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Robert E. Howard - Der Mann, der Conan schuf

Robert E. Howard - Der Mann, der Conan schufRobert E. Howard -
Der Mann, der Conan schuf

Howdy!
Robert E. Howard war neben J. R R. Tolkien einer der wich­tigsten Autoren für die Fantasy. Schuf der in Südafrika geborene Engländer mit seinem Roman "The Lord Of The Rings" (dt. Der Herr der Ringe) die epische High Fantasy, so war der Texaner der Vertreter der wesentlich robuste­ren Heroic Fantasy (oder auch Sword & Sorcery genannt), die oft als 'schundig' abgetan wird.


Howard selbst ist oft von Kriti­kern als faschistoid bezeichnet worden, was ihm nicht einmal ansatzweise gerecht wird.

2006 war das Jahr seines 100 Geburtstages und seines 70. To­destages.

In den rund 13 Jahren seines (professionellen) Schaffens schrieb Robert E. Howard Hor­ror-, Fantasy-, Western-, Detek­tiv-, Boxer- und Abenteuerge­schichten, denn er war Autor der Pulp-Magazine, wo es wenig Geld für viel Arbeit gab. Ein Au­tor musste bereit sein in vielen Sätteln zu sitzen, wollte er davon leben können, was ihn mit den Autoren des Heftromans in Deutschland eint.

Doch mit Conan, dem Barba­ren gelang ihm der große Wurf. Schon zu seinen Lebzeiten war er mit dieser Figur am erfolg­reichsten, aber auch seine schwächsten Schöpfungen strahlen etwas aus, denn in jeder seiner Geschichten, hatte der natürliche Erzähler seine Mo­mente.

Conan, seine bekannteste Schöpfung, ist verfilmt und ver­tont worden, als Comic erschie­nen und zum Videospiel gewor­den. Diverse weitere Verfilmun­gen sind für die nächsten Jahre angekündigt und in der so ge­nannten Pre-Production-Phase. Unzählige Zeichner (allen voran Frank Frazetta) haben versucht Howards Schöpfungen zu visua­lisieren.

Was manche nicht wissen: Mit einigen seiner Horrorgeschichten trug er zu H. P. Lovecrafts Cthulhu-Mythos bei. Und es wa­ren durchaus beeindruckende Beiträge. Der Texaner wurde vielen Sätteln gerecht, auch wenn er kein literarischer Feinmecha­niker war.

Am 11. Juni 1936 ging er in den Freitod.

Es ist an der Zeit an Robert E. Howard und seine Schöpfungen zu erinnern. Nicht nur in diesem Artikel. Ingo Löchel wird dies auch noch in seiner Howard-Kolumne hier auf www.zauberspiegel.org tun.

 

Hollern-Twielenfleth, Dezember 2006
Horst von Allwörden

Inhalt
1. Biographisches
2. Conan, der Archetyp
3. Das Hyborische Zeitalter
4. Kull von Atlantis
5. Horror und Abenteuer
6. Western und der Rest


BiographischesBiographisches

Robert E. Howard kam am 22. Januar 1906 in Peaster/Texas als Sohn des Landarztes Isaac Mordecai Howard und dessen Frau Hester Jane, geborene Ervin, zur Welt.

 

Robert war ein schwächliches Kind, das eine sehr enge Beziehung zu seiner Mutter entwickelte, die letztlich sein Schicksal besiegeln sollte.

 

Hester Jane Howard bemutterte und beschützte den Jungen, wo sie nur konnte. Sie hatte auch die Zeit, sich um den Jungen intensiv zu kümmern. Isaac Howard war beruflich stark eingespannt. Im Gegensatz zur Mutter war er streng und hart, kurz ein Familientyrann mit despotischen Neigungen.

Robert E. Howards Interesse galt dann auch während seiner Jugend weder der in Texas sehr populären Jagd oder technischen Dingen. Er lauschte vielmehr sehr gern Märchen oder Gespenstergeschichten, wie sie sich die Schwarzen erzählten.

So entwickelte er sich eher zu einem introvertierten Menschen. Er liebte es zu lesen und seine Phantasie schweifen zu lassen. Er wurde also zu einem Intellektuellen, soweit man das in der tiefsten Provinz von Texas werden konnte. Doch seine Andersartigkeit machte ihm zum Prügelknaben seiner Mitschüler und Außenseiter.

Robert E. Howard erkannte, dass er nur kräftig genug sein musste, um sich solcher Angriffe zu erwehren. Dann konnte er ungestört der Außenseiter sein, der er wohl auch sein wollte, ohne dabei körperlicher oder seelischer Belastung ausgesetzt zu sein.

Robert E. Howard begann Gewichte zu stemmen, zu boxen und unternimmt lange Spaziergänge. Auf der Straße konnte man ihn Schattenboxen sehen. So stählte er seinen Körper. Er sah zwar nie aus wie Abbild des Conan (breite Schulter, gewaltige Muskeln und schmale Hüften), aber bei einer Körpergröße von 180 cm wog er 100 Kilo, ohne dabei wirklich fett zu sein.

In einem Brief an E. Hoffmann Price aus dem Jahr 1944 (also zwölf Jahre nach Howards Tod) zitierte sein Vater seinen Sohn über diese Zeit.

"Vater, als ich zur Schule ging, musste ich eine Menge einstecken, weil ich allein war und niemand meine Partei ergriff. Ich trainiere meinen Körper, damit ich, sollte mich ein solcher Schuft angreifen, ihn mit bloßen Händen in Stücke reißen, zerquetschen und ihm das Genick brechen kann." (1)

Immerhin hatte das Training seinen Zweck erfüllt. Robert E. Howard blieb fortan unbehelligt. Doch schützte es ihn nicht davor, dass er Problemen nicht ins Auge sehen konnte. Zusammen mit der engen Bindung zu seiner Mutter, wohl die Ursache für seine Tat am 11. Juni 1936.

Für diese Unfähigkeit, sich Problemen zu stellen bzw. sogar davor zu flüchten, gibt es ein gutes Beispiel. Als sein Hund "Patch" starb, blieb er drei Tage von zu Hause fort, um sich das nicht mit ansehen zu müssen. Erst nachdem der Hund tot und verscharrt war, kehrte er nach Hause zurück.

Robert E. Howard war kein einfacher, geradliniger Charakter, vielmehr entwickelte er sich nicht in 'normalen' Bahnen (erst recht nicht 'normal', wenn man bedenkt, wo er aufwuchs: In der tiefsten texanischen Provinz), sondern sich seinen eigenen Weg suchte, der auch ein gutes Stück Labilität und Schwäche enthielt. Das war nichts für Männerland, wie es Texas in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts immer noch war (und vielleicht heute noch ist).

Hinzu kam, dass die Familie bis 1919 auch des Öfteren umzog, so dass Robert E. Howard auch ständig entwurzelt wurde, bevor sie dann schließlich in Cross Plains/Texas sesshaft wurden.

Als er 1922 die High School in Brownwood besuchte, schrie er für die Schülerzeitung "The Tattler" und hatte bereits den Entschluss gefasst Schriftsteller zu werden. Professionelle Früchte hatte diese Entscheidung allerdings noch nicht abgeworfen. Zwar hatte er bereits Geschichten eingesandt, unter anderem an sein Lieblings Pulp-Magazine "Adventure", aber diese waren postwendend zurückgekommen. Sein Traum dort zu publizieren erfüllte sich bis zu seinem Lebensende und darüber hinaus nicht. Nicht ganz ohne Selbstironie schrieb er:

"Ich habe an Adventure nie etwas verkaufen können; vermutlich hatten sie nach meinem ersten Versuch genug von mir." 2

Aber der Entschluss, Schriftsteller zu werden, war der einzig richtige, wie sich zeigen sollte. Er hatte nämlich eine weitere Schwierigkeit. Robert E. Howard konnte sich nicht besonders gut unterordnen. Howard schildert das selbst in einem Brief von 1931 an Wilfred Blanch Talman.

"(...) Dann versuchte ich in einem Postamt zu arbeiten, verstand mich jedoch nicht mit dem Vorsteher, und dadurch war diese Sache erledigt. Danach arbeitete ich eine Zeitlang in einem Gaswerk, verlor jedoch auch diese Stellung, weil ich vor meinen Vorgesetzten nicht den ganzen Kotau machen und ja sagen wollte. Das ist einer der Gründe, warum es mir nie gelang, für jemanden zu arbeiten. Die meisten halten einen Angestellten für eine Art Diener. Ich bin gutmütig und man kommt mit mir leicht aus; ich verabscheue jede Art von Streit, aber es hat keinen Sinn alles zu schlucken.

Seit Sommer 1927 tue ich fast nicht außer Geschichten zu produzieren. Ich verkaufe nur einen kleinen Teil davon, doch kann ich davon leben. Vielleicht könnte ich mit etwas anderem mehr Geld verdienen, aber dann hätte ich nicht dieselbe Freiheit, und die Freiheit ist der größte Vorteil der Schreiberei." 3

Mit siebzehn schloss Howard die High School ab und suchte unwillig nach Arbeit. Vom Schreiben konnte er nicht leben, obwohl er 1924 mit dem Verkauf der ersten drei Geschichten "Spear And Fang" (einer Höhlenmenschengeschichte), "The Lost Race" (dt. Das verschwundene Volk, Terra Fantasy Bd. 3, Bastei Fantasy 20066), einer Geschichte, die Howards Figur Bran Mak Morn zugerechnet wird. und "In The Forest Of Villefére" (dt. Im Forst von Villefére, Vampir Horror Taschenbuch Bd. 52). "Spear And Fang" erschien als erste der Geschichten in Weird Tales, die allesamt von Farnsworth Wright, dem Herausgeber angekauft wurden.

Weird Tales war (trotz vieler Ausflüge zu anderen Pulps) immer so etwas wie Howards literarische Heimat und wenn man so will war Farnsworth Wright sein literarischer Mentor.

Doch noch ging Howard diversen Arbeiten und Gelegenheitsjobs nach, denn diese drei Geschichten reichten nicht, aber sie waren ein Anfang, ein Einstieg.

Aber bei diesen Arbeiten, zeigte Howard auch Durchsetzungs­vermögen, wie folgende Anekdote aus dem bereits zitierten Brief an Wilfred Blanch Talman zeigt.

"(...), dass ich einen Job in einem Ausschank annahm. Der Besitzer war kein heiliger Nikolaus, aber nachdem ich ihm angeboten hatte, er solle mir den rechten Arm auf den Rücken binden und ich würde ihm mit der Linken den Schädel einschlagen, kamen wir gut miteinander aus." 4

1927 besuchte Robert E. Howard sogar einen Buchhaltungskurs, schloss ihn auch erfolgreich ab. Doch eignen sich in der Regel kreative Menschen einfach nicht für diesen Beruf, erst recht keine vom Schlage Howards. Glücklicherweise begann jetzt die Phase, wo er vom Schreiben leben konnte.

Allerdings darf man nicht annehmen, dass Howard lediglich Fantasy oder Horror schrieb.

Exkurs:
Pulp Magazine haben in mancherlei Hinsicht etwas mit dem Romanheft in Deutschland gemein. Sie galten als Schundliteratur (was nur eingeschränkt stimmte) und die Autoren wurden nicht gut bezahlt (meist nach Wörtern oder Zeilen, was manchen Autor zur Zeilenschinderei veranlasste und manchen Redakteur zum Streichen).

 So einte den Pulp-Autor etwas mit dem Heftautor. Man durfte nicht wählerisch sein, was das Genre anging. man musste schreiben was da war, um von den Honoraren leben zu können.

Oder wie formulierte es Rolf Michael 1989 in einem Nachruf auf die Horrorheftserie "Der Magier", der unter dem Titel "Nur zu einem Trauerliede habe ich mich noch aufgerafft" erschien:

"Aber als einfacher Autor tust du, was der Chef sagt – oder ein Anderer tut es. Und damals wie heute gibt es die zehntausend Geiger. (...) Auf der Literatenbank geht es zu wie beim Arbeitsamt im Schnelldienst – es findet sich für jede Arbeit einer, der sie macht." (5)

Ende Exkurs

Er schrieb unter anderem auch Boxer-, Western-, Detektiv- und historische Abenteuergeschichten. Allerdings darf man sagen, er hatte auch Spaß daran. Es war so, dass Howard sich in diesen Genres, die für Rezeption durch den männlichen Teil der Menschheit geschrieben werden, wohl fühlte.

Auf der einen Seite zu seinem Leidwesen, auf der anderen Seite auch zu seiner Erleichterung schaffte er nie wirklich den Durchbruch beim historischen Abenteuer zu schaffen. Auf der einen Seite wollte er sie schreiben, auf der anderen Seite gestand er ein, dass diese – teilweise – mühevolle Recherche erforderten. Diese Recherche verlängerte aber zum einen den Entstehungsprozess der Geschichte, was direkt dazu führte, dass er weniger veröffentlichen konnte. Für die Pulps musste man viel schreiben. Je schneller eine Geschichte reif zur Veröffentlichung war, desto besser (für den Autor).

Zum anderen aber war Howard ein natürlicher Erzähler. Und diese sind am kreativsten und besten, wenn sie eine Idee direkt aufs Papier bringen können. Recherche ist beim Schreiben hinderlich und kann sogar hemmen.

Dennoch war das seine heimliche Leidenschaft und ab 1932 frönte er dem historischen Abenteuer, so absurd das zunächst klingen mag, in den Conan-Erzählungen, nur dass die Recherche in seinem Kopf stattfand.

"Jede Seite der Geschichte wimmelt vor Dramen, die man zu Papier bringen sollte. Ein einziger Abschnitt birgt genug Handlung und Drama, um damit einen ganzen Roman füllen zu können. Ich könnte aber nie genug damit verdienen, solche Bücher zu schreiben; die Märkte sind zu eng, die Anforderungen zu spezifisch, und ich brauche so lang, um eines fertig zu stellen.." (6)

Dennoch seine historischen Texte wurden von den langlebigen Magazinen ignoriert und nur von kurzlebigen gekauft. Doch – wie erwähnt – nahm er es mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Seine Erzählungen, die im Jerusalem zur Kreuzfahrerzeit spielen, zeigen jedoch, dass er das Metier beherrschte. Auch sie zeigen die Howard'sche bildhafte Sprachgewalt, die viele seiner Geschichten auszeichnet.

Howards Spitzname in der Autorencrew von Weird Tales war 'Zwei‑Revolver­-Bob'

In seiner Umgebung, dem tiefsten Texas, war und blieb er ein Außenseiter, ein Exot. Ein Schriftsteller war so ungewöhnlich wie ein Eisberg am Äquator. Howard schildert in einem Brief an Howard Phillips Lovecraft seine Situation, seinen Stolz und seine eigene – Verwunderung.

"Ich war der erste, der in diesem Teil des Landes die Fackel der Literatur entzündete und mag die Flamme auch noch so schwach, klein und leicht auslöschbar sein. Auf meine Art bin ich ein Pionier. Soviel ich weiß bin ich der erste Schriftsteller in einem Landstrich, der so groß ist wie Connecticut. (...) Ich wurde trotz meiner Umgebung Schriftsteller. Damit will ich diese Umgebung nicht kritisieren. Sie ist solide und wertvoll. Die Tatsache, dass sie nicht geeignet ist Literatur und Kunst zu fördern, kann ihr nicht vorgeworfen werden. Dennoch ist es kein leichtes, einen Beruf zu ergreifen, der den Menschen mit denen man Kontakt hat so exotisch vorkommt, der so weit abgelegen und unwirklich erscheint wie die Gestade Europas. (...) Aber die Idee, dass sich jemand durch Schreiben sein Brot verdienen könnte, erschien diesem nüchternen Milieu so phantastisch, dass mich selbst manchmal heute noch ein Gefühl der Unwirklichkeit befällt." (7)

Robert E. Howard stapelte tief, was das Niveau seiner Werke anging. Es schrieb im selben Brief, dass sein Werke am besten der Vergessenheit an­heim fielen. Aber hier mischt sich kriti­sche Sicht und eben jenes bewusste Un­derstatement. Howard schaffte es selbst in seinen schlechtesten Erzählungen große und/oder düstere Momente von gewaltiger Kraft unterzubringen. In mancherlei Hinsicht war er wohl das, was man gemeinhin einen natürlichen Erzähler nennt. Einer, der am besten ist, wenn er sich an seine Schreibmaschine setzt und beginnt zu erzählen, nur eine vage Idee im Hinterkopf.

