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... Udo Mörsch über Zeitkugel, Bielefeld, Mohlberg und persönliche Bezüge

Udo Mörsch ... Udo Mörsch ...
... über Zeitkugel, Bielefeld, Mohlberg und persönliche Bezüge

Udo Mörsch ist der wohl wichtigste Kopf bei der Neuauflage der Zeitkugel im Mohlberg-Verlag. Zusammen mit Jörg Bielefeld fungiert er als Herausgeber der Serie und ist gleichzeitig auch ihr Bearbeiter. Auch hier teilt er sich die Arbeit mit Jörg Bielefeld.  Außerdem stammen einige der neuen Romane aus seiner Feder. Im Rahmen der kleinen Artikelserie zur Zeitkugelserie lag es nahe, ihm einige Fragen zu stellen. Er gibt Antworten zum Konzept der Serie, zu ihrer Bearbeitung und dazu, wie es dort weitergehen wird.

Zauberspiegel: Hast Du einen persönlichen Bezug zur Zeitkugel? Warst Du früher selbst Leser der Heftreihe?
Udo Mörsch: Als Jugendlicher habe ich Bücher und Heftromane verschlungen. Ich habe mein ganzes Taschengeld in Hefte investiert. Hervorheben möchte ich hier den obligatorischen PERRY RHODAN und die fantastische Abenteuerserie DOC SAVAGE. Zahlreiche SF-Serien müsste ich ebenfalls nennen, deren Titel mir im Augenblick aber nicht mehr in den Sinn kommen. Relativ spät entdeckte ich ZEITKUGEL am Kiosk, und nach zwei Heften hatte mich das „Reisefieber in die Vergangenheit“ förmlich gepackt. An einen Leserbrief kann ich mich noch erinnern, den ich an den Marken-Verlag schrieb, und prompt erreichte mich nach einer Woche ganz unerwartet ein Paket vom Verlag – darin fand ich etwa 30 Zeitkugel-Hefte als Geschenk von der Redaktion an einen Schüler, der nur über wenig Taschengeld verfügte. Es waren genau die Hefte, die mir noch fehlten. Solche Geschenke waren auch damals schon keine Selbstverständlichkeit im Verlagsgeschäft.

Zauberspiegel: Was war/ist für Dich das Besondere an der Serie?
Udo Mörsch: Einmal die Idee der Zeitreisen, die mich von jeher interessierte, auch wenn nach heutigen Erkenntnissen Reisen durch die Zeit doch sehr abwegig erscheinen –  dennoch weckt alleine der Gedanke an Zeitreisen bei mir die Neugier. Für Geschichte und Geschichten habe ich mich schon immer begeistern können – und die alten, italienischen Sandalenfilmen mit ihren muskelbepackten Gladiatoren und Römer habe ich sehr gerne gemocht, neben Raumschiff Enterprise, Time Tunnel und Raumpatrouille. Die Verknüpfung von Science-Fiction und historischer Geschichte, spannend erzählt, weckte bei mir damals die Neugier an ZEITKUGEL. Ich vermute mal, diese Serie war in den siebziger Jahren einzigartig. Es gab nichts Vergleichbares auf dem deutschen Markt. Hätte es sich bei ZEITKUGEL nur um historische Geschichten gehandelt, hätte ich die Hefte damals wahrscheinlich überhaupt nicht beachtet.

