Produktionstagebuch Toxic Lullaby - Mai 2009
Produktionstagebuch Toxic Lullaby
Mai 2009
Mai 2009
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18. Mai 2009
Wir starten heute mit einer weiteren Probe für den Endkampf in Francis. 17 Uhr gehts los und es kommen wieder einige Leute. Wir gehen alles noch mal durch und überlegen wie die Verfolgungsjagd für Freitag aussehen soll. Soweit so gut. Das klappt ziemlich gut. Udo hat alles im Griff und schafft mit seiner ruhigen Art eine angenehme Atmosphäre.
Wir drehen ab 19 Uhr die Szenen, in denen Eloise und die anderen des Jägertrupps in ihrer Unterkunft die weiteren Schritte planen. Eigentlich nicht sehr viel, nicht sehr anstrengend und 2 Stunden sollten reichen...
Kurz vor 0 Uhr sind wir dann fertig. So kann es gehen. Dann denkt man, ein kleiner Dialog, keine Action. Alle Positionen sind klar und wir alle sind aufeinander eingestellt und plötzlich geht nichts...
Was ist los? Wir drehen so ungefähr eine Stunde bis ich abbreche. Das ist mein siebter Tag im Tunnel, vielleicht liegt es an mir? Kleiner Tunnelkoller, oder so... Ich weiß es nicht und kann dummerweise auch nicht so genau sagen was mich stört. Also sprechen wir die Szenen einfach noch mal durch. Und es hilft. Wie schon erwähnt sind wir noch vor der Tageswende fertig. Yeah...
Heute geht es wieder früher los. 16 Uhr starten wir die ersten Szenen. Es sind viele Leute am Set, viele Darsteller. Es müssen einige Actionszenen und einige Dialoge gedreht werden. Wir starten mit einer improvisierten Szene, die schnell und gut im Kasten ist, dann geht es weiter in den Wagen hinein um Eloise heraus zu holen. Alles funktioniert und beim anschließenden Dialog auf dem Bahnsteig kommen wir gut voran und wir schaffen es wieder kurz vor Mitternacht fertig zu sein, prima.
Wir sind 54 Leute am Set und Andrea, Swantje, Sülke und Kathleen schminken die Schläfermassen. Anfangs hilft Eva noch mit, aber sie muss selbst geschminkt werden, also holen wir sie da raus. Unser zelt vor dem Eingang der Straßenbahntunnels lockt immer wieder Spaziergänger an, die ihre Hunde ausführen. Und unsere Freunde und Helfer von der Polizei. Immerhin befinden wir uns direkt unter dem Hauptpolizeigebäude in Kassel. Trotzdem wir Bescheid gegeben haben sehen sie doch immer mal wieder nach und fragen was wir da so machen. Erstaunlicher weise will nie jemand in den Tunnel hinein. Besser so, bei den ganzen abgetrennten Körperteilen die da so rumliegen.
Wir bereiten uns auf die Kampfssequenz vor, die wir heute drehen wollen und die Spannung steigt. Hort von Allwörden hat uns noch zwei Kisten mit animalischen Inhalten mitgebracht. Ein Haufen Rinderknochen und...Innerrein...
Die inneren Innereien haben einen etwas strengen Geruch an sich, so dass wir sie erst mal am Tunneleingang lagern. Also muss jeder, der in den Tunnel geht, oder heraus kommt, was davon. Die Gesichter sprechen Bände, aber zur Einstimmung für den folgenden Dreh ist es...ich mag es gar nicht aussprechen. Ich, jedenfalls, bleibe einfach im Tunnel und lasse meine Aufnahmeleitung hin und her rennen. Und Kevin macht das gut, bald stehen alle, voll motiviert am Set und die Spannung steigt. Noa und Yvo kümmern sich mit Evas
Unterstützung und unter Udos Leitung um die Schläfer und die Kampfchoreografien und dann gehts los. Ein Brüllen erfüllt die alte Hauptbahnhofhaltestelle und Andreas steht mit seinen 4 Leuten 40 Angreifern gegenüber. Und dann wird der Lärm unerträglich, alles mögliche und Körper fliegen durch die Gegend. Die Schreie der Verwundeten und sich im Todeskampf befindlichen Kolonisten lässt die Aufnahmenadel den roten Bereich sprengen. Ich schreie Danke und nachdem Udo und Kevin ebenfalls 4-5 mal Stop gebrüllt haben wird es langsam wieder ruhig im Tunnel. Als erstes ruf ich Ist jemand verletzt? - . Allgemeine Verneinung und zufriedene Gesichter überall. Udo spricht mit verschiedenen Leuten, wie es noch besser zu machen ist und wir drehen die Szenen noch einige male. Und das mit voller Zufriedenheit.
