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... Peter Neumann über Schrecken, den »Grombock« und Stopmotion

Peter Neumann... Peter Neumann ...
... über Schrecken, den »Grombock« und Stopmotion

Mein ganz persönliches Highlight auf dem 11. phantastischen Trashfilmfestival Anfang Juni in Kassel war Peter Neumanns »Der Schrecken der Wolfsschlucht«. Eine ganz großartige Hommage an das B-Monster-Kino der Fünfziger und Sechziger.

Wir haben ein Interview mit dem Regisseur geführt ...


Zauberspiegel: Moin Peter, nachdem mich Dein Film »Der Schrecken der Wolfsschlucht« auf dem 11. Phantastischen Trashfilm Festival in Kassel dermaßen begeistert hat, führt kein Weg mehr an einem Interview vorbei.
Ich gehe Recht in der Annahme, dass Du ein großer Verehrer des klassischen ASF-, Horror und Monsterkinos bist. Aber wer ist Peter Neumann? Stell dich bitte einmal kurz vor.
Peter Neumann: Ich bin 54 Jahre alt und wohne in Erkrath in der Nähe von Düsseldorf. Seit meiner Kindheit liebe ich Fantasyfilme. Ab 1972 begann ich dann damit, selbst kurze  Trickfilme mit Modellen von Dinosauriern  und Ungeheuern zu produzieren. Dabei entstanden 8 Filme, damals noch auf Super 8, wovon 7 Filme unter dem Titel: Das verlorene Land, auf DVD zusammengestellt wurden.

Zauberspiegel: Was sind denn deine Lieblingsfilme und Regisseure?
Peter Neumann: Es sind eindeutig die 16 Filme von Ray Harryhausen, insbesondere die 3 Sindbadfilme  (Sindbads siebente Reise 1957, Sindbads gefährliche Abenteuer 1973, Sindbad und das Auge des Tigers 1977) sowie die 3 Original King Kong Filme (King Kong und die weiße Frau 1933, Son of Kong 1934 und Panik um King Kong 1949) unter der Animation von Willis O'Brien. So sind die Animatoren und Effektkünstler Ray Harryhausen und Willis O. Brien meine großen Vorbilder. Bei den Regisseuren sind es auch Leute aus dem phantastischen Genre wie Jack Arnold, Eugene Lourie, Stephen Spielberg, Bert I. Gordon,  Nathan Juran, John Landis, aber auch Karel Zeman , Frank Capra (Ist das Leben nicht schön ?), Rene Clair.

Zauberspiegel: Ich persönlich habe »Der Schrecken der Wolfsschlucht« als Hommage an Edward D. Wood, jr, David L. Hewitt, Bert I. Gordon und ähnlicher Koryphäen des Trash empfunden Wie siehst du den Streifen? Mit welcher Absicht hast du ihn gemacht? Was ist »Der Schrecken der Wolfsschlucht« für dich?
Peter Neumann: Hoppla, das sind ja 3 Fragen in einer. Also der Reihe nach. Zu Frage 1: Du hast Recht, der Film ist eine Hommage vor den Klassikern des Monsterkinos, unter anderen auch vor Bert I. Gordon, dessen Filme mit geringem Budget produziert wurden, aber durch den Erfingsreichtum des Regisseurs gläntzten. Aber in erster Linie ist unser Film eine Verneigung vor  Ray Harryhausen, dem  besten Stop Motion  Animator und Effectskünstler des 20. Jahrhunderts, der leider 2013 von uns gegangen ist. Obwohl mir klar ist das unser Film aufgrund des sehr kleinen Teams und unserer mangelnden Spielfilmerfahrung natürlich Trash ist.
Zu Frage 2: Die Ursprungsidee war, meine Modellungeheuer (die ich bisher nur in reinen Trickfilmen ohne menschliche Darsteller gezeigt hatte) in echten Landschaften vor Schauspielern auftauchen zu lassen. Die digitale Technik machte mir nun möglich, was mit meinen Super 8 Kameras vor Jahren nicht machbar war.
Zu Frage 3: Es war meine erste längere Geschichte, in der ich mit stark begrenzten Mitteln versucht habe, eine Fantasystory im Stil der 50/60er zu drehen. Der Schrecken der Wolfsschlucht ist mein Beitrag für das Weiterleben der Stop Motion Technik in der Zeit der Computeranimationen.

Zauberspiegel: Wie ist denn »Der Schrecken der Wolfsschlucht« entstanden? Schildere doch mal kurz den Weg von der Idee bis hin zum fertigen Film. Wie hast Du die Spezialeffekte gemacht.
Peter Neumann: Auf der Suche nach einem neuen Wesen, entdeckte ich ein kleine Zeichnung einer Kreatur aus einem nie gedrehten Ray Harryhausen Film. Das war der Grundstein. Nach dem Bau des Modells (ich nannte ihn Grombock) begann ich mit dem Drehbuch, daß parallel zu den Dreharbeiten geschrieben wurde. Das Modell wurde im Studio vor einer grünen Wand in Stop Motion bewegt.
Dabei wird das Modell minimal Stück für Stück bewegt. Nach jeder Veränderung wird ein Photo davon gemacht. Beim schnellen ablaufen dieser Einzelbilder verschmelzen sie optisch zu einer Bewegung. Wie beim Blue Screen Verfahren konnten wir mit grüner Rückwand im Studio die realen Szenen mit Darstellern , Häusern, Wäldern ,hinter den Monstern einblenden. Um unsere Schauspieler selbst in Photos (zb.der Höhlenausgang) oder vor  einem Modellhintergrund (mein selbstgebautes Schloß) auftauchen zu lassen, filmte ich uns vor einer gelben Hauswand. Das verwendete Movavi Green Screen Programm funktionierte auch gut mit Gelb. Außerdem fertigte ich Kombinationsbilder aus verschiedenen Szenen an. So wurde der Eingang der Burg mit Darstellern vor unserem Gartenschuppen gefilmt. Auch der Grombock und die Schlucht sind separat aufgenommen. So besteht diese Szene aus 4 verschiedenen Aufnahmen. Auch habe ich einmal unseren Hausbalkon mit 2 schreienden Bewohnern optisch an ein Hochhaus einkopiert. Am kompliziertesten war die Sequenz mit dem Dinosaurier am See und das Finale.

