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Von Rolf Torring zu Roberta Lee und David Johnson. Abenteuer im Heftroman

Abenteuer im HeftromanVon Torring zu Lee und Johnson
Abenteuer im Heftroman

Wenn man der Wiki Glauben schenkt, gab es im Heftroman ursprünglich nur zwei Themenkreise: Liebe und Abenteuer. Ersterer ist eher eine Domäne der Frauen, letzterer gehört eher den Männern. Demnach haben sich alle heutigen Genres (Science Fiction, Krimi, Horror und Western) der "Männerromane" aus dem Themenkreis Abenteuer herausgebildet. Was ist dann aber geblieben? Bei den im Netz stehenden Romanlisten hat es sich mittlerweile eingebürgert, alle Serien, die sich nicht in die gängigen Sparten einordnen lassen, unter Abenteuerromane aufzulisten.

 

Dazu gehören dann beispielsweise auch "Inferno", "Trucker-King" oder "Störtebecker". Der eigentliche Abenteuerroman ist dagegen in den letzten Jahrzehnten ein rechter Exot gewesen. Kelter ist momentan der einzige Verlag, der dieses Genre bedient. Und das auch erst seit kurzer Zeit, indem die nicht mehr veröffentlichten Taschenhefttitel von "Roberta Lee" und "David Johnson" als "Der Abenteuerroman" erscheinen.

Eine kleine Recherche im Netz zeigt aber, dass es durchaus Vorgänger gegeben hat.

Die Vorkriegszeit
So wird man beispielsweise schon die Werke von Karl May zum Abenteuerroman zählen dürfen. In der Vorkriegszeit gab es eine unglaubliche Zahl von Abenteuerserien und -reihen. Wobei "Abenteuer" damals noch recht großzügig ausgelegt worden ist. "Ralph Bergmann's Abenteuer", "Frank Faber's Abenteuer" oder "Peter Porr" gehören in diesen Kreis. Wichtiger und bekannter sind aber die beiden Serien "Sun Koh" und "Jan Mayen", beide von Paul A. Müller erdacht und geschrieben. Sie umfassten 150 bzw. 120 Romane und folgten einem roten Faden. Der jeweilige Held musste rund um den Globus Abenteuer bestehen und Puzzleteile einer untergegangenen Hochkultur bergen, um so letztlich seiner Bestimmung gerecht zu werden. Auch die erste Generation der Perry Rhodan-Autoren ließ sich seinerzeit von diesen Vorbildern inspirieren.

Es gab mit "Rolf Torring's Abenteuer" aber noch eine weitere Vorkriegsserie, die mehr oder weniger zum Prototyp der Abenteuerserie avancierte. Sie war als Einzelroman mit einem gemeinsamen Helden aufgebaut. Diese Serie brachte es auf stolze 445 Titel!  Auf der Trivialitasseite findet man folgende Charakterisierung:
"In Rolf Torring's Abenteuer erzählt Torrings Freund Hans Warren von den zahlreichen Abenteuern, die ihn zusammen mit Torring und ihrem schwarzen Begleiter Pongo in fast alle exotischen Gegenden der Welt führen. Der Erfolg der Serie führte dazu, dass der Verlag mit Jörn Farrow's U-Boot-Abenteuern 1932 eine ähnlich konzipierte Abenteuerromanheftreihe auf den Markt brachte. Gelegentlich führten die Autoren auch Begegnungen zwischen den Protagonisten der beiden Reihen herbei (vgl. z.B. die Titel Rolf Torring als Retter in der Farrow-Reihe oder Kapitän Farrow in der Torring-Reihe). Die malayische Inselwelt, Asien, Südamerika, Afrika und immer wieder Indien sind Schauplätze der vielfältigen Erlebnisse, die die Phantasie des oft wohl jugendlichen Publikums anregten und die auch heute noch mit Genuss zu lesen sind. Sie haben zwar indessen etwas Patina angesetzt und entsprechen nicht mehr dem breiten Geschmack - sie gehören aber zu den wichtigen Klassikern des deutschen Abenteuerromans in Heftform während des 20. Jahrhunderts."
hans warren's AbenteuerVon den Fünfzigern bis in die Achtziger
Die wohl erste Abenteuerserie der Nachkriegszeit erschien 1949/50 in bewusster Anlehnung an Rolf Torring. Es waren "Hans Warren's Abenteuer", die immerhin 66 Ausgaben erreichte.