Frederik Hetman urteilte über Ho­ward schriftstellerische Qualitäten so:

"Der Konflikt zwischen den für diese Kleinstadt unge­wöhnlichen Interessen und der in der Gesellschaft vertretenen Forderung, ein junger Mann sei nur dann ein ganzer Kerl, wenn er seine physische Stärke unter Beweis stellen könne, dürfte für die Weltanschauung Howards, die sich auch in sei­nen Geschichten spiegelt, von großer Bedeutung gewesen sein. Auf einer gehobenen lite­rarischen Ebene lässt sich eine ähnliche Konstellation bei Jack London und Ernest He­mingway beobachten.
(...)
In Conan steckt ein Stück Reg­ression, und gerade die Tatsa­che, dass der Held meist nicht als Sieger, sondern lediglich als Überlebender aus allen Konflikten hervorgeht, lädt ein Publikum mit antiliterarischen Erwartungen, dem es vor allem um leicht aufzunehmendes, seine Frustration kompensie­rendes Lesefutter zu tun ist, zur Identifikation ein. Söldner mit einer Söldnermoral – das waren und sind nur zu viele Menschen in der westlichen Welt gewesen und sind es noch. Unzweifelhaft haben wir es trotz aller Klischeehaftigkeit der Handlungsabläufe bei Howard mit einem absoluten Erzähler zu tun, dessen sozia­ler Hintergrund ihn offenbar infantil beließ."
(8)

Infantil?

Hetman kommt mit seiner Bemerkung, Howard sei ein absoluter Erzähler zu einem gerechten und wahren Urteil, aber der Vorwurf "infantil" trifft nicht. Sicher hat ihn in mancherlei Hinsicht seine Umgebung geprägt, aber Howard war kein Dummkopf. Es kann nicht außer Acht gelassen werden, in welcher Form Howard publizierte:

In Pulps.

Und er schaffte es – wie auch H. P. Lovecraft, C. A Smith und andere – seine Erzählungen trotz der Vorgaben und Erfordernissen von Pulp Magazinen aus der Masse hervorzuheben. Das ist eher eine Leistung, denn ein Kritikpunkt.

Man nehme folgendes (sehr hypothetisches) Beispiel und frage sich, wie wohl ein Heftroman von Thomas Mann oder Gerhard Zwerenz ausgesehen hätte, wenn sie sich dessen Konventionen und Prämissen hätten anpassen müssen. Und doch ist es anzunehmen, dass diese Herren ein Stück ihrer Qualität auch ins Heft gerettet hätten. So ähnlich darf man sich das mit den herausragenden Autoren der Pulps auch vorstellen. Ihre Qualität triumphierte über das Klischee.

H. P. Lovecraft formuliert es so.

"Er war stets größer, als jeder Zwang zum Geldverdienen, dem er sich unterwerfen mußte." (9)

Und noch einmal Rolf Michael aus seinem Nachruf zu der der zwischen 1982 und 1984 in 34 Bänden erschienenen Horrorheftserie "Der Magier":

"Ich weiß nicht mehr, wer den Satz: 'Wir schreiben für die Dummen!' geprägt hat. Aber je mehr ich Ärger mit dem Heftroman hatte, umso mehr wurde mir klar, dass man tunlichst nicht über das geistige Niveau eines Zehnjährigen hinausgehen sollte. Schreib also nicht 'Ben Hur' – sondern die 'Rache der sieben glorreichen Gladiatoren'.
Ich für meinen Teil habe versucht, beides zu verbinden."
(10)

Helmut W. Pesch beschreibt ausgehend von der Position eines Übersetzers auch die Lage eines Autors, was sich eben auch auf Howard übertragen lässt.

"Ich sehe es (das Übersetzen, Anmerk. hhva) eher als eine kunstgewerbliche Tätigkeit, da die Kreativität sich in einem vorgegebenen Rahmen bewegt. Was sie nicht abwerten soll; für manche Arten des Schreibens – siehe Heftromane – gilt das auch für den Autor" (11)

Howard war bei den Pulps (der Theorie von Dr. Pesch folgend) auch ein Kunsthandwerker, aber ein verdammt guter, weil er mit vielen seiner Erzählungen die Grenzen sprengte, was wieder zu Lovecraft und seiner Äußerung führt.

Howards Stil (das geht auch aus den zum großen Teil als wirklich sehr gut zu bezeichnenden Übersetzung zum Beispiel der Conan-Geschichten von Lore Straßl hervor, obwohl das Original nicht hundertprozentig eingefangen wird) ist ausgesprochen bildhaft.

Er konnte, so wird gern kolportiert, auf einer halben Seite einen Schlachtengemälde entstehen lassen. Robert E. Howard war eben ein natürlicher Erzähler, der am besten einfach drauflos fabulierte. Das erklärt auch seine Schwierigkeiten mit der Recherche für historische Texte. Sein natürlicher Erzählfluss war gestört.

Ein Beispiel wie kraftvoll Howard sein kann zeigt eine Szene aus der eher weniger herausragenden Conan-Story "Shadows in Zamboula" (dt. Die Menschenfresser von Zamboula), doch selbst schwächere Erzählungen aus Howards haben ihre Momente, die einfach großartig sind. Diese Szene zeigt Conan im Duell mit einem rituellen Genickbrecher.

"'Your head, Cimmerian!' taunted Baal-pteor. 'I shall take it with my bare hands, twisting it from your shoulders as the head of a fowl is twisted! Thus the sons of Kosala offer sacrifice to Yajur. Barbarian, you look upon a strangler of Yota-pong. I was chosen by the priests of Yajur in my infancy, and throughout childhood, boyhood, and youth I was trained in the art of slaying with the naked hands--for only thus are the sacrifices enacted. Yajur loves blood and we waste not a drop from the victim's veins. When I was a child they gave me infants to throttle; when I was a boy I strangled young girls; as a youth, women, old men, and young boys. Not until I reached my full manhood was I given a strong man to slay on the altar of Yota-pong.
'For years I offered the sacrifices to Yajur. Hundreds of necks have snapped between these fingers--' he worked them before the Cimmerian's angry eyes. 'Why I fled from Yota-pong to become Totrasmek's servant is no concern of yours. In a moment you will be beyond curiosity. The priests of Kosala, the stranglers of Yajur, are strong beyond the belief of men. And I was stronger than any. With my hands, barbarian,I shall break your neck!'
And like the stroke of twin cobras, the great hands closed on Conan's throat. The Cimmerian made no attempt to dodge or fend them away, but his own hands darted to the Kosalan's bull-neck. Baal-pteor's black eyes widened as he felt the thick cords of muscles that protected the barbarian's throat. With a snarl he exerted his inhuman strength, and knots and lumps and ropes of thews rose along his massive arms. And then a choking gasp burst from him as Conan's fingers locked on his throat. For an instant they stood there like statues, their faces masks of effort, veins beginning to stand out purply on their temples. Conan's thin lips drew back from his teeth in a grinning snarl. Baal-pteor's eyes were distended and in them grew an awful surprise and the glimmer of fear. Both men stood motionless as images, except for the expanding of their muscles on rigid arms and braced legs, but strength beyond common conception was warring there--strength that might have uprooted trees and crushed the skulls of bullocks.The wind whistled suddenly from between Baal-pteor's parted teeth. His face was growing purple. Fear flooded his eyes. His thews seemed ready to burst from his arms and shoulders, yet the muscles of the Cimmerian's thick neck did not give; they felt like masses of woven iron cords under his desperate fingers. But his own flesh was giving way under the iron fingers of the Cimmerian which ground deeper and deeper into the yielding throat muscles, crushing them in upon jugular and windpipe.
The statuesque immobility of the group gave way to sudden, frenzied motion, as the Kosalan began to wrench and heave, seeking to throw himself backward. He let go of Conan's throat and grasped his wrists, trying to tear away those inexorable fingers.
With a sudden lunge Conan bore him backward until the small of his back crashed against the table. And still farther over its edge Conan bent him, back and back, until his spine was ready to snap.
Conan's low laugh was merciless as the ring of steel.
'You fool!' he all but whispered. 'I think you never saw a man from the West before. Did you deem yourself strong, because you were able to twist the heads off civilized folk, poor weaklings with muscles like rotten string? Hell! Break the neck of a wild Cimmerian bull before you call yourself strong. I did that, before I was a full-grown man--like this!'
And with a savage wrench he twisted Baal-pteor's head around until the ghastly face leered over the left shoulder, and the vertebrae snapped like a rotten branch."
(12)

In dieser Szene der – wie gesagt - an­sonsten eher mittelmäßigen Geschichte, findet Howards These vom Triumph der Barbarei über die Zivilisation (sein gro­ßes Thema, das nicht nur die Conan-Geschichten wie ein roter Faden durch­zieht, sondern auch in seinen histori­schen Erzählungen und Western immer wieder in unterschiedlichen Gewändern auftaucht) eine geradezu intime Auflö­sung. Conan (die Verkörperung des Barbaren) triumphiert in einem nahezu bewegungslosen Zweikampf über Baal-pteor, das Symbol der dekadenten, sich überschätzenden Zivilisation. Doch der Barbar kennt nur eines: Überleben. Und Conan überlebt und versetzt der Zivili­sation den Todesstoß.

Howard hat Zivilisationen in Schlachten sterben lassen, in Kriegen und großen Kämpfen. Aber in diesem Moment reduziert er sein großes Thema auf zwei Männer in einer Szene von großer Intensität.

Großartig.

Es mag auch sein, dass Robert E. Howard Anleihen (welcher Schriftstel­ler macht das nicht? Schon seit Ewig­keiten gibt es nichts Neues unter der Sonne) bei Conan Doyle, Bulfinch (für Conan) oder bei Vorbildern aus der historischen Abenteuergeschichte) nahm, aber er machte daraus immer echten Robert E. Howard.

Howards Erfolg lässt sich an seiner Einkommensentwicklung ablesen: 1927 verdiente er 37,50 $, 1928, 186 $, 1929 772,50 $ und ab 1930 über 1000,00 $. Das ist, bedenkt man, das Pulp Maga­zine nicht üppig bezahlten durchaus be­achtlich. Damit konnte man in den USA der frühen dreißiger Jahre gut leben. Doch er arbeitete dafür hart hinter sei­ner Schreibmaschine. Geschichten mussten umgeschrieben werden, was mit dem PC keine Schwierigkeit ist, aber mit der Schreibmaschine keinen geringen Arbeitsaufwand darstellt.

Ab 1932 betrat aber nun Howards wichtigste und populärste Schöpfung die literarische Bühne: Conan, der Bar­bar. Erstmals bildete sich eine Fange­meinde und die Howard'schen Conan-Erzählungen brachten es in schöner Re­gelmäßigkeit auf das Titelblatt von Weird Tales.

Robert Ervin Howards Erfolg als Schriftsteller ging aber nicht einher mit einer Festigung seiner Persönlichkeit. Sein Gefühlsleben, sein Charakter war von Extremen gekennzeichnet. Er konnte von einer Minute zur Nächsten vom himmelhoch jauchzender Fröh­lichkeit in tiefste Traurigkeit verfallen, nur um im nächsten Moment wieder guter Dinge zu sein. Sein Zorn (hatte man ihn den erregt) war fürchterlich, verrauchte jedoch schnell wieder. So kündigte er einmal ein Zeitungsabon­nement (weil er sich maßlos über einen Artikel geärgert hatte), nur um es am nächsten Tag zu erneuern.

Dr. Alan Nourse äußerte L. Sprague de Camp gegenüber folgendes.

"Schon das Schlafwandeln deutet auf eine neurotische Persönlichkeit hin – vermut­lich Hysterie und Hypersug­gestibilität. Wenn man zu alle­dem noch hinzurechnet, dass er sich erst mit fast dreißig Jahren für Frauen zu interes­sieren begann, sowie sein Inte­resse für extrem männlichen Sport – also es ist ganz offen­sichtlich, dass seine sexuelle Entwicklung nicht ganz nor­mal verlaufen war." (13)

Die Frau, für die Howard sich inte­ressierte war Novalyn Price (diese Lie­besgeschichte ist mit Vincent d'Onofrio und Renee Zellweger in den Rollen Robert E. Howards und Novalyn Price verfilmt worden). Novalyn Price galt als eine sehr exzentrische Person und war Highschool-Lehrerin.

Howard selbst machte Andeutungen über frühere Affären mit Frauen, was aber von Leuten aus der Umgebung ins Reich der Fabel erwiesen wurde.

Cross Plains ist ein ziemlich gottver­lassenes Nest. In den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts wohnten dort 1200 Menschen. Zu Howards Lebzeiten wa­ren es 300 mehr. In einer solchen Umgebung bleiben romantische Abenteuer nicht unbemerkt. Wer in kleinen Dörfern aufgewachsen ist, der kann das beurteilen. Viel zu viele Leute haben kein anderes Hobby, als das Tun und Lassen der Nachbarschaft im Auge zu behalten.

Howards Bleiben in dieser, kaum der intellektuellen Entwicklung förderlichen Umgebung, war meiner Ansicht nach seine Mutter zuzuschreiben, von der er sich nicht lösen konnte.

Sein Kontakt nach außen, waren ne­ben ein paar kurzen Reisen, der Brief­kontakt zu H. P Lovecraft und diversen anderen. Hier konnte er sich austau­schen, war mit Gleichgesinnten zusam­men, konnte diskutieren.

Mit Lovecraft, der sich als britischer Gentleman begriff, disputierte er gern über de Gegensatz zwischen Englän­dern und Iren, denen Howard sich zu­gehörig fühlte. Aber natürlich auch über die seinen Geschichten zu Grunde lie­genden Philosophien von Barbarei und Zivilisation. Oft spiegelten diese Brief­wechsel die Erzählungen Howards.

Der Kontakt zu seinem Vater war bestenfalls von wenig Liebe gekenn­zeichnet. Der despotische Landarzt und sein schriftstellernder Sohn hatten sich nicht viel zu sagen. Gelegentlich kam es, ganz dem Naturell Robert E. Ho­wards gemäß, zu kurzen, heftigen Aus­einandersetzungen.

Beim Schreiben pflegte Howard ne­ben dem erfolgreichen Conan, mit dem er sogar auf eine Veröffentlichung in Großbritannien liebäugelte, sich auf An­raten des Agenten Otis Kline auf den Western, wo er Beachtliches schrieb. Das reicht von der Westernparodie mit den Abenteuern Breckingridge Elkins hin zu harten Romanen wie "The Vultu­res" (dt. Im Schatten der Geier, Heyne Western 2634).

Im Laufe des Jahres 1936 ver­schlechterte sich der Gesundheitszu­stand von Hester Jane Howard bedenk­lich. Du eine Tragödie nahm ihren Lauf, die Leben und Karriere des Schöpfers eines der beiden Archetypen der Fan­tasy beendete.

Seit frühester Jugend vom Freitod fasziniert, muss er beschlossen haben, seinem Leben ein Ende zu setzen, sollte seine an Krebs leidende Mutter sterben.

Anfang Juni sandte Howard Anwei­sungen an seinen Agenten, was mit sei­nem literarischen Nachlass zu gesche­hen habe, denn es war abzusehen, dass seine Mutter in Bälde sterben würde. Schließlich fiel sie in ein Koma. Das war Morgen des 11. Juni 1936. Robert E. Howard erfuhr von der Kranken­schwester, dass seine Mutter das Be­wusstsein nie zurückerlangen würde.

Der dreißigjährige Howard setzte sich hinter seine Schreibmaschine und brachte folgenden Zweizeiler zu Papier.

"All fled – all done, so lift me on the pyre;
The feast is over an the lamps expire"
(14)

Zu Deutsch heißt das:
 
"Alles entschwunden – alles vorbei, so hebt mich auf den Scheiterhaufen; das Fest ist aus und alle Lampen werden dunkel." (Dt. von Lore Straßl).

Anschließend ging Robert E. Howard hinaus in den Sommermorgen, setzte sich in seinen Wagen und schoss sich eine Kugel in den Kopf.

