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The Fall - Die Teile 1-3: Ein Psychogramm wird erstellt

THe FallThe Fall - Die Teile 1-3:
Ein Psychogramm wird erstellt

In Deutschland erhielt der Film den Zusatztitel "Tod in Belfast". Es ist ein vielfältiger Tod, der als Ursache Mord hat. Ein Frauenmörder geht um. Einer, der seine Opfer zunächst in deren Wohnung aufsucht und dort Gegenstände verändert. Zum Beispiel legt er Wäschestücke ab oder er schält sich eine Apfelsine, dessen Schale er absichtlich vergisst wegzuwerfen. Das erinnert ein wenig an den Tatort-Krimi "Borowski und der stille Gast" aus Kiel.


THe FallMöglicherweise haben sich die Briten von der Figur des Kai Korthals inspirieren lassen - wer weiß das schon? Denn der besagte Borowski-Tatort lief im Jahre 2012. Also kurz vor der Fertigstellung des Fünfteilers "The Fall". Je ca. 60 Minuten fasst eine Folge.

Man lehnt sich also zurück und schaut den ersten Teil. Man weiß, dass man sich auf eine riesige Geschichte einlässt, die möglicherweise kein Ende findet. Es kommt dann wie es kommen muss. Der erste Teil lässt sich viel Zeit damit, das Leben des Täters zu zeigen. Über seine Triebe wird nicht viel klar. Sein Opfer im ersten Teil richtet er her. Lässt sie selbst im Tod noch schön aussehen. Er badet den Leichnam, wäscht und kämmt sorgfältig ihr langes Haar und lackiert die Nägel. Vollkommen nackt, aber doch in gewisser Weise ästhetisch, legt er den leblosen Körper auf das Bett und fotografiert sein "Werk". Da das Opfer zuvor die Polizei gerufen hat und über merkwürdige Platzierungen von Gegenständen berichtet hatte und die betreffenden Beamten sie mehr oder weniger nicht ernst nahmen, stehen diese nun doppelt geschockt vor der Tat.

Superintendent Gibson (Gilian Anderson) bittet um die Übernahme der Leitung der Sonderkommission. Sie wird äußert kühl dargestellt. Sehr viel geheimnisvoller. Nichts scheint sie aus der Ruhe bringen zu können. Hat sie überhaupt Gefühle? Zeitweise wirkt sie wie ein weiblicher Spock ala Star Trek. Selbst das berühmte Hochziehen einer Augenbraue bei plötzlicher Verwunderung ist zu erkennen. Doch der Superintendent ist nicht ganz rein und nicht ganz frei von Gefühlen, wie man im zweiten Teil bemerkt. Dort bittet sie einen Kollegen in ihr Hotelzimmer nur um mit ihm zu schlafen. Gilian Anderson in einer Sexszene also, die in ihrer Andeutungsschwere mehr über den Hauptcharakter verrät, als das vielleicht beabsichtigt war. Eine Frau mit Schwächen, mit nymphomanischen Zügen. Eine Art Gegenpol zum Mörder, der ganz ähnliche Triebe hat, diese aber in letzter Konsequenz brutal auslebt. Er vergewaltigt seine Opfer nicht. Seine Befriedigung findet er allein in der kunstvollen Tötung und Ausstellung. An den Fotos weidet er sich noch Wochen. Und ausgerechnet dieses Opfer, welches im ersten Teil der Serie ihr Ende findet, wird dem Mann, der sich Spector nennt zum Verhängnis.
 
Fazit: Schaut man sich die ersten beiden Teile an, so bemerkt man unweigerlich, dass es völlig gereicht hätte hier einen schönen und spannenden Sechsteiler aus dem Ganzen zu machen. So aber gibt es Längen. Die merkwürdige Beziehung des Mörders zu seinem Babysitter ist etwas zu aufdringlich dargestellt. Auch der Mord an dem Polizisten, der mit Gibson im Hotelzimmer war ist nur eine störende, statt eine wirklich spannungsfördernde Nebenhandlung.
 