Roklf Torring's AbenteuerAber auch Rolf Torring wurde nach dem Kriege neu aufgelegt und kam von 1950 bis 1961 mit 273 Titeln in den Handel. 1965 gab es sogar einen Kinofilm "Rolf Torring - Der Fluch des schwarzen Rubin". Auch "Jörn Farrow's U-Boot Abenteuer", die Schwesterserie aus der Vorkriegszeit,  erschien im gleichen Zeitraum mit immerhin 241 Romanen. Sun Koh und Jan Mayen erlebten ebenfalls Neuauflagen. Nur kurze Zeit war dagegen "Hanns Hart" beschieden. Mit dem Untertitel "Tollkühne Abenteuer eines deutschen Seemanns in aller Welt" wurden 1951 lediglich 20 Romane veröffentlicht.
"Es geht um das Schicksal einer deutschen U-Bootbesatzung!
Hanns Hart, der ehemalige deutsche U-Bootoffizier bahnt sich seinen unbeirrbaren Weg von den fieberverseuchten Dschungeln der Tropen bis hinauf zu den eisigen, sturmgepeitschten Schneebergen Alaskas, von der märchenhaften Stille der Südsee in die lärmenden Gefahren aller Großstädte, ständig im Kampf mit den Verbrechern dreier Kontinente zur Rettung von 72 Kameraden.
"
Hanns Hart erlebte aber ab 1954 eine Auferstehung im Leihbuch und fand danach als Nachdruck auch wieder den Weg in verschiedene Heftreihen. Deutlich schlimmer erging es "Peter Palm's Abenteuer" 1951. Ganze 9 Romane kamen auf den Markt. Die Reihe "Kelter Abenteuerroman" brachte es 1956/57 auf etwa 40 Hefte.
 
Bastei AbenteuerrromanZwischen 1960 und 1964 erschien dann der "Bastei Abenteuerroman". Abgeschlossene Einzelromane, die in Afrika, Südamerika oder an anderen exotischen Plätzen spielen. Immerhin kam man auf 196 Romane. Im Untertitel hieß es "Männer im Banne der weiten Welt". Grusel, Grüfte, Groschenhefte schreibt dazu:
"Action-, Abenteuer- und teilweise krimiähnliche Romane. Die Reihe spielt hauptsächlich in der Gegenwart oder jüngsten Vergangenheit (bezogen auf das Veröffentlichungsdatum). Es fehlt zwar an einem durchgängigen Helden, aber es finden sich mehr oder weniger umfangreiche Sub-Serien wie z. B. um Jonny Kent oder William Stone. Es wurde, wie es sich für Abenteuer-Romane gehört, hauptsächlich auf exotische Schauplätze gesetzt.
Etliche der Romane sind (wahrscheinliche gekürzte) Neuauflagen alter Leihbuchtexte. "
Abenteuer zwischen Rio und ShangahiEs gab wohl mindenstens fünf dieser Subserien. Johnny Kent (17) und Billy Burton (11) waren die umfangreichsten davon. Angesichts des immer wichtiger werdenden Mediums Fernsehen, das damals noch keine Farbe kannte, ersetzte man übrigens die ursprünglich farbig gehaltenen Titelbilder bald durch Schwarz-Weiß-Fotos. Trotzdem kam 1964 das Aus. Und damit praktisch auch das Ende für den "klassischen" Abenteuerroman.