Sein Vater schildert die folgenden Ereignisse in einen Brief an Howard Phillips Lovecraft so:

"Zuerst dachten wir, der Schuss hätte ihn sofort getötet, aber die Kugel war durch das Gehirn gedrungen. Er hatte die Mündung oberhalb der Schläfe angesetzt. Das Ge­schoß war an der gegenüber­liegenden Seite etwas oberhalb und hinter dem linken Ohr ausgetreten. Er lebte noch acht Stunden, kann jedoch nicht wieder zu Bewusstsein." (15)

Am 11. Juni 1936, im 31. Lebensjahr hat Robert E. Howard seinem Leben ein Ende gesetzt. Die Liebe zu und die gleichzeitige Abhängigkeit von seiner Mutter und die mangelnde Fähigkeit Problemen ins Auge zu sehen, führten zu seiner verhängnisvollen Tat, die möglicherweise eine noch wesentlich erfolgreichere Karriere verhindert hat.

Den absoluten Höhepunkt seines Ruhmes, seiner Popularität und seines finanziellen Erfolges in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlebte er dank seines frühen Todes wie manch anderer nicht mehr.

Auch hat er nie erfahren, dass er einer der Eckpfeiler, der Archetypen eines ganzen literarischen Genres geschaffen hat: Conan, den Barbaren aus Cimmerien, der sich beinah ungebrochener Beliebtheit erfreut und eine multimediale Karriere hinlegt.

Doch jetzt im 21. Jahrhundert, siebzig Jahre nach seinem Tod, liefern seine Werke immer noch Stoff für verschiedenste Sparten der Unterhaltungsindustrie.

Das zeigt, dass auch in der tiefsten texanischen Provinz einflussreiche (Unterhaltungs-)Künstler heranwachsen können, deren Stoffe zu etwas Bleibenden werden.

Conan, der ArchetypConan, der Archetyp

"Für die Menschheit ist Barbarei der natürliche Zustand. ... Zivilisation ist unnatürlich. Sie ist eine Laune des Zufalls Aber Barbarei wird schließlich immer die Oberhand behalten" (16) Robert E. Howard, in "Beyond the Black River"

Zur Einführung - Der Barbar aus Texas
Conan - Der Musterbarbar
Conan - Der große Erfolg
Conan - Eine Charakterstudie
Heil Conan!
Conan - Ein Multimedia-Erfolg
Conan - Zum Abschluss

ConanZur Einführung –
Der Barbar aus Texas

Die bei weitem populärste Schöpfung Robert E. Howards ist ein Barbar na­mens Conan von Cimmerien, der inzwi­schen in allen Publikationsformen prä­sent ist.

Neben den Originalerzählungen haben sich mehr oder weniger promi­nente und talentierte Autoren an dem Barbaren versucht und viele überflüs­sige und nur wenige lesbare Romane geschrieben, die aber den Originalen kaum nahe kamen.

Im Comic (wo Ho­wards Figuren einfach nicht totzukrie­gen sind), als Computer- und Hörspiel gab es ihn, ein Conan Rollenspiel liegt vor, auf Leinwand (Arnold Schwarzen­egger) und Bildschirm (mit Ralph Möller, sowie in einer 64-teiligen fran­zösischen Animationsserie) war die Howard'sche Schöpfung zu sehen.

Jetzt steht Robert E. Howard die Wiederentdeckung ins Haus. Zumindest auf der Leinwand. Für die nächsten drei Jahre sind diverse Projekte angekün­digt.

Nun steht 2007 die Animationsver­filmung der Story "Red Nails" an, wo Ron Perlman (Hellboy, Am Anfang war das Feuer) Conan seine Stimme leiht. Weiterhin sind unter an­derem Mark Hamill (Star Wars) und Marg Helgenberger (CSI) zu hören.

2008 und 2009 wird Howard dann wieder auf Realfilm gebannt. Es sind angekündigt, die Neuverfilmung von "Conan The Barbarian", "Red Sonja" und "Bran Mak Morn". Dazu kommt die Verfilmung eines Howard'schen Westerns "The Vultures" (2008).

Bisher schien von der Besetzung nur soviel festzusehen, dass Brigitte Nielsen (die unsägliche "Red Sonja" von 1985) ei­nen Cameoauftritt in der Neuverfilmung haben wird, was nun aber schon wieder dementiert wird. Man muß wohl einfach die Entwicklung abwarten.

Conan ist einer der beiden Archety­pen der Fantasy (Tolkiens "Herr der Ringe" ist der andere). Zugleich oft an­gefeindet und verspottet, hat diese Schöpfung doch nun mittlerweile fünfundsiebzig Jahre überlebt (übrigens auch die meisten seiner Nachzieher, wie Brak, Kothar, Thongor und viele andere Barbaren, die Autoren wie John Jakes – bekannt geworden mit "Fackeln im Sturm", Gardener F. Fox oder Lin Carter, der ja auch an de Camps Conan-Bearbeitung beteiligt war, erschufen).

Auch das eint den Texaner Robert Ervin Howard mit dem Briten John Ro­nald Reuel Tolkien, die Zahl der Epigo­nen ist groß und doch gelingt es kaum einem, ihm das Wasser zu reichen.

Aber Conan, der Cimmerier ist ein Phänomen, dem man sich annähern sollte. Und wenn die Pläne der Unter­haltungsindustrie umgesetzt werden, kommt ein Revival der Heroic Fantasy, wie das Genresegment (für das Conan exemplarisch steht) genannt wird?

Die Zukunft wird es weisen.

Exkurs:
Heroic Fantasy wird in letzter Zeit vermehrt Low Fantasy ge­nannt, grundsätzlich (so wird immer getreulich versichert) nicht abwertend gemeint, doch es kommt so rüber, als Gegengewicht zu der von Tolkien inspi­rierten High Fantasy.

Dieser Begriff ist nicht gerechtfertigt, denn schlechte Fantasy gibt es sowohl bei der exemplarisch von Howard ver­tretenen Fantasy als auch bei der Richtung, die durch Tolkien inspiriert wird.

Eine Zeitlang wurde für diese Spielart auch der Begriff "Sword & Sorcery" (dt. Schwert und Magie) benutzt. Aber auch das trifft es nicht so ganz.
Ende Exkurs

ConanConan – Der Musterbarbar

"Als ich vor ein paar Jahren eine kleine Grenzstadt am un­teren Rio Grande besuchte, war plötzlich Conan in meinem Geist. Ich schuf ihn nicht durch einen bewussten Wil­lensprozess. Er trat einfach völlig fertig aus den Gefilden des Nichtseins und machte, dass ich mich hinsetzte und die Geschichte seiner Abenteuer niederschrieb ...
Es mag phantastisch er­scheinen, den Begriff 'Realis­mus' mit Conan in Verbindung zu bringen, aber wenn man von seinen übernatürlichen Abenteuern absieht ist er die realistischste Figur, die ich je entwickelt habe. Er ist einfach eine Kombination von ver­schiedenen Männern, die ich gekannt habe, und ich glaube, da ist auch der Grund dafür, dass er völlig fertig in mein Bewusstsein trat, als ich die erste Geschichte der Serie schrieb. Irgendein Mechanis­mus verknüpfte die hervor ste­chensten Charaktereigen­schaften verschiedener Boxer, Revolvermänner, Schmuggler, Arbeiter auf den Ölfeldern, Glücksspielern und anderer Arbeiter und schuf so die Per­sönlichkeit, die ich Conan den Cimmerier nenne." (17)

So schildert Howard selbst, wie die Figur Conan das Licht der Welt er­blickte.

 

Die erste Geschichte, die Robert E. Howard über diesen Barbaren schrieb war "The Phoenix On The Sword" (dt. Im Zeichen des Phönix).

 

Doch das war keine originäre Conan-Geschichte, sondern die umgeschrie­bene Erzählung "By This Axe I Rule", (1929, dt. Herr von Valusien), deren ursprünglicher Titelheld Kull von At­lantis war. Er war in mancherlei Hin­sicht der Vorgänger Conans, der aber nicht so gezündet hatte.

 

Bei den Erzählungen um Kull von Atlantis verlor Howard sich im mys­tisch-esoterischen, was dieser Figur (die auch durchaus ihre Reize hat) den Durchbruch versagte.

 

Howard hatte einen vom 9. Mai 1931 datierten Brief des Weird Tales Heraus­gebers Farnsworth Wright erhalten. Dieser hatte positive Reaktionen auf die Geschichte "Sowers Of Thunder" zum Anlass genommen bei Howard Ge­schichten über Barbaren anzuregen. Da Howard verkaufen wollte, griff er sol­che Anregungen natürlich auf. Howard schritt zur Tat. Der Autor verbesserte das Kull-Konzept und machte es 'histo­rischer'. Das war der Schlüssel zum er­folgreicheren Arbeit. Einer der Arche­typen der Fantasy erblickte das Licht der Welt.

 

Nun, Conan hatte der Autor besser im Griff als Kull und er schrieb in der Folge diverse Erzählungen um den Bar­baren aus Cimmeria. Der ganze Cha­rakter und die Welt des Barbaren waren realistischer und bodenständiger. Das Hyborische Zeitalter war laut Howards fiktiver Erdgeschichte unsere Erde zwi­schen dem Untergang von Atlantis und dem Beginn unserer Antike. Daher sind Namen und Bezeichnungen, die vertraut klingen durchaus beabsichtigt.

 

Dazu passt auch, dass er eine Art Ge­schichte dieses Zeitalters niederschrieb. Eine Übersicht an der er sich orientieren konnte. Keinesfalls wirklich ausgefeilt, aber nützlich.

 

Howard Phillips Lovecraft, der mit Howard in regelmäßigen Briefkontakt stand, bemängelte das zwar mit den Worten:

"Der einzige Fehler an seinen Sachen ist Howards unheil­bare Neigung, Namen zu be­nutzen, die zu sehr an reale Namen erinnern und die bei den Lesern ganz andere Asso­ziationen wachrufen." (18)

Doch für Howard waren die Conan-Erzählungen die Fortsetzung der histo­rischen Geschichte mit anderen Mitteln. Daher ist es ein natürlicher Bestandteil, dass es phonetische Ähnlichkeiten gibt. Und letztlich ist das auch eines der Ge­heimnisse für den Erfolg Conans.

 

Diese Ähnlichkeiten kamen auch Howards Stil entgegen. Er schrieb für Pulps, die auf Tempo angelegt waren. Großartige der Atmosphäre dienende Beschreibungen wie jene mit den uns Tolkien Mittelerde näher brachte, waren nicht machbar, ohne den Zorn des Redakteurs zu erregen (der die Geschichte entweder rapide kürzt, zur Bearbeitung an den Autor zurück gibt oder gar gleich rundweg abblehnt), hätten eher wegen Zeilen­schinderei gekürzt werden müssen (man erinnere sich an die Bezahlung nach Wörtern oder Zeilen). Doch mit den von Howard verwandten Begriffen waren – teils romantisierte – Assoziationen ver­bunden, so dass Bilder im Kopf des Le­sers entstehen konnten, so dass das Hy­borische Zeitalter lebendig wurde.

 

Anderes, wie eine Schlacht, konnte Howard in wenigen Worten dem Leser näher bringen und ihm ein Bild zeich­nen, dass voller Kraft und Leben war.

 

Howard ging bei Conan aber keines­falls chronologisch vor. Es begann nicht mit Conans Jugend und endete auf dem Totenbett.

 

In "The Phoenix On The Sword" war Conan ein Mann mittleren Alters, der sich des Thrones des mächtigen Reiches Aquilonien bemächtigt hatte, in dem er seinem tyrannischen Vorgänger mit auf den Stufen seines Throns erwürgte und sich selbst zum Herrscher gekrönt hat, während er in der zweiten Erzählung "The Frost-Giants Daughter" (dt. Ymirs Tochter) ein junger Conan die Szene beherrscht.

 

Robert E. Howard erklärt das so:

"Wenn ich dieses Garn spinne, dann kommt es mir nicht so vor, als würde ich etwas er­schaffen, sondern eher so, als würde ich seine Abenteuer aufzeichnen, wie er sie mir selbst erzählt hat.
Deshalb springen die Ge­schichten immer so hin und her, ohne einer bestimmten Ordnung zu folgen. Ein Abenteurer, der aufs Gerate­wohl ei­nige Geschichten aus seinem wilden Leben erzählt, folgt da­bei kaum einem geordneten Konzept, sondern er berichtet über Episoden, die in Raum und Zeit weit voneinander ent­fernt sind, wie es ihm gerade einfällt."
(19)

Die Geschichten um den Cimmerier kamen bei der Leserschaft der Weird Tales an. Farnsworth Wright, der Herausgeber schätzte die Geschichten und sie verhalfen Howard zu seinem Durchbruch. Mit ihnen stand der Texaner (fast) immer auf der Titelseite und 1934 liebäugelte er sogar mit dem britischen Markt. Zunächst hatte Howard eine Sammlung der Erzählungen eingereicht.

 

Nach einem halben Jahr erhielt Howard aus England folgende Nachricht:

"Die Schwierigkeit einer Veröffentlichung in Buchform ist das Vorurteil, das es hier zurzeit gerade gegen Kurzgeschichtensammlungen gibt, und ich bin leider mit großem Zögern gezwungen. Ihnen die Geschichte zurückzuschicken. Allerdings mit dem Vorschlag, dass, sollten sie die Zeit finden, einen richtigen Roman mit einer Länge von 70000 – 75000 Wörtern und der gleichen Thematik zu schreiben, mein Verlag Pawling and Ness Ltd., der mit Verleihbüchereien in Verbindung steht, ihn nur zu gern veröffentlichen wird." (20)

Howard schrieb an den Fan und späteren Verleger August Derleth folgendes zu diesem Angebot.

"Ich bin da nicht besonders enthusiastisch, was diese Idee angeht, denn ich bin sooft enttäuscht worden. Natürlich werde ich mein Bestes tun." (21)

Zunächst hat er wohl für den Britischen Markt seinen Science Fantasy Roman "Almuric" begonnen, dann aber zur Seite gelegt und seinen einzigen Conan-Roman geschrieben "The Hour Of The Dragon" (dt. "Die Stunde des Drachen bzw. vorher Conan der Eroberer). Er investierte eine Menge Arbeit in den Text.

 

Doch bevor der Roman veröffentlicht werden konnte, ging der britische Verlag in Konkurs und Weird Tales publizierte auch "The Hour Of The Dragon". Farnsworth Wrigt mochte diesen Text.

 

Warum Lyon Sprague de Camp diesen Roman für die Taschenbuchedition der Sechziger den Roman "Conan, der Eroberer" nannte, wird sein Geheimnis bleiben, den Conan gewinnt höchstens seinen Thron zurück.

 

Und das Erbe Kulls kam ihm zu diesem Zweck zur Hilfe. Man erinnere sich an "The Phoenix On The Sword", die umgeschriebene Kull-Geschichte.

 

Dort ist Conan der geweissagte König Aquiloniens. Was lag nun näher bei einem Stoff, den er für den britischen Markt schrieb, diesen an einer der bekanntesten Sagengestalten, König Artus anzulehnen. Und in der Tat finden sich in dem Text diverse Anklänge an die Artus-Sage.

 

Patrice Louinet zeichnet in seinem Aufsatz "Hyborische Genesis Teil II" die Anspielungen, die Howard für die Briten in den Roman einarbeitete, nach und findet sogar Anklänge an den 'Barden', William Shakespeare.

 

Dennoch passt die Kombination Conan und Artus-Mythos. Allerdings übernimmt der cimmerische Barbar (passend für ihn) allein die Rolle der Tafelrunde. Er ist König, Gralssucher und Erster Ritter in einer Person.

 

Und natürlich findet Conan seinen Gral: Das Herz Ahrimans, um sein Königreich erneut zu einen und zurück zu gewinnen.

 

Interessant, dass (ebenfalls 1934) in der eher durchschnittlichen Conan-Story "A Witch Shall Be Born" (dt. Salome, die Hexe, ) eine der berühm­testen Szenen vorkommt. Conan wird gekreuzigt (eine der wenigen Motive aus den Geschichten, die in den ersten Schwarzenegger Film Eingang fanden).

 

Somit hat Howard seine Schöpfung nicht nur den Gral suchen, sondern ihn auch die Qualen des Messias erleiden lassen, nur dass Conan die Kreuzigung überlebt hat.