Zauberspiegel: Wie wurdest Du Bearbeiter/Herausgeber der Serien ZK und Erde2000 im Mohlberg-Verlag?
Udo Mörsch: Das ist eine etwas längere Geschichte. Damals hatte ich einen Kleinverlag und brachte diverse Fantasy- und SF-Romane von verschiedenen Autoren heraus. Heinz Mohlberg bestellte bei mir bestimmte Titel für seine Kunden, so fanden wir schnell Kontakt, da die Distanz zwischen unseren Heimatadressen  nicht besonders dramatisch ist. Da ich also bereits die Manuskripte für meinen Verlag selber lektorierte, kam auch bald schon die Anfrage von Heinz, ob ich nicht eben mal ein paar Texte für ihn lektorieren könnte. In meinem damaligen Leichtsinn willigte ich ein, und dann schüttete Heinz mich praktisch mit Arbeit zu. Meinen Verlag gab ich schon bald auf, mit Heinz habe ich engen Kontakt. Und so  kam es  zu ZK und Erde2000: Ich persönlich mochte ERDE 2000 nie, und als Heinz Mohlberg und Dirk van den Boom, der frühere Bearbeiter von ERDE 2000, verkündeten, das die Reihe neu aufgelegt werden sollte, legte ich mein Votum als Leser ein und plädierte dafür, lieber ZEITKUGEL neu aufzulegen, da ich für die „Reisen in die Vergangenheit“ mehr erreichbare Leser vermutete. Aber erst einmal ging ERDE 2000 an den Start, und viele Leser meldeten sich im Mohlberg-Forum, die auch gerne wieder die Zeitreisen in die Vergangenheit lesen wollten.
Nachdem ich bereits als Bearbeiter einige SF-Romane für Heinz Mohlberg zu seiner Zufriedenheit lektoriert hatte, lag es auf der Hand, dass ich ZEITKUGEL machen würde, sollte die Neuauflage realisiert werden. Es dauerte aber noch eine Weile und eine Menge Überzeugungsarbeit, bis wir verkünden konnten, das ZEITKUGEL in Buchform neu aufgelegt wird.
 
Zauberspiegel: Wie sind/waren die Aufgaben zwischen Dir und Jörg Bielefeld verteilt?
Udo Mörsch: Da ich damals noch in Arbeit hatte, suchten wir nach einem mitverantwortlichen Co-Redakteur, der mit mir abwechselnd die Texte bearbeiten sollte. Mit Jörg Bielefeld fanden wir einen guten Kenner von ERDE 2000 und ZEITKUGEL. Jörg wühlte sich akribisch durch die wichtigsten Texte von ZEITKUGEL und erarbeitete Zeitlinien, Listen, genaue Aufstellungen aller Zeitreisen, ordnete sie in einen zeitlichen Rahmen ein, und noch viele Dinge mehr. Für diese Arbeit war und bin ich ihm heute noch sehr dankbar. Ich plante die Reihenfolge der Neuauflage, entwickelte das Design des Covers und kümmerte mich um das erste Titelbild.
Da die Original-Manuskripte nicht mehr existieren, blieb uns nur der Weg, die alten Hefte Seite für Seite einzuscannen und über die Texterkennung laufen zu lassen. Diese Texte dienen dann als Vorlage für die Bearbeitung für die Neuauflagen  der beiden ZK-Buchserien. Hätten wir nur die alten Texte übernommen und im Original belassen, hätten wir die Chance verspielt, neue Leser für die Serien zu begeistern, aber eine Serie in kleiner Auflage kann leider nicht nur von einem kleinen Stamm alter Sammler (nicht negativ gemeint) finanziert werden. Die einzelnen Bände wurden dann aufgeteilt, so dass jeder in den Genuss kam, komplette abgeschlossene Geschichten zu lektorieren – natürlich standen wir in sehr enger Verbindung, um unsere Arbeit abzugleichen – wir wollten die Fehler der damaligen Redaktion nicht wiederholen und die Romane möglichst ohne inhaltliche Widersprüche herausbringen. Jörg und ich waren gleichwertige Partner, jeder hatte seine Aufgaben. Wir arbeiteten sehr gut zusammen.
Zu jener Zeit wurde ERDE 2000 ja noch von Dirk van den Boom betreut. Aus beruflichen Gründen musste Dirk seine redaktionelle Arbeit leider einstellen. Natürlich war es naheliegend, dass Jörg und ich die ERDE 2000 Redaktion postum übernahmen. Ich steuerte neben den Bearbeitungen auch einen komplett neuen Roman unter dem Titel „Die letzte Zuflucht“ bei.  Wir teilten die Arbeit gerecht auf. Mit dem Bearbeiten der beiden Serien wechselten wir uns ab. So kam jeder in den Genuss, an beide Reihen arbeiten zu dürfen. Als ich dann auf Wunsch von Heinz Mohlberg die Neuauflage der SF-Serie AD ASTRA noch redaktionell komplett übernahm, musste die Arbeit neu verteilt werden, sonst  hätte ich das Arbeitspensum unmöglich  geschafft. Kurzerhand erklärte sich Jörg dazu bereit, ERDE 2000 alleine zu lektorieren. ZEITKUGEL teilten wir uns weiterhin. Somit stand dem Start der AD ASTRA Serie nichts mehr im Weg.
Mittlerweile ist Jörg Bielefeld aus Zeitmangel aus beiden Serien ausgestiiegen. Seit kurzem bin ich für ZEITKUGEL und AD ASTRA alleine verantwortlich. ERDE 2000 wurde vom Verlag mit Band 16 eingestellt, da der Abverkauf  leider stark gesunken ist. Es war wirtschaftlich nicht mehr vertretbar, diese Serie am Leben zu halten. Aber unsere Helden bleiben uns natürlich in der Serie ZEITKUGEL erhalten, die ich allen ERDE 2000 Leser wärmstens empfehlen möchte.