Denn danach kam eine ganze Reihe von Jahren erst mal nichts mehr an den Kiosk. Es blieb allerdings dem Kelter-Verlag beschieden, mit einer Nachdruckreihe den Schlusspunkt zu setzen. In den achtziger Jahren brachte man "Abenteuer zwischen Rio und Shanghai".

In den Jahren 1983/84 erschienen 24 Bände, bei denen es sich aber größtenteils um alte Titel aus Basteis Abenteuerroman gehandelt hat. Anscheinend wurden jedoch auch Titel aus Callgirl 2000 und Rolf Hermes Bücher nachgedruckt. (Romanhefte-info.de)

Indfiana Jones und der Tempel des TodesIndiana Jones
Tja, und dann kam Indiana Jones in die Kinos. In den achtziger Jahren konnten die Zuschauer drei Filme sehen. "Jäger des verlorenen Schatzes" (1981), "Indiana Jones und die Tempel des Todes" (1984) und "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" (1989).

Wiki liefert folgende Beschreibung des Helden:
"Demnach wurde Indiana Jones, in der Kurzform auch Indy oder Jones, unter dem bürgerlichen Namen Henry Walton Jones, jr. am 1. Juli 1899 in Princeton, New Jersey geboren. Der im Juni 1922 an der Universität von Chicago promovierte Archäologe arbeitet nicht nur als ruhiger Wissenschaftler an einer Universität und als Professor an einem College, sondern reist als Abenteurer um die Welt. Er beschäftigt sich mit religiösen und okkulten Phänomenen und sucht nach legendären Reliquien. Im ersten Film sucht er die Bundeslade, im zweiten Abenteuer kommt er in einen Tempel der Göttin Kali und sucht die Sankara-Steine, im dritten Teil findet er den Heiligen Gral, und im vierten Film geht es um einen Kristallschädel der Maya.
Hohlbeins Indiana JonesEs blieb aber nicht bei den Filmen. Zu Indiana Jones entstanden auch PC-Spiele und es gab jede Menge Buchtitel. Allein Altmeister Wolfgang Hohlbein veröffentlichte zwischen 1990 und 1994 acht Romane bei Goldmann. 1992 gab es dann die Fernsehserie "Die Abenteuer des jungen Indiana Jones". Durch Indiana Jones wurde der typische Abenteurer also zum Archäologen. Das schlug sich auch in den folgenden Heftserien nieder.

Ron KellyUnd schon in den Achtzigern, in der Folge der ersten Jones-Filme, kombinierte Jürgen Grasmück aka Dan Shocker mit "Ron Kelly" Indiana Jones mit seiner eigenen Erfolgsformel, die er mit Macabros erprobt hatte. Zunächst als reines Hörspiel geplant, erschienen 22 Romane bei Zauberkreis, einer als Larry Brent-Roman und ein weiterer im Club-Letter des Dan Shocker's Fantastik Club. Der Serie war kein übermäßiger Erfolg berschieden.  

Und passend zur oben erwähnten Fernsehserie gab es in den Neunzigern wieder "echte" Abenteuerromane. "Die Abenteurer" erschien bei Bastei. Konzipiert von Hubert Haensel alias Rolf H. Simon gab es 1993/94 immerhin 38 Bände.  Der Untertitel lautete "Auf der Suche nach den letzten Rätseln der Erde". Ingo Löchel beschrieb die Serie im Zauberspiegel so:
"Die Heftromanserie bot zudem eine perfekte Mischung aus Abenteuer, Krimi, Thriller, Fantasy als auch Science Fiction. Aber auch der Horror kam im Verlauf der Serie nicht zu kurz, so dass im Grunde für jeden Leser etwas dabei war. Was ebenfalls ein positiver Aspekt „DER ABENTEURER“ war."
Die AbenteurerHauptpersonen waren ein Archäologe und eine Anthropologin. Das Ganze bestand nicht aus Einzelromanen, sondern war zyklisch aufgebaut. Noch in den neunziger Jahren gab es eine Neuauflage im Taschenbuch, wo auch der letzte Zyklus zu einem Abschluss gebracht wurde. Nach der Jahrtausendwende erschienen dann beim Zaubermond-Verlag noch einige neue Abenteuer als Hardcover. An dieser Serie zeigte sich der Trend weg vom Heft ins Taschenbuch bzw. ins Soft- und Hardcover. Dort tummelten sich dann auch die nächsten Abenteuerserien.