 

Howard kokettierte immer damit, dass ihm die Conan-Erzählungen nur so aus der Feder flössen, aber das scheint ein wenig übertrieben gewesen zu sein.

 

In seinem Nachlass fanden sich Spuren verschiedener Versionen von Texten, Notizen, verworfenen Ansätzen.

 

Dann kam das schicksalhafte Jahr 1936 und mit Howards Tod, schien auch das Schicksal Conans und der anderen Schöpfungen Howards besiegelt zu sein und der Vergessenheit anheim zu fallen.

Conan Conan – Der große Erfolg

Vereinzelt erschienen Texte und Sammlungen in den 40iger und 50iger Jahren, aber es reichte nur, um den Namen Robert E. Howard und mit ihm seine Schöpfungen nicht gänzlich in Vergessenheit geraten zulassen

 

Aber die sechziger Jahre brachten mit Tolkiens "Lord Of The Rings" die Fantasy als Genre und man entdeckte den Barbaren aus Texas wieder.

 

L. Sprague de Camp und Lin Carter nahmen sich der Conan-Saga an. Was sie taten: Sie wichen von Robert E. Howards Kurs ab. Sie begannen die Geschichten chronologisch zu ordnen, zu ergänzen, vollenden Fragmente und mit umgeschriebenen Howard-Texten und eigenen Versuchen die Conan-Saga aufzufüllen oder fortzuführen.

 

So entstand eine 11-bändige Taschenbuchserie, die mit einem jungen Conan begann und mit dem Roman von L. Sprague de Camp und Lin Carter "Conan Of The Isles" (dt. Conan von den Inseln) abgeschlossen wurde, wo ein alternder, grauer Wolf noch einmal aufbricht, um das Schwert zu schwingen.

 

Das brachte den Durchbruch. Conan wurde in den USA der sechziger Jahre zu einem Bestseller. Dazu trugen auch die Titelbilder Frank Frazettas bei, der Conan zum ersten Mal optisch definierte und seine Gestalt dauerhaft festlegte.

 

In Deutschland erschien Conan (übersetzt von Fritz Moeglich [dank an Kurt Luif für den Hinweis])1970; etwa zur selben Zeit wie "The Lord Of The Rings" (1971). Für die deutsche Ausgabe des Heyne Verlages empfand Johnny Bruck, der insbesondere als Perry Rhodan Illustrator bekannt ist, die Bilder Frazettas nach, was ihm mehr oder minder auch gelang.

 

Mit dem Start des Films "Conan, the Barbarian" kam die Serie, ergänzt um weitere Romane und neu übersetzt von Lore Straßl, erneut heraus. Die ergänzenden Romane von de Camp, Poul Anderson, Karl Edward Wagner waren durchaus lesbar. Aber die von Andrew Offut, John Maddox Roberts (dessen historische Kriminalromane der SPQR-Serie um Decius Caecillius Metellus, d. J. empfehlenswert sind) und Robert Jordan (der hier für "Rad der Zeit" übte) konnten nicht ansatzweise an die Originaltexte anknüpfen. Der Leser hatte ständig das Gefühl, dass das nicht Conan war, der da agierte. Zudem fehlten Offut, Roberts und Jordan die sprachliche Wucht eines Robert E. Howard.

 

Die übrigen Autoren habe ich zum Teil nur angelesen und dann den entsprechenden Conan-Roman im Buchandelsregal stehen lassen. Man muss nicht alles kaufen.

 

Und mit diesen Romanen schwand auch das Interesse an Conan und auf dem Fantasymarkt dominierte nach und nach die Tolkien'sche Variante der Fantasy.

Conan Conan – Eine Charakterstudie

Conan ist kein Held!

 

Er ist auch gar nicht als solcher angelegt worden, was viele der Epigonen, die versucht haben ihren 'Barbaren' aufzubauen und in Robert E. Howards Fußstapfen zu treten, fehl interpretiert haben. Heldentum (auch und gerade im faschistischen Sinne) liegt Conan fern (insofern greifen Vorwürfe auch nicht, mit denen ich mich in 'Heil, Conan !' auseinandersetze.).

 

Conan ist am Ende seiner Abenteuer oft nicht der strahlende Sieger oder heroische Bezwinger des Bösen und Finsteren.

 

Er ist der Überlebende.

 

Conan ist der derjenige, der das Schlachtfeld verlässt, der dem finsteren Zauberer, dem Untier entkommt.

 

Oft genug zerrinnt ihm ein gerades erlangtes Vermögen, ein gefundener Schatz oder Beute zwischen den Fingern. Aber er ... überlebt.

 

Conans Leben orientiert sich an einem von Howard klar definierten Ehrencodex. Das ist die moralische Richtschnur, die sein Handeln bestimmt.

 

Der Cimmerier vergewaltigt keine Frauen, er nimmt sie sich auch nicht einfach. Gemäß dem althergebrachten Rollenverständnis, dominiert er sie, aber er unterjocht sie nicht (wer so was lesen will, der muss auf "Chauvis Traum", die Romane von John Frederick Lange aka John Norman auf der der Gegenerde "Gor" lesen, obwohl auch dort nicht alles so mies ist, wie es gern dargestellt wird, aber das ist ein anderes Thema).

 

Dabei ist der Sex in Conan nicht etwa nur purer Blümchen-Sex. Es gibt in verschiedenen Geschichten Anspielungen auf harten, erobernden Sex. In "Queen Of The Black Coast" sagt Belit zum Schwert schwingenden Cimmerier:

"'Take me and crush me with your fierce love!'" (22)

In einer früheren Version der Geschichte hat Belits Aufforderung, nachdem sie ausführte Jungfrau geblieben zu sein, an Conan sogar sadistische Anklänge. Wer für die Entschärfung verantwortlich war, ist nicht festzustellen. Die Vermutung liegt aber nahe, dass diese auf den Herausgeber Farnsworth Wright zurückgeht.

"Nimm mich und unterdrücke und geißele mich mit deiner Leidenschaft" (23)

Auch gibt es in dieser Geschichte eine Geißelungsszene, wie auch in "Black Collossus" (dt. Natokh, der Zauberer), wo Conan am Ende der Schlacht die Prinzessin nimmt.

 

Daraus aber Rückschlüsse auf Howard ziehen zu wollen, erscheint falsch. Sex verkaufte sich auch schon in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts. Und er macht gern und oft Anspielungen zu diesem Thema, auch seiner romantischen Beziehung Novalyn Price gegenüber.

 

Obwohl der Barbar aus dem Norden auf seinem Weg zum Königsthron Aquiloniens eine Karriere als Pirat, Räuber, Dieb und Soldat macht, widerspricht es seinem Ehrencodex Arme zu berauben, Schwächere und Wehrlose zu töten.

 

Howard selbst sagt dazu im Dezember 1932 in einem Brief an T.C. Smith.

"'Meine Helden werden im Laufe der Jahre immer verkommener. Einer meiner letzten Verkäufe schloss mit sexuellem Verkehr statt mit dem üblichen Gemetzel. Mein Schwerträger schnappte sich die Prinzessin, die von Schurken schon recht weit entkleidet worden war, und klatschte sie auf den Altar der vergessenen Götter, während draußen noch die Schlacht tobte und das Massaker seinen Lauf nahm (...) Ich weiß nicht, wie es den Lesern gefallen wird. Ich wette, einige werden es mögen  Der Durchschnittsmann hegt insgeheim den Wunsch, ein prahlerischer, betrunkener, raufender und Frauen vergewaltigender Draufgänger zu sein.'" (24)

Inwieweit das stimmt und Howard selbst einer dieser Durchschnittsmänner war, mag jeder für sich und Sexualwis­senschaftler für alle entscheiden. Doch manchmal neigen auch Männer zu Phantasien. Howard dürfte diese selbst nie ausgelebt haben. Und auch Conan ist kein expliziter Vergewaltiger, aber wohl eher ein animalischer Liebhaber, denn ein Don Juan.

 

Conan zieht in einen Kampf, um zu kämpfen (auch aus Lust am Kampf, aber nicht aus Lust am Mord), aber nicht um einfach nur zu töten. Der Kampf ist das Mittel zum Zweck, um sich seiner bewaffneten Feinde zu entledigen. Die Auseinandersetzung, der Wettstreit ist Teil seines Lebens.

 

Auch als König ist er nicht der Schlagetot, sondern versucht sein bestes, das Reich zu regieren, wenn er sich auch nach den Tagen sehnt, wo sein Leben seiner Kraft und vom Geschick im Umgang mit dem Schwert abhing.

"'Diese Staatsgeschäfte ermüden mich – und das ist ein Gefühl, das ich nie kannte, auch wenn ich von Morgen bis Abend auf dem Schlachtfeld kämpfte.'
(...)
'Als ich die alte Dynastie stürzte (...) war es wirklich ganz leicht, obgleich es mir damals schwer genug vorkam'
(...)
Nur träumte ich nicht weit genug, Prospero. Als König Numedides tot zu meinen Füßen lag und ich ihm die Krone entriss, um sie selbst aufzusetzen, hatte ich die absolute Grenze meiner Träume erreicht. Ich war nur darauf vorbereitet gewesen, die Krone zu nehmen, nicht aber, sie zu halten In der alten Zeit meiner persönlichen Freiheit brauchte ich nichts anderes als ein gutes Schwert und den gerade Weg zu meinen Feinden. Jetzt scheint es überhaupt keinen direkten Weg mehr zu geben und mein Schwert ist nutzlos."
(25)

Ein zentrales Thema enthüllt sich auch in diesen Sätzen. Möglicherweise war das auch ein Dilemma Howards.

 

H. P. Lovecraft schrieb kurz nach Robert Ervin Howards Tod folgendes.

"Es ist schwer zu erklären, warum genau Mr. Howards Geschichten so herausragend sind, doch das wahre Geheimnis wohl, dass er in jede einzelne davon sich selbst eingebracht hat." (25)

In den Geschichten um den Cimmerier geht es immer wieder um die Auseinandersetzung zwischen Zivilisation und Barbarei.

 

Robert E. Howard stand dabei auf Seiten einer (mit Sicherheit verklärten) Barbarei, was ihn mit Karl May und seinem Indianerbild eint.

 

Howards Bild der Zivilisation ist ein eher schlechtes. Dort kann man sich hinter Vorschriften verbergen. Man bricht Versprechen. Kurzum: Alle negativen Eigenschaften kumulieren in der Zivilisation.

 

Hier scheint er auch persönliche Erfahrungen in dieses Weltbild durch Conan in die Welt zu transportieren.

 

Und: In der Tat ertappen wir Politiker beim Lügen und bei falschen Versprechungen. Ein geflügeltes Wort wie "Recht haben und Recht bekommen sind zwei Sachen" gäbe es nicht, wenn unsere Zivilisation ein Idealzustand wäre.

 

Howard versuchte nun durch Conan einen aufrechten Idealcharakter zu definieren.

 

Der cimmerische Barbar wäre nie auf die Idee gekommen, einen Freund zu verraten oder ein Wort zu brechen. Eher würde er sehenden Auges (kämpfend, also sich wehrend) in den Tod marschieren.

 

Ein gutes Beispiel lässt sich schon in der sehr früh entstandenen Erzählung "Queen Of The Black Coast" (dt. Die Königin der Schwarzen Küste" finden):

"'Well, last night in a tavern, a captain in the king's guard offered violence to the sweetheart of a young soldier, who naturally ran him through. But it seems there is some cursed law against killing guardsmen, and the boy and his girl fled away. It was bruited about that I was seen with them, and so today I was haled into court, and a judge asked me where the lad had gone. I replied that since he was a friend of mine, I could not betray him. Then the court waxed wrath, and the judge talked a great deal about my duty to the state, and society, and other things I did not understand, and bade me tell where my friend had flown. By this time I was becoming wrathful myself, for I had explained my position.'

"But I choked my ire and held my peace, and the judge squalled that I had shown contempt for the court, and that I should be hurled into a dungeon to rot until I betrayed my friend. So then, seeing they were all mad, I drew my sword and cleft the judge's skull; then I cut my way out of the court, and seeing the high constable's stallion tied near by, I rode for the wharfs, where I thought to find a ship bound for foreign parts."" (26)

Diese Einstellung lässt sich noch dutzendfach in den Geschichten Howards dokumentieren.

 

Auch ist Conan kein uniformer Ver­fechter mit Gleichschaltungsgedanken oder faschistischer Grundhaltungen. Re-ligionsfreiheit liegt ihm am Herzen (nachzulesen in "The Hour Of The Dra­gon" / dt. Die Stunde des Drachen, wo er den Asura-Kult vor Verfolgung be­wahrte). Auch lässt er Opposition gegen sich zu (nachzulesen "The Phoenix On The Sword" / dt. Im Zeichen des Phoe­nix).

 

Da wir gleich den Abschnitt "Heil Conan!" erreichen, sinnvolle Anmer­kungen, den genau dieser Kritik war Howard und damit auch Conan immer wieder ausgesetzt.

 

Howard selbst war sein Leben lang auf der Suche nach der persönlichen Freiheit. Conan auch. Und auch dieser scheiterte dabei immer wieder, ohne sich seinen Kampfgeist nehmen zu lassen. Man erinnere sich an das Bild des Überlebenden.

 

Für seinen Schöpfer galt dieses Bild am 11. Juni 1936 nicht mehr, aber er war auch nicht so ein unbekümmerter Kämpfertyp wie seine literarische Schöpfung, der in mancherlei Hinsicht ein Ideal von Howard den eine übertragene Charakterstudie seiner selbst.

Conan Heil Conan!

Hans Joachim "Science Fiction muss der Weltrevolution dienen" Alpers, ließ in der Science Fiction Times ein schön griffiges Zitat los, das immer wieder gerne genommen wurde, um Conan und damit auch seinen Schöpfer zu charakterisieren.

"Conan hat die Söldnermen­talität eines Kongo-Müller und seine Autoren natürlich auch. Wenn Conan anderen hilft, dann nicht aus Edelmut, son­dern aus Kalkül. Was ihn zu seinen Taten treibt, ist einmal das Geld (was ihn mit vielen Helden des Sado-Westerns vereint), zum anderen die Mordlust. Für Geld tut er al­les: er ist der käufliche Hand­langer jedes Herrschers für je­des Ziel, der das Volk unter­drücken hilft und Aufstände niederwirft, wenn er nicht auf eigene Rechnung arbeitet und sengend und mordend durch die Lande zieht, sich abermals mit dem Blut und dem Schweiß der arbeitenden Bevölkerung mästend." (27)

Robert E. Howard, ein Faschist aus Texas?

 

Eher nicht.

 

Wohl noch, wie viele US-Amerikaner in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts, gefangen in erzkonservativen Vorurteilen und umfangen von den Mythen von der Eroberung des Westens, aber ein Faschist im Sinne Hitlers oder Mussolinis?

 

Nein!

 

Eine einfache Lektüre der Conan-Geschichten, selbst in der von de Camp und/oder Carter bearbeiteten Version, hätte gereicht, um den grandiosen Mumpitz zu erkennen, den Alpers da verzapft hat.

 

Hier gilt der Kalauer: Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.

 

Gut, gehen wir das Geschwätz mal kurz durch und sehen nach, was davon übrig bleibt.

 

Conan hat eben nicht die "Söldnermentalität eines Kongo-Müller", denn ein "Kongo-Müller" ist zwar ein Söldner, aber (und das ist der entscheidende Punkt, der ihn von Conan trennt) er entstammt der Zivilisation und verfügt nicht über den Conan angedichteten Ehrencodex.

 

Conan ist Söldner, aber aufgrund seines moralischen Kompasses geht er nicht hin, um für jeden Herrscher jedes Ziel durchzusetzen. Er kämpft gegen Bewaffnete. Wird er aber aufgefordert, Wehrlose dahinzumetzeln, kann es gut sein, dass der kommandierende Offizier oder König es mit Conan und seinem Schwert zu tun bekommt.

 

Und sicherlich ist er auf der Jagd nach dem Geld, was ihn aufgrund eines oberflächlichen oder ideologischen gefärbten Blicks mit den Helden des Italo-Westerns eint. Was Conan dann wieder abgeht ist der gnadenlose Egoismus der diversen Italo-Western-'Helden'. Hat er versprochen zu teilen, dann tut er es. Im Gegenteil, die Männer der Zivilisation sind die Betrüger.