Zauberspiegel: Wie sieht aus Deiner Sicht das Konzept der ZK-Serie aus?
Udo Mörsch: In der alten Serie war das Konzept eigentlich ganz simpel gestrickt, aber dennoch einzigartig unter den zahlreichen Heftserien. Meines Wissens nach war ZEITKUGEL die einzige Zeitreise-Heftserie auf dem Markt - und das bis zum heutigen Tag. Leider spürte man schon damals, dass die Autoren sich kaum austauschten oder intensiven Kontakt pflegten. Absprachen zwischen den Autoren fanden nur selten statt. Es gab lediglich ein paar Vorgaben von der Redaktion des Marken-Verlages. Aber die wichtigste Voraussetzung dür ZEITKUGEL war damals schon das gründliche Recherchieren des geschichtlichen Hintergrundes. Hübner, der damalige Chefredakteur, legte darauf besonderen Wert. Das Grundkonzept war gut erkennbar, war aber noch ausbaufähig. Damit begonnen habe ich bereits in dem ersten neuen Roman Band 1: Mordfall Tutanchamun. Das Grundkonzept der alten ZEITKUGEL-Konzept wurde behutsam modernisiert. Die Handlung spielt in der jeweiligen Gegenwart, abgesehen natürlich von den eigentlichen Zeitreisen, dass ist für Leser auch nachvollziehbarer. Die genannten Unzulänglichkeiten möchte ich in der Neuauflage in jedem Falle vermeiden. Vorrangig sind die Zeitreisenden Beobachter und Forscher – was in neuen Romanen deutlich hervorgehoben wird. In die Handlung dürfen sie nur eingreifen, wenn es unvermeidbar ist. Sie dürfen die bekannte Geschichte ja nicht einfach verändern … das angebliche Zeitparadoxon lassen wir hier mal wissentlich außer acht.

Zauberspiegel: Kannst Du uns die drei Hauptfiguren der Serie, also Lintberg, Forster und Hammer kurz charakterisieren?
Udo Mörsch: Lintberg ist ein Forscher und Historiker von Kopf bis Fuß, und ein begnadeter Techniker, was logisch erscheint, denn er hat ja die erstaunliche Zeitreisetechnik entwickelt. Er ist eine zurückhaltende Person und ein kühler Denker, der alle Fäden in seinen Händen hält. Er ist gegen jegliche Gewalt und möchte den Dingen friedlich auf den Grund gehen, was leider nicht immer funktioniert. In ERDE2000 gibt es aber widersprüchliche Beschreibungen. Dort ist er wohl auch so etwas wie ein Astro-Physiker.
Frank Forster sehe ich als smarten Typ, der das Leben lässig nimmt, und natürlich ein Frauenschwarm, was die Leser in den nächsten neuen Romanen noch miterleben dürfen. Frank legt wert auf adrette Kleidung. Er ist ebenfalls Ingenieur und Spezialist für Computertechnik und Prozessorsteuerungen. In den alten Romanen war er nur Lintbergs Assistent – was ich als zu wenig erachtete. In den neuen Romanen wird sein Charakter eine stärkere Position bekommen, denn er ist wirklich eine sehr interessante Figur. Auch er wird in ERDE2000 etwas anders beschrieben, was seinen beruflichen Werdegang betrifft.
Ben Hammer ist der eigentliche Star der Serie. Er ist hochgewachsen und hat eine kräftige Statur. Von Beruf ist er Ingenieur im Bauwesen und für Hydraulik – also ein Mann für die Grobe Technik der Zeitkugel. Ben ist ein Charakter mit vielen Ecken und Kanten – deshalb wirkt er auch sehr menschlich. Oft reagiert er spontan, frech und unüberlegt, und bringt sich und seine beiden Gefährten schon mal in auswegslose Situationen. Er geht keiner Kneipenkeilerei aus dem Weg und kann kräftig austeilen. Die Summe seiner Eigenschaften machten ihn schon in den siebziger Jahren zum Liebling der Leser. Er passt irgendwie in kein Klischee – seinen widersprüchlichen Charakter und seine saloppe Art möchte ich in den neuen Romanen noch stärker hervorheben.

