende eines Films, wenn das Böse noch mal in die Kamera schaut und es gefährlich in seinen roten Augen funkelt und man weiß, dass das Gute zweiter Sieger ist. Überhaupt steckten im Roman jede Menge Überraschungen und Wendungen und auch ein paar Ungereimtheiten, die den Fluss der Story aber nicht sonderlich störten. Zum Beispiel fängt der Roman im Gefängnis an, wo ja alles noch nicht passiert ist bzw. aufgeklärt ist, und am Schluss landet er wieder in der Zelle und weiß zwar alles, ist aber in die Vergangenheit gereist, weil die zwei Wärter ja noch leben. Bei so vertrackten Storys kann das schon mal passieren (oder die „schwarzen Perlen“ haben die Erklärung geschluckt ). Jetzt könnte man sagen, wer sich als Autor auf Zeitreisen einlässt oder die Geschichte auf  mehreren Zeitebenen spielen lässt, sollte eine Rolle mit Garn im Gepäck haben um den Ausgang wiederzufinden. Gerade der anspruchslose Leser (ich) von Heftromanen ist hier oft überfordert.

Die Leutchen in der Handlung waren alle samt schön krass und überspitzt beschrieben und hatten ihre Eigenwilligkeiten, was auf Dauer und bei näherer Betrachtung einen humorigen Unterton ergab. Und ich glaube sogar, dass das so gewollt war. Sogar die Monster von Lundi waren richtige Individuen mit unterschiedlichen Geschichten. Jacubeck zB., der unschuldig Geköpfte, war auf Rache aus und hatte einen dicken Rest-Hals auf Beamte und Behörden und dringt in die Wohnung eines Richters ein der sofort die Polizei verständigt: „ Ich habe verweste Fleischstücke in meiner Wohnung gefunden“, flüsterte der Richter von Angst gepackt. „Menschenfleisch. Überall liegt es herum. Und nun schlurft etwas über den Flur auf mein Arbeitszimmer zu...“ Bei Jacubeck fiel die ganze Zeit über etwas ab oder er stolperte über seine eigenen Eingeweide. Die alte Bluthexe war dagegen richtig nickelig und selbst Lundi hatte seine Bedenken, ihr den Rücken zuzukehren. Sie hatte auch einen Soloauftritt , denn nach der ersten Schlacht auf dem Friedhof lief sie durch einen angrenzenden Park und fiel über einige Grundschüler samt Lehrer her: „Kluge Kinder“, lobte sie. „Es ist gut, wenn man sich in der Natur auskennt... Blitzschnell hatte die Alte ein Kind am Arm gepackt, schob ihm den Mantelärmel in die Höhe und vergrub ihre Zähne im Unterarm des kleinen Mädchens... Mit Rheumadecke und Gesundheitsschuhen hatte diese Omi nichts zu tun. Das waren nur zwei Exemplare aus Lundis Labor und der Rest der moderigen Truppe war auch nicht besser. Mike Holbers im Körper von Morgan hatte die ganze Zeit über Schiss vor den Kreaturen und wurde später  ein Opfer mit Ansage. Lundi hatte ihn einfach über und schließlich entsorgt. Aber auch die Guten hatten zum Teil ihre Macken. Der Protagonist hält sich für hässlich und will trotzdem einem anderen (Typ Männermodell) die Frau ausspannen und geht deshalb zum Schönheitschirurgen. Nun, es gibt andere Möglichkeiten eine  Frau zu erobern. Als er sich dann noch darüber beschwerte, dass er vom Doktor einen athletischen Körper bekommen hat, ging das schon ein wenig in Richtung Jammern. Wie hätte er denn ohne den Holbers-Body die Geschichte überlebt (zumindest eine Zeitlang)?

Auch wenn sich Luzifer diesmal selber den Laborkittel übergeworfen hat, ging es nicht wirklich anders zu als in den üblichen „Prof. Dr. Grausam“ Romanen dieser Zeit, nur dass am Ende das Böse gewonnen hat. Mich hat es nicht gestört, obwohl mir John Morgan bei seinem Kampf gegen die Horden der Finsternis ein wenig ans Herz gewachsen ist. Mit seiner MP brachte er zeitweilig ganz schön Stimmung in die Pabel-Seiten. Immer muss ich solche Radikallösungen  zwar nicht haben, aber zwischendurch kommt so eine Action betonte Handlung ganz gut. Ein wenig erinnerte mich das auch an die Werke von Kurt Luif/Davenport. Wissenschaftler, Gehirnaustausch, Gemetzel mit Scharen von Beteiligten und dabei noch ein flotter Storyverlauf, wobei jederzeit cool durch die Hosenbeine geatmet wurde. Die Krimi-Elemente waren eindeutig auch dabei. Das ganze hätte locker in Mafia-Kreisen spielen können, und deshalb tippe ich mal, dass Lawrence aus diesem Bereich kommt. Die Abschnitte mit Morgan waren in der Ich-Form geschrieben und gaben die Gefühlswelt, aus Angst wurde Gegenwehr, schön wieder. Überhaupt war der Sprachgebrauch von Lawrence recht flüssig und keinesfalls nervig, was für mich ein Zeichen dafür ist, dass er schon einiges an Routine beim schreiben von Heftromanen gesammelt hat oder ein Naturtalent ist. Sollte mal wieder ein bekannter Autor hinter Lawrence stecken, würde mich das auch nicht wundern. Ein früher Rellergerd, Tenkrat zu ihren besten Gespenster-Krimi Zeiten, konnten ähnlich aussehen, aber da kommen sicherlich noch mehr Autoren in Frage. Nur die Wörter Boy und Girl kamen nicht vor, aber dafür jede Menge gruselige Klopperei, London und das Scotland Yard.