 

Mordlust kann man Conan nach der Lektüre der Erzählungen in keiner Weise unterstellen. Mordlust hieße, wahllos und mit Wonne jeden zu töten. Eben mit Lust.

 

Conan zieht ist voller Kampfeslust, aber nur gegen bewaffnete Gegner. Wehrlose Opfer verschont er in der Regel.

 

Conan neigte dazu in Schänken und Gasthäusern seine Zeche zu bezahlen, denn er hatte keinen Zoff mit dem Wirt. Er mästete sich eigentlich nie an der "arbeitenden Bevölkerung", aber warum die Bücher lesen, wenn man griffige ideologische Kommentare loswerden will. Das stört doch nur.

 

Im Lexikon der Unterhaltung geht der anonyme Verfasser des Beitrages zu Conan dann noch ein paar Schritte weiter und beginnt den Leser mit folgender These zu erfreuen.

"Die vorgegebene Ablehnung jeder Politik und der Rückzug von komplizierter werdenden zivilisatorischen Problemen geht einher mit archaischer Gewaltverherrlichung, blutiger Durchsetzung des Rechts des Stärkeren, Darstellung von Unterdrückung und Gewalt und Ausbeutung als vorgege­bener Zustand, in sadomaso­chistische Bereiche verdrängte Sexualität. der starke Mann, der mit Blut und Eisen Ord­nung schafft und schließlich Herrscher wird – das ist der aus Politik und Geschichte hinreichend bekannte Traum des 'unpolitischen' Bürger­tums, das den Faschismus zu seiner vermeintlichen Rettung herbeisehnt." (28)

Hurra ich bin ein Faschist!

 

Oder doch nicht?

 

Zumindest aber jemand, der den einen Führer zu meiner vermeintlichen Rettung herbeisehnt.

 

Oder doch nicht?

 

Ich möchte dem zunächst mal ein Zitat von Wolfgang Jeschke entgegenhalten, der mit einem Unterschied spielt, den wir in Deutschland aufgrund unterschiedlicher literarischer Traditionen im Vergleich zum angelsächsischen Sprachraum, so erstmal nicht haben, den zwischen 'novel' und 'romance'. Dieses relativiert manche Dinge, die Alpers und Anonymus aus dem Lexikon der Unterhaltung, wider Howard und der gesamten Heroic Fantasy nebst der Leserschaft ins Feld führen. Er weist nämlich auf eine gänzlich andere literarische Tradition hin, als die von der die Kritiker Alpers und Anonymus ausgehen – zu Recht.

"Bei der 'novel' liegt das Hauptgewicht bei der Darstellung und Entwicklung der Charaktere, der Erwerb von Erfahrung, Bildung, Wissen nehmen im Wertecodex des bürgerlichen Weltbildes (Fortschritt, Zuwachs, Ertrag, Gewinn), das in dieser Art Prosa seinen Ausdruck und Bestätigung findet, einen hohen Stellenwert ein. Dem Helden der 'romance' widerfährt so etwas nur selten. Die komplexe Psychologie entfällt, Wunschvorstellungen werden direkter angegangen, die moralischen und gesellschaftlichen Implikationen nur am Rande erwähnt." (29)

Darüber hinaus ist der Hinweis auf die "sadomasochistische Bereiche der Sexualität" interessant. Wie festgestellt gibt es dergleichen in den Conan-Erzählungen, aber ist das unnormal? Oswald Kolle und viele andere mehr oder weniger niveauvolle Aufklärer mühen sich seit vierzig und mehr Jahren, darauf hinzuweisen, dass dies nichts Perverses sei, sondern für die, die diese Vorliebe haben, etwas völlig normales ist. Hier wird schlicht und ergreifen auf unterster Ebene diffamiert und dazu jedes Scheinargument herangezogen, das dienlich erscheint.

 

Auch Anonymus hätte die Lektüre der Conan-Geschichten weiterhelfen können, dass Conan eben nicht der 'Führer' vom 'rechten' Schlag ist, den er hier herbeireden will.

 

Conan schaffte eben keine Ordnung im Sinne faschistischer Ideologie. Conan war ein Individualist (was dem Gedanken 'Volksgemeinschaft' zuwder läuft, einer der den Glauben und die Ansichten achtete, den Schwächeren nicht unterdrückte. Howards Entwurf des Codex für Conan sah nicht Führer vom Schlage der Hitlers, Mussolinis, Francos vor. Auch nicht jene von Schlage Stalins, Kims oder Maos.

 

Im Gegenteil, er kämpft einen Tyrannen nieder und setzt sich selbst als Herrscher für Toleranz und Gesetz ein. Wo ist da der Hitler in Conan? Wo der in Howard? Wo der im Leser?

 

Der Cimmerier Conan wehrte sich gegen Unterdrückung. Für Conan (und Howard) war das eines der Probleme der Zivilisation, nicht der Barbarei.

 

Das Recht des Stärkeren musste auch gegen Kämpfer durchgesetzt werden, nicht gegen die ohnehin Getretenen und Unterdrückten.

 

Auch fehlt ihm zum faschistischen Helden der Glorienschein des strahlenden Triumphators. Selbst in Conans größtem Sieg (der Selbstkrönung zum König) liegt Bitternis. Er verliert seine Freiheit und wird Sklave seines Amtes.

 

Diese doch arg vom Geist der 68er getragene Kritik geht ins Leere, wird aber immer noch nachgeplappert und gern genommen. Aber diese Argumentation wird dadurch nicht besser und/oder wahr.

 

Übel.

 

Der Geist der 68 – er  war auch getragen von der Vorstellung, dass die reine Unterhaltung gefährlich wäre, weil es durch den vorgegebenen Zustand des Unpolitischen, die Leute ablenke und daher verdammenswert sei.

 

Ich kontere mit der These, dass ich nicht 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr das ganze Übel der Welt auf meinen Schultern tragen kann und auch will. Dergleichen verbittert nur. Es gibt Momente, wo der Menschen nicht nur den Körper, sondern auch den Geist (manche würden sagen: die Seele) einfach entspannen muss. Genau dazu dient Unterhaltung..

 

Gern wird das römische System der Brot und Spiele herangezogen, die das Volk bei Laune und politisch unmündig halten sollen. Oft hat es auch geklappt. Aber: Gleichzeitig kam es aber gerade in der Arena oder auch bei Wagenrennen zu – selbst für den Kaiser – ernsthaften Manifestationen des Volkswillens, die er nicht so einfach übergehen konnte. Dieses System funktioniert nämlich nur dann gut, solange man den Bogen nicht überspannt.

 

Doch geht Anonymus weiter und kommt mit der These:

"Die Fluchtwelt ist zugleich eine Wunschwelt." (30)

Mal abgesehen, davon, dass ich nicht im "Hyborischen Zeitalter" würde leben wollen, wird hier auch impliziert, dass diese Flucht in Fantasy- oder sonstige Unterhaltungswelten von Dauer ist (was ich für meinen Teil von mir weise, bisher bin ich immer noch zurückgekommen und nehme aufmerksam – wenn auch zunehmend desillusioniert am politischen und gesellschaftlichen Leben teil), sind viele Welten des Abenteuers durch keine Wunschwelten, sondern schaffen lediglich einen funktionierenden Rahmen für actiongeladenes Abenteuer, ganz im Sinne der 'romance'.

 

Die Science Fiction Times. Das vorgeblich führende Fachblatt der Siebziger und frühen Achtziger, dass oft nur das lauteste, aber beileibe nicht immer das kompetenteste war (jedoch auch unbestritten Meriten erworben hat), war da sehr einseitig. Oft war die Brille doch arg ideologisch gefärbt, wenn man ein Blick auf die Unterhaltungs-SF und Fantasy gerichtet war. Aber immer schafften sie es, gern und oft zitiert zu werden.

 

Aber die Science Fiction Times entlarvt sich auch selbst. In Sachen Conan prägten sie folgenden Satz:

"Wir mögen Conan nicht. Groucho Marx ist uns lieber." (31)

Wenn sie Conan nicht mögen, sollen sie es sagen, aber dann sollten sie diese fadenscheinigen und zu widerlegenden Behauptungen weglassen. Etwas nicht mögen darf jeder, denn über Geschmack kann man nicht streiten.

 

Aber mit einigen dieser Artikel haben sie sich selbst disqualifiziert. Das ist eine Kunst. Aber andererseits waren die Jahre nach 68 auch nicht die Jahre der differenzierten Blicke, sondern eher die Jahre der provozierenden, ideologischen Auseinandersetzung.

ConanConan – ein Multimediaerfolg

Howards Barbar hat so ziemlich alles hinter sich. Ob PC-Spiel, Film, Comic, animierte und Real-Fernsehserie, auch ein Conan Rollenspiel gibt es.

 

Es ist wie bei den Büchern. Die Qualität dieser Dinge erreicht oft nicht die Vorlage.

 

"Conan The Barbarian" wurde von Produzent Dino deLaurentiis1981 mit massivem Werbeaufwand in die Kinos gebracht (in den ausgehenden Achtzigern noch von Batman getoppt, dem die Hamburger Morgenpost im Jahresrückblick attestierte, es sei der Film zu Hemd gewesen). Der Scherz machte die Runde, dass die Leute schon alle im Kino gewesen sind, bevor sie merkten wie schlecht der Film eigentlich ist.

 

Der Hauptdarsteller, der aus Graz stammende Bodybuilder und preisgekrönte Nachwuchsschauspieler Arnold Schwarzenegger, erscheint auf den ersten Blick zwar als Idealbesetzung und er behauptet auch:

"Ich bin Conan. Er ist wie ich, ein sehr physischer Charakter. Während des ganzen Films gibt es keinen Augenblick, in dem er denkt." (32)

Mal abgesehen davon, dass Arnold und seine Muskelberge aus Graz die Figur des Conan nicht verstanden hat (kein Wunder, wenn er nicht denkt), hat er wohl auch nie die Howard'schen Sto­ries gelesen. Arnold Schwarzenegger mochte zwar, was die Muskelpakete anging, überzeugen, aber seine einge­schränkte Mimik bekam das wölfische Grinsen Conans nicht hin. Auch Conans Dimension hatte Arnold nicht begriffen (und wenn, wäre es bestimmt Regisseur Milius nicht recht gewesen).

 

Und doch gibt es gerade in diesem Film die Szenen vor dem Showdown und den Endkampf gegen die Schergen Thulsa Dooms, wo Conan sich all diese komplizierten Fallen ausgedacht hat, die ein denken bzw. Nachdenken implizieren und dem Howard'schen Entwurf einfach nur zuwider laufen.

 

Arnold Schwarzenegger wurde seinen limitierten mimischen Fähigkeiten erst Herr, als er seine Rolle als Steingesicht mit unbewegter Mimik in "Terminator" (dt. Terminator, Regie James Cameron, USA 1984) für sich definierte. Fortan zeigte er in fast allen seinen Filmen dieses unbewegte, knallhart wirkende, kantige Pokerface. Damit wurde der Österreicher dann zu einem der ganz großen Actionstars der achtziger und neunziger Jahre in Hollywood, bevor er sich dann ins Gouverneursamt des Bundesstaates Kalifornien verabschiedet hat und nun möglicherweise auf eine Verfassungsänderung hofft, um den Thron des Präsidenten der USA zu erklimmen.

 

Auch das Drehbuch (an dem Hollywoods Verschwörungstheoretiker Nr. 1 Oliver Stone – "JFK", "Natural Born Killers", "Nixon" – beteiligt war) krankte an allen Ecken und Enden, zumal es zum einen mehr auf den Comics, denn auf den Texten Howards basierte. Dazu kam zum anderen dann der Regisseur John Milius (Red Dawn / dt. Die rote Flut), der über "Conan" gnadenlos seine antikommunistische Ideologie transportierte. Dies findet sich dann in solch seltsamen Anklängen wie dem "Geheimnis des Stahls" oder daran, wie Conan durch jahrelanges Drehen eines Rades zu Mann wurde, statt gnadenlos zu verdummen oder das er sich als Gladiator durchsetzte.

 

Das Recht des Stärkeren, aber eben nicht in Howards Sinn des Triumphes des Barbaren über die Zivilisation. Hier dringt der Regiesseur tatsächlich in Bereiche vor, die so nett mit "faschistoid" umschrieben werden können. Nun ja, Milius eben ...

 

Ist man bösartig genug, könnte man sagen: Hier findet die Kritik der SFT-Macher das Ziel, das sie bei den Geschichten Howards noch verfehlt haben. Man braucht sich nur "Red Dawn" (dt. Die rote Flut") anzutun und man erkennt wes Geistes Kind der Regisseur ist.

 

Wenige aus dem Zusammenhang gerissene Versatzstücke aus den Geschichten um den Cimmerier (u. a. Kreuzigung – vgl. A Witch Shall Be Born, (dt. Salome, die Hexe), das Liebe-über-den-Tod-hinaus-Belit-Motiv, vgl. Queen Of The Black Coast, dt. Königin der schwarzen Küste), gemischt mit der Milius-Ideologie machten den Film für den Fan der Geschichten schwer goutierbar. Der Rest des Films nimmt eher die Comics als literarische Vorlage.

 
 

Persönliche Anmerkung:
Spätvorstellung. Ich saß in Gewandung mit Schwert in einem inzwischen abgerissenen Kino auf St. Pauli und hatte immer wieder den quälenden Wunsch mit dem Schwert auf die Leinwand loszugehen.
Persönliche Anmerkung – Ende.

 

In Deutschland müssen wir zudem mit dem Nachteil leben, einen gekürzten Film zu sehen.

 

Hat sich je einer gefragt, wie Conan am Schluss so plötzlich hinter Thulsa Doom (James Earl Jones) auftauchen konnte?

 

In der englischen DVD-Fassung wird gezeigt, wie Conan in den Rücken des Zauberers gelangte. Die so genannte deutsche Special Edition der DVD ist insofern überflüssig, kauft Euch die englische Veröffentlichung. Die ist um einige Minuten länger.

 

Was den Film ein wenig herausreißt ist die Musik von Basil Poledouris. Die ist begeisternd und mitreißend und gibt dem Film seine Stimmung. Wo Schauspieler, teilweise auch das Set und das Buch versagten, konnte die Musik manches erträglicher gestalten.

 

"Conan The Destroyer" (dt. Conan, der Zerstörer) war von etwas anderem Kaliber. Er kam den Geschichten Howards auch nicht näher, aber der Regisseur Richard Fleischer (Tora! Tora! Tora!) inszenierte aber ohne Ideologie und brachte immerhin eine fetzige Abenteuerstory. Dazu wurde Arnold als schauspielerisches Ärgernis des Films von der unsäglichen Grace Jones abgelöst. Aber es ein Film, der ohne bleibenden Wert bleibt. Gesehen und gut.

 

Bleibt abzuwarten was der Animationsfilm "Red Nails" und die angekündigte Neuverfilmung im Jahr 2008 bringen wird.

 

Aber gegen die Fernsehserie aus deutsch-amerikanischer Produktion waren die Kinofilme cineastische Highlights. Aus Kostengründen in Mexiko gedreht, konnte diese Billigproduktion, die im ZDF lief (und von den 'Mainzelmännchen' auch koproduziert wurde), niemanden vom Hocker reißen (und schlimm wurde es als Verona Pooth, geb. Feldbusch als Gaststar die Szenerie bereicherte). Und Ralph Möller hat trotz seiner beeindruckenden Muskelpakete so gar nichts von Conan. Er ist zu groß, zu hoch gewachsen und ihm fehlt das gefährliche, das urwüchsige, wilde, das animalische Element, eben das Barbarische. Schweigen wir von seinen schauspielerischen Fähigkeiten. Also vermisst man auch bei diesem Conan das wölfische Grinsen.

 

Eine Staffel überstand die Serie und das war mehr als genug und der Zuschauer goutieren wollte.

 

Dann gab es da noch den Film "King Kull" (dt. Kull. der Eroberer), welcher ursprünglich einmal der dritte Conan-Film werden sollte, aber Arnold Schwarzenegger winkte ab. Conan war nicht mehr seine Rolle. Da dieser Film auf "The Phoenix On The Sword" basierte ging dieser Film den umgekehrten Weg und die literarische Vorlage war dann die Kull-Story "By This Axe I Rule". Kevin "Das ist kein Jim Beam" Sorbo (Herkules, Andromeda) wurde als Kull besetzt.