Zauberspiegel: Wie interpretierst Du die Figur von Vanessa Carpenter?
Udo Mörsch: Vanessa spielte in der alten ZK-Serie nur in zwei oder drei Romanen eine tragende Rolle, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt. In ERDE2000 durfte sie wohl eine tragendere Rolle spielen. Bei ZK wurde sie als Figur eingeführt, um auch den zahlreichen Leserinnen der damaligen Serie eine Identifikationsfigur zu geben, aber dieser Charakter wurde leider nur lieblos von den Autoren behandelt, obwohl sie eine faszinierende Persönlichkeit ist. Leider wurde dieser weibliche Part aus unerfindlichen Gründen von der damaligen Redaktion wieder fallen gelassen, was ich eigentlich sehr schade finde. In Zukunft wird Vanessa stärker in die Serie eingebunden, damit auch wir eine Frauenquote vorweisen können. Das war nur ein Spaß. Tatsächlich wird uns die hübsche Vanessa schon bald mit ihrer Anwesenheit beehren und mit ihrer erotischen Ausstrahlung unserem Team die Köpfe verdrehen...

Zauberspiegel: Was habt Ihr im Vergleich zur Heftserie an der Zeitkugel verändert?
Udo Mörsch: Es ist nicht immer leicht  die Bedürfnisse alter Fans und neuer Leser unter einen Hut zu bringen, aber ich bin der Meinung, dass wir einen guten Mittelweg gefunden haben. Das Gleichgewicht wird gewahrt bleiben - und ZEITKUGEL wird vom Grundkonzept nicht verändert, nur etwas weiter entwickelt. Unsere erste Aufgabe war, den Handlungsstrang in der Roman-Gegenwart in unsere reale Gegenwart zu transferieren, damit sich auch neue Leser damit identifizieren können. Computer, Internet und Handys spielten aus verständlichen Gründen in der alten Serie überhaupt keine Rolle – in der Neuauflage spielen diese Dinge eine Rolle. Auch die Technik wurde eher stiefmütterlich behandelt. Doch heutige Leser sind viel aufgeklärter und wollen auch Erklärungen geliefert bekommen, wie dieses oder jenes Gerät eigentlich funktioniert oder funktionieren könnte. Wir haben z. B. diese lächerlichen silbernen Anzüge komplett aus der Serie gestrichen, die unsere Charaktere in der alten Serie in den ersten Romanen während ihrer Zeitreisen immer anlegten. Damit sahen sie sicherlich wie moderne „Teletubbies“ aus – lächerlich war das. In der Bearbeitung tragen die Zeitreisenden entsprechende Kleidung, die in der jeweiligen Zeitepoche vermutlich gang und gäbe war – so fallen sie auch weniger auf, wenn sie sich unter das Volk mischen.
Ein paar kleinere Änderungen an den Charakteren und den Dialogen sollte man uns zugestehen, ausserdem waren das auch Vorgaben vom Verleger. Zum Beispiel wurde Bens Messer aus Venusstahl (das logischerweise von der Venus stammen sollte) in ein größeres Taschenmesser mit Stahllklinge verwandelt. Neue Leser, die typischerweise keine SF-Leser sind, wäre so ein außeirdisches Messer nur schwer zu vermitteln. Außerdem weiß der heutige aufgeklärte Leser, dass es völliger Unsinn ist, auf der Venus irgendeine Art von Leben zu vermuten. Ben agierte manchmal wie eine Kopie von Bud Spencer, und er litt uns viel zu häufig uner peinlichen Essattacken. Das haben wir auf ein erträgliches Maß reduziert. Da seine saloppen Dialoge eher auf Teenager-Niveau abliefen, haben wir auch hier teilweise Hand anlegen müssen, um unseren meist aus dem Teenager-Alter entwachsenen Leser Tribut zu zollen.
Wir kamen auch nicht daran vorbei, einige angestaubte Textpassagen zu überarbeiten, da diese Texte zu simpel gestrickt waren. Der geschichtliche Hintergrund wird neu recherchiert, auf den heutigen Stand des Wissens gebracht und Fehler möglichst ausgemerzt. Viele Begriffe oder Bezeichnungen wurden in den alten Romanen so gut wie gar nicht erklärt, jetzt findet der geneigte Leser mehr Hintergrundmaterial und Erklärungen, die in die Romane mit einfließen, ohne den Lesefluss zu beeinträchtigen.
Geändert wurden auch die Förmlichkeiten in den alten Romanen. Da war Dirk van den Boom mit seinen ersten ERDE 2000 Romanen ja dankbarerweise Vorreiter. Aus dem distanzierten SIE wurde ein vertrauliches DU. Frank und Ben duzten sich zwar schon immer, aber Lintberg wurde mit einem respektvollen SIE von seinen Gefährten angesprochen. In der Neuauflage duzen sich Lintberg und seine Mitarbeiter, was mir viel realistischer erscheint, schließlich verbringen die drei Männer sehr viel Zeit miteinander und erleben gemeinsam haarsträubende Abenteuer. Zwischen ihnen hat sich eine echte Männerfreundschaft entwickelt.