Abenteuerlich und ein wenig an Indiana Jones orientiert scheint  "T.N.T. Smith", Untertitel  "Der Jäger der Unsterblichen", eine Serie, die Ronald M. Hahn Ende der neunziger Jahre schrieb. Sie spielt wie die Kinofilme in den dreißiger und vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts und die Helden müssen sich rund um den Globus mit Nazi-Gegnern herumschlagen. Von den zwölf Buchtiteln erschienen allerdings zunächst nur 7 im Blitz-Verlag, erst Jahre später brachte die Romantruhe dann eine Neuauflage und die fehlenden Titel. Der Held der Serie ist allerdings kein Archäologe, sondern ein Journalist. Hier mal die Ankündigung für Band 6 bei Romantruhe:
"1940: Im brodelnd-heißen Hexenkessel Bagdad lernt der Journalist T.N.T. Smith Cassandra kennen, die Tochter des Geschäftsführers einer Scheinfirma der Unsterblichen-Clique. Nazi-Agenten belauern Smith und Cassandra, während das Paar Licht in die dunkle Vergangenheit ihres Vaters Helmuth von Arret zu bringen versucht. Im Laufe der Nachforschungen geraten sie in die Katakomben eines geheimnisvollen Tempels, der nicht nur alte Archive birgt ..."
(Romantruhe)
Und auch David Johnson  darf man wohl zu den Epigonen von Indiana Jones zählen. Als Universitätsdozent und Abenteurer war er zunächst auch im Taschenheft unterwegs, bevor er jetzt im Abenteuerroman im Heft landete.

Lara CroftLara Croft/Tombraider
Den nächsten Einschnitt setzten dann die Computerspiele. 1996 wurde das erste PC-Spiel um Lara Croft veröffentlicht. Seitdem verging kaum ein Jahr, in dem keine Fortsetzung auf den Markt kam. Diese Heldin dürfen wir uns so vorstellen:
"Lara Croft wohnt alleinstehend auf ihrem schlossähnlichen Landsitz in England. Offiziell arbeitet sie als Fotojournalistin, aber in Wirklichkeit ist sie eine Grabjägerin und immer auf der Suche nach neuen unentdeckten Schätzen der Vergangenheit. In ihrem Haus mit 83 Räumen trainiert die ebenso attraktive wie mutige Abenteurerin für ihre gefährlichen Einsätze, indem sie gegen einen ferngesteuerten Roboter namens Simon kämpft. Dieser wurde vom Computerfreak Bryce entwickelt."
2001 schaffte sie es sogar auf die Kinoleinwand. In den Computerspielen gab es zwar im Gegensatz zu den reinen Egoshootern durchaus eine Hintergrundgeschichte und bisweilen waren auch ein paar Rätsel eingebaut, aber im Grunde ging es doch hauptsächlich darum zu rennen, zu schießen, zu springen. Lara Croft wurde das Abziehbild für alle folgenden weiblichen Abenteuerinnen. Und deren gab es einige.

