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Protectors - Auf Leben und Tod (Livvagterne)

Livvagterne - ProtectorsProtectors - Auf Leben und Tod
(Livvagterne)

Es ist mal wieder Sonntag Abend, auf dem ZDF die schon bekannte Zeit der Krimis, englische, skandinavische, dänische ... Es ist immer wieder etwas Besonderes. 

Heute startet "Protectors", eine Kurzserie, entstanden in dänischer, deutscher, norwegischer und schwedischer Coproduktion.


Livvagterne - ProtectorsBagdad,  31. Dezember

Auf einem Militärflughafen landet ein Helikopter, an Bord der dänische Verteidigungsminister. Er will die dänische Einheiten in Afghanistan an Silvester mit seinem Besuch ehren. Und während in Dänemark eine Familie lachend am Tisch sitzt und ein Tischfeuerwerk abfeuert, wird in Bagdad der Personenschützer des Ministers durch eine Granate ermordet.

In dieser ersten Folge wird eine neue Einheit des Personenschutzes aufgebaut. Hiermit beginnt diese Serie. 

Ein Team von Polizisten wird gedrillt. Sie sind in Ausbildung zu der neuen Einheit des Personenschutzes innerhalb Dänemarks. Unter ihnen sind Jasmina El-Murad, eine ägyptisch-danische Expolizistin, Rasmus Poulsen, der die undankbare Aufgabe gehabt hatte den Eltern des Personenschützers die Nachricht vom Tod des sohnes zu überbringen, und Jonas Goldschmidt.

Im Rahmen der Ausbildung wird gnadenlos ausgesiebt. Zwanzig bleiben übrg, fürs Erste. 

Die drei, auf denen das besondere Augenmerk der Serie liegt, werden - quasi als Prüfungsaufgabe - dem Schutz des Verteidigungsministers zugeteilt.

Dieser ist in Gefahr, denn die Familie des jungen Personenschützers, der in Bagdad ums Leben kam, sucht eine Erklärung - und einen Schuldigen - für dem Tod seines Sohnes. Für den Vater gibt es nur einen Schuldigen, nämlich den Minister. Dieser war so gedankenlos gewesen, in der Nacht auf das Dach der Botschaft zu gehen. Er wollte mit einer Frau telefonieren, die er nach dem Ende des Empfangs treffen wollte. 

Vom Trailer bis zur technischen Produktion ist der Serienstart gelungen. Es macht einen guten Eindruck. Leider packt die erste Folge nicht wirklich den Sprung in eine packende Geschichte, dabei ist der Plot gut. 

Es macht den Eindruck, dass man sich zu viel vorgenommen hat: Da ist der Erzählzweig um Jasmine, die sich als Frau und Muslima beweisen muss. Sie ist die einzige Frau (quasi Alibi) und es steht zu vermuten, dass es vor allem darum geht, eine Form von "political correctness" zu erzeugen, indem man eine Frau muslimischen Hintergrunds in der Truppe weiterkommen lässt.

Hinzu kommt die Affäre von Jonas Goldschmidt, einem zweiten Auszubildenden, mit einer Klatschreporterin. Da Personenschützer aufgrund ihrer Position prädestiniert dazu sind Geheimnisse von Personen des öffentlichen Lebens zu kennen, macht ihn das erpressbar. 

Parallel dazu verläuft die Geschichte des Ministers, der versucht seine Karriere zu retten, die durch seine Affäre mit einer Politikerin der Gegenpartei gefährdet ist. Während die Personenschützer vor der Stadtwohnung des Ministers warten, ist seine politische Konkurrentin bei ihm, und gemeinsam verbringen sie die Nacht. Dies macht deutlich, welches Wissen Personenschützer über die ihnen Anvertrauten haben. 