Zauberspiegel: Wieweit dürfen aus Deiner Sicht die Eingriffe bei der Bearbeitung einer alten Serie gehen? Wo wäre für Dich die Rote Linie?
Udo Mörsch: Das möchte ich nicht verallgemeinern. Es kommt ganz auf die Textvorlage an. Einige Fans akzeptieren keinerlei Änderungen am Original – Fehler, inhaltliche Widersprüche und andere Unsäglichkeiten nehmen sie bewusst in Kauf. Das hat meiner persönlichen Meinung nach einen ganz bestimmten Grund: Die zumeist aus einer älteren Generation stammenden Sammler wollen sich damit ein Stück Erinnerung an ihre Jugend erhalten. Sie sind mit diesen Lesestoffen aufgewachsen. Damals spielten Fernsehen, Internet und Co noch keine Rolle. Man vertrieb sich mit Lesen die Zeit. Ich kann ihre Sicht gut verstehen, aber damit erreicht man leider nur einen sehr kleinen Kreis von Lesern bzw. Sammlern. Um neue Leser für eine ale Serie zu begeistern, ist es manchmal unumgänglich, einige Verbesserungen vorzunehmen.
Aktuell siehe den neuen Star Trek Film. Hätte man diesen Film so aufgebaut wie die alten, mittlerweile etwas angestaubten Filme, wäre das Werk gnadenlos beim Publikum untergegangen. Regisseur J. J. Abrams hat hier einen akzeptablen Weg gefunden, mit modernen Mitteln und einer atemberaubenden neuen Bildsprache Star Trek wiederzubeleben – alten und neuen Fans eine frische, spannende Geschichte zu erzählen.
Der Wiedererkennungswert sollte in jedem Fall erhalten bleiben. Trotz aller Bearbeitungen würde ich niemals die ganze Storyline bis zur Unkenntlichkeit verstümmeln. Bei ZEITKUGEL sind wir meist behutsam vorgegangen. Es würde den Lesern auch nichts bringen, wenn von dem ursprünglichen Konzept und den Hauptcharakteren kaum noch etwas übrig bleibt. Das würde dann doch zu weit führen, wie ich finde. Aber dennoch sollte sich ein Konzept weiter entwickeln lassen.

Zauberspiegel: Wo lagen für Dich die Unterschiede in der Bearbeitung von Erde 2000 und ZK?
Udo Mörsch: Bei ERDE 2000 musste in erster Linie die von den damaligen Autoren erdachte Technik generalüberholt werden, um die Geschichten für die heutige Zeit glaubwürdiger zu gestalten – schließlich handelte es sich um Reisen in die Zukunft. Doch der Hauptunterschied zwischen den beiden Serien war die Recherchearbeit. Während diese bei ERDE 2000 fast komplett vernachlässigt werden konnte, war es bei Zeitkugel unumgänglich, die historisch belegten Themen aufzuarbeiten und mit neueren Erkenntnissen und heutigem Wissensstand abzugleichen. Dabei entdeckten wir zahlreiche Fehler der Alt-Autoren, die dann natürlich ausgebügelt wurden. Da war es nicht selten notwendig, ganze Passagen neu zu schreiben. Eine sehr Zeitaufwendige aber lohnende Arbeit. Die Storys um die Reisen in die Vergangenheit haben mehr Kontur bekommen. Bei ERDE 2000 konnte man wesentlich freier an die Bearbeitung der Texte herangehen, da die Handlung ausschließlich in der Zukunft spielt, und man als Bearbeiter keiner bekannten Vorgabe akribisch folgen musste.

