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Dinosaurus sapiens – Über die Möglichkeit einer irdischen Zivilisation lange vor dem Menschen - Wenn sich ein Ulk verselbständigt

Dinosaurus sapiens – Über die Möglichkeit einer irdischen Zivilisation lange vor dem MenschenDinosaurus sapiens
Über die Möglichkeit einer irdischen Zivilisation lange vor dem Menschen

Wenn sich ein Ulk verselbständigt
„Zuviel Panzer, zuwenig Hirn“, lautete ein Sponti- Spruch der frühen Achtziger, in dem das damalige Wettrüsten mit dem Aussterben der mesozoischen Riesenechsen verglichen wurde. Ein Dinosaurier galt per se als dumm, und hätte schon allein deswegen gegen die schlauen Säugetiere den Kürzeren gezogen.


Das Letztere freilich fast 150 Millionen Jahre im Schatten der gewaltigen Reptilien gelebt haben, ohne ihnen jemals gefährlich zu werden, scheint niemanden interessiert zu haben.

Genauso wenig, daß die wenigen Gehirnabgüsse, die man von frühen Säugern machen konnte (etwas mehr gibt es von ihren unmittelbaren Vorläufern und Ahnen), nicht erkennen lassen, daß diese bepelzten Winzlinge über bemerkenswert viel Grips verfügt hätten. Slogans sind schließlich zum Nachplappern da, nicht zum Nachdenken.

Somit hatten die Dinos schon im 19. Jahrhundert den Ruf, geistig eher minderbemittelt zu sein. Und das nicht ohne Grund, hatte doch beispielsweise der immerhin neun Meter lange Stegosaurus ungulatus einen Bregen von gerade mal Walnußgröße. Da mag es einen schon fast erstaunen, daß gerade diese ach so tumben, reaktionären, militaristischen, imperialistischen, kapitalistischen, spießigen und CDU/ CSU wählenden Kriechtiere immer wieder gern als Vorlage für intelligente, ja, vernunftbegabte Kreaturen herangezogen werden. Insbesondere die Filmindustrie hat sich schon etwas länger mit diesem Sujet beschäftigt. Der japanische Nationalheilige Godzilla beispielsweise wies bisweilen erstaunlich menschliche Züge auf, wie auch die reptilischen Haushaltsgegenstände der Familie Feuerstein. Die Shadoks regneten in eine Welt strickender Saurier hinein, und auch Captain Future hatte bereits mit einer mesozoischen Zivilisation zu tun gehabt (zur Zeit des Planeten Katain). Captain Kirks reptilische Widersacher waren dem damaligen Stand der Wissenschaft entsprechend noch Kaltblüter gewesen, während es Captain Janeway bereits mit einer auffallend menschenähnlichen Rasse zu tun hatte, die sich ausgerechnet von den Hadrosauriern herleitete (Das wäre etwa so, als würde man Pferde oder Rinder zur Stammform des Menschen erklären)1. Und ein Megalosaurier namens „Nicht die Mama“ verdient sich sein Geld als Baumschubser. Die verschiedenen Trickfilme, in denen die Helden der Kindheit (meist eines Jungen) zu Superhelden mutieren, brauche ich da gar nicht erst aufzuführen (in der Regel sind Apatosaurus, Stegosaurus, Tyrannosaurus, Triceratops und die Flugechse Pteranodon mit von der Partie).

Und dann sind da natürlich auch noch die Raptoren aus Jurassic Park! Die Klingonen des Erdmittelalters! Hochintelligente Jäger voller Mordlust, aber nicht ohne Ehrgefühl! Es steht zu befürchten, daß in Jurassic Park – The Next Generation (The Next Brood?) einer von ihnen den Helikopter lenken wird, in dem die Helden die Saurierinsel überfliegen, um ein verschollenes Kind zu suchen.