Die Schläferkomparsen sind äußerst diszipliniert und konzentriert. Der Dreh macht Riesenspaß und wir drehen noch einige Inserts. Dann beim 8. oder 9. mal fließt dann doch echtes Blut. Beim letzten Take erwischt unser Fleischer Horst den Schläfer Daniel mit dem Plastikhackebeil an der Stirn und nachdem ich Danke gerufen habe sitzt Daniel auf dem Boden und meint Ich glaube das ist echt -. Unsere Rettungssanitäterin Kathleen ist sofort da und reinigt die Wunde. Daniel wird von Swantje ins Krankenhaus gebracht und wir machen erst mal eine kurze Pause. Später kommen die zwei wieder und Daniels Platzwunde ist geklebt worden. Im Krankenhaus haben sie ein bisschen komisch gekuckt, sagt Swantje. Immerhin sah Daniele ziemlich blass und zerlumpt aus...ganz zu schweigen von den geschminkten Kratzern und Wunden im Gesicht. Sicherlich wussten die erst gar nicht wonach sie zuerst sehen sollten.
Wir gehen jetzt ans eingemachte und lassen die Blutpumpen sprechen...um 0 Uhr ist der Spuck dann vorbei und ich fahre zufrieden nach Hause.
Samstag, wir starten Vormittags. Die Fleischerraumszenen stehen auf dem Drehplan, doch begonnen wird mit dem Pfarrer in der Straßenbahn. Ludwig ist superkurzfristig eingesprungen und macht seine Sache gut. Wir haben die Szenen schnell im Kasten und bewegen uns nun nach oben. Horst von Allwörden warten unterdessen mit freiem Oberkörper und Zuckerrübensaft verklebter Fleischerschürze auf seinen Einsatz. Als zweites muss aber erst noch eine kurze Actionsequenz mit dem Schläfer Felix gedreht werden. Die Choreografie funktioniert einwandfrei und wir kriegen das super hin. Horst sitzt unterdessen im Zelt vor der Heizung, was aber auch nicht so viel bringt.
Wir drehen als nächstes Eloise, die den Raum findet und auch das klappt prima. Dann allerdings macht sich ein gewisser Tunnelkoller bemerkbar. Eine kleine Streiterei (ohne meine Beteiligung) um die Größe des Teams bei der folgenden Szene eskaliert und ich ziehe es vor, bevor ich auch noch ausraste, nach draußen zu gehen, um Luft zu schnappen. Kevin steht mir beratend zur Seite und nachdem ich dreimal ums Zelt gegangen bin gehe ich wieder rein und wir machen weiter.
Etwas ärgerlich das ganze, denn wenn ich frühzeitig angesprochen worden wäre, hätte es dieses kleine Intermezzo nicht nötig gehabt und die Stimmung hätte nicht diesen Tiefpunkt erreicht. Hauptleittragender: Horst von Allwörden. Denn so musste er noch eine Weile weiter frieren.
Dann geht es, ohne weitere Probleme, weiter. Swantje wird für ihre Schlachterszene vorbereitet. Sie gesellt sich zu Horst und friert mit ihm um die Wette.
Gegen 20 Uhr beschließen wir den Tag und ich habe abends Zeit, die Takes in Ruhe auf die Festplatte zu übertragen. Irgendwann tief in der Nacht bin ich fertig damit und sehr zufrieden mit dem Material.