Zauberspiegel: Welche thematischen Schwerpunkte liegen Dir bei der ZK am Herzen?
Udo Mörsch: Ich mag die großen, geheimnisumwitterten Themen, die von den Forschern bis heute noch nicht ganz aufgeklärt wurden. Mein erster neuer ZK-Roman „Mordfall Tutanchamun“ war so ein Fall. Überhaupt das ganze Themengebiet des Alten Ägypten interessiert mich sehr. Deshalb gab es ja auch eine Ägypten-Trilogie innerhalb der Serie, die gut bei den Lesern ankam. Ein weiterer Schwerpunkt wäre vielleicht das Mittelalter – ein Kreuzritter-Roman ist für Zeitkugel geplant, möglicherweise wird es ein Zweiteiler werden, da es sich um ein sehr umfangreiches Thema handelt, das möglichst spannend umgesetzt werden soll. Die Spanische Armada haben wir mit Band 9 abgehandelt, aber weitere historische Seekriegs- bzw. Piratenromane könnte ich mir vorstellen. Da gibt es zahlreiche Geschichten, die mich als Autor reizen würden.    

Zauberspiegel: Kannst Du uns einen Ausblick auf die Themen der nächsten Bände geben?
Udo Mörsch: Wenn alles klappt, geht es mit kleiner Verzögerung wie geplant weiter. ZK-Band 10 (Der Götze von Saba) sollte ursprünglich noch von Jörg bearbeitet werden, aber durch den plötzlichen Ausstieg von ihm habe ich das Lektorat dafür übernommen.
Als Band 11 wird „XERXES - Perserkriege“ (noch ohne Titel) erscheinen. den ich gerade paralell bearbeite. In diesem Abenteuer begibt sich das Zeitkugel-Team in das Jahr 469 vor unserer Zeitrechnung und besucht Babylon, die damals größte Stadt der Welt. Sie erforschen die Höhe des sagenhaften Turmes und ergründen das Geheimnis der Hängenden Gärten, bevor alle diese Bauwerke von dem Perserkönig Xerxes im selben Jahr vernichtet werden. Und folgen dem Perserkönig Xerxes vom Hellespont aus bis nach Thermopyla, wo Leonidas und seine 300 Spartaner einen aussichtslosen Kampf führen!
Geplant ist ein neuer Kreuzritter-Roman, möglicherweise wird das dann auch ein Mehrteiler oder eine Trilogie. Ganz sicher wird Dr. Vanessa Carpenter, der weibliche Gegenpart von Professor Lintberg, eine wichtige Rolle spielen. Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, möchte ich mich den starken historischen Themen zuwenden, die reichlich Spannung, Geheimnisse und Überraschungen dem geneigten Leser bieten.

Udo MörschWer ist Udo Mörsch (in seinen eigenen Worten)?
Da gibt es nur wenig Spektakuläres zu berichten. Ich wurde in den sechziger Jahren in Köln geboren, ging dort zur Schule und machte eine Ausbildung in einem elektrotechnischen Beruf. Meiner Heimatstadt bin ich bis heute treu geblieben, und ich kann mir auch nur schwer vorstellen, an einem anderen Ort der Welt zu leben. Seit nunmehr über 20 Jahren bin ich hauptberuflich im Film- und TV-Geschäft tätig, und hatte die unsagbare Gelegenheit Harrison Ford (Indiana Jones, Blade Runner), Regisseur Oliver Stone (Alexander), Schauspieler Colin Farell (Alexander, Nicht Auflegen) und andere Größen persönlich kennenzulernen. Ich reise sehr gern in fremde Länder, fotografiere mit professioneller Ausrüstung, lese sehr gerne Fantastik, historisches und Krimis.
Geschichten schreibe ich schon seit meiner Jugend, vorwiegend im fantastischen Genre. Später verfasste ich einige Artikel für Boulevard-, Video- und Computerzeitschriften. Nach einer längeren Schaffenspause widmete ich mich dann wieder meiner eigentlichen Leidenschaft – der Fantastischen Belletristik! In dieser Zeit entstanden Romane und Kurzgeschichten. Zurzeit arbeite ich nebenher als Redakteur und Autor für den Mohlberg-Verlag, und betreue die Buchreihen AD ASTRA und ZEITKUGEL.

 

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