Diese gerissenen Monster sind aber keine Erfindung Steven Spielbergs; Sie spielen bereits in der Romanvorlage eine gewichtige Rolle. Was aber mag den Autor, Michael Crichton, dazu bewogen haben? Wieso sind seine Raptoren nicht auch irgendwelche gepanzerten Echsen, die mit einer Schwellung im Rückenmark denken?

Nun, den Raptor hat es wirklich gegeben; mit vollem Namen heißt er: Velociraptor mongoliensis (Seit 2008 kennt man allerdings auch noch einen Velociraptor osmolskae; weitere Arten bei Gregory S. Paul sind in Wirklichkeit die Gattungen Deinonynchus und Saurornitholestes). Ja, bei einem der wenigen Funde, die einen der beliebten Kämpfe zwischen Dinosauriern dokumentieren, ist er beteiligt gewesen; sein Gegner war ein Protoceratops. Die Szene ist bei Illustratoren nicht unbeliebt, doch variiert die Handlung auffallend. So schlitzt der erfolgreiche Räuber bei Shouten und Long gerade seinem ach so chancenlosen Opfer den Bauch auf – Wie er da bei einem schwer gebauten Vierfüßer rankommen will, scheint sie nicht interessiert zu haben. Ähnlich abstrus wirkt das Bild bei Dougal Dixon, wo der Vegetarier quiekend auf dem Rücken liegt, und der Angreifer auf seinem Bauch steht, als wäre er ein mesozoischer Masseur. Bei Preiss dagegen beißt eine wütende Mama Protoceratops dem Angreifer mal flugs die Kehle durch. Die uns bekannte Wahrheit sah jedoch anders aus: Velociraptor hatte sich mit den Krallen von Fingern und Zehen am Nackenschild des Pflanzenfressers verkrallt. Dem wiederum war es gelungen, mit seinem scharfen Schnabel den Brustkorb des Angreifers zu attackieren. Ob sich die beiden gegenseitig so schwer verletzt haben, daß sie mitten im Gerangel verblutet sind, oder ob sie zu beschäftigt waren, einen verhängnisvollen Sandsturm zu bemerken, läßt sich jetzt nicht mehr mit Sicherheit bestimmen.

Allerdings ist es gerade dieses Fossil, das den Original- Raptor in einem anderen Licht erscheinen läßt, als es Jurassic Park tut. Um das zu begründen, muß ich kurz ausholen, und einen Abstecher zur Anatomie und Verteidigungsstrategie der Neoceratopsia machen.

Protoceratops war eigentlich kein sonderlich bedrohlicher Geselle; man hat ihn auch schon als das „Schaf“ unter den Dinosauriern bezeichnet. Weder war er bemerkenswert groß, noch flink, mehr ein robuster Vegetarier. Sein Schädel ging hinten in den besagten Knochenschild über, der die Nackenregion schützte, aber auch als Ansatz für eine kräftige Kiefermuskulatur diente. Der Schädel lief schmal in einen scharfen Schnabel zu, und seine Form sorgte dafür, daß sich das Sichtfeld der Augen vorne überschnitt: Das Tier verfügte also im beschränktem Maß über eine Tiefenwahrnehmung, und konnte somit gezielt zuschnappen. Allerdings war der Schnabel zusammen mit einer Batterie fast schon raubtierhaft scharfer Zähne mehr eine Anpassung an die etwas zäheren und härteren Pflanzen trockener Klimazonen; daß man damit auch böse Raubsaurier beißen konnte, war im Grunde genommen eher zweitrangig.

