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Lucius Cornelius Sulla – Der Cäsar vor Cäsar - 5. Sulla und Marius in der Schlangengrube

Lucius Cornelius Sulla – Der Cäsar vor Cäsar5. Sulla und Marius in der Schlangengrube

Marius besaß schließlich zwar die Größe, seinen Erfolg mit Catulus zu teilen, doch er war es, den man daheim als pater patriae feierte. Er nutzte die Gelegenheit, um beim Verteilen von Belohnungen die eigenen Kompetenzen zu überschreiten. Beispielsweise verlieh er das römische Bürgerrecht an tausend treue Italiker aus Camerinum, und konfiszierte zurückerobertes Gebiet, als hätte es zuvor niemandem gehört. Auch gönnte er sich im Jahre 100 v. Chr. sein inzwischen sechstes Konsulat.


Lucius Cornelius Sulla Die Optimaten boten als Widerpart seinen` alten Gegenspieler auf, Quintus Caecilius Metellus, der nun den Beinamen Numidicus führte. Es kam zu Straßenkämpfen in der Hauptstadt, während denen der gerade amtierende Volkstribun Nunnius (oder Nonius) einem Attentat von Saturninus‘ Seite zum Opfer fiel. Marius kümmerten die Methoden seines Verbündeten nicht, zumal der als neuer Volkstribun durchsetzte, daß die eingezogenen Grundstücke an Veteranen aus dem Heer verteilt wurden. Hinzu kam die Errichtung neuer Kolonien in den alten Provinzen, und wohl auch ein Gesetz über Getreideverteilungen – Letzteres hatte schon den Gracchen das Genick gebrochen. Aber es war noch die Zustimmung des Senats nötig, um diese Beschlüsse zu ratifizieren! Saturninus war dreist genug, mit der Unterstützung des Volkes, der Ritter und großer Teile des einfachen Volkes eine Klausel zu beschließen, daß jeder Senator binnen fünf Tagen auf das neue Gesetz schwören, oder aber in die Verbannung gehen müsse.

Marius war dieser Schritt dann doch eine Stufe zu heikel, und er verkündete, er würde zwar auf das Gesetz schwören, aber nur unter Zwang. Damit setzte er sich zwischen alle Stühle. Metellus Numidicus jedoch verweigerte seine Zustimmung gleich ganz, ging nach Rhodos ins Exil und schuf sich damit einen Nimbus der Ehrbarkeit.

Als sich Saturninus allerdings auch noch gegen alle Regeln erneut zum Volkstribun wählen ließ, griff der Magistrat zur selten gebrauchten Waffe des ultimativen Senatsbeschlusses (senatus consultum ultimum, fide Christ): Er beauftragte ausgerechnet Marius damit, gegen seinen Mitstreiter – und damit auch gegen die eigenen Interessen – vorzugehen. Kraft seines Amtes zeichnete er verantwortlich, Recht, Sicherheit und Ordnung aufrecht zu erhalten. Hätte er sich dem entzogen, wäre er wohl als Verräter gebrandmarkt worden. Aber so hatten Sullas Kreise die Gelegenheit, ihm Käuflichkeit zu unterstellen. Saturninus und die Seinen verschanzten sich, ergaben sich jedoch schließlich, und Marius gab ihnen sein Ehrenwort, daß sie ein gerechtes Verfahren erhalten würden. Er konnte es jedoch nicht halten: Ein Mob aus Adligen und Bürgern kletterte auf das Senatsgebäude (die Kurie), und tötete die Häftlinge mit geworfenen Dachschindeln. Ob Sulla unter ihnen gewesen ist, ist nicht überliefert, aber Saturninus‘ Haupt soll angeblich beim Abendessen der Senatoren herumgezeigt worden sein.

Marius, der im Jahre 99 v. Chr. kein Konsul mehr war, wurde überstimmt, als man Metellus die Rückkehr aus dem Exil gestattete, und ging nun selbst auf Reisen, und zwar zu den Provinzen und Verbündeten im Osten.

Über Sulla indes erfährt man aus dieser Zeit nicht allzuviel. Laut Plutarch war er zunächst mit einer Ilia (Iulia?) und einer Aelia verheiratet gewesen. Es ist nicht ganz klar, ob diese beiden Gemahlinnen nicht ein und dieselbe Person gewesen sind, und zum Geschlecht der Iulii gehört haben, in das auch Marius eingeheiratet hatte. Danach war dem Cornelier jedenfalls eine Patrizierin namens Cloelia angetraut worden. Die damit gewonnenen Beziehungen reichten freilich nicht aus, um sich im Jahre 99 auch nur zum Aedil wählen zu lassen, einem kostspieligen Amt, zu dem neben der allgemeinen Markt- und Straßenaufsicht auch das Ausrichten von Spielen gehörte.

Im Folgejahr allerdings kehrte Quintus Caecilius Metellus zurück, und ein Verwandter von ihm wurde Konsul, so daß die Politik wieder ganz im Sinne der Optimaten verlief. Künftige Reformansätze wurden gleich en bloc verboten, und ein widerspenstiger Volkstribun flugs von einer aufgebrachten Meute erschlagen. Die Umstände waren günstiger für Sulla. Er übersprang die Kandidatur für das Amt des Aedils, und strebte gleich die Praetur an. In dem allgemeinen Klima der Restauration konnte er sich nun besser der Unterstützung der Aristokratie versichern, und sich gleichzeitig beim gewöhnlichen Bürger beliebt machen. Später sollte er einmal lästern, das einfache Volk habe ihn gewählt, weil es von seinen Kontakten zum mauretanischen König Bocchus gewußt, und sich zu den Festspielen exotische Tiere gewünscht habe. Diesmal erhielt er tatsächlich die nötigen Stimmen, und das Glück kam ihm auch noch zur Hilfe, als ausgelost wurde, welcher Praetor für Rom selbst zuständig sein sollte.

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