SzenenfotoBildsprache: Etwas merkwürdig ist auch die Bildsprache mit ihren  häufigen Szenenwechsel. Das wirkt störend. Viele Szenen bekommt man nur in Fetzen serviert und immer wenn es wirklich interessant wird, wird zu einer anderen Szene geblendet. Es sind zu viel Protagonisten in der Nebenhandlung präsent. Spectors Eheleben wird zwar regelrecht seziert, aber das Sexualleben mit seiner Frau (was für seine Entwicklung und Motivlage sicher interessant wäre) wird komplett ausgelassen. Hier erfährt man erst in Teilen 4-5 etwas mehr. Zunächst wird in den Teilen 1-3 nicht viel Anrüchiges gezeigt. Doch schon im dritten Teil werden die Frauen nackter. Geradeso als wollte man sich etwas aufsparen und nach und nach deutlicher werden.
 
Die Figur Spector: Der junge Mann ist Trauertherapeut. Kein unattraktiver Typ, aber eben ein Mörder. Die Krankheit seiner Tochter nimmt auch etwas zu viel Raum ein und ist vielleicht etwas zu viel des Guten. Das Psychogramm des Mannes wird während der ersten drei Teile gezeichnet. Er agiert stets im Verborgenen - niemand bekommt etwas mit. Und es kommt noch nicht zur Begegnung mit Gibson. Doch das ist das Moment auf den der Zuschauer wartet. Erst im sogenannten Staffelfinale wird es hier eine Annährung geben.
 
DVD INFO:
2 DVDs, Genre: Thriller, Produktionsjahr: 2013, Laufzeit: 300 Min. + 12 Min. Bonus, Bildformat: 16:9, Tonformat: DD 2.0 Stereo, Sprache: Deutsch / Englisch, FSK: ab 16 Jahren, EAN: 4052912574809

BLU-RAY INFO:
2 BDs, Genre: Thriller, Produktionsjahr: 2013, Laufzeit: 300 Min. + 12 Min. Bonus, Bildformat: 16:9, Tonformat: DD 2.0 Stereo, Sprache: Deutsch / Englisch, FSK: ab 16 Jahren, EAN: 4052912574816

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2015-12-24 11:08
Dass man ihren Lover so schnell entsorgt hat, fand ich eigentlich noch eine der originelleren Ideen. Ich dachte schon, das liefe auf dieses unsägliche "Beschwerde wegen sexuellen Belästigung im Dienst" heraus und war da eher angenehm überrascht. Auch dass sie den Typen aufreißt und wegwirft fand ich eines der stärkeren Elemente. Interessante und folgerichtige Umkehrung der Rollenbilder. Wäre die Rolle wie früher üblich ein Mann gewesen, würde man die Szene genau anders betrachten und nicht als "nymphoman" ;-) Für englische Verhältnisse war es allerdings recht freizügig.

Obwohl, das mit dem Trauertherapeuten habe ich dem Mörder keine Sekunde abgenommen. Der Darstellung zufolge wäre er in dem Job nicht alt geworden, das war nur gruselig.
#2 G. Walt 2015-12-24 17:22
Ein Trauertherapeut als Mörder ist extrem weit hergeholt. Er müsste ja Psychologe sein oder mindestens Sozialpädagoge. Und in diesem Job hätte er sich selbst haarscharf analysiert. Aber es soll ja alles geben. Sozialpädagogen sind ja nicht selten Kindermörder, weil sie in dem Beruf einen unauffälligen Zugriff auf ihre potenziellen Opfer haben. So wurde das irgendwo mal geschrieben. Der hier ist aber Frauenmörder. Er sollte Friseur sein - dann hätte es in dieses Bild gepasst.

Nymphoman. Nun das sind eben nun mal nur Frauen. Bei einem Mann wäre es Satyriasis.
#3 Andreas Decker 2015-12-25 12:21
zitiere G. Walt:
Er sollte Friseur sein - dann hätte es in dieses Bild gepasst.


:lol: :D Wie kommst du denn da drauf?

zitiere G. Walt:

Nymphoman. Nun das sind eben nun mal nur Frauen. Bei einem Mann wäre es Satyriasis.


Schon klar. Ich habe das nicht so negativ besetzt gesehen. Schon etwas konstruiert, wo statt dem harten Bullen die harte Bullin die sexuell Aktive ist - man kann es mit der 1 zu 1 Übertragung auch übertreiben -, aber irgendwie hat es zu der Figur gepasst.

Anderson ist ziemlich präsent im Moment. Diese Serie, Hannibal, das Akte X-Revival.

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