Spätere Ceratopsier bildeten daher zur effektiveren Verteidigung Hörner aus. Dabei entwickelten die auf der Stirn oft eine so breite Basis, daß Formen wie Triceratops die Fähigkeit zum dreidimensionalen Sehen schon wieder verlorengegangen war. Ohnehin waren die Repräsentanten dieser Ordnung – wie so viele Lebewesen mit dem Haupt in Bodennähe – mehr Nasen- als Augentiere. Dies beweisen sowohl die großen Nasenlöcher, als auch die entsprechend ausgebildeten Hirnregionen, wie man an Abgüssen erkennen kann. Deswegen ist es auch nicht sehr wahrscheinlich, daß die Nackenschilde – wie man aufgrund eines erkennbaren Geschlechtsdimorphismus angenommen hat – als Präsentationsflächen für leuchtende Balzfarben gedient haben. Wer seine Umwelt in erster Linie erschnüffelt, legt zumeist keinen großen Wert auf optische Reize.

Einige nahe Verwandte von Protoceratops liefen auf den Hinterbeinen (Archaeoceratops, Auroraceratops, Microceratops, Leptoceratops und wohl auch Liaoceratops), und dürften so auch beachtliche Geschwindigkeiten erreicht haben. Er selbst allerdings war ein eher plumper und schwerfällig gebauter Zeitgenosse – Kann man auch bei ihm annehmen, daß er sich seinen Angreifern durch Flucht entzieht (und sei es auch nur in das nächste Versteck)?

Robert T. Bakker hatte (fide Adrian J. Desmond, S. 110) anhand der Untersuchungen von Gliedergelenken noch 1975 geschätzt, daß Ceratopsier eine Geschwindigkeit von bis zu 50 Stundenkilometern hätten erreichen können.

Peter Dodson allerdings hat die Anatomie dieser Tiere mit ihren versteinerten Fährten (Ichnofossilien) verglichen. Dabei ist ihm aufgefallen, daß ihr Schultergürtel zwar stets schmaler als das Becken war, die Abdrücke der Vorderfüße aber immer außerhalb derjenigen der Hinterfüße lagen, mit den fünf Fingern schräg auswärts gestellt. Außerdem bedingt die Position des Coracoids („Rabenbein“, ein Knochen des Schultergürtels) einen leicht seitwärts geneigten Ansatz des Oberarmknochens. Die Ceratopsier bewegten sich also (ihre bipeden Vertreter ausgenommen) mit leicht gespreizten Vorderbeinen vorwärts. Inzwischen hat man bei einigen Gattungen (namentlich Triceratops) sogar seitwärts beugende Ellenbogengelenke nachgewiesen, die ihnen ein rasches Herumspringen ermöglichten. Für einen schnellen Lauf ist diese Position nicht geeignet, aber eine Flucht, wie sie Bakker als erste Aktion bei einem Überfall angenommen hat, wäre ohnehin unsinnig gewesen, denn dann hätte der Verfolger sogleich auf die ungeschützte Hinterseite Zugriff gehabt. Deswegen verspottet Herr Dodson auch eine entsprechende Darstellung Gregory Scott Pauls als „Pentaceratops- Tänze“.

Dafür erhöhte die ungewöhnliche Stellung der Vorderbeine die Wendigkeit des Tieres. Die Mehrzahl der Sauropoden brauchte einfach ihren langen Hals von links nach rechts zu bewegen, um die üppige Vegetation abzuweiden, bis ein weiterer Schritt vorwärts nötig war. Die Drehfähigkeit der Horndinosaurier mag einen ähnlichen Nutzen gehabt haben. Entscheidende Vorteile aber hatte diese Besonderheit im Kampf: Man konnte dem Angreifer stets den wehrhaften Schädel entgegen halten.

Also basierte die Verteidigungsstrategie dieser Tiere darauf, daß es der Angreifer immer nur mit der Vorderseite zu tun hatte; die Rückseite war weder gepanzert, noch mit einem wehrhaften Schwanz versehen. Ohnehin hätten sich die meisten Ceratopsier zwar einen recht beweglichen Nacken (dank des Syncervical, den zu einem Kugelgelenk verschmolzenen ersten Nackenwirbeln), aber ihre Hälse waren aufgrund der schweren Köpfe arg kurz: Sie konnten sich gar nicht ausreichend umschauen, um eine Attacke achtern ohne Wendemanöver zu parieren.