Relic HunterSo entstand 1999 - 2002 z. B. eine Fernsehproduktion "Relic Hunter" (= Die Schatzjägerin), die eine ähnliche Thematik aufweist.
"Geschichtsprofessorin Sydney Fox (Tia Carrere) und ihr Assistent Nigel (Christien Anholt) jagen auf der ganzen Welt historischen Artefakten hinterher. Dabei geraten sie oft mit rivalisierenden Schatzjägern aneinander."
Doch zurück zum gedruckten Wort. Eine Abenteuerserie in Buchform ist schließlich auch noch "Die Schatzjägerin", die bei Romantruhe erscheint. Die ursprüngliche Hauptfigur, die Ägyptologin Jacqueline Berger, wurde allerdings einer anderen Serie des Autors entnommen.
"Fremde Länder, längst versunkene Kulturen und Schurken, die der Heldin nach dem Leben trachten. Die Jagd nach Artefakten wird für Jaqueline Berger zu einer Schnitzeljagd, denn jeder Fund bringt sie einem gigantischen Geheimnis näher. Doch sie jagt nicht alleine den Altertümern nach. Auch andere wollen das Rätsel lösen, und ihnen ist ebenso jedes Mittel recht wie jenen, die Jaquelines Erfolg um jeden Preis vereiteln wollen."
Nach sieben Bänden wurde die Hauptperson dann von Patricia Cameron, einer ehemaligen Offizierin und Pilotin, abgelöst.

In diese Reihe starker Frauen fügt sich auch Roberta Lee, die ja zunächst ebenfalls als Taschenheft auf den Markt gebracht wurden, bevor sie in der Heftreihe "Der Abenteuerroman" landeten.

Fazit
In den dreißiger Jahren waren die Abenteueromane ein wichtiger Bestandteil der Heftszene. In der  Nachkriegszeit wurde versucht, daran anzuknüpfen und viele alte Serien erschienen in Neuauflage. Doch dann kam die Krise. Der exotische Abenteuerroman verschwand von der Bildfläche. Abenteuer fanden jetzt im Weltraum statt und später im Kampf gegen das Böse. Erst mit dem Kino-Erfolg von Indiana Jones wurde das Genre wieder hoffähig. Doch der Versuch, mit alten Titeln auf der Welle einzusteigen scheiterte bei Kelters "Abenteuer von Rio bis Shanghai". Zu sehr unterschieden sich die alten Muster von der Kinoabenteuerwelt. Basteis "Die Abenteurer" und die anderen Nachfolgeserien orientierten sich an Film und Fernsehen. Und nach Lara Croft ging der Trend zu "harten Frauen", die kämpfen, rennen und schießen. Roberta Lee darf man getrost dazuzählen, während David Johnson eher locker an Indiana Jones orientiert ist. Eins wird dabei wieder deutlich: Waren bis in die sechziger Jahre die Romanhefte oftmals Vorbild für Filme und Fernsehserien, so hat sich das spätestens in den Achtzigern radikal geändert. Seitdem orientieren sich die Heftromane an Vorbildern aus Kino, Fernsehen und neuerdings auch dem PC-Bereich. Ein deutlicher Beleg für den eingetretenen Bedeutungsverlust. Der Heftroman ist kein Mainstream und Trendsetter mehr, sondern nur noch Nische. Und was ist mit dem Abenteuergenre? In den Zeiten des Internets und Google Streetview gibt es nur noch wenige unbekannte Ecken auf der Welt. Das Abenteuer heute spielt sich in Fantasywelten oder im Weltraum ab. Informationen über unbekannte Länder und Kulturen sind im Heftroman nicht mehr gefragt. Humor und Action bestimmen heute alle Genres. In diesem Sinne: Warten wir's ab!

 

Kommentare  

#1 Laurin 2011-03-31 10:50
Upps...."DIE SCHATZJÄGERIN" von Arentzen erscheint in der Romantruhe und nicht bei Zaubermond. ;-)