 

Dieser Film ist einfach nur schlecht. Viel Spaß beim Sichten der DVD oder der VHS-Kassette.

 

Die Hörspiele aus dem Delta Verlag (wo auch "Ron Kelly" nach Dan Shocker und der wirklich unsägliche "Dan Cross" erschienen), sind von ausgesuchter Dummheit. Lebhaft in Erinnerung ist mir die Nummer 2 der Serie "Im Banne von Seth", wo Conan entweder von Drogen geschwächt oder Schwäche vorgebend in der Ecke lag. Dazu kam das die Sprecher den Bösewicht "Maxatlan" "Max Atlan" aussprachen, weshalb wir nun wissen, wieder Rhodan'sche Chefarkonide mit Vornamen heißt. Ganz großer Unsinn eben.

 

Zu den Comics um den Cimmerier vermag ich nicht soviel zusagen. Ich habe entsetzliche Beispiele gesehen und solche von hohem optischen Reiz.

 

Gerade laufen aktuell auch in Deutschland "The Chronicles of Conan" und diese sind zeichnerisch nicht mein Fall, was aber jeder anders sehen mag. Inhaltlich versucht man da den Spagat zwischen Howard, der Comic-Historie der Figur und eigenen Ideen.

 

Die Geschichten entfernen sich oft deutlich von denen Howards, aber manche sind lesenswert. Jedoch haben Conan-Comics manch große Krise überstanden und sind einfach nicht tot zu kriegen, obwohl längst nicht alle kommerzielle Selbstgänger waren.

 

Howard schuf wenige Frauengestalten in Heldenrollen. Eine davon war Red Sonja, die im Mittelalter ihre Abenteuer erlebte.

 

Für de Conan-Comics wurde sie als Red Sonya ins Hyborische Zeitalter transformiert, um an die Seite Conans gestellt zu werden. Sie erlebte sogar eine kurzlebige eigene Serie.

 

Und diese Comics wurden zu dem unsäglichen Film "Red Sonya" mit Brigitte Nielsen in der Titelrolle. Gern und oft gebe ich folgendes Bonmot von mir.

"Wenn Arnold Schwarzeneg­ger der beste Schauspieler in einem Film ist, dann stimmt etwas nicht." (33)

Bei den Spielen weiß ich nur um de­ren Existenz, aber da ich weder leiden­schaftlicher PC-Spieler, Rollenspieler noch Sammelkartenspieler bin, habe ich nur von deren Existenz zur Kenntnis genommen und sie als weiteres Indiz dafür gewertet, dass Conan nicht totzu­kriegen ist und Howard etwas von einer Größe geschaffen hat, dass durchaus mit Edgar Rice Burroughs "Tarzan" vergleichen kann. Den auch dort hat sich die Figur von ihren Ursprüngen gelöst und viele lernen Tarzan kennen und glauben, es sei ein Film- und Co­micheld, bevor sie dann auf dessen Ur­sprünge stoßen.

Conan Conan – Zum Abschluss

Mit den im Juni, August 2006 und im April 2007 erscheinenden Gesamtaus­gabe des "puren" Conan, wie er der Phantasie des Texaners Robert Ervin Howard entsprungen war, ergibt es sich für viele Interessierte endlich die Mög­lichkeit, einen unverfälschten Conan kennen zu lernen (auch wenn – trotz der sehr guten Übersetzung der leider verstorbenen Lore Straßl - ich auf die englischsprachigen Ausgaben verwei­sen möchte).

 

Sie machen den Blick auf den unverfälschten, Howard'schen Barbaren frei. Die Edition zeigt, dass der Weg vom Barbaren, der sich durch wildes Zeitalter schlägt, nicht zwangsläufig dazu führt, dass Conan König wird. Es ist Zufall, obwohl dann auch bei Howasrd anklingt (in in "The Phoenix On The Sword" und "The Hour Of The Dragon"), dass Conan und Aquilonien miteinander verbunden sind.

 

Doch hier kann man Howards Entwicklung ablesen. Themen verschieben sich ein wenig. Er wird desillusionierter. Ja, es gibt wohl begründete Annahmen, dass er in seinen letzten Geschichten die Romanze mit Novalyn Price, seine eigene (für ihn aussichtslose Situation), seinen Vater und seine Mutter selbst als Allegorie in Conans-Welt überführt (Red Nails, dt. Aus den Katakomben), wo er zum einen ein Wild West Thema aufgreift (nach einem Besuch in Lincoln, wo der berühmte Lincoln County Krieg mit Beteiligung Billy The Kids stattfad), zum anderen ein letztes Mal den Konflikt Zivilisation gegen Barbarei verarbeitet. Dadurch, dass alles in einem geschlossenen System, eben in den Katakomben, erzählt, nehmen Howard-Kenner an, dass sich hier das Howard'sche Haus widerspiegelt, das für ihn (aufgrund der unheilbaren Krankheit seiner Mutter) zum Hort des Todes und damit zur sterbenden Zivilisation wird.

 

"Beyond The Black River" (dt. Jenseits des Schwarzen Flusses"), entstanden aus dem Fragment (Wölfe jenseits der Grenze), wo man Howard wieder finden kann. In der Gestalt eines Waldläufers und seines Hundes (der als Howards Hund "Patch" durchgehen könnte). Beide sterben, wie alle zivilisierten oder halbzivilisierten Menschen dieser Geschichte. Nur die Barbaren (die Pikten und Conan überleben). Ganz klar, Howards Motiv, der 'unnatürlichen' Zivilisation.

 

Das Motiv dieser Geschichte entnahm er ebenfalls der Pionierzeit des Westens, die ihn zunehmend faszinierte.

 

Das soll nicht heißen, dass die ursprüngliche 11-bändige chronologisch geordnete Ausgabe schlecht ist. Es ihnen zum Vorwurf zu machen, dass sie das Motiv von Barbaren zum König in den Mittelpunkt stellten, erscheint übertrieben. Es ist vielmehr der Versuch, Conan den größtmöglichen Erfolg zu gewähren und das einem amerikanischen Publikum schmackhaft zu machen, das Serien schätzte. Aber Conan erschien nicht mehr in einem Pulp, sondern musste als Taschenbuch auf eigenen Füßen stehen. Um den Erfolg zu sichern, griffen de Camp und Carter zu diesem Kunstgriff.

 

Es ist auch nicht verwunderlich, dass andere Howard-Geschichten zu Conan-Erzählungen umgeschrieben wurden, denn das ging relativ problemlos. "Three Bladed Doom" (dt. Der Dolch mit den drei Klingen), eine Abenteuer-Geschichte aus Howards frühen Jahren mit Francis X. Gordon als Helden, angesiedelt im Afghanistan des ausgehenden 19. Jahrhundert, war problemlos in eine Conan-Erzählung zu verwandeln. So konnte man den Howrd'schen Erfolg vergrößern.

 

Die Taschenbuchserie hat schon ihre Berechtigung und muss nicht verdammt werden. Immerhin erreichte dadurch Howard endlich die verdiente Anerkennung. Erst viele der Romane, die im Zuge der Achtziger und Neunziger entstanden erfüllen den Tatbestand überflüssig oder gar ärgerlich zu sein.

 

Aber die jetzt auch in Deutsch erscheinenden Bände schaffen den Schutt von anderen Autoren, den Comics, Filmen, Fernsehserien und Spielen beiseite. Wenn man so will wird dort literarische Archäologie betrieben. Und heraus kommt eine Gestalt, die von ihrer Frische und urwüchsigen Kraft nichts, aber auch gar nichts verloren hat.

 

Wie Howard selbst die Erzählungen um den Muster-Barbaren beenden wollte, wusste er nicht. Und bevor es herausfinden konnte, beendete er sein Leben. Daher erübrigen sich Spekulationen.

 

Es gibt sogar Anzeichen, dass Howward Conan überdrüssig wurde. Das glaube ich nicht so ganz. Aber in der Tat schrieb er in den letzten Monaten vor seinem Tod keine Geschichte um seinen Barbaren mehr. Aber Weird Tales zahlte in dieser Zeit immer unpünktlicher. Howard wandte sich, der Not des Pulpautors (und zum Teil auch aus entdeckter Leidenschaft für die Regionalgeschichte) dem Western und anderem zu. Denn letztlich verdiente er Geld mit dem Schreiben.

 

Ich kann dies jedem, der Abenteuergeschichten mit übernatürlichen Einschlag und Heroic Fantasy mag empfehlen, denn Robert E. Howard und Conan sind eben der Archetypus dieser Spielart der Fantasy.

 

Es ist müßig darüber zu spekulieren, ob Conan ein anderer geworden wäre, wenn Howard diese Figur abseits der Notwendigkeiten, die ein Pulpautor bezüglich inhaltlicher und finanzieller Zwänge einfach erfüllen muss, geschaffen hätte. Ebenso müßig ist es zu spekulieren, was Howard getan hätte, wenn er noch vierzig, fünfzig oder mehr Jahre gelebt hätte. Er hat sich das Leben genommen.

 

Die Frage: Was hätte Howard wirklich schaffen können, erübrigt sich und führt zu nichts. Wir haben eine gegebene Entwicklung, aber Fakt ist: Howards Schöpfung ist im Moment eigentlich der einzige erfolgreiche Vertreter der Heroic Fantasy. Die zahllosen Barbaren der Sechziger und Siebziger sind größtenteils (und oft nicht zu Unrecht) der Vergessenheit anheim gefallen. Thongor, Brak, Kothar und wie sie alle hießen, kamen nicht an ihr Vorbild ran. Vor allem deshalb weil ihre Autoren die Figur nicht begriffen haben. Diejenigen, die mit heroischer Fantasy ähnliche Qualität schufen, gelang es das Thema zu variieren und ihren Figuren etwas Einzigartiges mitzugeben. Quasi nahmen sie das Howard'sche Vorbild wahr, suchten und gingen Wege, wie es insbesondere Karl Edward Wagner mit Kane und Moorcock mit Elric und Dorian Hawkmoon (Inkarnationen des Ewigen Helden) vormachten.

 

Aber Conan hat etwas, dass ihn einzigartig macht.

 

Einzig Howards weiteren Kreationen gelingt immer wieder mal der Schritt ins Scheinwerferlicht, meist mit dem Zusatz "From The Creator of Conan".

 

Mir jedenfalls haben die bisher erschienenen Bände viel Spaß gemacht und mich daran erinnert, dass es auch eine rauere Spielart der Fantasy gibt und die ich ebenso mag, wie den anderen Archetyp der Fantasy, der von "The Lord Of The Rings" inspiriert wurde.


Das Hyborische Zeitalter3. Das Hyborische Zeitalter

Die Zeitspanne zwischen dem Untergang von Atlantis und den Aufstieg der Söhne Arius, also der klassischen Antike, ist das Hyborische Zeitalter. Die Umgebung in der ein Mann wie Conan vom Barbaren zum König aufsteigen konnte. Eine raue Umgebung. Und doch auf der Basis unserer Welt, der guten alten Mutter Erde, Gaia, Terra, dritter Planet des Sol Systems.

Das Hyborische Zeitalter ist keine Mittelerde, keine andere Welt, nur teilweise ein Phantasiegebilde. Es ist eine barbarische Version unserer Welt, um des Wiedererkennunswertes, des Realismus und der Fortsetzung des Historischen Romans mit anderen Mitteln willens. Eine Welt, die geschaffen wurde, um einem Barbaren in der rauen Welt der Pulps einen Rahmen zu geben, der mit wenigen Worten zu beschreiben ist.

Die Nordsee ist noch Land, das Mittelmeer liegt trocken. Das ist der Boden auf dem Conan seine historisch-phantastischen Abenteuer erlebt, ein afro-eurasischer Kontinent, eine Welt der Herausforderungen, eine Welt finsteren Zaubers, wo Männer noch Männer sind.

Im Grunde ist das Hyborische Zeitalter ein Puzzle von Versatzstücken verschiedener Zeitalter zwischen Antike und Mittelalter, versehen mit einer gesunden Portion übernatürlichen Elementen und Schwarzen Zaubers aus mystischen Zeiten, ohne dass Howard sich wie bei Kulls Welt in esoterisch-mystisches verliert. Der Lernprozess beim Charakter seines Barbaren fand seine Entsprechung in der Gestalt der Welt.

Es ist eben nur der Rahmen, in dem Conan sich bewegt. Ein genauerer Apparat an Karten, Mythen und Legenden, Sprachen, Schöpfungsmythen waren für einen Autor wie Howard nicht nur unnötig, sondern eher noch hinderlich, sprich kontraproduktiv.
 

Wir erinnern uns: Howard war ein natürlicher Erzähler, der am besten auf der Basis von wenig Fakten arbeitete. Dazu die Publikationsform der Pulps und es dürfte klar werden, warum er das Hyborische Zeitalter nur als Gerüst, als Rahmen schuf (und grundsätzliche inhaltliche Widersprüche zu vermeiden und auf der anderen Seite Basiselemente zur Verfügung zu haben, die seine Kreativität nicht beeinträchtigten vorrätig zu haben). Robert E. Howard brauchte nicht mehr.

 

Aber der Rahmen passt. Er funktioniert und erfüllt damit seinen Zweck und genau das muss eine Welt (egal ob in der Fantasy oder auch der Science Fiction): Funktionieren um der zu erzählenden Geschichte willen.

 

Die Völker, die diese Welt bewohnen, sind an die bekannten Völker der Erde angelehnt. Sie bescheren Conan Freunde und Gegner.

 

In der Tradition der Abenteuerliteratur übernehmen Angehörige gewisser Kulturen die Rollen der guten, aufrechten Menschen und andere die der bösen verschlagenen Bösewichte (was am besten über Äußerlichkeiten funktioniert und dabei keines wegs nur isoliert von Howard betrieben wurde. Die Kulturenkarte in Bd. 3 von "Robert E. Howard, der Mann, der Conan schuf" zeigt eine Übersicht, welchen Ursprungs die Kulturen auf dem afro-eurasischen Kontinents des hyborischen Zeitalters sind.

 

Dabei wird dann von Kritikern gern das Wort von Rassismus im Munde geführt, doch auch das ist nicht haltbar. Zum einen darf man ins Feld führen, dass in den frühen dreißiger Jahren die 'Political Correctness' noch nicht erfunden war und Howard mit den gängigen sprachlichen und literarischen Traditionen arbeitete.

 

Zum anderen: Er schrieb für ein Publikum und das Böse, Finstere und Verschlagene ist in der Abenteuerliteratur immer das Fremde. Pulps wurden vor allen Dingen von männlichen, weißen Teilen der Bevölkerung gelesen. Also sind die verschlagenen Typen in erster Linie aus den Kulturen des nahen und fernen Ostens rekrutiert.

 

Doch Vorsicht: Hier geht es um den Gegensatz zwischen Zivilisation und Barbarei, so dass die Grenzen nicht so einfach zu ziehen ist. Die Ursprünge der menschlichen Zivilisation liegen in den Gebieten des mittleren und fernen Ostens, so dass hier weniger rassistische Motive zu vermuten sind, sondern Howard hier in erster Linie seinen Gegensatz zwischen der Zivilisation und seines Idealbildes der Barbarei aufbaute. Und es gibt sowohl hell- als auch dunkelhäutige Barbaren.

 

Zudem ist immer wieder in Betracht zu ziehen, dass Howard zum einen in einer Zeit aufwuchs, die das Wort Political Correctness nicht kannte. Zum anderen sollte auch bedacht werden, er schrieb in gewisser Hinsicht historische Romane und versuchte sich dabei alte Denkweisen zu Eigen zu machen.

 

In der Conan-Geschichte "The Vale Of Lost Women" (Das Tal der verlorenen Frauen) nimmer er im Grunde eine Legende des Wilden Westens als Vorlage. Und in der Tat, in dem er sich die Geisteshaltung der Siedler und Pioniere des Westen aus der damals noch nicht lang vergangenen Zeit der so genannten Eroberung des Westens zu eigen acht und auf das Hyborische Zeitalter projiziert, erreicht er tatsächlich einen gewissen Rassismus, der auf Menschen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts befremdlich wirkt. Aber der Blick auf die Hintergründe hilft, eine grässliche schwarz-weiß Malerei zu vermeiden und die Dinge im Zusammenhang zu sehen. Das gibt dann ein differenziertes Bild der von Howard benutzten Stilmittel.