Aktive Frontalangriffe waren bei ihrer Langsamkeit auch nicht unbedingt typisch, zumal die Schnauzenregion (und bei vielen Formen auch die Nackenschilde) weit weniger robust war als der Rest des Schädels. Bei einer Rekonstruktion des gern porträtierten Duells zwischen Triceratops und Tyrannosaurus in der Sendung Kampf der Dinosaurier – Die letzten Geheimnisse der Urzeit-Giganten/The Truth About Killer Dinosaurs (Folge: Könige der Urzeit) sind die nachgebildeten dünnen Schnabelknochen unter der Wucht des Aufpralls glatt zerborsten. Eine vorwärts stürmende Attacke hätte dem Vegetarier also mehr geschadet, als genutzt. Man muß sich die Ceratopsier daher nicht so sehr wie reizbare Nashörner vorstellen, denen sie äußerlich etwas ähnelten, als vielmehr wie Moschusochsen. Wenn die angegriffen werden, bilden sie einen Kreis, mit den Jungtieren in der Mitte, und den bewehrten Köpfen nach außen. Die Räuber werden nicht wütend angerannt, sondern allenfalls auf die Hörner genommen oder mit den „Hufen“ zertrampelt.

Lange Rede, kurzer Sinn: Die beste Methode, einen Protoceratops zu erlegen, ist ein einzelnes Exemplar zu erwischen. Ein Angreifer lenkt es von vorne und in Windrichtung ab, während sich sein Komplize von hinten anschleicht. Die Raptoren aus Jurassic Park, die sogar Menschen erlegt haben, hätten mit der Strategie kein Problem gehabt. Der reale Velociraptor jedoch hat sich einfach frontal auf sein Opfer gestürzt, und dabei den Tod gefunden. Sehr klug ist das nicht gewesen.

Was also hat Herrn Crichton dazu bewogen, just diesen kleinen Räuber als hochintelligenten Menschenjäger zu schildern? Hat er sich viel zu sehr der dichterischen Freiheit bedient, und die Pfade seriöser Wissenschaft vollends hinter sich gelassen?

Nun, nicht ganz! Ausgerechnet ein renommierter Paläontologe ist es gewesen, der den Stein ins Rollen gebracht hat, und das auch noch mit einem relativ nahen Verwandten des Velociraptor.

1982 nämlich beschrieb der Paläontologe Dale Russell das fossile Skelett eines kleinen Raubsauriers, das er der Gattung Stenonynchosaurus zuordnete (inzwischen wird es zu der nahe verwandten Form Troodon gestellt). Für dinosaurische Verhältnisse hatte das Geschöpf ein im Vergleich zur Körpermasse ausgesprochen großes Hirn, das es in dieser Hinsicht mit Laufvögeln und primitiven Säugetieren aufnehmen konnte. Das Tier hatte vor ungefähr 75 Millionen Jahren in Kanada gelebt, also ungefähr zehn Millionen Jahre vor dem spektakulären Faunenschnitt (= Aussterbewelle) am Ende der Kreidezeit.

Mit einem Anflug von Humor (wörtlich: „It was fun!“) sinnierte Herr Russell darüber nach, wie sich dieses Tier hätte weiterentwickeln können, hätte es das große Massensterben nie gegeben. Das Hirnvolumen wäre weiter angewachsen, und hätte bis heute eine Masse von 1100 cm³ erreicht – Das sind Ausmaße, wie wir sie von uns selbst her kennen. Dies jedoch hätte eine Ausdehnung des Schädels bewirkt. Um das zusätzliche Gewicht tragen zu können, hätte sich wiederum der Hals verkürzt. Damit wäre aber die empfindliche Körperbalance des Zweibeiners gestört gewesen, so daß er sich senkrecht aufgerichtet, und den Schwanz reduziert hätte. Auch sollte der wuchtige Schädel beim Schlüpfen aus dem Ei Probleme bereiten, so daß Russell für seine hypothetische Kreatur nicht nur Lebendgeburt (Viviparie), sondern sogar die Entwicklung einer Plazenta annahm.