Gleichzeitig ist sein Leben durch den Vater des toten Bodyguards gefährdet. Der Vater ist ein bosnischer Kriegsflüchtling, der bisher keine Traumatherapie erhalten hat. Den Ausbildern der Personenschützereinheit ist klar, dass Katic eine wandelnde Bombe ist, der irgendwo abgetaucht ist. Bisher wissen sie nicht warum. Dem Zuschauer hingegen wird rasch deutlich, dass er sich sein Ziel, den Minister, bereits ausgewählt hat.

Es gibt eine Stelle, an der es mir kalt über den Rücken lief. Nach der Entführung seines Opfers,  hält Katic auf dem Dach eines Parkhauses an. Es geht jetzt um die Frage, ob er sie ermorden wird oder nicht. In diesem Moment tauchen Bilder von schwer bewaffneten Soldaten auf, die eine Treppe hinauf stürmen. Katic war in Serbien Mitglied einer Spezialeinheit gewesen und man weiß, dass er diesen Einsatz mit dem Tod seiner Frau bezahlt hat. Wer ist es, der da die Treppen hinauf stürmt? Sind es jene Truppen, die seine Frau auf dem Gewissen haben? Er selbst bei einem Einsatz? Oder sind es die Einsatztruppen, die Katics Entführungsopfer befreien sollen?

Mehr als Dialoge es könnten, machte mir diese Sequenz deutlich, wie schwer solche Ereignisse abzugrenzen sind, wie nah das alles beeinander liegt, und was nun eigentlich "richtig" ist. 

Mit dieser Frage beschäftigt sich auch ein weiterer Nebenstrang, bei dem es um die Frage geht, warum sich (europäische) Truppen überhaupt in Afghanistan aufhalten, was dort ihre Aufgabe ist und welche Auswirkungen dies auf unser - doch so sicheres - Leben hat.

In einer Szene fragt der Sohn des Verteidigungsministers, warum sie verstärkten Personenschutz haben. Er kann nicht verstehen, was dies mit ihm und seinem Leben zu tun hat. Auch seine Mutter antwortet mit "Nichts". Der Minister seufzt und sagt "Indirekt schon". Unabhängig davon, dass weit über 99% der Bevölkerung verwandtschaftlich nichts mit poltischen Entscheidungsträgern in dieser Hinsicht zu tun haben, gibt es doch die Tatsache, dass jederzeit einer der Soldaten, egal welcher Nation, dort sein Leben verlieren kann - und dann hat es sehr viel mit uns zu tun. 

Im letzten Drittel gewinnt die Folge eindeutig an Qualität. Katic läuft Amok, der Minister muss eine Entscheidung treffen, die Handlung spitzt sich weiter zu und läuft auf ein interessantes Ende zu. Wenn dies ein Hinweis auf den weiteren Verlauf der Serie ist, wird es spannend.

Die Sequenzen, in denen der Einsatzleiter die Bedrohungssituation zum Ende bringt, ist atemberaubend. Der fast nackte Personenschützer steht mit einem Medikament für eine Geisel vor der Tür der Garage, der Einsatzleiter gibt den Befehl zum finalen Rettungsschuss. Und während Katic stirbt, steht der Personenschützer erstarrt direkt vor ihm, er wusste nichts vom Schussbefehl. Dem Einsatzleiter stehen Tränen in den Augen, denn der notwendige Befehl, der von ihm kam, streitet sich mit seinem Verstehen für das Leiden des Mannes, der seine Frau und dann seinen Sohn in unsinnigen Kriegen verloren hat.

Für ein wirkliches Urteil über die Qualität einer Serie ist der erste Teil in der Regel ungeeignet, so auch hier. Es gibt viele Charaktere, die eingeführt werden müssen, Handlungsstränge müssen aufgebaut werden. Gerade die Größe der Ausbildungseinheit, in der eine Menge Einzelcharaktere eingepflegt werden, macht das Eintauchen nicht gerade einfach. Geben wir der Serie eine zweite Chance ... nächste Woche.

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