Harantor sagt: Hatte ich doch schon mal geändert. Nun ja... Jetzt stimmt's
#2 Lefti 2011-03-31 21:58
Zitat:
In den dreißiger Jahren waren die Abenteueromane ein wichtiger Bestandteil der Heftszene. In der Nachkriegszeit wurde versucht, daran anzuknüpfen und viele alte Serien erschienen in Neuauflage. Doch dann kam die Krise. Der exotische Abenteuerroman verschwand von der Bildfläche.
Das liegt wohl auch daran, daß in den 1930er Jahren eben keine/kaum Fernseher verbreitet waren und so gesehen gab es auch keine so große visioelle Informationsflut. Da waren ferne Länder für den Ottonormalverbraucher noch echt exotisch und ganz weit, weit weg. Eben ferne Länder. Unbekannte Länder! Die Berufe des Seefahreres, des Matrosen und Expeditionsteilnehmers standen damals noch für echtes, unbekanntes und gefährliches Abenteuer.
Nach dem II. WW Krieg wurde die Welt kleiner und die Länder rückten näher zusammen und die Wissenschaft erforschte den Weltraum. So fanden die Abenteuer im Weltraum statt. - Um das jetzt mal ganz grob zu pauschalisieren.

Tja, und dann kam das Phänomen Indiana Jones. Der war so gut, da gab es einfach nichts besseres in diesem Genre. Egal, ob im Film oder auf Papier. Nichts konnte ihm das Wasser reichen. Erst Jurassic Park und dann Die Mumie mit Fraser Brandon ;-) kamen da heran. Und dann kamen die Piraten der Karibik.
Aber in allen drei Film-Serien spielt die Phantastik/Fantasy ein tragende Rolle! Ohne diese Phantastik wäre keiner der Filme so erfolgreich geworden.

Zitat:
Und was ist mit dem Abenteuergenre? In den Zeiten des Internets und Google Streetview gibt es nur noch wenige unbekannte Ecken auf der Welt. Das Abenteuer heute spielt sich in Fantasywelten oder im Weltraum ab.
Eigentlich schon seit den 80er Jahren. Die Welt ist weitestgehend bekannt, erforscht und komplizierter und deswegen auch uninteressanter geworden. Dazu kommt die Zerstörung der Natur. Man hat eine andere Weltsicht und Wertigkeit, daher wird auf einfachere, exotische Fantasywelten ausgewischen. Richtige SF kann man doch eigentlich an einer Hand abzählen. SF mit ihrer ganzen Technik ist doch viel zu kompliziert... :-*

Zitat:
Informationen über unbekannte Länder und Kulturen sind im Heftroman nicht mehr gefragt.
Welche Informationen über welche unbekannten Länder? Wie gesagt, da muß man schon auf Fantasy- und Alternativwelten ausweichen.

Natürlich ist mein Statement nur ganz grob pauschalisiert! Es gibt noch unzählige andere Gründe, warum Fantasy und Phantastik (wenn jemand dazwischen einen Unterschied macht) der normalen Abenteuergeschichte vorzuziehen sind.
Ein wesendlicher Bestandteil wird wohl auch der Reiz sein, daß Schriftsteller sich ihre eigene Welt erdenken können.
#3 Hermes 2011-04-01 01:08
@ Lefti

Schöner Kommentar. gute Zusammenfassung! Kann Dir in fast allen Dingen nur zustimmen!
Nur mit den unbekannten Ländern und Kulturen möchte ich ein wenig widersprechen. Was weist Du über Nepal oder Bhutan? Wie ist es mit den alten vorkolonialen Kulturen in Schwarzafrika? Wie steht es mit Baal-Kult in der Antike? Das wären alles ganz gute Hintergründe für interessante Abenteuergeschichten. Aber es stimmt schon, so einfach wie in den dreissiger Jahren ist es nicht mehr.
#4 Mikail_the_Bard 2011-04-01 21:02
Ralf Torring und Farrow waren die Lieblingsromane meines Physiklehrers (der war sogar Professor Dr.Dr.) auf dem BBZ Ende 1980er Anfang 1990er.
Der kam richtig ins Schwärmen. (daher konnte ich auch ruhig noch die letzte Seite Larry Brent/Macabros lesen wenn er zum Unterricht rein kam. :-)
Diese Romane sind bestimmt heute noch - wenn auch verstaub und mit "Vaterland Hurra!" und "der weiße Mann ist übelegen" angehaucht - spannend zu lesen.