Was er und sein Modellierer, Ron Séguin, am Schluß als lebensgroße Statue präsentierten, sah ausgesprochen bekannt aus. Man stelle sich einen Menschen vor (auch als Sohlengänger) mit je drei Fingern und Zehen, dessen Gesicht stark an das eines Roswell- Aliens erinnert, nur mit einem zahnlosen Schnabel an Stelle von Mund und Nase – Schon hat man Russells Dinosauroid vor Augen.

Allerdings ist Dinosauroid nur eine wissenschaftlich ungenaue Bezeichnung (so wie „Urmensch“, „Wurm“ oder „Stachelhai“), aber kein Gattungs- oder Artname. Um diesen zu erfinden, fühlten sich andere berufen (und ich gehe jede Wette ein, der eine oder andere von ihnen hat kurz zuvor Jurassic Park gesehen).

Anthroposaurus sapiens ist einer davon. Übersetzt heißt es: „vernunftbegabte Menschenechse“. Dieser Name macht jedoch nur dann Sinn, wenn ein solches Tier tatsächlich menschenähnlich ist. Genau das nämlich ist der Hauptkritikpunkt an dem Standbild von Russell und Séguin gewesen (von Thomas Holtz und anderen): Der Homo sapiens verdankt sein Äußeres zu einem großen Teil seinen baumbewohnenden Vorfahren. Der Dinosauroid aber wird ja gerade von schnell laufenden Bodenbewohnern hergeleitet, deren Habitus mehr an Federvieh, denn an Primaten erinnert. Folglich müßte auch er mehr wie ein Vogel aussehen, als wie ein aufrechter Affe.

An dieser Stelle komme ich zum ersten Mal auf Michael „Mike“ Magee zu sprechen. Auf web-ukonline stellt er die Behauptung auf, nicht Raub-, sondern Affensaurier hätten intelligente Formen hervorgebracht. Nun steht er vor dem Problem, daß es für diese Primosaurier (benannt nach den Primaten) keinerlei Nachweise gibt, also argumentiert er, daß Fossilien arboricoler Lebewesen aufgrund der schlechten Erhaltungsbedingungen ohnehin sehr selten sind. Lagosuchus wertet er als kletternde Form allein deswegen, weil er diese Gattung aus dem Pseudosuchier- Dinosaurier- Übergangsfeld als Ahn der Flugsaurier sieht. Vielleicht hätte er aus Epidendrosaurus einen Kronzeugen für seine Theorie gemacht, wäre der damals schon entdeckt worden. So bleibt ihm nur die Behauptung, daß die Säugetiere die Bäume viel früher erobert hätten, hätte es dort keine dinosaurische Konkurrenz gegeben, und dadurch auch viel früher größere Bregen ausgebildet. Aber daran, daß es im gesamten Fossilbericht nicht den geringsten Hinweis auf die Existenz von Primosauriern gibt, kann er nichts ändern.

Anthroposaurus ist freilich nicht der einzige Name für unseren intelligenten Dino; gelegentlich taucht in der Literatur auch der Begriff Smartasaurus auf (so bei Jeff Hecht). Hierbei handelt es sich freilich um einen eher albernen (aber gewiß patriotischen) Anglizismus. Genauso gut könnte man die Kreatur dann auch Schlauosaurus, Klugosaurus oder Vernunftbegabtosaurus nennen.

Kaum bekannt ist die Bezeichnung Avisapiens saurotheos, fide Darren Naish eine Kreation von Nemo Ramjet (Ein Synonym ist Superdinosaurus). Bei dem handelt es sich um einen mehr rabenähnlichen Dromaeosaurier, wie er sich entwickelt haben könnte, hätte es den Faunenschnitt vor 65,5 Millionen Jahren nicht gegeben.