ChristaZauberspiegel: »Der Schrecken der Wolfsschlucht« ist in besten ein Geniestreich des Trash, aber auch quasi ein Familienprojekt. Stell doch einmal kurz Deine Mitstreiter vor.
Peter Neumann: Da ist zuerst mal mein Bruder Arno( 49). Er war nicht nur Schauspieler, sondern auch der digitale Supervisor. Er begleitete mich beim Schnitt und lehrte mich an in der Benutzung des digitalen Programms. Ohne seine Hilfe hätte ich es nicht geschafft! Er spielte Frank Ritter.
Dann hat auch netterweise meine Schwester Christa (60) mitgemacht, die auch gute Tipps hatte. Sie spielte die Sophie.
Ganz wichtig war auch mein alter Freund Michael Schneidereit (54), der den Zauberer gab. Er hat als Einziger Schauspielerfahrung, da er Mitglied einer Solinger Theatergruppe ist.
Und last but not least haben wir meinen Neffen Kai Winkler (38) der als Robert Seidel unseren Film bereichert hat.
Es war ein sehr kleines Team, so dass ich als Darsteller (Rolle: Kai Mertens), Kameramann und Regisseur gleichzeitig unterwegs war.

Zauberspiegel: Auch wenn ich keine Antwort bekomme, diese Frage muss sein. Wie hoch war das Gesamtbudget für den Film?
Peter Neumann: Das Budget betrug letztendlich circa 400 Euro inklusive Kamera (100Euro).

Der GrombockZauberspiegel: Du hast das Monster, das per Stopmotion der » Schrecken der Wolfsschlucht« wurde, selbst gebaut und animiert. Erzähl mal: Wie ging das?
Peter Neumann: Den Grundaufbau des Grombock fertigte ich aus einem Drahtskelett mit eingedrehten Holzknochen. Die Handknochen sowie der Schädel mit Unterkiefer plus Füße  waren aus Ton. Auf dieses Skelett wurde die endgültige Form des Monsters mit Plastilin modelliert. Auf diese äußere Form habe ich dann mit Schaumgummitupfern solange Latexmilch aufgetupft, bis es rundum die nötige Gummidicke hatte. Nach dem trocknen der Milch schnitt ich das Gummi vom Nacken des Monsters über den Rücken bis zum Schwanz auf(heißes Messer).Dann wurde die Gummihaut vorsichtig vom Plastilinrohling abgezogen während gleichzeitig die Knetmasse am Skelett entfernt wurde. Die leere Gummihaut habe ich danach umgestülpt, so daß Einzelheiten der Oberfläche (wie Warzen, Falten, kleine Rückenfinnen, die Ohren und das Gesicht), nun wieder klar auf der Außenseite zu sehen waren. Danach konnte ich endlich das Skelett durch den aufgeschnittenen Rücken wieder in die Haut einsetzen. Am Ende Stopfte ich das Modell mit Schaumgummistücken aus, fixierte die Rückennaht mit Nadeln und verschloß die Naht mit Gummimilch.
Die Bewegungen von Grombock, Dinosauriern und der menschlichen Puppe, wurden auf einer 120cm breiten Holzbühne, die von grüner Pappe umgeben war, in Szene gesetzt.

Zauberspiegel: Was steht als nächstes an? Wirst du wieder eine Arbeit für das 12. Phantastische Trashfilm Festival in Kassel beim Ralf einreichen? Kannst du schon etwas dazu sagen?
Peter Neumann: Ein neues Projekt ist lose geplant. Vielleicht wieder ein  Abenteuer der 3 Freunde. Aber zurzeit gibt es noch kein Drehbuch. Ob wir`s zum 12. Festival schaffen, steht noch nicht fest. Es wird sicher knapp. Aber wir machen auf jeden Fall weiter.

Zauberspiegel: Wenn da ein Zauberspiegelleser mitspielen möchte, was muss der Interessent mitbringen?
Peter Neumann: Sehr gerne, also die Leser sollten am besten in der Nähe wohnen und Zeit haben.
Außerdem sollten sie Spaß am Independent-Film haben. Wir würden uns sehr über Verstärkung freuen!(Auch hinter der Kamera).

Zauberspiegel: Besten Dank für das Interview …
Peter Neumann: Es war mir eine Freude!

Horst Hermann von Allwörden



Die Fragen für den Zauberspiegel stellte: Horst Hermann von Allwörden


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