[War noch nicht fertig, aber meine Schicht war zu ende... nun von zu Hause weiter! :) ]

Vielleicht werden die ja mal neu als Weltbild-Sammler-Edition aufgelegt.
Was mich jetzt etwas beschäftigt, wenn man heute so einen Roman aus dieser Zeit schreibt wirkt dieser dann nicht wie eine Parodie?
#5 Lefti 2011-04-01 23:44
@ Hermes:

Ja, ja, ja, ja! Ja, ja, ja, ja! War mir schon klar, daß irgendjemand hier das gute alte Napalm... äh... Nepal aus dem Hut hervorzaubert. :sigh:
Also, ich weiß drei Dinge über Nepal:
1.) Die Hauptstadt Kathmandu hat kein fließend, warmes Wasser
2.) In Nepal, genauer im Himalaya liegt der sagenumwobene Ort Shangrila
3.) Und es gibt dort den Yeti.

Und... upps... da haben wir schon wieder zwei phantastische Elemente.
Und... Oh Gott-o-gott, jetzt bringe ich ja alles total durcheinander: Shangrila liegt natürlich in Tibet und nicht in Nepal. Und Bhutan ist da auch irgendwo. Ist ja auch völlig egal, liegt ja alles dicht beieinander. :-*
Auch der Baal-Kult mußte schon oft genug in phantastischen Medien seinen Kopf hinhalten. Ihm wurden phantastische Dinge angedichtet.
Mir fällt diesbezgl. gerade die DC Comic-Serie Warlord ein, die im Innern unserer Erde angesiedelt ist und das Konzept der Hollow Earth, der Hohlwelt, aufgreift. Letztes Jahr wurde diese Serie bei uns als HC neu aufgelegt. Leider nur in s/w. In dieser Welt, in der es niemals dunkel wird, da der Erdkern als unveränderliche Sonne im Zentrum steht, fanden der Baal-Kult, als auch Shangrila Verwendung.
Meiner Meinung nach eine der besten Comic-Serien überhaupt, zumal Mike Grell die Serie gezeichnet hat.

Auch in Basteis Die Abenteurer spielt Atlantis eine Rolle. Wieder ein phantastisches Element.

Aber wie gesagt, ich meinte meine Äußerungen nur ganz grob pauschal, denn so ohne Weiteres sind diese ja auch nicht so ganz haltbar, bzw. Uwes Aussage: Zitat:
In der Nachkriegszeit ... kam die Krise. Der exotische Abenteuerroman verschwand von der Bildfläche. Abenteuer fanden jetzt im Weltraum statt und später im Kampf gegen das Böse.
- Schon seit Jules Verne enthält der Abenteuer-Roman phantastische Elemente.
- Grusel- und Schauergeschichten sind seit dem viktorianischen Zeitalter gefragt und nicht erst seit John Sinclair.
- Grusel-, Fantasy-, Phantastik- und SF-Stories sind seit den 1930er Jahren in Film und auf Papier angesagt: Oberbegriff PULP. Mir fällt gerade King Kong von 1933 ein. So gesehen ein Abenteuerfilm, aber wieder mit exotischen, bzw. phantastischen Elementen. Oder Flash Gordon. SF/Fantasy aus den 1930er.

In den 70er Jahren gab es im ZDF den Abenteuerfilm. Die meisten Filme waren entweder phantastisch oder historisch. Mir fallen gerade Prinz Eisenherz und Sindbad ein. Geht Sindbad heute als Abenteuer- oder Fantasy-Film durch?
Aber ich glaube, das driftet jetzt zu weit vom normalen Abenteuer-Roman ab.
Mein Fazit: phantastische Elemente sind fester Bestandteil des klassischen Abenteuer-Genres. Tauchen zwar nicht in jedem Film oder Roman auf, gehören jedoch zum Genre dazu.
Es lebe der PULP. :roll:

@ Mikail_the_Bard:

Ralf Torring und Farrow würden mich auch interessieren. Vor allem, ob sich heute der Schreibstil zu damals so gravierend geändert hat. Wie wäre es mal mit einer Artikelserie hier im Zauberspiegel? :-)


So, jetzt muß ich schließen. Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen läuft gerade im TV. Welchem Genre kann man diesen Film zuordnen? Abenteuer, Phantastik, Pulp oder Klamauk? ;-)
#6 Mikail_the_Bard 2011-04-03 00:38
zitiere Lefti:
@ Mikail_the_Bard: Ralf Torring und Farrow würden mich auch interessieren. Vor allem, ob sich heute der Schreibstil zu damals so garvierend geändert hat. Wie wäre es mal mit einer Artikelserie hier im Zauberspiegel? :-)


Hab mal gegoogelt: Es gibt Nachdrucke und sogar eBooks zum kostenpflichtigen download. Aber diese Nachdrucke sind sau teuer... und manchmal nur noch in Buckform (als Komplettserie) erhältlich - teilweise mehr als 300 EUR. :-(
Und bei eBay steigern.. kann in die Hose gehen.
Ach ja, nach dem Krieg gab es dann noch ein paar Romane von Rolf Torring und Konsorten, und manche TiBi waren von Johnny Bruck (ja der von PR!)
#7 Thomas Ostwald 2014-08-28 09:48
zitiere Mikail_the_Bard:
Ralf Torring und Farrow waren die Lieblingsromane meines Physiklehrers (der war sogar Professor Dr.Dr.) auf dem BBZ Ende 1980er Anfang 1990er.
Der kam richtig ins Schwärmen. (daher konnte ich auch ruhig noch die letzte Seite Larry Brent/Macabros lesen wenn er zum Unterricht rein kam. :-)
Diese Romane sind bestimmt heute noch - wenn auch verstaub und mit "Vaterland Hurra!" und "der weiße Mann ist übelegen" angehaucht - spannend zu lesen.

[War noch nicht fertig, aber meine Schicht war zu ende... nun von zu Hause weiter! :) ]

Vielleicht werden die ja mal neu als Weltbild-Sammler-Edition aufgelegt.
Was mich jetzt etwas beschäftigt, wenn man heute so einen Roman aus dieser Zeit schreibt wirkt dieser dann nicht wie eine Parodie?

Hallo - als "Nachschreiber" der Serie Rolf Torring's Abenteuer wollte ich mich mal dazu melden, den Beitrag habe ich erst heute entdeckt. Ich habe in den 80ger Jahren aus Leidenschaft und Spaß an den Abenteuern die Serie fortgeschrieben und sie in diesem Jahr zum 30jährigen Jubiläum meiner damaligen Fortsetzung wieder aufgenommen. Bislang sind weitere 11 Bände erschienen, pro Monat kann ich derzeit 2-3 neue Abenteuer herausgeben. Wie ein Parodienschreiber komme ich mir dabei nicht vor - ich finde es höchst interessant, mit dem heutigen Wissen eine Serie aus den 30ger Jahren fortzusetzen.... und in einer kleinen Sammlerauflage zu publizieren.
#8 Mikail_the_Bard 2014-08-28 15:01
zitiere Thomas Ostwald:
Wie ein Parodienschreiber komme ich mir dabei nicht vor - ich finde es höchst interessant, mit dem heutigen Wissen eine Serie aus den 30ger Jahren fortzusetzen.... und in einer kleinen Sammlerauflage zu publizieren.


Danke für die Antwort, Thomas Ostwald. Ich verfolge die Einträge in der Heftromangruppe bei Facebook regelmäßig und habe schon die Rolf Torring Abenteuer dort bemerkt.
Die Frage mit der "Parodie" kam bei mir auf, weil ich mir schwer vorstellen kann im Stil der 1930er zu schreiben, denn der Wissensstand (Geschichte, Länder, Völker etc) ist ja heute ganz anders.
Diese Frage wurde mir ja jetzt beantwortet. :)

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