 Die letzte Hinrichtung in England fand übrigens 1964 in Liverpool statt, wobei die Todesstrafe erst 1998 abgeschafft wurde, also muss der Roman Anfang der 1960er Jahre spielen. Da London zwar erwähnt wurde, die Orte aber sonst recht austauschbar beschrieben wurden, außer der Zentralfriedhof der eigentlich nur in Wien auch so heißt, gibt es hier nichts zu meckern. Alles in allem ein sehr  spannender Heftroman für Krimi- und Gruselfreunde. Ich bin gespannt auf den nächsten Lawrence.

Was gab es sonst noch?
Fangen wir mit dem Titelbild an, bei dem wieder mal ein Frankenstein Verschnitt herhalten musste (obwohl Frankenstein ja nur der Erschaffer des Monsters war, ist im Laufe der Jahrzehnte der Name auf sein fragwürdiges Experiment übergegangen). Also, das Monster von „Frankenstein-Verschnitt“ auf dem Cover könnte eins von Lundis Wesen sein, das seine fiese Hand auf das Gesicht der erschrockenen Dame presst. Die Szene gab es im Roman zwar nicht, aber der Leser wusste wohl trotzdem, dass es um Selbstgebasteltes ging.

Passend dazu gab es von Manfred Knorr einen Streifzug durch alle Frankenstein-Filme bis `73. 1910 wurde der künstliche Mensch von Mary Shelley das erste Mal auf Film gebannt und sollte von da an in etlichen Streifen durch die Gegend wanken. In letzter Zeit ist es etwas ruhiger um ihn geworden. Vielleicht liegt es daran, dass die heutige Wissenschaft den Zielen von Dr. Frankenstein schon mächtig auf den Fersen ist oder teilweise schon überholt hat.

Zum Schluss hing sich Alfons auch noch an das Thema und zeigte „Frankie“ in gepunkteter Unterwäsche im Schrank. Irgendwo im Netz habe ich die Cartoons schon im Gesamtpaket gesehen und ein Blick, wer sie noch nicht kennt, lohnt sich auf jeden Fall.

Seit ein paar Heften gibt es auch einen Bestellschein für alte Nummern. Das war bestimmt eine  prima Sache, denn hier wurden schon ein paar Titel plus Autor im voraus genannt. Die nahe Zukunft (bis Band 36) bei den Vampiren gehörte den Franzosen Limat und Agapit.

Franz Berthold möchte ich auch mal wieder erwähnen, denn er gestaltet das Intro des Romans immer wieder sehr gekonnt. Mit der Kamera herangezogen, wirken seine Zeichnungen wie kleine Meisterwerke.

Zur EinleitungZur Übersicht

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2016-09-28 09:54
Wieder so ein Autor, der vermutlich unbekannt bleiben wird. Danke für die gute Zusammenfassung, klingt gar nicht übel. Lawrence hatte immer schöne Titelbilder, aber von diesen Nummern habe ich viele nie oder nur vereinzelt gelesen. Nach Jens Lindberg scheint das der zweite Autor zu sein, der nicht zu Pabels Stall gehört hat. (Falls es kein alter KX-Autor oder so war, der mal was Neues probieren wollte. Immerhin gibt es vier Romane von ihm.)

Mit der Recherche hatten es die meisten deutschen Autoren damals nicht so. ;-) Daher auch der Eindruck, dass sie ihre Kenntnisse tatsächlich nur aus Edgar Wallace-Filmen hatten :-)
#2 Toni 2016-09-29 19:44
Danke Andreas. Das gute an so einer Lesereise ist, dass ab und an mal so eine Überraschung wie der Lawrence dabei ist. Besonders freue ich mich immer, wenn mir der Roman damals durch die Lappen gegangen ist und er die ganzen Jahre ungelesen bei mir im Regal stand. :-)

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.