 

Und hier darf man nur bedingt Parallelen zu unserer Realität und zu Fremdenhass ziehen, zumindest sollte es mit aller Vorsicht geschehen. Auch sollte ein potentiell übereifriger Kritiker immer Wolfgang Jeschkes Auslassungen zu 'novel' und 'romance' im Hinterkopf haben, bevor unnötige und überflüssige Kreuzzüge wider dem Rassismus in "Hyborischen Zeitalter" geführt werden, die so überflüssig sind, wie ein Kropf.

 

Interessant ist die Lage von Conans Königreichen Aquilonien. Es nimmt Irland und den Südteil Englands ein. Howard, der sich gern als Kelte beziehungsweise Ire begriff (und deswegen heftige briefliche Dispute mit H. P. Lovecraft ausfocht (der sich als britischer Gentleman begriff). Sogar der Name der Hauptstadt Aquiloniens – Tarantia – ist eine Ableitung von Tara, der mystischen Hauptstadt Irlands (ursprünglich – In der Originalfassung von "The Scarlet Citadel" – dt. Die scharlachrote Zitadelle – nannte sich die Hauptstadt noch Tamar).

 

So gibt es viele Dinge zu entdecken, die dem Leser bekannt vorkommen und Assoziationen auslösen (die wie wir gelernt haben), Howard das Leben leichter machten.

 

Ich kann nur jedem empfehlen mal auf Entdeckungsreise im Hyborischen Zeitalter zu gehen.

 
Viel Spaß dabei.

 
Kull von Atlantis4. Kull von Atlantis

Kull von Atlantis ist in gewisser Hinsicht Conans Vorläufer, ein Prototyp, eine Entwicklungsstudie des Cimmeriers. Nicht nur, weil die erste Conan-Story "The Phoenix On The Sword" die umgeschriebene Erzählung "By This Axe I Rule" (abgelehnt von den Magazinen Adventure und Argosy) ist.

Kull war auch als Barbar der Vorgänger des Cimmeriers. Ist Conan, der Cimmerier die Meisterschöpfung Howards, ist Kull von Atlantis so was wie das Gesellenstück des Texaners.

Mit dem Atlanter hat er geübt, denn wo Conan lt. Howard "(...)völlig fertig in mein Bewusstsein trat, als ich die erste Geschichte der Serie schrieb", war Kull noch 'in Arbeit', in einer Art Schöpfungsprozess, wie auch seine Welt, die nicht so ausgereift (und auch der Vorläufer) war wie das Hyborische Zeitalter, die 'Spielwiese' des Cimmeriers.

Howard ist in gewisser Hinsicht mit Kull gescheitert, um mit Conan dann das Werk zu vollenden. Denn: Kulls kommerzieller Erfolg war nicht überragend. Lediglich zwei Geschichten um den in Atlantis geborenen Herrscher von Valusien, erschienen zu Howards Lebzeiten.

"1966 stieß ich auf sechs Kar­tons mit Papieren und Auf­zeichnungen Howards. Dar­unter befanden sich unveröf­fentlichte Manuskripte, Durchschläge und Erstfassun­gen bereits veröffentlichter Stories und anderes Material. Ich entdeckte insgesamt sieben vollständige und unveröffent­lichte Kull-Stories und drei Fragmente." (34)

Die kompletten fünfzehn Kull-Geschichten wurden in den sechziger Jahren (teilweise bearbeitet und vollendet von Lin Carter), später dann – wie jetzt Conan – auch in unbearbeiteter Form veröffentlicht.

 

Ironischerweise sind in Howards Genealogie des Hyborischen Zeitalters die Atlanter in gewisser Weise die Vorfahren der Cimmerier. Dieses Bild ist in sich sehr stimmig und durchaus realitätsnah und versinnbildlicht den Entwicklungsprozess von Kull zu Conan auch in der harten Welt der Pulp-Magazine.

 

Erst als Robert E. Howard nämlich den Hintergrund für seinen Barbaren änderte, hatte er Erfolg mit damit. Kulls Welt ist nicht so 'historisch' wie die das "Hyborische Zeitalter" Conans, die einen wesentlich besseren Hintergrund für den Charakter des Barbaren bildet, als das Atlantis und seine Umgebung es für Kull war. Ein handfester Typ wie es Conan (oder auch Kull) ist, braucht eine Umgebung (die abgesehen von all der Magie, den Monstren, Schwarzen Zauberern und den anderen übernatürlichen Elementen) realistisch (historisch) sein muss.

 

Zu ähnlichen Schlüssen scheint auch Howard gekommen zu sein, als er von Farnsworth Wright aufgefordert wurde, nachdem der Herausgeber von Weird Tales Howards Story "The Sowers of Thunder" gelesen hatte, Barbarenge­schichten zu schreiben, den Schritt von Kull zu Conan machte.

 

Zudem erleichtert das Spiel mit den Wiedererkennungswerten, die das Hyborische Zeitalter mit sich bringt, das Arbeiten mit Conan in der Welt der Pulps. Die einzigen Wiedererkennungswerte in Kulls Welt waren Atlantis, der Hinweis auf die lemurischen Inseln und die Pikten. Valusien und der Rest waren erfundene Namen und Bezeichnungen. Und genau dort hat Howard die meisten der Geschichten angesiedelt.

 

Das Hyborische Zeitalter bot da wesentlich mehr, was Begriffe und Örtlichkeiten anging. Zudem war es für Howar aufgrund des pseudo-historischen Hintergrunds leichter im hyborischen Zeitalter zu agieren, während Kulls Welt im freien Raum schwebt, ohne schnellen Zugriff auf Basisfakten.

Eine Umgebung wie das Hyborische Zeitalter hilft, das Wesentliche herauszuarbeiten, ohne dabei die Grenzen der Publikationsform Pulp zu sprengen. Howard hatte nicht die Möglichkeiten, die Umgebung in epischer Form zu beschreiben, wie es Tolkien mit Mittelerde tat. So beschreibt Howard Kulls Welt:

 

"The sun was setting. A last crimson glory filled the land and lay like a crown of blood on the snow sprinkled peaks. The three men. Who watched the death of the day breathed deep fragrance of the early winds which stole up out the distant forests, (…)" (35)

 

(dt.) "Die Sonne ging unter. Ihr letzter Schein fiel wie ein roter Mantel über das Land du schuf eine Blutkrone auf den schneebedeckten Gipfeln. Die drei Männer, die das Sterben des Tages beobachteten, atmeten tief den würzigen Duft ein, den der frühe Abendwind aus den fernen Wäldern herbeitrug." (36)

Kurz, knapp eine Skizze der Umgebung. Mehr war in den Pulps nicht drin.

 

Hätte Howard das Hyborische Zeitalter so beschrieben wie Mittelerde in "Lord Of The Rings", Farnsworth Wright (und alle anderen Redakteure und Herausgeber von Pulps) wären nicht einmal auf die Suche nach einem Rotstift für die fälligen Kürzungen gegangen. Im Gegenteil: Das eingereichte Manuskript wäre auf der Stelle an seinen Verfasser (oder dessen Agenten) zurückgesandt worden. Wahrscheinlich noch nicht einmal mit ein paar Hinweisen zur Kürzung, sondern lediglich mit einer mehr oder weniger schnöden Ablehnung. Ein derartiger Text hätte als Zeilenschinderei gegolten.

 

Das sind die Umstände für einen Pulpautor. Man muss bedenken, dass die meisten Erzählungen in Fortsetzungen gebracht wurden und mit jeder Fortsetzung musste der Leser wieder gepackt werden. Also musste etwas passieren. Da war einfach kein Platz für lange Beschreibungen. Das ist noch extremer als im deutschen Heftroman. Jedes veröffentlichte Kapitel musste dem Leser den Anreiz geben, die nächste Nummer zu kaufen.

 

Wenn das einem Autor gelingt, ist er ein erfolgreicher Autor, hat seine Geschichte ihren Zweck erfüllt. In einem solchen Fall werden Folgeaufträge erteilt oder nachfolgende Geschichten angekauft. Ein Autor, der davon leben will, muss das im Auge haben. Geld regiert die Welt. Bei Pulps ging es nicht um Kunst oder die Schöpfung epischer Fanatsywelten.

 

Howards Talent (bei Conan noch unterstützt durch die 'historisch' angelegte, realistischere Welt) mit seinem bildhaften Still in wenigen Sätzen ein Gemälde im Kopf des Lesers entstehen zu lassen, kam dieser Forderung von Weird Tales und all den anderen Pulps an die Autoren und deren Geschichten entgegen.

 

Aber die Welt Kulls ist in Howards Kopf offensichtlich nicht wirklich fertig, so dass er seine Fähigkeiten nicht voll ausspielen kann. Das ganze gerät verschwommen, ein bisschen, mystisch, ein bisschen esoterisch. Aber das war nicht der Hintergrund für einen Barbaren wie Kull, nicht das Szenario für eine Howard-Figur.

 

Er schuf das mystische Schlangenvolk, welches einst die Welt beherrschte und mit dessen letzten Vertretern und Erben Kull sich herumschlagen musste.

 

Aber das Schlangenvolk hatte einen Sprachfehler. Sie können folgenden Satz nicht aussprechen.

"Ka Nama Kaa Kajerama." (37)

Doch dieses Schlangenvolk blieb mystisch. manche mögen sagen, dass das der in der Fantasy oft und gern beschworene "Sense Of Wonder" ist. Doch – auch in Conan gibt es Reste uralter Zauberei (auch der 'Gral' Conans – das Herz Arimans – gehört dazu). Diese Artefakte sind greifbarer und handfester, ohne dabei den 'Sense Of Wonder' einzubüßen. Manchmal belässt es Howard in den Conan Erzählungen auch bei einer knappen Andeutung, was ausreichte. Damit vermied er dann auch das abgleiten in allzu mystisch-esoterische. Und genau das gelang ihm nicht mit dem Schlangenvolk, welches folglich auch bei Conan keine Rolle spielte.

 

Interessant ist, dass Howards Atlantis nicht die Hochkultur ist, die Plato einst als Grundlage für seine Staatstheorien entwarf. Einer Idee, der auch die meisten Autoren folgten, egal ob sie Atlantis als dekadente Zivilisation oder als Kultur in voller Blüte schilderten.

 

Bei Howard war es vielmehr die Heimat der Barbaren, die Kull (Exile Of Atlantis) verbannten, der sich dann in der Folge zum Herrscher des zivilisierten Valusien aufschwang ("By This Axe I Rule").

 

Die Metaphern mit der Howard Kulls Welt beschrieb waren dann eben auch nicht so handfest und klar wie jene, die er für das Hyborische Zeitalter bedient.

 

Das Hyborische Zeitalter hatte Howard skizziert (sogar zu Lebzeiten in einem Fanzine, dem "Phantagraph" veröffentlicht), Kulls Welt hingegen nicht. Howard hatte dazu gelernt.

 

Aber was ist mit der Hauptfigur? Was ist mit Kull? Hubert Sraßl sagt:

"Kull ist merklich anders als Conan, obwohl beide barbarische Krieger sind. Da ist etwas Düsteres, Grüblerisches an Kull, das ihn zu einer interessanten Figur macht. Dadurch bieten die Stories auch Raum für Dinge über das Abenteuer selbst hinaus – für philosophische Betrachtungen zum Beispiel. Kull ist vielleicht jene von Howards Heldengestalten, in der wir am meisten von seinem eigenen Wesen wiederfinden." (38)

Hat Conan ja auch seine düsteren Seiten, so ist dieser Charakterzug bei Kull noch weiter ausgeprägt. Howard stellt ihn als nachdenklichen, von düsteren Gedanken Mann dar, der auch schon mal philosophiert. Hubert Straßl mag durchaus Recht haben, was den Gedanken angeht, dass dies die Howard-Figur ist, die am meisten vom Autor enthält, aber tat das dieser Figur so gut.

 

Auch hier kommen wir wieder zum Pulp. War schon nicht viel Platz, um Landschaften und Umgebung der handelnden Personen zu beschreiben, wie viel blieb da noch für die Charakterzeichnung übrig?

 

Im Laufe der Geschichte der Heroic Fantasy kamen düstere Charaktere dann noch zum Zuge und bereicherten das Genre. Man denke an Karl Edward Wagners "Kane" (bei Bastei Lübbe) oder Michael Moorcocks "Elric" (Heyne). Aber diese entstanden nicht für Pulps, sondern wurden für Romanzyklen konzipiert (Elric sogar als Subzyklus von Moorcocks faszinierendem Multiversum-Zyklus und den Ewigen Helden, zu dem unter anderem noch der Runenstab-Zyklus (Pabel / Bastei Lübbe) und Corum (Bastei Lübbe) gehört). lediglich der Roman "Die goldene Barke" (Goldmann), der die Basis zum Ewigen Helden bildet, kann ich nicht empfehlen. Ein seltsamer, gar schwacher Roman).

 

Das wird eben von der Kritik an Howard gern ignoriert. Moorcock, Wagner und andere konnten zu frühen Boomzeiten der Fantasy in den Sechzigern und Siebzigern mit ganz anderen Voraussetzungen an ihre Schöpfungen herangehen, weil eben Tolkien und auch Robert E. Howard (mit den Erfolgen von "The Lord Of The Rings" und "Conan") den Weg bereiteten. Hatte Tolkien es noch vergleichsweise einfach (weil er mit einem Professorgehalt und einem Bestseller – The Hobbit – or There And Back again, dt. Der kleine Hobbit, an seinem Werk basteln konnte und wollte), so musste Howard in einer Zeit und mit einer Publikationsform zurechtkommen, die es außerordentlich schwer macht, etwas Besonderes zu schaffen und den kommerziellen und inhaltlichen Zwängen zu entkommen.

 

Diese düstere Seite Kulls, so interessant sie auch sein mochte, konnte sich im Umfeld der Pulps nicht recht entfalten und blieb so nicht nur auf der Strecke, sondern verhinderte auch den Erfolg der Serie.

 

Möglicherweise wäre Kull in den Sechzigern sogar eine ebenso erfolgreiche Karriere wie Conan beschieden gewesen, wenn er Figur und Umwelt der Figur anders, epischer entwickeln können und deren Tiefen hätte ausloten können. Aber das hätte nur Howard selbst gekonnt und das war zu diesem Zeitpunkt unmöglich, denn er hatte ja seinem Leben viel zu früh ein jähes Ende gesetzt.

 

War in Kull viel von Robert E. Howard selbst zu finden, so scheint es mir, dass in Conan Howard ein Idealbild von sich entwarf. Und dieses Idealbild kam dem Leser der Pulps mehr entgegen, man konnte sich besser mit ihm identifizieren.

 

Dennoch lohnt sich das Lesen dieser Geschichten, wobei die Ausgabe von Bastei Lübbe aus den späten 80iger Jahren gegenüber dem Terra Fantasy Ausgaben vorzuziehen ist, weil sie den unverfälschten, von Lin Carter unbearbeiteten Kull bringt.

 
Und sowohl als Vorstudie zu Conan, als auch als eigenständige Geschichte einen Blick wert.

 

 

Horror und AbenteuerHorror und Abenteuer

 

Robert E. Howards Horror-, weitere Fantasy- und Abenteuergeschichten (wozu auch der Pirat Black Vulmea gehört) haben eines mit Conan gemeinsam. Der Hintergrund ist immer mehr oder weniger 'historisch' bzw. 'real', auch wenn die Bedrohungen oft übernatürlich sind oder manchmal auch nur scheinen. Die Schauplätze (und das eint ihn zum Tei mit Karl May hat er nie gesehen).

Doch Howard führt uns kreuz und quer durch die Welt und die Geschichte. Es reicht von Britannien der prä-römischen und römischen Zeit (Bran Mak Morn) nach Abzug der Römer und des König Artus (Cormac Mac Art) bis hin zum Afghanistan des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts (Francis X. Gordon). Er führt uns ins Europa des ausgehenden Mittelalters und der beginnenden Neuzeit (Red Sonja, Solomon Kane, Dark Agnes). Der Leser gelangt ins Jerusalem zur Zeit des christlichen Königreiches und kämpft auf den Mauern von Kreuzfahrerburgen gegen die anstürmenden Mauren.