Des weiteren führt Herr Naish noch eine Kreatur mit Namen Bioparaptor macloughlini an, benannt nach dessen Schöpfer John McLoughlin. Dieses Wesen erinnert auf der Abbildung mehr an einen kleinen Raubsaurier mit menschlichen Vorderextremitäten und dem Kopf eines Carnosauriers mit großem Hirnschädel. Als wäre hier nicht allein schon der Wunschtraum manches Grundschülers erfüllt, trägt es auch noch eine Halskette, und hält so etwas wie eine Angelrute in seinen dreifingrigen Händen. Just wie Anthroposaurus sapiens (und anders als Avisapiens saurotheos und der Dinosauroid) wurde er nicht als hypothetische Fortsetzung einer ausgestorbenen Linie gedacht. Er wird uns präsentiert als kulturfähig und Verursacher des großen Aussterbens zum Schluß des Mesozoikums.

Dafür, daß es ihn offiziell nie gegeben hat, hat unser vernunftbegabter Reptilienmensch also erstaunlich viele Namen! Da jeder davon mit einer ganz spezifischen anatomischen Vorstellung verknüpft ist, werde ich nach Möglichkeit keinen davon verwenden. Wo es einfach nur um einen hypothetischen klugen Dinosaurier geht, werde ich die Bezeichnung Dinosaurus benutzen – Ob dieses spekulative Geschöpf nun mehr Avisapiens oder mehr Bioparaptor entsprochen haben mochte, sei damit dahingestellt. Außerdem ist „Dinosaurus“ der logische Gattungsname zu Russells nomenklatorisch inkorrektem Begriff „Dinosauroid“, und man mag es kaum glauben, aber bei all der langen Geschichte der Paläontologie ist dieser altehrwürdige Name noch nirgends vergeben worden. Angesichts dessen, daß diese „Intelligenzbestie“ mit dem Menschen verglichen wird, und ihre Rolle im Ökosystem keine allzu Positive sein soll, würde der Titel „schreckliche Echse“ auch ganz gut passen.

Was aber hat die sonst doch so seriösen und renommierten Herren Russell und Séguin überhaupt geritten, daß sie der Öffentlichkeit ein solches Wesen präsentiert haben? Eines, von dem man erwarten würde, es wäre eher in Roswell ausgebuddelt worden, als auf mesozoischen Funden basieren?

Nun, um diese Frage beantworten zu können, müssen wir uns zuerst einmal vor Augen führen, welche anatomisch erkennbaren Merkmale überhaupt erkennen lassen, daß man es mit einer verhältnismäßig gescheiten Lebensform zu tun hat.

[1] Freilich enthält die Star Trek Voyager- Folge „Herkunft aus der Ferne“ noch weitere Fehler. So wurden die Hadrosaurier von der Gattung Eryops abgeleitet, einem permischen Amphibium, das mit der Genese der Dinosaurier in keinem näheren Zusammenhang steht. Da die paläontologische Datenbank der Voyager an anderer Stelle gerühmt wird, muß offenbar im 21. und 22. Jahrhundert ein Großteil des Wissens über ausgestorbene Spezies verloren gegangen sein. Hinzu kommt, daß die Entwicklung der intelligenten Dinosaurier vor 20 Millionen Jahren begonnen haben soll: Wenn deren Ahnen nicht 45 Millionen Jahre lang durchs All geirrt sein sollen, hat sich hier ein Drehbuchautor ordentlich bei den Zahlen vertan.

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Kommentare  

#1 Andreas Decker 2013-05-24 10:37
Toller Artikel.

Zu den fiktiven Dino-Wesen sollte man noch die Silurier aus Dr.Who zählen, die in den 70ern geschaffen wurden. Reptilienwesen, die die Erde vor den Menschen bevölkerten.

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