Er hat enorm interessante und wuchtige Charaktere wie Solomon Kane, Turlogh O'Brien, Francis X. 'El Borak' Gordon (aus dessen Kurzroman "Three Bladed Doom – dt. Der Dolch mit den drei Klingen, den L. Sprague de Camp zu einer Conan-Erzählung umbaute "The Flame Knife, dt. Der Flammendolch), Cormac Mac Art, Turlogh O'Brien, seine Frauengestalten, Dark Agnes und Red Sonja und noch weitere Figuren geschaffen, die ihre Abenteuer erlebten.
 

Das L. Sprague de Camp den El Borak-Roman so leicht zu einer Conan-Geschichte ummodeln konnte, sollte nicht mit einer beliebigen Austauschbarkeit der Howard'schen Figuren verwechselt werden. Aber: In gewisser Hinsicht sind sie universell und zeitlos. Und das Sujet des Afghanistans des ausgehenden 19. Jahrhunderts ließ sich unschwer zum Hyborischen Zeitalter wandeln. Zudem ist das Hyborische Zeitalter nicht wirklich aus einem Guss. Es ist ja stimmig aus den Elementen verschiedener Epochen zusammengesetzt. Daher passen Howards Charaktere auch in die Hyborische Welt hinein.

 

Jede diese Figuren vorzustellen, würde den Rahmen des Artikels sprengen. Doch von all den hier aufgeführten, bekommt man in Antiquariaten und mglw. auch bei e-Bay Ausgaben, sowohl im Original als auch in Deutsch, so dass der Interessierte sich ein Bild von ihnen machen kann.

 

Nur eines: In der Cormac Art Story "Tempel des Grauens", wo Cormac Artus und seine Tafelrunde charakterisiert.

"'Verglichen mit ihm (Artus), könnte sich einer deiner Dänen als vornehme Dame ausgeben. Er ist ein strubbelköpfiger Wilder, der auf das Schlachten versessen ist." ... 'Was ist mit Lancelot?' ... 'Ein gallorömischer Überläufer, der das Gurgelschlitzen zur Kunst gemacht hat. ... Gawaine ist reinblütiger Kelte wie Artus, aber er ist ein Römerfreund. Du würdest dich kranklachen, wenn er Lancelot nachäfft." (39)

Die Karte des Britanniens Cormac Arts ist in Band 3 zu finden.

 

Manche von ihnen sind nicht so kraftvoll wie andere gestaltet. Doch jede bzw. jeder von Ihnen hat seine Momente in den Erzählungen.

 

Sicherlich wird die eine oder andere Howard Figur einmal vorgestellt werden, wie es im Rahmen dieses Artikels  ja schon mit Howards Gesellenstück (Kull) und seiner Meisterleistung (Conan) geschehen ist.

 

Howard scheint seine Favoriten gehabt zu haben, denn über vier von seiner Schöpfungen schrieb er Gedichte. Neben Kull und Conan, waren das Solomon Kane und Bran Mak Morn.

 

Viele seiner Geschichten haben diese urwüchsige Kraft, die aus Howards Talent als natürlicher Erzähler erwuchs. Er konnte damit, wenn auch nicht formell, die Grenzen der Pulperzählung oft aufheben und sprengen. Das ist einer der Gründe, warum seine Erzählungen alle paar Jahre wieder aufgelegt werden, sie im Gegensatz zu vielen anderen Pulp-Autoren die Jahrzehnte überstanden haben. Sie strahlen eine gewisse Zeitlosigkeit aus, verwittern nicht wie so manches was literarisch verfasst wurde und in Vergessenheit geriet.

 

Neben Conan und Kull wurden auch andere Howard Stoffe von Autoren unserer Tage fortgeführt und man scheiterte. Kaum einer bekam das Howard-Feeling hin. In den achtziger Jahren erschienen bei Bastei und Heyne Fortführungen von Bran Mak Morn und Cormac Mac Art.

 

Lore Straßl, die Übersetzerin kommentierte das so:

"Man weiß nicht wer langweiliger war Smith oder Tierney." (40)

Damit sind die Autoren gemeint, die diese Stoffe fortführten und dies nicht hinbekamen. Also bleibt man besser beim Howard'schen Original.

 

Aber man sieht daran, dass Howards Popularität im Grunde ungebrochen ist. Man sieht am Scheitern der Fortführungen auch, wie gut er wirklich war, denn kaum einer reicht an ihn heran und kann sich in seine Welten einfühlen.

 

Howards Horror-Stories haben auch ihre eigenen Qualitäten. Was nicht unbedingt bekannt ist, Howard hat mehrere Beiträge zu H. P Lovecrafts Cthulhu-Mythos verfasst und die Liste der fiktiven Literatur zum Thema, um 'von Junzts unaussprechliche Kulte' bereichert. Dabei zeichnen ich Howards Beiträge zum Mythos vor allem auch durch handfesten, geradlinigen Horror in einer entsprechenden Sprache aus. Und sie gehören mit zum Besten, was der Mythos zu bieten hat.

 

Lovecraft verlor sich ja oft in seinen Adjektiven und der daraus resultierenden blumigen Sprache, weshalb es durchaus Kritiker gibt, die den Mann aus Neu-England für geschwätzig halten. Howards eher nüchterne, harte Schilderung war eine echte Bereicherung des gesamten Mythos um die Großen Alten, die Lovecraft schuf und der damit zahllose Autoren anregte. Unter den Autoren sind solch illustre Namen (und beileibe nicht nur Zeitgenossen Lovecrafts und Howards) wie: Robert Bloch, John Ramsey Campbell, Brian Lumley, August Derleth, Stephen King, Fritz Leiber, Lin Carter, Wolfgang Hohlbein und viele mehr. Kaum ein anderer Kunstmythos der unheimlich-phantastischen Literatur hat die Phantasie so vieler Autoren angeregt, wie Lovecrafts Cthulhu-Mythos

 

Robert E. Howards Beteiligung am Cthulhu-Mythos hatte seinen Ursprung in dem regen Briefwechsel der beiden doch so unterschiedlichen Männer.

 

Robert E. Howard war in gewisser Weise ein literarischer Elvis Presley (was manchen jetzt auf den ersten Blick schockieren oder zum Widerspruch anregen mag, ist gar nicht so abwegig).

 

In seiner Jugend lauschte Robert E. Howard den Geistergeschichten der Schwarzen. Diese waren von unterschiedlichen Kulturen und Einflüssen geprägt. Howard saugte sie in sich auf und verarbeitete in weißer literarischer Tradition.

 

Elvis Presley machte das gleiche mit dem Blues der Schwarzen und der Countrymusic der Weißen Amerikaner, er stellte eine Synthese her.

 

Auf Deutsch sind Terra Fantasy Bd. 84 "Die Bestie aus dem Sumpf" einige Geschichten erschienen, die eindeutig auf die Geschichten zurückreichen, die der kränkliche junge Howard hörte und die er nun in eine literarische Form goss. Diese Geschichten zeichnen sich durch eine wahrhaft unheimliche Atmosphäre aus.

 

Überhaupt hatte Howard ei gutes Händchen für den Horror, und es gibt da noch einiges zu entdecken, wenn der mehr oder minder geneigte Howard-Leser sich bisher auf den die Fantasy- und Abenteuer-Geschichten des Conan-Schöpfers gestürzt hat.

Und dann gibt es einen Text, der Robert E. Howard regelmäßig einen Eintrag in den Lexika der SF einbringt. Almuric. Ein Fantasyabenteuer auf einem anderen Planeten. Ich scheue schon die Beschreibung 'Science Fantasy', denn mal abgesehen von dem Transfer zu diesem Planeten, ist das ganze Heroic Fantasy reinsten Wassers. Ein wildes Abenteuer voller Kämpfe und Action, das einfach nur Spaß macht, aber keinesfalls zu Howards wirklich herausragenden Werken gehört.

Er hat den Text wohl für den Versuch begonnen auf dem britischen Markt Fuß zu fassen, aber ihn dann zu Gunsten des einzigen Conan-Romans "The Hour Of The Dragon" fallen gelassen. Eine richtige Entscheidung.

Western und der Rest Western und der Rest

 

Western, Kriminal-, und Sportgeschichten schrieb Howard für diverse Magazine. Aber: Nur einige wenige Western fanden den Weg nach Deutschland. Hier ist Howard in erster Linie der Schöpfer von Conan, in zweiter Linie der Autor mehr oder weniger phantastischer Abenteuer- und Horrorgeschichten und am Rande noch Westernautor.

Von seinem Kriminal- und Boxergeschichten fehlt in Deutschland jede Spur.

 

Leider.

 

Denn Howards kraftvoller Stil dürfte auch diesen routiniert herunter geschriebenen Geschichten das Flair verleihen, das ihn so auszeichnet. In den späten siebziger Jahren plante der Pabel Verlag (heute: VPM) eine Robert E. Howard – Autorenreihe. Denn Pabel hatte zu dieser Zeit mit derartigen Reihen Erfolg. Es gab da im SF-Bereich eine, K. H. Scheer-Reihe, eine Clark Darlton-Reihe, eine Wolf-Detlef Rohr-Reihe und noch einige mehr. Doch dann brachen diese ein.

 

So wurde letztlich nichts aus der Howard-Reihe. Einiges des geplanten Materials erschien dann noch in Terra Fantasy, Vampir Horror- und Dämonenkiller-Taschenbuch (Die orientalischen Abenteuergeschichten, u. a. die um Francis X. "El Borak Gordon, Piratengeschichten um Black Vumea und eine Sammlung Horrorgeschichten).

 

Weil eben diese Geschichten in Deutschland durchaus nicht einfach zu bekommen sind, ist dieser Abschnitt besonders schwer zu schreiben und wird wohl auch nicht besonders umfangreich werden.

 

Sicherlich ist die Gewichtung auf die Werke im Rahmen des Abenteuers, der Fantasy und dem Horror schon richtig, denn dort erlangte er eine enorme Bedeutung.

 

Im Western, bei den Sportgeschichten und den Detektivgeschichten war er einer unter vielen. Keiner seiner Figuren konnte da eine herausragende Bedeutung erreichen. Aber für den Pulpautor Robert E. Howard war es wichtig mehrere Standbeine zu haben.

 

Pulps bestanden oft nicht lange. Viele von ihnen wurden nach wenigen Nummern wieder eingestellt. Wo eines verschwand, erschien ein Neues, aber da musste ein Autor erstmal wieder Fuß fassen. So war es wichtig, dass ein Autor sich breit aufstellte.

 

Wieder eine Parallele zum deutschen Heftroman, wo ein Autor, so er nicht über eine eigene lang laufende und erfolgreiche Serie verfügt, am besten vom Liebes- über den Arztroman bis hin zu Western, Krimi, Horror und SF in jedem Sattel sitzen kann, um nicht eines Tages keine Aufträge mehr zu haben.

 

Detektivgeschichten begann Robert E. Howard erst 1933 zu schreiben. Da war erschon einer der Hauptautoren von Weird Tales und schaffte es regelmäßig auf die Titelseite, hatte sich bei den Sport, insbesondere Boxer-Stories etabliert und zudem längst im Western Fuß gefasst und sich auch dort einen Namen gemacht.

 

Seine Boxergeschichten waren typische Erzählungen für ihn und folgten den Gesetzen der Sportler-Stories. Sie erzählten die Geschichte der Underdogs. Das ganze mit entsprechenden Kampfszenen garniert.

 

Wohl einer der Gründe, warum er in diesen Genres keine große Bedeutung erlangte, ist, dass er hier den Gesetzen des jeweiligen Genres folgte, ohne diese wie mit Conan, Kull oder manche seiner Abenteuerfiguren zu erweitern und etwas besonders zu leisten. Aber das wäre dann wohl auch des guten zuviel gewesen.

 

Zudem sah Howard seine literarische Heimat im phantastischen Abenteuer und im Wilden Westen. Da konnte er immer wieder an seinem zentralen Thema rühren. Barbarei und Zivilisation.

 

Liest man zum Beispiel den Roman "The Vultures" (dt. Im Schatten der Geier), so könnte man ihn auch in eines seiner Barbaren-Abenteuer überführen. Ist dieser Roman als Modell für seine Western zu sehen, so ist auch klar, warum er in diesem Genre nicht die Bedeutung erlangte, die er bei der Fantasy erlangte, dem er war dann nicht wirklich exemplarisch fürs Genre, sprengte dessen Grenzen aber nicht in die richtige Richtung.

 

Großartig hingegen seine Westernparodie "A Gent From Bear Creek", der auch vom Heyne Verlag in deutscher Sprache vom Heyne Verlag vorgelegt wurde.

 

Großartige übertriebene Abenteuer im Rahmen des Western, absolut empfehlenswert. Howards Bibliographie weist einige Parodien auf, wie der aufmerksame Leser der Anhänge zur Kenntnis nehmen wird. Da sind einige Schätze zu entdecken.

Mit dieser Leseempfehlung, möchte ich schließen und allen, deren Interesse an Robert E. Howard und dessen Werk ich geweckt haben mag, viel Spaß beim Lesen der Werke dieses Autoren wünschen – Robert E. Howard, dem Träumer aus Texas.

 

  1.  Quellen:
  • - Conan von Cimmerien, Heyne SF & Fantasy 06/3206 (Neuausgabe)
  • - Herr von Valusien, Terra Fantasy 29
  • - Das Haus des Grauens, Vampir-Horror-Taschenbuch Bd. 52
  • - Die drei Dämonischen, Mythor Bd. 39
  • - Treibgut der Strudelsee, Mythor Bd. 40
  • - Ein Träumer aus Texas, Fantasia 36/37, EDFC e. V.
  • - Conan 1, Heyne Tb 52069
  • - Conan 2, Heyne Tb 52071
  • - Zauberspiegel #20/2 (Eigentlich 21), Drochtersen, 1989
  • - Zauberspiegel #22, Drochtersen 1989
  • - Zauberspiegel #11, Drochtersen 1985
  • - Wikipedia
  • - Reclams Science Fiction Führer
  • - Das große Unterhaltungslexikon
  • - Science Fiction, Reclam
  • - Das Science-Fiction Jahr 3, Heyne
  • - Die Freuden der Fantasy
  • - Robert E. Howard United Press Association
  • - Howard Fanpages im www
  • - International Movie Data Base (www.imdb.com)
  • - eigene Beobachtung

  • Zitate
  • 1, 3, 4, 7, 11, 13, 14
  • zitiert nach Zauberspiegel #13, Drochtersen, 1987
  • 2, 18, 19, 20, 21, 22
  • zitiert nach Conan, Heyne TB 52069, München 2006
  • 5, 10     
  • zitiert nach Zauberspiegel #20, Drochtersen, 1989
  • 6, 9, 17
  • zitiert nach Conan, Heyne TB 52071, München 2006
  • 8
  • zitiert nach Die Freuden der Fantasy
  • 11
  • zitiert nach Interview auf Geisterspiegel.de
  • 12
  • zitiert nach "Queen Of The Black Coast", Gutenberg Projekt, Australien
  • 15
  • zitiert nach "Jenseits des schwarzen Flusses", Conan Bd. 3, Heyne TB 52073, München 2007
  • 16
  • zitiert nach Zauberschrift #2, Drochtersen 1987
  • 24
  • zitiert nach Science Fiction Times 122/123, Bremerhaven 1971
  • 22, 25
  • zitiert nach "Queen Of The Black Coast", Gutenberg Projekt, Australien
  • 26
  • zitiert nach Das große Lexikon der Unterhaltung, Gondrom
  • 27
  • zitierte nach Das Science Fiction Jahr #3, München 1988
  • 28, 29
  • zitiert nach Science FictionTimes, 2/84, Meitingen 1984
  • 30
  • zitiert nach Zauberspiegel #9, Drochtersen 1985
  • 31
  • zitiert nach Zauberspiegel #11, Drochtersen 1985
  • 32
  • zitiert nach Horst von Allwörden
  • 33, 36, 37, 38
  • zitiert nach Terra Fantasy 28, Rastatt 1977
  • 35
  • zitiert nach King Kull, Lancer 1967
  • 39
  • zitiert nach "Wölfe des Nordens", Heyne SF & Fantasy 06/4421
  • 40
    zitiert nach Lore Straßl

 

 

 

 

 

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